Onkyos 3.000 Euro teures Receiver-Flaggschiff TX-RZ3100 heimste im Test (in Ausgabe 10-2016) stolze 92 Punkte ein – nicht zuletzt aufgrund 11 verbauter Endstufen. Der TX-RZ1100 kommt als abgespeckter Zwilling mit 9 Leistungsverstärkern daher (einen TX-RZ2100 gibt es nicht) und kostet einen Tausender weniger. Da stellt sich natürlich die Frage, wo sonst noch gespart wurde.
Außen und innen
Am Material und seiner Verarbeitung jedenfalls nicht. Auch optisch gleichen sich die Boliden wie ein Ei dem anderen, und das ist gut so. Die wertige Aluminium-Front samt aus dem Vollen gefräster Alu-Frontklappe sowie das kantige Rechteck-Design gefielen uns schon beim TX-RZ3100. Der riesige Lautstärkeregler lief bei unserem Testgerät rund, dürfte aber ruhig noch etwas satter drehen. Hinter der Frontklappe stecken neben wichtigen Bedientasten ein Front-HDMI-Eingang, der Kopfhörer-Ausgang und die Buchse für das Einmess-Mikrofon. Der USB-Port befindet sich an der Rückseite des Gehäuses, was die Zugänglichkeit nicht gerade fördert. Das einzeilige, grün schimmernde Punkt-matrix-Display lässt sich auch aus größerer Entfernung gut ablesen und offeriert eine separate Dezibel- sowie Kanalmatrix-Anzeige.
Von den 2 fehlenden Endstufen abgesehen, fällt das Innenleben weitgehend identisch zum TX-RZ3100 aus. Auch beim TX-RZ1100 setzt Onkyo auf ein digitales Hochstrom-Verstärkersystem, das aus dem Fundus der 2015 übernommenen Pioneer-Receiver-Sparte stammen dürfte. Hier sitzen die 9 Digital-Endstufen abgekapselt in einem Metallkäfig im hinteren Gehäuseteil. Ein seitlicher, nicht ganz geräuschloser Lüfter führt die Wärme aus dem Inneren ab. Digitale Schaltverstärker haben gegenüber Linear-Endstufen ganz praktische Vorteile: Ein hoher Wirkungsgrad bei vergleichsweise wenig Stromverbrauch und geringer Abwärme erlaubt das Verbauen vieler Hochleistungsendstufen auf engstem Raum. Die Stromversorgung übernehmen ein großer Hochstromtransformator sowie für den Audio-Bereich konzipierte Kondensatoren. Bei der D/A-Wandlung setzt Onkyo auf die selbst entwickelte Schaltung „Vector Linear Shaping Circuitry“, die Impulsrauschen im Analogsignal eliminieren soll.
Ausstattung und Praxis
Auf der Rückseite ist der TX-RZ1100 mit dem selben Arsenal von Anschlüssen ausgerüstet wie sein großer Bruder: Trotz 9 verbauter Endstufen lassen sich 11 Paar Lautsprecher verkabeln, 3 Toslink- und 2 Koax-Digitalton-Eingänge dürften für die meisten Einsatzzwecke mehr als ausreichen. Ferner gibt es 6 analoge Stereo-Buchsen und einen Phono-Eingang.
Dank 7.2.4-Pre-outs kann man vollständige Lautsprecher-Setups für Dolby Atmos und Co. verwenden. Zudem findet man Vorverstärkerausgänge für 2 weitere Hörzonen und auch der zweite HDMI-Ausgang lässt sich für einen Nebenraum nutzen. Wer kein 7.2.4-Boxensetup besitzt, darf brachliegende Endstufen für das Bi-Amping oder die Mehr-zonen-Beschallung aktivieren. Die 8 HDMI-Eingänge – 5 davon HDCP-2.2-tauglich – reichen selbst für größte Heimkinos locker.
Für aktuellen Kino-Sound sind die DTS:X- und Dolby-Atmos-Decoder sowie deren Upmixer Neural:X und Dolby Surround integriert, die unter dem gleichen Boxen-Set-up funktionieren. Ein Cross-Format-Upmixing, also die Wiedergabe von DTS-Ton über Dolbys Surround-Upmixer und Dolby-Ton via DTS-Neural:X-Mixer, ist wie beim Pioneer SC-LX701 nicht möglich. Ein Manko, das sich via Firmware-Update aber beheben lassen sollte. Auros 3D-Tondecoder bieten weiterhin nur die Konkurrenz-Receiver von Denon und Marantz.
Dafür wartet der TX-RZ1100 mit THX auf, die Select-2-Plus-Zertifizierung garantiert ausreichend Leistung für mittelgroße Räume und sorgt durch ein passgenaues Absenken der mittleren und hohen Frequenzen für einen runden Klang bei Filmton. Zudem stehen diverse THX-Klangprogramme bereit, die jedoch nicht bei Atmos- und DTS:X-Ton funktio-nieren. Der Signal-Upmix bei zugeschaltetem THX erfolgt bis maximal 7.1-Kanäle. Konträr hierzu platzieren Onkyos eigens entwickelte Hallprogramme Tonsignale auch auf den Höhenlautsprechern.
Die Boxen-Konfiguration erlaubt Einstellungen von Abständen und Pegeln mit 1-Zentimeter-Schritten respektive 0,5 Dezibel – so präzise gefällt uns das. Den lauten Testtongenerator kann man beim Einpegeln allerdings nicht abschalten. Die Crossover-Frequenzen lassen sich für jedes Kanalpärchen zwischen 40 und 200 Hertz justieren, das Tiefpass-Filter regelt die beiden Subwoofer nur gemeinsam von 80 bis 120 Hertz; Abstand und Pegel der Krawallmacher dürfen dagegen getrennt voneinander eingestellt werden. Verbesserungsbedarf sehen wir beim Equalizer, der bis auf den Center und die Subwoofer nur Boxenpaare ansteuert, nicht aber jede Box einzeln. Mit der neuen Funktion namens „EQ für Stehwellen“ kann man Dröhnfrequenzen entschärfen, hierfür lassen sich 3 separate Filter mit einem Regelbereich zwischen 63 und 250 Hertz um bis zu 12 Dezibel absenken. Alternativ zur manuellen Konfiguration kann man sich auch der Einmess-Automatik bedienen, hier ist Onkyos „AccuEQ“-System an Bord.
Video und Multimedia
Der TX-NR1100 kommt mit 4K/60p-Signalen samt HDCP 2.2, HDR-10 und dem verlustfreien 4:4:4-Farb-raum zurecht. Der Video-Scaler fällt dagegen mager aus und rechnet nur 1080p-Bilder auf 4K hoch. Die dreistufige „Super-Auflösung“ zum Aufpäppeln der Feinauflösung lässt sich zudem nur bei aktiviertem Upscaler einschalten, auf einen Video-Equalizer zur weiteren Bildmanipulation verzichtet der Onkyo.
Auf der Audioseite vernetzt der 20-Kilo-Bolide zu Musik über USB, Bluetooth, AirPlay, WLAN, Ethernet und Google Cast. Als kostenfreies Internet-Radio ist TuneIn an Bord, an Streaming-Diensten stehen Spotify, Tidal und Deezer zur Wahl. Die bereits letztes Jahr angekündigte Multiroom-Funktion „FireConnect“ war zum Testzeitpunkt noch nicht aktiviert. Der Mediaplayer akzeptiert auch NTFS-formatierte USB-Sticks und liest alle gängigen Audio-Formate samt High-Res-Formate (u.a. DSD mit 11.2 MHz), spielt allerdings keine 5.1-Mehrkanal-Dateien ab.
Tonqualität
Bei der Leistungsmessung klotzte der TX-RZ1100 mit genauso viel, im 7.1-Betrieb (6 Ohm) sogar etwas mehr Power als der größere TX-RZ3100 – rund 1.100 Watt sind eine Klasse für sich. Trotzdem lag der durchschnittliche Verbrauch dank Digitalendstufen nur bei 100 Watt, womit der Onkyo unsere „Energiesparer“-Auszeichnung einheimst.
Im Hörtest legte der Dickmann bei Steely Dans Mehrkanalmix von „Two Against Nature“ eine eindrucksvolle Vorstellung hin und spannte einen gleichermaßen großen wie präzisen Surround-Raum auf, in dem einzelne Instrumente locker, luftig und feinauflösend musizierten. Die 5.1.4-Einmessung durch AccuEQ justierte alle Boxen-Parameter zu unserer Zufriedenheit, die EQ-Zielkurve ent-schlackte den Sound im mittleren Frequenzbereich. Einmal aktiviert, brachte der TX-RZ1100 bei Dolbys „Leaf“-Trailer ein fast holografisches 3D-Soundfeld zu Gehör und ließ die Blätter greifbar realistisch umherwirbeln. Audiophile Stereo-Musik, zum Beispiel von Sara K, brachte der Onkyo genauso authentisch, aufgeräumt und sauber durchgezeichnet zu Gehör wie Klassik oder Pop.
Der Testbericht Onkyo TX-RZ1100 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Wer in seinem Heimkino 9 Boxen befeuern will, liegt mit Onkyos TX-RZ1100 genau richtig. Satter Klang, viel Leistung und eine üppige Ausstattung gehören zu den Tugenden des Allrounders.