Saxxtec Curvedsound-Set (Test)

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Ein richtig gut klingendes 5.1-Boxenset für unter 1.000 Euro will Saxx mit seiner neuen curved-Sound-Reihe offerieren. Kann diese Rechnung aufgehen?

Der dreistellige Preisbereich ist bei Heimkino- Setups die Domäne von Soundbars, wo Front-, Center- und Rear-Kanäle in einer Box untergebracht sind. Trotz digitaler Raumklang-Simulationen kann die räumliche Wiedergabe nicht mit der eines 5.1-Boxen sets konkurrieren. Und dafür, so hat es sich der niedersächsische Direktvertriebs-Anbieter Saxx überlegt, reichen auch kleine, preiswerte Einzelkomponenten aus, mit denen der Preis in ähnliche Regionen rücken kann wie bei einer Soundbar. Also legte der Hersteller das Set curved- Sound CR 5.1 Evo auf, das mit 730 Euro mitten im Soundbar-Bereich wildert.

Technik
Zum Glück heißt Preisreduktion bei Saxx nicht „billig“, sondern eher „gezielt sparen“. So sind die Front- und Surroundboxen mit 18 Zentimetern Höhe zwar recht klein, aber keinesfalls so winzig wie die Vertreter anderer Hersteller in dieser Preisgruppe. Statt Plastik gibt es für die geschlossenen Gehäuse als Material hochdämpfendes MDF, und das bei den Schallwänden sogar mit der üppigen Wandstärke von 18 Millimetern. Die anderen Gehäusewände haben neun Millimeter Stärke, was für die geringen Gehäusegrößen und die damit einhergehenden kleinen Flächen ausreicht.

Die eingesetzte Technik kann sich ebenfalls sehen lassen: Die Tieftöner der als Front und Surround eingesetzten CR 5.0 EVO SAT und der Centerbox CR 5.0 EVO face besitzen eine Membran aus hochwertigem Polypropylen, als Hochtöner setzen die Niedersachsen in allen Modellen eine Gewebekalotte mit 22 Millimetern Durchmesser ein. Letzterer verpassten die Entwickler ein Waveguide, das für ein gleichmäßigeres Rundstrahlverhalten im Übergangsbereich zwischen Tief- und Hochtöner sorgen soll. Aufwand betrieben die Entwickler auch bei der Frequenzweiche, die entsprechende Platine wird von einer Reihe von Bauteilen bevölkert.

Im Budget war trotzdem Platz für optische Feinheiten: Schraubenköpfe sind auf den Lautsprecherfronten nicht zu sehen, sie werden von glattflächigen Kunststoffblenden verdeckt. Eine Abdeckung gibt´s – außer beim Subwoofer – nicht, dafür verfügen alle Boxen über Wandmontage-Öffnungen auf ihrer Rückseite. Dass Saxx bei den Anschlüssen der curvedSound-Boxen auf Push-Terminals statt auf solche mit Bananenstecker-Öffnungen und Verschraubung setzt, ist für die Preisklasse okay, denn hier wird kaum jemand teure Kabel mit großen Querschnitten und Bananensteckern oder Kabelschuhen einsetzen. Zumal der Hersteller nicht auf die Kunststoff-Variante setzt, sondern vergoldete Terminals einsetzt.

Die stabilen, vergoldeten Pushterminals sind für diese Preisklasse die angemessene Wahl.

Der Subwoofer DS 10 EVO ist ebenfalls kompakt und gerade so groß, dass das 25-Zentimeter-Chassis und die Verstärkerelektronik hineinpassen. Eigentlich ist das geschlossene Gehäuse sogar für diese Treibergröße zu klein, was Saxx mit einer Entzerrung in Form einer Tiefbass-Anhebung kompensiert. Damit das auch bei hohen Abhörpegeln funktioniert, ist ordentlich Verstärkerleistung notwendig. Die 150 Watt der Schaltendstufe des Saxx sollten dafür ausreichen. Immerhin ziert die Rückseite des Subs nicht nur ein normaler Stereo-Cincheingang, es ist auch eine Buchse für den LFE vorhanden. Deren Signal umgeht das Hochpassfi lter des Saxx, dessen Grenzfrequenz zwischen 40 und 200 Hertz stufenlos gewählt werden kann, komplett. Für die Phase ist nur ein Umschalter vorhanden. Der USB-Anschluss dient als Stromversorgung für einen etwaigen Drahtlos-Adapter zur Signalversorgung des Subs über Funk, beispielsweise der Saxx forSOUND DS Cordless 2.4 für 100 Euro.

Leider ist die Frage „Wie viel Watt hat denn der Lautsprecher?“ immer noch nicht ausgestorben. Obwohl sie ja eigentlich nicht erst auf den zweiten Blick keinen Sinn macht: Ein Lautsprecher ohne eingebauten Verstärker – und das sind immer noch die allermeisten – hat überhaupt keine Watt. Er selbst erbringt also keinerlei eigene Leistung. Die immer noch so beliebten und häufi g genutzten Watt-Angaben bei Boxen geben lediglich die Belastbarkeit an, also die Leistung, die man maximal an seine Anschlüsse anlegen kann, ohne dass er einen Defekt davonträgt. Und das ist an sich natürlich kein Qualitätsmerkmal, ein gut klingender Lautsprecher mit 20 Watt Belastbarkeit ist einem gruselig tönenden mit 200 Watt allemal vorzuziehen.

Die Zeiten, in denen Hersteller mit Phantasieangaben von zigtausend Watt Werbung trieben und damit Erfolg hatten, sind zum Glück vorbei. Ein weiteres Glück ist, dass Lautsprecher-Defekte wegen Überlastung sehr selten geworden sind. Verbesserte Werkstoffe wie die Kleber, mit denen Schwingspulen an ihren Trägern befestigt werden, sowie verbesserte Belüftungsmaßnahmen der Magnetantriebe zeigen hier Wirkung.

Eine zuverlässige Methode, auch moderne Chassis an ihre Grenzen zu bringen, gibt es aber immer noch: Die Verwendung von zu kleinen Verstärkern. Das hört sich zunächst widersinnig an, ist aber bei näherer Betrachtung logisch: Wird der Pegel eines Verstärkers zu laut aufgedreht, dann beginnt er zu übersteuern, das ausgegebene Signal wird bei einer bestimmten Spannung, die eng mit der Versorgungsspannung der Leistungsstufen verknüpft ist, schlicht gekappt und verläuft dann nicht mehr kontinuierlich. Damit werden jede Menge neue Obertöne – schlicht krasse Verzerrungen – erzeugt, die insbesondere Hochtönern mit ihren feinen, leichtgewichtigen Schwingspulen den Garaus machen können. Mit Verstärkern, die nominell zu kräftig sind, passiert das bei Weitem nicht so schnell.

Der Test des curvedSound-Sets von Saxx zeigt das: Die Lautsprecher für Front und Surround haben eine Nennbelastbarkeit von gerade mal 20 Watt. In unserem Hörtest nutzten wir Endstufen des kanadischen Herstellers Paradigm, die locker 200 Watt pro Kanal zur Verfügung stellen. Obwohl wir die Saxx-Kombi wahrlich nicht geschont haben und sie über einen Zeitraum von mehreren Stunden mit hohem Pegel betrieben haben, ist keinerlei Defekt aufgetreten.

Gerät ein Verstärker durch Übersteuern ins Clipping (blaue Kurve), werden die Maximal- und Minimalwerte des Signals abrupt abgeschnitten. Das erzeugt jede Menge Verzerrungen, die vor allem Hochtöner überlasten können.

Tonqualität Surround
Für die Größe verblüffende 102 Dezibel Maximalschalldruck und 33,9 Hertz untere Grenzfrequenz stellen dem DS 10 EVO ein starkes Zeugnis aus. Beim Frequenzgang mit maximaler Tiefpassfilter-Frequenz klar zu identifizieren ist seine Tiefbass-Entzerrung, die da einsetzt, wo der „natürliche“ Verlauf abzufallen beginnt. Die Frequenzgänge von Front, Surround und Center weisen nur geringe Unregelmäßigkeiten auf, steigen zu hohen Frequenzen aber leicht an. Typisch für kleine Lautsprecher ist der geringe Wirkungsgrad der Saxx-Kombi, mit gerade einmal 79 Dezibel für Front und Surround sowie 82 Dezibel beim Center benötigt das Set schon einigermaßen leistungsfähige Verstärker. Die geringe Nennbelastbarkeit der CR 5.0 EVO SAT von nur 20 Watt muss da nicht irritieren, denn auch unseren Hörtest mit erheblich mehr Verstärkerleistung über längere Zeit überlebten die Boxen unbeschadet.

Dank LFE-Anschluss kann der Saxx-Sub die Tiefton-Frequenzzuordnung dem Heimkino-Receiver überlassen. Der USB-Anschluss dient zur Versorgung eines Drahtlos-Adapters.

Und das mit fliegenden Fahnen: Das Set spielt so erwachsen, dass man zweimal hinschauen muss, um sich zu vergewissern, dass hier Mini-Boxen aufspielen. Selbst bei „Terminator – die Erlösung“ macht das Set mit nachdrücklichen Bass-Impulsen Spaß, zugegebenermaßen bei gebremstem Pegel. Einen zu beherzten Dreh am Lautstärkeregler quittierte das Set aber erst mal nicht mit üblen Verzerrungen, sondern komprimierte mehr und mehr, konnte die Pegelsteigerung also nicht mehr in echten Lautstärke gewinn umsetzen. Wohlgemerkt: Das Saxx-Set erreicht Lautstärken, die kein Fernseher und nur wenige Soundbars zustande bringen würden – die Pegel-Defizite fallen nur im Vergleich mit größeren und meist deutlich teureren 5.1-Sets ins Gewicht. Lässt man die Kirche im Dorf, bereitet das Saxx-Set bei Filmen genauso viel Spaß wie bei Musik: „They Can´t Take That Away from Me“ ertönt luftig und räumlich, die Stimme von Jane Monheit unverfärbt und glaubwürdig. Auch Männerstimmen sonst bei Kleinboxen problematisch, kommen mit ausgewogenem Grundtonbereich, wie Dave Matthews mit seinem Gitarren-Partner Tim Reynolds bei seinem „Crash Into Me“ unter Beweis stellt.

Klar, ohne Subwoofer macht das Saxx-Set auch im Stereo-Betrieb keinen Sinn. Ist der Sub aber mit von der Partie, imponiert das Set einmal mehr durch seine erwachsene, homogene Spielweise, bei der sich der Tiefton-Würfel ansatzlos ins Gesamtklangbild integriert. Michael Ruffs hervorragend aufgenommenes „Speaking in Melodies“ bringt es mit knackigem Bass, sauberer räumlicher Positionierung und angenehmer Luftigkeit. Dass einige Details verschluckt werden und es dem Spiel dann doch erkennbar an Dynamik fehlt, sei ihm da mehr als verziehen.

Der Testbericht Saxxtec Curvedsound-Set (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 730 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

71 Gut

Lange ist es her, dass ein so günstiges 5.1-Boxenset in unserem Testlabor so stark aufgespielt hat. Wer den Platz hat, sollte es einer ähnlich teuren Soundbar auf jeden Fall vorziehen.

Michael Nothnagel

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