LG CineBeam HU915QE (Test)

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Der 4K-Ultrakurzdistanz-Projektor HU915QE von LG ist nicht nur breiter und schwerer als der von uns zuletzt getestete HU715QW, auch im Gehäuse finden sich etliche Neuerungen. Damit einher geht ein Preisanstieg auf 6.000 Euro – ob der berechtigt ist, klärt unser Test.

Mit seinem weißen Finish und der hellgrauen Lautsprecherbespannung, die vom dänischen Textilunternehmen Kvadrat stammt, fügt sich der CineBeam gut in geschmackvolle Inneneinrichtungen ein. Das Textilmaterial, welches die in der Soundbar eingelassenen 40 Watt-Lautsprecher abdeckt, besteht zu 45 Prozent aus recycelter Wolle.

Gegenüber seinem kleineren Schwestermodell, das ein 0,47-Zoll-Chip mit nativer Full-HD-Auflösung implementiert hat, ist der HU915QE mit dem größeren 0,66-Zoll-Chip ausgestattet, der eine native Auflösung von 2.716 x 1.528 Pixel besitzt. UHD-Inhalte können bis zu 3.840 x 2.160 Pixel zugeführt, verarbeitet und sequentiell via XPR-Shift-Technologie projiziert werden.

Als Lichtquelle kommen blaue und rote Laserdioden der 2. Generation zum Einsatz, die eine Maximalhelligkeit von 3.700 Lumen versprechen. Der Brightness Optimizer 2 ist ein Umgebungslicht-Sensor, der die Helligkeit automatisch an den Wohnraum anpasst, während ein adaptiver Kontrast für brillantere Bilder sorgt.

Mit Hilfe des dynamischen Tone Mappings analysiert der CineBeam jedes einzelne Frame, um HDR-Inhalte optimal und vollständig zu projizieren (siehe Kasten). Die Standards HDR10, HLG für Broadcast und HGiG für HDR-Konsolenspiele auf der PlayStation und Xbox werden unterstützt. Auf Dolby Vision und HDR10+ muss verzichtet werden.

Die webOS Smart-Plattform von LG gestattet Nutzern des CineBeam ohne zusätzliche Geräte einen schnellen Zugriff auf Sendungen von zahlreichen Streaming-Diensten. Dazu gehören beliebte Anbieter wie Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, YouTube und Apple TV. Darüber hinaus können mit Apple AirPlay 2, Bluetooth und Bildschirm-Spiegelung Filme und Musik kabellos zum CineBeam übertragen werden. Als Zuspieler eignen sich hierfür Smartphone, Tablet und Notebook. Eine Sprachsteuerung ist hingegen nicht implementiert.

Das webOS wird mit der bewegungsempfindlichen und hinterleuchteten Magic Remote gesteuert. Direktwahltasten für Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video sind vorhanden.

Der LG CineBeam HU915QE hat seinen Platz auf dem Sideboard. Von dort wirft er riesige Bilder direkt auf die Wand. Wie bei Projektoren üblich, muss das Zimmer natürlich gut abgedunkelt werden, damit Farben und Kontrast aufrechterhalten bleiben.

Wer den CineBeam als vollwertige TV-Alternative nutzen möchte, kann sich für rund 1.200 Euro eine 120-Zoll-Spezial-Leinwand zulegen. Diese lenkt lediglich das Licht des Projektors zum Zuschauer, während Umgebungslicht und seitlich einfallendes Tageslicht zuverlässig „geschluckt“ bzw. zur Seite weggelenkt wird. Das Resultat: Der LG CineBeam HU915QE kann auch tagsüber wie ein Fernseher zu Hause genutzt werden.

Im Zusammenspiel mit einer 120-Zoll-Spezial-Bildwand wird der LG CineBeam HU915QE zur vollwertigen TV-Alternative, lediglich beim Kontrast muss er sich modernen Fernsehern geschlagen geben.

Für die Bildeinstellungen sind neben einem Sechs-Achsen-Farbmanagement und den üblichen Gain/Offset-Reglern noch drei Gamma Equalizer implementiert, die bis zu 22 Stützstellen bieten und interagieren, wenn sie parallel verwendet werden. Während unserer Kalibrierung erweist sich dieser Umstand als Glücksfall, da wir so die Farbtemperatur punktgenau einstellen können. Besser würde es uns schon aus zeitlichen Gründen gefallen, wenn die Reglerbereiche groß genug ausgelegt wären, um alle Parameter mit einem Tool einzustellen. So finden wir die Nutzung dann doch relativ umständlich und hoffen auf ein Firmware-Update, das diese Eigenheit behebt. Schließlich gelingen beim kleineren Schwestermodell die Einstellungen von Graustufenverlauf und Gamma auch mit nur einem der vorhandenen Gamma EQ.

TruMotion heißt bei LG die Zwischenbildberechnung, die sich nach persönlichem Geschmack fein dosieren lässt. Neben einer 10-Schritte-Regelung gibt es noch fixe Parameter für die schnelle Anpassung.

Installation und Bedienung
Im Vergleich mit dem HU715QW gelingen dem CineBeam HU915QE aus gleicher Distanz größere Bilder. Davon profitieren wir bei Nutzung auf dem Sideboard, weil dieses ausreichend Platz bietet, um eine Bildbreite von 2,50 Meter aus einer Distanz von 47 Zentimetern zu erzielen. Das Schwestergerät muss dafür 10 Zentimeter weiter nach hinten geschoben werden. Das kann bei der Bautiefe der Schränke schon mal knapp werden. Durch behutsames Drehen des 12,4 Kilogramm schweren Projektors wird ein geometrisch korrektes Bild dargestellt. Fokussiert wird mit einem Regler, der sich unter einer kleinen Klappe auf der Oberseite des CineBeam befindet. Trotz extremer Weitwinkel-Optik gelingt es uns, eine homogene Schärfe über die gesamte Bildfläche zu erzielen. Die Verbindung mit unserem Netzwerk gelingt ganz leicht mit Hilfe der Bildschirmtastatur. Über das gesamte Testprozedere von mehreren Tagen erweist sich die Verbindung stabil.

Wie beim kleineren Schwestermodell finden wir auch beim HU915QE die Warping-Funktion praktisch, falls keine idealen Aufstellungsmöglichkeiten vorherrschen und der CineBeam ein wenig geneigt werden muss. In diesem Fall kann das „verzerrte“ Bild bequem per Fernbedienung an die Leinwand angepasst werden, bis alle Ecken einen rechten Winkel bilden.

Sämtliche Verbindungskabel sitzen fest in den Buchsen und bieten dadurch eine störungsfreie Signalübertragung. Von vorne ist kein Kabelsalat zu sehen, weil sich alle Ports auf der Rückseite befinden. Für den temporären Anschluss hätten wir uns noch eine gut zugängliche Schnittstelle an der Seite gewünscht.

Sehr gut gefällt uns die beleuchtete Magic Remote mit Zeigerfunktion. Wir deuten mit der Fernbedienung auf einen Punkt auf der Leinwand, schon taucht dort der Cursor auf. Er folgt präzise der Richtung, in die wir zielen. Auf diese Weise gelingt eine schnelle und genaue Navigation. Mit einem Druck auf die Hoch/Runter-Tasten erfolgt die Navigation dann wie gewohnt ohne Zeigerfunktion durch das Bildschirmmenü.

Der CineBeam besitzt einen dynamischen Kontrastverstärker. Wenn dieser ausgeschaltet ist, werden HDR-Inhalte von „Tenet“ zwar vollständig, aber etwas zu dunkel dargestellt.

Mit dem dynamischen Kontrastverstärker auf „Hoch“ nimmt die Plastizität zu. Die Explosion leuchtet mehr und das Bild gewinnt an Strahlkraft, ohne dass nennenswerte Details verloren gehen.

Die webOS-Oberfl äche mit Smartfunktionen und Kacheldarstellung kennt man von LG-Fernsehern.

Während ein statisches Tone Mapping die Meta daten einmalig beim Start des Films auswertet und den Projektor fix dafür einstellt, analysiert das dynamische Tone Mapping fortwährend jedes einzelne Bild und optimiert es in Echtzeit. Muss man sich als Anwender bei einem statischen Tone Mapping noch zwischen vollständigen Inhalten und ansprechender Helligkeit entscheiden – und gegebenenfalls nachregeln – braucht man sich bei Projektoren mit einem dynamischen Tone Mapping um nichts weiter kümmern zu, weil diese Projektor High-Dynamic-Range-Inhalte durchweg optimal reproduzieren.

Der LG CineBeam HU915QE stellt mit seinem dynamischen Tone Mapping alle Inhalte von 0 bis 10.000 Nits dar. Demzufolge werden alle in „Sully“ vorhandenen Bildsignale vollständig projiziert, die in der Spitze bis zu 9.000 Nits betragen. Auf den Displays am Times Square überstrahlt nichts auf den Displays.

Mit einem statischen Tone Mapping schwächeln viele Projektoren mit „Sully“: Es werden nicht mehr alle Inhalte gezeigt bei adäquater Lichtausbeute. Die Displays auf dem Times Square überstrahlen, weil die im Quellmaterial vorhandenen Signale hier auf 1.000 Nits limitiert sind anstatt auf 10.000 Nits.

Licht und Farbe
In „Hellster Modus“ wird die von LG beworbene Maximalhelligkeit mit 3.700 Lumen eingehalten. Wie üblich besitzt das Bild in diesem Modus einen Grünfarbstich, weil alle Lichtreserven ungeachtet der Farbdarstellung ausgegeben werden.

Out-of-the-Box ist im CineBeam HU915QE der Bildmodus „Standard“ aktiv, der den Rec.709-Farbraum mit rund 110 Prozent großzügig abdeckt und eine Farbtemperatur von 13.100 Kelvin besitzt. Mit 2.350 Lumen ist dieser Bildmodus recht hell, so dass dieser sich gut im Wohnzimmer gegen einfallendes leichtes Tageslicht durchzusetzen vermag. Die etwas „bunten“ und recht kühlen Farben verleihen dem Bild unter diesen suboptimalen Bedingungen einen durchaus gefälligen Bildeindruck.

Da wir ein Bild mit standardisierten Farben anstreben, schalten wir in den „Filmmaker Mode“, der den HDTV-Farbraum 100 Prozent und DCI-P3 mit 86 Prozent abdeckt. Mit Inanspruchnahme aller drei Gamma Equalizer erzielen wir einen Weißpunkt von 6.504 Kelvin und einen überaus homogenen Graustufenverlauf, der wie mit dem Lineal gezogen der Vorgabe entspricht. Die Lichtausbeute beträgt nach der Kalibrierung sehr gute 2.180 Lumen für HDR und 1.721 Lumen für SDR. Der Kontrastumfang fällt mit 2.650:1 (On/Off), 2.060:1 (Inbild) und 215:1 (ANSI) deutlich besser aus, als beim Schwestermodell HU715QW. Überdies ist das Schwarz mit 0,71 Lumen viel dunkler als beim kleineren HU715QW (2,19 Lumen), was sich in Summe in einem brillanteren und plastischeren Bildeindruck niederschlägt. Dynamisch lässt sich der Kontrastumfang bis zu 11.200:1 steigern, was vorrangig für ein noch satteres Schwarz sorgt.

Die Lichtausbeute reicht für Leinwandbreiten bis 4,20 Meter, um diese in SDR mit 16 Footlambert zu beleuchten. Für HDR sind genug „Reserven“ für Highlights vorhanden.

Mit drei HDMI-Eingängen ist der HU915QE gut ausgestattet. Der HDMI-2-Eingang besitzt eARC/ARC, damit kann der Ton von Apps zum AV-Receiver übertragen werden. LAN, 2 x USB, Optical Audio Out komplettieren das Anschlussfeld.

Die Panoramaaufnahme in „Tom & Jerry“ besitzt eine exzellente Schärfe, die bis zu den Seitenrändern reicht.

Nur in den Ecken nimmt die Schärfe ab, wenn der CineBeam in der Bildmitte optimal fokussiert ist.

Werden die Ränder scharfgestellt, nimmt der Fokus in der Bildmitte ab. Hier gilt es den „Sweetspot“ zu finden (siehe Foto), damit Randbereiche und Mitte scharf sind.

Mit der Warping-Funktion kann Verzerrungen innerhalb der Projektion zuverlässig begegnet werden. 4, 9 und 15 Punkte stehen dafür zur Verfügung.

Mit TruMotion kann unter Nutzerauswahl 3 das Bild zusätzlich „entruckelt“ werden. Das Ergebnis sind noch schärfere Bewegungsabläufe.

Im LG CineBeam HU915QE kommen drei moderne Laser zur Lichterzeugung zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um rote und blaue Dioden. Da der LG ein Ein-Chip-Projektor ist, werden Farben sequentiell projiziert.

Für die Farbdarstellung von Rot, Grün und Blau (RGB) geben zwei Kanäle der Laserdioden das rote und blaue Farbspektrum wieder. Der dritte Lichtkanal besteht ebenfalls aus Blau. Mit Hilfe von einem Phosphor-Element wird das Blau in Grün gewandelt, so dass am Ende ein RGB-Bild herauskommt.

Die Vorteile dieser 3-Kanal-Technologie gegenüber klassischen UHP-Lampen mit Farbseparation via Farbrad bestehen in den schnelleren Schaltzeiten, höherer Lebensdauer und geringerem Lichtverlust bei gleicher Laufzeit.

Während Ein-Chip-DLP-Projektoren mit konventionellen UHP-Lampen in der Regel Farbräder mit RGB-Elementen besitzen (oben links), erzeugt der LG CineBeam HU915QE RGB ohne Farbrad (großes Diagramm). Ein Vorteil der schnelleren Schaltzeiten ist, dass der so genannte Regenbogen-Effekt (RBE) stark verringert werden kann.

Bildqualität
Zunächst fällt uns auf, wie leise der LG CineBeam HU915QE ist. Mit 26 Dezibel ist er kaum auszumachen im Raum. Das XPR-Shift-Modul arbeitet vollkommen unauffällig und geräuschneutral. Überdies nehmen wir den DLP-Regenbogeneffekt selbst in kritischen Szenen kaum wahr, so dass diesbezüglich auch empfindliche Gemüter einen Blick riskieren dürfen.

Blockbuster werden im „Filmmaker Mode“ sehr authentisch dargestellt. Im Gegensatz zum kleinen Schwestermodell projiziert der CineBeam HU915QE Spielfilme mit 24 Hz originalgetreu. Ruckeln durch einen 3:2-Pulldown ist ihm fremd. Trotzdem haben wir „TruMotion“ aktiviert, weil die Bewegungsschärfe nochmals sichtbar zulegt, ohne dass der so genannte Seifenoper-Effekt auftritt. Störungen können wir, zumindest in niedriger Stufe, nicht ausmachen. Haare und feine Strukturen werden bestens nuanciert abgebildet. Spielfilme, Serien und Sportübertragungen werden exzellent hoch skaliert. Während des Fußball-Länderspiels Deutschland – Italien sind die Rückennummern der Spieler klar erkennbar, obwohl das ZDF auch 12 Jahre nach seinem HDTV-Start nur in 720p ausstrahlt. Wir können einzelne Zuschauer auf der Tribüne ausmachen, und der Rasen besitzt eine natürliche Struktur und ist saftig grün. Ball und Spieler laufen flüssig, ganz ohne Nachzieheffekte.

Full-HD-Filme von der Blu-ray legen noch mal sichtbar zu in puncto Auflösung. Von der Mitte bis zum Rand ist die Schärfe nach unserer Anpassung gut. Die Ausleuchtung ist mit 94 Prozent exzellent, so dass wir praktisch keinen Helligkeitsabfall zu den Seiten ausmachen können.

Dank des dynamischen Tone Mappings werden die Haare von Valentina im Gegenlicht komplett abgebildet. Schattenbereiche im Shop sind bestens durchgezeichnet.

Mit HDR-Inhalten läuft der HU915QE dann zur Hochform auf. „West Side Story“ ist als UHD-Fassung noch feiner aufgelöst als die Full-HD-Fassung. Auf der Baustelle zu Beginn zieht der feine Staub ganz ohne Artefakte durchs Bild. Kleine Schweißperlen zieren die Gesichter der Jugendlichen. Die bunten Kleider leuchten herrlich satt und farbenfroh, als die Puerto Ricanerinnen durch New York tanzen und „Amerika“ singen. In „Tenet“ bestechen die Nachtaufnahmen mit bester Durchzeichnung. Spitzlichter sind überzeugend hell und gelbe Lichter strahlen prachtvoll.

Ein Grauschleier, wie wir ihn beim kleinen Schwestermodell HU715QW noch kritisiert haben, ist dem großen CineBeam HU915QE fremd. Sattes Schwarz mit exzellenter Durchzeichnung ist das Ergebnis des gesteigerten Kontrastumfangs. Allenfalls das Grün in „Matrix: Resurrections“ (Test auf Seite 96) und das rote Warner-Logo in „Tenet“ kennen wir noch eine Spur gesättigter von anderen Projektoren.

Tonqualität
Zum guten Bild gehört selbstverständlich ein guter Ton. Vor allem dann, wenn der Projektor einen Fernseher ersetzen soll. Hier hat LG gute Arbeit geleistet: Das 2.2-Soundsystem im CineBeam HU915QE kann spielend mit der Klangperformance guter TV-Geräte mithalten. Die eingebaute Soundbar reproduziert Dialoge klar verständlich. Frauenstimmen tönen ganz ohne Zischlaute, Männerstimmen klingen angenehm sonor. Höhen, Mitten und Teile des Grundtons gefallen. Lediglich im Bass ist noch mehr Druck erstrebenswert. Abhilfe schafft hier ein externes 5.1-Soundsystem mit potentem Subwoofer, um die großen Bilder adäquat zu beschallen.

Der Testbericht LG CineBeam HU915QE (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 6.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 Sehr gut

Der Ultrakurzdistanz-Projektor HU915QE liefert mit seiner langlebigen Laserlichtquelle helle und kontrastreiche Bilder in XXL-Größe aus wenigen Zentimetern Abstand. Das Flaggschiff von LG verbindet moderne Smartfunktionen mit einfacher Installation, komfortabler Bedienung und überzeugender Bildqualität in HDR und SDR.

Michael B. Rehders

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