Optoma UHD35STX (Test)

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Der UHD35STX von Optoma will mit hoher Lichtausbeute und einem 4KRiesenbild in kleinen Zimmern die Wünsche von Gamern und Kinoliebhabern erfüllen. Wir schauen, wie gut dieser anspruchsvolle Spagat gelingt.

Filmfans und Zocker vereint der Wunsch nach einem möglichst großen Bild. Für 1.500 Euro kommt hier der Optoma UHD35STI ins Spiel. Er bietet ein weißes Gehäuse, das nicht viel größer als ein DIN-A4-Blatt ist. Damit lässt er sich unauffällig ins Wohnambiente einbinden. Mit 3,5 Kilogramm ist er überdies leicht genug, um ihn mit zu Freunden zu nehmen. Eine passende Transporttasche hat der Hersteller für 63 Euro im Sortiment.

Ausstattung und Technik
Der Optoma UHD35STI ist mit einem Full-HD-DLP-Chip ausgestattet und kann bis zu 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und sequentiell via XPR-Shift-Technologie projizieren. Die Maximalhelligkeit wird mit 3.600 Lumen beziffert, die von einer 240-Watt-Lampe erzeugt werden soll. Bis zu 4.000 Stunden im hellen Lichtmodus oder 10.000 Stunden im Eco-Modus beträgt die Lebensdauer der UHP-Lichtquelle.

Statt eines Zoom-Objektivs kommt eine Festbrennweite zum Einsatz. Dieses Weitwinkelobjektiv besitzt eine Ratio von 0,50:1. Eine 2,50 Meter breite Leinwand kann aus eine Distanz von nur 1,25 Meter vollständig ausgeleuchtet werden. Gamer haben so die Möglichkeit, den Projektor zwischen sich und der Bildwand aufzustellen, damit kein Schlagschatten des Spielers auf die Leinwand geworfen wird.

Die beleuchtete Fernbedienung bietet zahlreiche Direktwahltasten, um alle relevanten Einstellungen vorzunehmen. Sogar die Lautstärke des eingebauten 10-Watt-Speakers kann bequem angepasst werden.

Der Input Lag fällt für einen Projektor mit vier Millisekunden extrem niedrig aus. In Kombination mit der Bildwiederholungsrate von 240 Hertz bei 1.080p-Spielen ist er für Games bestens gerüstet.

Eigentlich sollen zwei isf-Modi (Tag und Nacht) Experten erweiterte Einstellmöglichkeiten für die Kalibrierung bieten, doch leider haben wir weder das Tool noch die isf-Modi im On-Screen-Menü gefunden. Stattdessen sind ein Sechs-Achsen-Farbmanagement plus Weißanpassung, RGB-Gain/Offsetregler, feste Gamma-Presets und ein Reiter für die Leinwandfarbe implementiert. Während die Regler für HDR ihren Dienst wie gewohnt verrichten, ist ihre Wirkungsweise für Graustufenverlauf und Farbraum von SDR-Inhalten teilweise wirkungslos.

Für High Dynamic Range (HDR) ist ein statisches Tone Mapping zuständig, das HDR10 und Hybrid Log Gamma (HLG) für Broadcast unterstützt. Smartfunktionen, Apps und eine Zwischenbildberechnung sind nicht vorhanden.

„Tenet“ von der 4K-Blu-ray gefällt aufgrund der hervorragenden Schärfe, die über das gesamte Bild homogen ist. Dunkle Bereiche sind hervorragend durchgezeichnet.

An die beiden HDMI-Eingänge können dank eARC ein AV-Receiver und ein WiFi-Stick angeschlossen werden. Letztgenannten kann man via USB-Port mit Strom versorgen. S/PDIF und Audio Out dienen der Tonsignalübertragung und 12 Volt Out zur Geräte-Automation komplettieren das Anschlussfeld.

Die Vögel in „Tom & Jerry“ fliegen überaus flüssig durchs Bild. Den Schriftzug haben wir allerdings schon
farbintensiver gesehen.

Installation und Bedienung
Aufgrund der Festbrennweite müssen Abstand und Aufstellungshöhe des Optoma UHD35STX präzise erfolgen, um eine Leinwand exakt auszuleuchten. Für die finale Anpassung hilft eine Vier-Ecken-Korrektur, die aber die Auflösung ein wenig reduziert. Mit der Fernbedienung lässt sich im Heimkino leider nicht so zügig wie gewohnt durch das On-Screen-Menü navigieren. Unser Testsample agiert hier ein wenig „hakelig“ und überspringt schon mal einen Reiter.

Einmal eingerichtet müssen keine weiteren Anpassungen vorgenommen werden. Der Projektor erkennt zuverlässig das Eingangssignal und weist HDR- und SDR-Inhalten den jeweils richtigen Bildmodus zu.

Der Optoma UHD35STX stellt die Farbräume Rec.709 für HDTV (85 Prozent) und DCI-P3 für HDR (66 Prozent) nicht vollständig dar. Vor allem Grün ist bei HDTV untersättigt. In der Praxis fehlt es vor allem Naturaufnahmen an Brillanz, weil Wälder und Sträucher schlichtweg zu blass projiziert werden. Noch auffälliger wird das limitierte Spektrum bei HDR-Inhalten. Hier fehlt es nicht nur an Grün, sondern überdies an Rot. Mit Erhöhung des Farbereglers kann dem nur teilweise begegnet werden, um andere Bildfehler wie Banding-Effekte zu vermeiden. Dass HDR- und SDR-Inhalte dennoch natürlich auf der Leinwand aussehen, ist vor allem der hohen Lichtausbeute des Projektors zu verdanken. Dadurch strahlen die abgebildeten Farben relativ hell, was zu einer ansprechenden Brillanz führt. Im A/B-Vergleich mit einem Projektor, der die Farbräume zu 100 Prozent darstellt, sind die Unterschiede jedoch offensichtlich (siehe Fotos).

Für sich allein betrachtet sieht die Straßenszene in „Elvis“ natürlich aus, wenn der Optoma UHD35STX sie auf die Leinwand projiziert.

Wird der Farbraum DCI-P3 hingegen zu 100 Prozent abgedeckt, nimmt die Sättigung der grünen Leuchtreklame und roter Inhalte sichtbar zu.

Licht und Farbe
Die beworbene Maximalhelligkeit wird mit 3.440 Lumen im Bildmodus „Hell“ nur um knapp fünf Prozent unterschritten, allerdings mit zu kühler Farbtemperatur. Da wir korrekte Farben anstreben, wechseln wir auf „Benutzer“. Nach der Kalibrierung erhalten wir für HDTV 1.840 Lumen und für HDR sogar satte 2.400 Lumen. Das reicht aus, um Bildbreiten bis 3,50 Meter (HDR) und 4,30 Meter (SDR) auszuleuchten. Der statische Kontrast fällt mit 1.566:1 (On/Off), 1.410:1 (Inbild) und 235:1 (ANSI) für einen Projektor in dieser Preisklasse sehr gut aus. Lediglich der Schwarzwert ist mit 1,53 Lumen verbesserungswürdig. Dynamisch lässt sich der Kontrast auf bis zu 4.500:1 steigern. Die Arbeitsweise der dynamischen Helligkeitsregelung ist sehr unauffällig und verbessert das Schwarz auf rund 0,53 Lumen.

Da für SDR die CMS-Regler nicht vollständig funktionieren, haben wir das Tool „Wandfarbe“ in die Kalibrierung einbezogen. Auf diese Weise erzielen wir eine Farbtemperatur von 6.675 Kelvin. Die Farbräume für HDTV und HDR sind relativ stark untersättigt. Vor allem Rot und Grün besitzen ein limitiertes Farbspektrum (siehe Kasten).

Bildqualität
Mit 27 Dezibel ist der Optoma UHD35STX bereits angenehm leise, im Eco-Modus ist er im Betrieb mit 23 Dezibel praktisch gar nicht mehr zu hören. Filme, Games und Sportübertragungen laufen mit 24, 50 und 60 Hertz originalgetreu und sind gestochen scharf.

Die Farben leuchten nicht so prächtig, wie wir es von anderen Projektoren kennen, welche die Farbräume zu 100 Prozent abdecken. Darüber hinaus liegt auf Nachtaufnahmen ein sichtbarer Grauschleier. Sobald helle Inhalte hinzukommen, ändert sich der Bildeindruck ins Positive. Mit Tageslichtaufnahmen kann der Optoma seine starke Lichtperformance vollends ausspielen. Hier gefallen uns HDR-Inhalte aufgrund der schieren Leuchtkraft. Selbst bei kontrolliert einfallendem Tageslicht kann sich der Beamer behaupten. Wer am Sonntagnachmittag beispielsweise Formel-1-Rennen schaut, braucht das Wohnzimmer nicht vollständig abzudunkeln. Dank der exzellenten Ausleuchtung gibt es keine sichtbaren Helligkeitseinbußen von der Bildmitte zum Rand. Auch der Regenbogen-Effekt (RBE) fällt angenehm gering aus.

Der Testbericht Optoma UHD35STX (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 Gut

Der Optoma UHD35STX ist ein Kurzdistanz-Projektor für Filmfans und Gamer, die in kleinen Räumen riesengroße Bilder darstellen möchten. Mit 4K, HDR und 240-Hz-Technologie bringt er die wichtigen Features mit. Für einen vollwertigen Heimkino-Einsatz mangelt es ihm aber an tiefem Schwarz.

Michael B. Rehders

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