LG CineBeam HU715QW (Test)

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Aus nur wenigen Zentimetern Entfernung wirft der LG CineBeam HU715QW ein mehrere Meter großes Bild an die Wand. Zudem hat der Koreaner Smartfunktionen und HDR an Bord.

Bilder in Lebensgröße ermöglichen so genannte Laser-TV-Geräte. Hierbei handelt es sich um Ultrakurzdistanz-Projektoren, welche direkt auf die Wand bzw. Leinwand projizieren. LG erweitert mit dem 3.300 Euro teuren HU715QW seine CineBeam-Serie und zeigt, dass der Konzern nicht nur OLED-TVs erfolgreich produzieren kann, sondern auch Laserlicht-Projektoren, die ihren Platz vor dem Zuschauer auf dem Sideboard finden.

Ausstattung und Technik
Mit seinem weißen Finish und hellgrauer Lautsprecherbespannung lässt sich der CineBeam weitgehend unauffällig im Wohnzimmer platzieren. Er verfügt über einen 0,47-Zoll-DMD-Chip mit nativer Full-HD-Auflösung. UHD-Inhalte können bis zu 3.840 x 2.160 Pixel zugeführt, verarbeitet und sequenziell via vierfache XPR-Shift-Technologie projiziert werden.

Als Lichtquelle kommen blaue Laserdioden mit Phosphor-Element zum Einsatz, die eine Maximalhelligkeit von 2.500 Lumen erzielen sollen. Ein Umgebungslicht-Sensor passt die Helligkeit an den Wohnraum an, während ein adaptiver Kontrast für brillantere Bilder sorgen soll.

Das webOS wird mit der bewegungsempfindlichen und hinterleuchteten Magic Remote gesteuert. Im Falle des CineBeam liegt diese im dezenten Weiß vor.

Dynamisches Tone Mapping für High Dynamic Range ist vorhanden. Diese Technologie analysiert jeden Frame und passt diesen optimal an. Die Standards HDR10 und HLG werden unterstützt. Auf Dolby Vision und HDR10+ muss hingegen verzichtet werden. Dafür ist HGiG implementiert, um HDR-Konsolenspiele auf der Playstation und Xbox genießen zu können.

Mit Apple AirPlay 2 und HomeKit können Apple-Geräte Videos zum CineBeam streamen oder den Bildschirm von Smartphone, Tablet und Notebook spiegeln. So können eigene Fotoaufnahmen und Urlaubsvideos, die auf dem iPhone abgelegt sind, sowie Filme und Musik aus iTunes kabellos übertragen und in XXL-Größe projiziert werden.

Wie von LG-TV-Geräten gewohnt, sind auch im HU715QW zahlreiche Apps vorinstalliert. Beliebte Streaming-Dienste wie Amazon Prime Video, You- Tube, Disney+ und Netflix sind vorhanden. Eine Sprachsteuerung ist hingegen nicht implementiert.

Für den guten 2.2-Kanal-Ton sorgen zwei Hochtöner plus Subwoofer auf der Vorderseite mit einer Ausgangsleistung von 2 x 20 Watt. Wer echten Surround- Sound erleben möchte, kann zwei zusätzlich zu erwerbende Bluetooth-Lautsprecher verbinden und diese als Rear-Speaker im Wohnzimmer platzieren. Allerdings ist nur bei Bluetooth-Lautsprechern von LG eine fehlerfreie Funktionalität garantiert.

Während in Nachtaufnahmen ein leichter Grauschleier auffällig ist, läuft der CineBeam in hellen Szenen wie dieser zur Hochform auf.

Um eine natürliche Bewegungsschärfe in Spielfilmen zu erhalten, schalten wir unter „TruMotion“ die „Nutzerauswahl“ auf 8.

Installation und Bedienung
Die Installation macht LG dem Nutzer wie gewohnt sehr leicht. Eine Leinwandbreite von 2,66 Meter (120 Zoll Diagonale) wird aus einer Distanz von 63 Zentimeter erzielt. Die Ausrichtung auf unsere Leinwand gelingt zügig. Durch behutsames Drehen des 11,1 Kilogramm schweren Projektors wird ruckzuck ein geometrisch korrektes Bild dargestellt. Die Schärfe lässt sich bequem mit der Fernbedienung einstellen. Wer ein kleineres Bild präferiert, schiebt den CineBeam einfach etwas näher an die Wand. Die Warping-Funktion finden wir praktisch, falls keine idealen Aufstellungsmöglichkeiten vorherrschen und der CineBeam ein wenig geneigt werden muss. In diesem Fall kann das „verzerrte“ Bild bequem per Fernbedienung an die Leinwand angepasst werden, bis alle Ecken einen rechten Winkel besitzen.

Die Netzwerkanbindung funktioniert tadellos. Wir geben das Passwort für unser WLAN ein und schon Sekunden später kann der Großbildspaß beginnen. Der verbaute Empfänger besitzt eine beachtliche Empfangsqualität, über den gesamten Testzeitraum haben wir keine Empfangsstörungen. Alles läuft fehlerfrei. Die Kabel für die angeschlossenen Zuspieler sitzen fest in den Buchsen. Da die Anschlüsse allesamt auf der Rückseite untergebracht sind, ist von vorne kein Kabelsalat zu sehen.

Sehr gut gefällt uns die beleuchtete Fernbedienung mit Zeigerfunktion. Wir deuten einfach auf einen Punkt auf der Leinwand, schon taucht dort der Cursor auf. Er folgt präzise der Richtung, in die wir zielen. Auf diese Weise gelingt die Navigation durch das On-Screen-Menü schnell und genau.

Liegt ein Film wie „Zack Snyder‘s Justice League“ im 4:3-Format vor, kann dieser auf das volle 16:9-Format mittels 4-Wege-Zoom vergrößert werden.

Wer dem Klang der eingebauten Lautsprecher noch einen Feinschliff verpassen möchte, kann dies mit dem 5-Band-Equalizer tun.

Die Oberfl äche der Smartfunktionen mit der Kacheldarstellung und direktem Zugriff auf Streaming-Apps kennen wir aus den LG TV-Geräten.

Offiziell wurde der „Filmmaker Mode“ 2020 auf der CES präsentiert. Das Konzept der „UHD Alliance“, zu der neben TV-Herstellern auch Technologiefirmen und Hollywood-Studios gehören, soll zu Hause das gleiche Filmerlebnis ermöglichen, wie es die Regisseure für die großen Kinos erschaffen. Um das zu erreichen, werden in TV-Geräten und Projektoren sämtliche digitalen Eingriffe deaktiviert, welche die Bildqualität nach Ansicht der „UHD Alliance“ negativ beeinflussen. Dazu gehören unter anderem dynamische Helligkeitsregelungen und die Zwischenbildberechnung. Überdies sind die Farbräume bei SDR-Inhalten auf Rec.709 und HDR auf DCI-P3 voreingestellt.

Wem dieser Look nicht zusagt, der kann in vielen Geräten die Parameter wunschgemäß anpassen. Zum Beispiel gefällt nicht jedem das 24-Hz-Ruckeln. Derjenige kann die Frame Interpolation hinzuschalten. Beim LG CineBeam HU715QW ist das aber nicht vorgesehen und der Reiter im On-Screen-Menü ausgegraut, um eine unverfälschte Wiedergabe zu gewährleisten.

Wer „Tenet“ originalgetreu mit 24 Bildern pro Sekunde erleben möchte wie im Kino, kann im CineBeam in den „Filmmaker Mode“ wechseln. Weitere Einstellungen sind dann unnötig.

Licht und Farbe
Nach erstmaliger Einschaltung des CineBeam ist der Bildmodus „Standard“ aktiviert, der mit 10.143 Kelvin ein zu kühles Bild erzeugt. Der Rec.709-Farbraum für HDTV wird mit 125 Prozent zu groß dargestellt. Keine Frage: Das Bild finden wir etwas zu „bunt“. Allerdings bietet es bei leichtem Restlicht im Wohnzimmer eine willkommene Alternative, da hier das größere Farbspektrum einen gefälligen Bildeindruck hinterlässt. Im „Hellster Modus“ wird die von LG beworbene Maximalhelligkeit mit 2.560 Lumen vorbildlich eingehalten. Die Farbdarstellung besitzt dann mit rund 11.000 Kelvin allerdings einen unschönen Grünfarblook.

Da wir es normgerecht mögen, wechseln wir kurzerhand in den Bildmodus „Experte“ und passen die geringen Abweichungen dort an. Kalibriert erreicht der CineBeam nun 2.045 Lumen, was ausreicht, um eine Leinwand bis 4,60 Meter mit 16 Footlambert auszuleuchten oder entsprechend kleinere Bildbreiten adäquat zu befeuern, um zunehmendem Restlicht im Raum entgegenzuwirken.

Der statische On/Off-Kontrast beträgt 933:1 (On/Off) und lässt sich dynamisch auf bis zu 13.850:1 steigern. In-Bild-Kontrast (894:1) und ANSI 210:1 fallen eher durchschnittlich aus. Der Schwarzwert ist mit 2,19 Lumen ebenfalls verbesserungswürdig. Gut gefallen uns Gamma Equalizer und Sechs-Achsen-Farbmanagement. Vor allem erstgenanntes Tool sorgt für einen extrem homogenen Helligkeitsanstieg, um in dunklen und hellen Bereichen eine exzellente Durchzeichnung zu erzielen. Bis zu 20 Stützstellen können hierfür individuell verwendet werden.

LG hat dem CineBeam ein Dynamisches Tone Mapping für HDR-Inhalte implementiert. Alle zugespielten Signale von 0,000 bis 10.000 Nits werden vollständig abgebildet. Jedes einzelne Frame wird dabei analysiert, optimiert und bestmöglich auf die Leinwand projiziert. Das funktioniert in der Praxis so gut, dass wir während des Testprozederes keinen Film anpassen müssen. Selbst schwierige Filme wie „Sully“ und „Der Marsianer“ bringen den HU715QW nicht aus dem Tritt. Allenfalls die Farbregelung haben wir erhöht, damit ein ähnlicher Farblook erzeugt wird, wie wir ihn von den LG OLEDTVs kennen und schätzen.

Unser Testbild deckt auf, dass alle Inhalte bis zu 10.000 Nits reproduziert und innerhalb der darstellbaren Lichtausbeute des Beamers projiziert werden.

Mit der Anhebung der Farbtiefe von 50 auf 72 wird dem limitierten HDR-Farbraum entgegengewirkt, Brillanz und Leuchtstärke nehmen sichtbar zu.

Mit drei HDMI-2.0-Eingängen ist der LG CineBeam HU715QW gut ausgestattet. Der HDMI-2-Eingang ist mit eARC/ARC besonders praktisch, weil der Ton von den empfangenen Apps darüber zum AV-Receiver geleitet
werden kann. LAN, USB, Optical Audio Out komplettieren das Anschlussfeld.

Bild und Ton
Der „Filmmaker“-Modus soll Blockbuster so darstellen, wie es sich die Filmemacher vorstellen. Unser Testsample wandelt allerdings Inhalte mit 24 Hz um und gibt diese mit 60 Hz aus, was zum typischen Pulldown-Ruckeln führt. Im von uns kalibrierten Bildmodus „Experte“ tritt dieser Fehler zwar gleichfalls auf, allerdings lässt sich hier das Ruckeln mit Hilfe der Zwischenbildberechnung „TruMotion“ beseitigen. Überhaupt arbeitet dieses Tool sehr angenehm, weil es weitgehend fehlerfrei funktioniert. Unter Nutzerauswahl kann die Bewegungsschärfe nach Geschmack angepasst werden.

In der Leinwandmitte ist die Schärfe hervorragend, nimmt jedoch zum Rand hin leicht ab, so dass feine Details außen ein wenig defokussiert erscheinen. Die Color Uniformity fällt mit 85 Prozent in Summe ordentlich aus. Rechts ist unser Testgerät jedoch heller als in der Mitte. Rund 22 Prozent beträgt die Differenz. Während der Bootsfahrt mit dem Katamaran in „Tenet“ fällt auf, dass der Himmel rechts etwas heller ist als in der Mitte und auf der linken Seite. Im Original ist die Ausleuchtung gleichmäßig über die gesamte Breite.

Spielfilme und Sport in Full-HD-Auflösung werden richtig gut auf 4K hochskaliert. Farben sehen originalgetreu aus, weil der HDTV-Farbraum vollständig abgedeckt wird. Der Rasen während einer Übertragung der Fußball Bundesliga erscheint saftig grün. Die Bewegungen der Spieler sind flüssig, dem Ball können wir problemlos folgen, weil dieser nicht „zerrissen“ wird im Flug.

Für UHD/HDR wird der DCI-P3-Farbraum mit 86 Prozent angegeben. Unser Testgerät übertrifft diesen Wert zwar geringfügig um ein Prozent, dem etwas blassen Look wirken wir jedoch mit unseren Grundeinstellungen entgegen. Hiervon profitieren alle Farbtöne, weil diese im Anschluss deutlich gesättigter erscheinen. In „Tenet“ beeindrucken die Aufnahmen im Restaurant, wenn der Protagonist sich mit seiner weiblichen Begleitung unterhält. Schattenbereiche sind hervorragend durchgezeichnet, besitzen eine tolle Bildtiefe und Plastizität.

Da der CineBeam HU715QW als TV-Ersatz herhält, benötigt er natürlich einen ansprechenden Ton. Mit 40 Watt Gesamtleistung kann es die eingebaute Soundbar problemlos mit den meisten Fernsehern aufnehmen. Stimmen sind sehr gut zu verstehen. Höhen und Mitten überzeugen. Allenfalls im Bassbereich ist mehr Druck wünschenswert. Wer hier höhere Ansprüche hat an die Klangperformance, sollte zu einem ausgewachsenen 5.1-Soundsystem mit Subwoofer greifen.

Der Testbericht LG CineBeam HU715QW (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 3.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

74 Gut

Der LG CineBeam HU715QW ist ein Ultrakurzdistanz-Projektor mit 4K-Auflösung, langlebiger Laserlicht-Technologie und umfangreichen Smartfunktionen zu einem erschwinglichen Preis. Obwohl der HDR-Farbraum etwas limitiert ist, werden 4K-Filme mit realistischen Farben und dank des exzellenten dynamischen Tone Mappings zum Erlebnis.

Michael B. Rehders

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