Elac Linie 180 – 5.1-Set für 6.150 Euro
Dank des raffinierten Jet-Hochtöners und bewährter Technik erzielt der Kieler Boxenbauer Elac mit der neuen Linie 180 spritzigen wie temperamentvollen Klang.
Gut 6.000 Euro kostet Elacs 5.1-Boxenset Linie 180. Nicht gerade wenig, doch bei der deutschen Lautsprecherschmiede gehört es damit nicht in die Ober-, sondern in die Mittelklasse. Die Boxenbauer aus Kiel haben sich dank des hervorragenden Klangs und der ausgefeilten Technik ihrer Produkte weltweit einen guten Ruf erarbeitet. Eines ihrer technischen Prunkstücke ist der sogenannte Jet-Hochtöner, der nach einem besonderen Prinzip verfährt (siehe Zusatzinfo nächste Seite). Er kommt bei allen fünf Boxen der Linie 180 zum Einsatz.
Verarbeitung und Technik
"Reduced to the Max" – so bewirbt Elac die Linie 180 und meint damit, dass man bei diesem Set allen unnötigen Schnickschnack weggelassen habe. Leider wurde auch die Verarbeitungsqualität reduziert. Zwar präsentieren sich die Schallwände der fünf Boxen mit einer schicken, hochglänzend lackierten Oberfläche, doch der Korpus dahinter ist nur mit einer Holzimitat-Folie aus Kunststoff beschichtet.
In Sachen Technik sparte Elac nicht. Den Tief- und Mitteltonbereich übernehmen Chassis mit einer stabilen Sandwichmembran, die innen aus Papier und außen aus Aluminium besteht. Je drei Tieftöner mit einem Durchmesser von 17,5 Zentimetern sitzen in der Box vom Typ FS 189, die als Front- und Surround-Lautsprecher zum Einsatz kommt. Ihre Mitteltöner und die beiden Basschassis des Centers sind 14 Zentimeter groß. Das Center-Gehäuse führten die Elac-Entwickler geschlossen aus; zudem gestalteten sie die Box so flach, dass sie sich problemlos unter einem Plasma- oder LCD-Fernseher an der Wand anbringen lässt. Da diese Art der Montage in der Regel verstärkte Reflexionen von Fernseher und Rückwand mit sich bringt, besitzt der Center eine entsprechende Entzerrung, die sich über einen Schalter im Anschlussterminal aktivieren lässt.
Ungewöhnlich, aber gut: Elac verwendet auch bei
diesem Set in allen fünf Boxen Jet-Hochtöner, die nach dem "Air Motion Transfer"-Prinzip arbeiten.
Die Front- und Surroundbox FS 189 besitzt ein Bassreflex-Gehäuse mit zwei Öffnungen. Eine davon sitzt im Gehäuseboden und strahlt auf die Sockelplatte ab, die zweite befindet sich auf der Rückseite und ist ab Werk mit einem stabilen Pfropfen aus Schaumstoff verschlossen. Bei freier Aufstellung ohne Bass-Unterstützung durch die Rückwand oder in Räumen, die tiefe Frequenzen stark absorbieren, kann es sinnvoll sein, diesen Verschluss zu entfernen, denn das erhöht merklich den Basspegel und kann so die Verluste durch Raum und Aufstellung wieder ausgleichen. Um die hohen Töne kümmert sich der bereits erwähnte und bewährte Jet-Hochtöner, dessen Membran wie eine Ziehharmonika geformt ist und sich auch so bewegt.
Das Chassis des Subwoofers SUB 211 D misst 25 Zentimeter. Es sitzt auf der Frontseite und wird von einer mit 30 Zentimetern sogar noch etwas größeren Passivmembran im Gehäuseboden unterstützt. Diese Membran reagiert mit sauber abgestimmten Schwingungen auf die tieffrequenten Schallanteile, die das Frontchassis ins Innere des Gehäuses abstrahlt, und macht sie zusätzlich hörbar. Für den nötigen Antrieb sorgt eine digitale Endstufe mit 250 Watt Impulsleistung.
Unpraktisch: Das Display des Elac-Subwoofers sitzt auf der Oberseite.
Stellt man den Sub per Fernbedienung vom Hörplatz aus ein,
muss man das blind tun, weil man die Anzeige nicht sehen kann.
Tonqualität Surround
Im Messlabor bringt der Subwoofer ordentliche 103 Dezibel Schalldruck und zeigt mit seiner unteren Grenzfrequenz von 36 Hertz einen durchschnittlichen Tiefgang. Die Frequenzgänge der Front/Surroundbox und des Centers fallen ausnehmend
linear aus. Die Bassanhebung der Front/Surroundbox liegt noch nicht im kritischen Bereich und macht sich daher im Hörtest nicht bemerkbar.
Im Gegenteil, Elacs Kombi spielt eher etwas schlank und tendenziell präsent auf, ohne sich dabei unangenehm aufzudrängen. Bei Gandalfs Einzug ins Auenland zu Beginn der "Der Herr der Ringe"-Trilogie wähnten sich die Tester fast im Wald, so überzeugend untermalt der Klang die Szene mit glaubwürdigen und luftig dargebrachten Details und einer äußerst angenehm einhüllenden Räumlichkeit.
Im Mitteltonbereich sind beim Elac-Center unter größeren Winkeln Einbrüche zu
vermelden, was die Sprachverständlichkeit auf seitlichen Sitzplätzen
verschlechtern kann.
Der Center glänzt mit sehr guter Sprachverständlichkeit. Wenn es später zur Sache geht, etwa vor dem Tor von Minas Morgul, überzeugt das Set selbst bei hohen Pegeln mit ansatzlosen Impulsen und viel Temperament. Auch der Subwoofer fügte sich hier nahtlos ein. Das gelingt ihm bei Mehrkanal-Musik genauso problemlos. Die Bassdrum von Omar Hakim in "Listen Up!" knallt nach beherztem Dreh am Lautstärkeregler schön trocken und impulsiv in den Hörraum, der Rest des Elac-Ensembles beweist ebenfalls große Spielfreude. Beides lässt sich auch mit dem Stück "Away From the Sun" der Gruppe 3 Doors Down nachvollziehen. Hier macht sich aber eine leichte Vorliebe des Elac-Sets für den Präsenz- und Hochtonbereich bemerkbar. Zwar tönen die Hardrocker keineswegs dünn, aber insgesamt doch etwas zu analytisch.
Die Schallwand ist hochglänzend schwarz, die folienbeschichteten
Korpusse des Linie 180-Sets gibt es in den Dekoren Esche Schwarz und Kirsch.
Tonqualität Stereo
Im Stereo-Betrieb, etwa mit "Jazz at the Pawnshop", sortieren die Elacs das Klanggeschehen ebenfalls fein säuberlich auseinander und bleiben dabei luftig und angenehm. Stimmen wie die von Constanze Friend auf "Crystal" von Friend ’n Fellow oder Michael Ruff bei "Speaking in Melodies" lassen die Lautsprecher sehr deutlich und pointiert erklingen, allerdings mit etwas wenig Volumen. Überzeugend gelingt hingegen die Räumlichkeit, Stimmen und Instrumente stehen präzise gestaffelt im Raum.
Bei Wandmontage des Centers lässt sich eine Entzerrung einschalten (oben). Die Terminals sind vergoldet und passen auch für dickere Kabel.
Zusatzinfo: Air Motion Transformer
In den sechziger Jahren erdachte der in die USA ausgewanderte deutsche Physiker Oskar Heil ein neues Lautsprecher-Prinzip, das er "Air Motion Transformer" nannte. Dabei wird eine mit Leiterbahnen versehene Kunststoff-Folie wie eine Ziehharmonika gefaltet und in ein starkes Magnetfeld gebracht. Sobald ein Wechselstrom, also beispielsweise ein Musiksignal, die Leiterbahnen durchfließt, bewegen sich die Membranfalten vergleichsweise langsam gegeneinander, quetschen dabei aber die Luft mit viel höherer Geschwindigkeit zwischen sich heraus. Durch diese Geschwindigkeitstransformation erreicht ein solcher Lautsprecher einen sehr hohen Wirkungsgrad und eine hervorragende Impulswiedergabe und Dynamik.
Elac ist einer der wenigen Hersteller weltweit, der die Entwicklung des mittlerweile verstorbenen Oskar Heil einsetzt, und zwar im so genannten Jet-Hochtöner. Das hier getestete Lautsprecher-Set beweist ein weiteres Mal, dass dieses Prinzip hervorragend funktioniert.
Das Herz des Jet-Hochtöners von Elac ist die mit vielen präzisen Falten
versehene Schwingeinheit aus gelbbrauner Folie. Sie funktioniert
nach dem "Air Motion Transformer"-Prinzip.
Fazit
Egal ob krawalliger 5.1-Mehrkanal-Mix oder audiophile Stereo-Abmischung – äußerst temperamentvoll, spritzig und mit feiner Auflösung spielt das neue Linie 180-Set von Elac auf. Mit diesem Klangcharakter läuft es gerade in gut gedämpften Räumen mit vielen Teppichen und Vorhängen zur tonalen Hochform auf. Die Verarbeitungsqualität erreicht allerdings nicht ganz das Niveau, das wir sonst von Sets des Kieler Boxenbauers gewohnt sind.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Elac Linie 180 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 6150 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2010 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.