„Reference“ steht gleich hinter dem Klipsch-Logo auf Soundbar, Subwoofer und den Effekt-Speakern, was schon mal den Anspruch der 1946 in Hope (Arkansas USA) gegründeten Boxen-Schmiede verdeutlicht. Mit 650 Euro für die Soundbar und 300 Euro für ein Pärchen „Surround 3“ ist der Preis allerdings noch im Mittelfeld angesiedelt. Ein Top-Preis-Leistungs-Verhältnis also?
Rein optisch haben wir an dem Quatett jedenfalls nichts auszusetzen. Die Körper der ausschließlich in Schwarz erhältlichen Boxen bestehen zur Überraschung aus Holz und nicht aus Plastik oder Alu, wie das bei Soundbars oft der Fall ist. Allerdings verhüllt schwarzer Akustikstoff (außer beim Subwoofer) ein Großteil der Holzgehäuse, was etwas schade ist. Die schwarzen Seitenteile der Bar lassen sich abnehmen und durch braune ersetzen, die zum Lieferumfang gehören. Ebenso mit dabei ist ein Montage-Set zur Wandaufhängung des 121,1 x 7,3 x 8,6 (B x H x T) Zentimeter großen Klangbalkens. Das „48“ im Namen bezieht sich übrigens auf die Breite der Soundbar, nämlich 48 Inch.
3 Hörner inklusive
Links, rechts und mittig findet man die Eingangs erwähnte Besonderheit von Klipsch-Schallwandlern: die Hörner. Jedes Horn besteht aus einem 1 Zoll großen Aluminium-Hochtöner, der am Ende einer geschwungenen, in der Grundform viereckigen Schallführung sitzt, Klipsch nennt das Konstrukt „90° x 90°-Tractrix-Horn“. Der Hochtöner selbst ist durch ein Verbundmaterial namens Kapton aufgehängt, ein laut Klipsch extrem leichtes und festes Material, das Verzerrungen minimiert und eine lineare Hubbewegung (LTS) des Töners gewährleisten soll.
Ergänzt wird das Horn-Trio durch vier ovale, 3 Zoll große Woofer aus Verbundfaser, die wie die Hörner nach vorn gerichtet sind. Seitliche oder nach oben strahlende Chassis gibt es nicht, die Bar 48 versteht sich als 3.1-System mit dediziertem Center-Kanal, das keine 3D-Sound-Ambitionen hegt. Surround-Sound wird virtuell via DSP erzeugt, im Zusammenschluss mit den beiden „Surround 3“-Speakern wächst das System zum vollwertigen 5.1-Set für nativen Mehrkanal-Sound. Übrigens: Erste Klipsch-Soundbars mit Dolby Atmos erscheinen voraussichtlich kommenden Herbst.
Krawallquader
Zum Lieferumfang der Bar 48 gehört ein Subwoofer (30,2 x 41 x 41 Zentimeter), der mit einem 8 Zoll großen Chassis auf der Unter-seite ausgestattet ist. Hinzu gesellt sich ein Bassreflex-Rohr. Der Korpus des Krawallmachers besteht ebenso aus Holz, was dem Würfel eine gewisse Natur-Optik verpasst – trotz des tristen Schwarz. Die Verbindung zur Soundbar kann nur über Funk (2,4 GHz) erfolgen. Die Soundbar verfügt allerdings über einen zusätzlichen Sub-Out (Cinch), so dass jeder x-beliebige Woofer mit Toneingang angeschlossen werden kann. Am Basswürfel findet man allerdings keinerlei Ein- wie Ausgänge; auch Justier-Optionen wie Crossover, Phase und Lautstärke fehlen. Letztere wird über die Fernbedienung der Bar gesteuert.
Kaum Multimedia
Bei den Anschlüssen bietet die Bar 48 nur das Basis-Programm: Ein HDMI-Ausgang verbindet sie via Audio Return Channel (nur ARC) mit dem TV, der den Sound anliefert. Alle Zuspieler wie XBox oder Blu-ray-Player müssen bei dieser Anschlussvariante via HDMI mit dem Fernseher verbunden werden. Das erklärt auch, warum die Bar keine klassische Video-Sektion besitzt und über HDMI nur ein Schwarzweiß-Bild ausgibt. Für komprimierten Digitalton bzw. Analog-Sound stehen ein Toslink-Eingang sowie eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zur Verfügung. Die USB-Buchse ist nur für Firm-ware-Updates, denn Netzwerkfunktionen besitzt die Bar keine. Daher fallen auch Multiroom-Optionen, Sprachsteuerung und fast alle Streaming-Funktionen raus, was etliche Punkte kostet – nur via Blue-tooth darf man der Soundbar drahtlos zuspielen.
Ein Bildschirm-Menü fehlt, an der Oberseite befinden sich Tasten und ein Display mit Leuchtsymbolen, die man vom Sitzplatz aus aber nicht sieht; an der Front strahlen teils bunte Lichtlein, die sich aber nicht selbst erklären. Die Lautstärke der Bar lässt sich auch über die TV-Fernbedienung regeln.
HD-Ton ohne eARC?
An Decodern verbaute Klipsch Dolby Digital Plus und DTS-HD. Allerdings besitzt die Soundbar keinen Enhanced Audio Return Channel (kurz eARC), der HD-Ton in die Bar schleusen könnte. Das komprimierte Dolby Digital Plus funktioniert zwar in der Theorie über ARC, jedoch unterstützen nur die wenigsten Fernseher das Format. Auf Dolby Digital und DTS-Digital-Surround versteht sich die Soundbar natürlich schon. Für den Surround-Upmix von Zweikanal-Ton setzt Klipsch auf einen eigenen DSP-Algorithmus. Die ((SUR))-Taste schaltet den DSP-Mix zu oder aktiviert die „Surround 3“-Boxen für nativen 5.1-Sound, sofern Effekt-Speaker mit der Bar gekoppelt sind. Ein Firmware-Update soll DTS Virtual:X für virtuellen 3D-Sound nachliefern.
Die „Dialog“-Funktion verbessert die Sprachverständlichkeit, indem Mitten auf dem Center-kanal deutlich angehoben werden; dann klingt Sprache aber etwas unnatürlich. Der „Night“-Modus soll den Dynamikumfang reduzieren und schaltet zudem den Subwoofer ab; entsprechend dünn tönt es dann aus dem Klangriegel. Leider gibt es keinen Equalizer und auch keine Höhen-/Bass-Regler. Das Boxen-Setup beschränkt sich auf die Pegel von Subwoofer und Rear-Boxen.
Nicht zum Lieferumfang der Bar 48 gehören die „Surround 3“-Lautsprecher, welche für nur einen Zweck entworfen wurden – um als aktive Surround-Speaker zu dienen. Weitere Funktionen wie Smart-Features mit Streaming und Multiroom oder simple Toneingänge haben die zierlichen (6,5 x 10,8 x 10,8 cm) Böxlein nicht zu bieten. Hinter der schwarzen Stoffummantelung des Holzgehäuses steckt ein 3 Zoll großer Breitband-Treiber, der von einer 60 Watt starken Endstufe befeuert wird.
Die Koppelung mit der Soundbar erfolgt wie beim Subwoofer via Funk und lief im Test reibungslos, sobald wir den mitgelieferten USB-Transmitter ins dafür vorgesehene Seitenfach der Bar 48 steckten.
Kopfzerbrechen bereitete uns aber das Einstellen der Lautstärke der beiden Trabanten. Die Fernbedienung bietet hierfür keine Tasten und auch im mitgelieferten Handbuch wurden wir nicht fündig. Die Lösung bescherte schließlich das Online-Handbuch; womöglich hat man die Beschreibung im Ausdruck schlicht vergessen.
Der Trick: Die ((SUR))-Taste länger als 3 Sekunden gedrückt halten, bis die LED der Bar rot blinkt. Mit den Volume-Tasten kann man dann den Pegel für die erste Box, nach erneutem Drücken von ((SUR)) den Pegel für die zweite Box justieren.
Tonqualität
Im Hörtest schlug die Bar 48 einen natürlichen, klaren und lebendigen Ton an, ohne scharf oder analytisch zu klingen. Die Sprachverständlichkeit war bestens und nahm auch bei nicht frontaler Sitzposition kaum ab. Der mittelgroße Subwoofer entpuppte sich als echter Kraftmeier und spielte dermaßen tief und druckvoll, dass selbst Bass-potente Action-Streifen wie „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) den Würfel nicht aus der Ruhe brachten; zudem klangen Bar und Sub aus einem Guss. Der „Night“-Modus kappte fast alle Bässe, eine hörbare Dynamikreduktion machte sich aber weder bei Dolby- noch DTS-Ton bemerkbar.
Überzeugen konnte auch die Räumlichkeit bei Mehrkanal-Ton: Effekte schallten nicht nur plastisch und gut ortbar, sondern auch weit im Hörraum verteilt. Selbst Höhen-Effekte tönten nicht von vorn aus der Bar, sondern schwebten frei im Raum – wenn auch nicht über dem Kopf.
Im Stereo-Betrieb behielt die Bar ihre tonalen Eigenschaften und spielte naturgemäß nur von vorne. Dort tönte es allerdings sehr direkt aus dem Riegel und kaum größer als die Bar selbst. Dies änderte sich auch nicht durch das Zuschalten der virtuellen Surround-Funktion, denn selbst mit vollem Pegel spielten die Rear-Boxen kaum hörbar.
Der Testbericht Klipsch Bar 48 (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2020 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Klipschs derzeit größte Soundbar bietet in Kombination mit Subwoofer und Rear-Boxen sehr guten 5.1-Sound. Viele Punkte verliert die Kombi aufgrund ihrer schwachen Ausstattung.