Heco Aurora (Test)

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Höhenkanäle sind ja sehr schön. Aber wohin mit den dazugehörigen Lautsprechern? Dieses Problem stellt sich bei dem Aurora-Boxenset von Heco nicht.

Das Problem haben viele Heimkino-Fans: Da hat man einen schönen neuen Heimkino-Receiver mit allen Finessen inklusive Dolby Atmos und den dafür nötigen Verstärkerkanälen erworben, muss aber die dazu notwendigen Lautsprecher noch im schicken Wohnzimmer unterbringen. Und da gehen unter der Decke montierte Schallwandler optisch selten bis gar nicht und die Zusatz-Boxen, die man auf die Frontlautsprecher stellen soll, sehen auch nicht gerade prickelnd aus.

Warum, haben sich die Entwickler von Heco angesichts dieser Situation gefragt, bauen wir nicht einfach ein Atmos-Abteil oben in eine unserer Standboxen ein? Und das für einen bezahlbaren Preis. In diesem Fall schlägt die Komplettkombi mit gut 3.000 Euro zu Buche.

Der Atmos-Koaxtreiber der Aurora 900 AM ist nach vorn angewinkelt und leicht versenkt eingebaut. So soll die direkte Abstrahlung zum Zuhörer minimiert und der Schall hauptsächlich zur Decke geschickt werden.

Das häufig bei Hochtönern eingesetzte Ferrofluid ist, wie der Name nahelegt, eine Flüssigkeit, die mit feinen magnetischen Partikeln versehen wurde. Als Grundstoff wird hier meist Öl eingesetzt, denn das ist in den unterschiedlichsten Viskositäten (zeigt an, wie dünn- oder dickflüssig eine Flüssigkeit ist) zu bekommen. Die verwendeten Partikel sind mit Größen im Nanometerbereich extrem winzig und zudem so vorbehandelt, dass sie nicht zusammenklumpen können. Dadurch bleibt ihre Durchmischung auch bei mechanischen Bewegungen immer gleich.

Diese Eigenschaften machen den Einsatz von Ferrofluid in einem Hochtöner erst möglich. Die Hersteller applizieren es nämlich in den Bereich des Magnet- Luftspaltes, in dem sich die Schwingspule bewegt. Dort muss die Flüssigkeit natürlich den Schwingungen der Spule folgen – und dabei gleich eine der Wirkungen entfalten, wegen denen sie überhaupt eingesetzt wird: die Dämpfung der Membran-Eigenresonanz. Damit verstetigt sich auch der Impedanzverlauf bei der Resonanz, was die Abstimmung der Frequenzweiche vereinfacht. Ein weiterer Vorteil von Ferrofluid: Es leitet Wärme besser als Luft und leitet sie somit schneller von der Schwingspule zum Magneten. Damit erhöht sich die Belastbarkeit eines Hochtöners.

Bei manchen HiFi-Fans ist der Einsatz von Ferrofluid mittlerweile verpönt, weil damit versehene Chassis „langsam“ oder „gebremst“ klingen sollen. In unserem Testalltag ist uns ein solches Phänomen bislang aber nicht aufgefallen.

Ferrofluid kann auch dazu genutzt werden, Feldlinien in einem Magnetfeld anzuzeigen, und bietet dann manchmal geradezu bizarr wirkende Ansichten.

Die Technik
Gesagt, getan: Heco wählte dafür sinnvollerweise eine eher designorientierte Lautsprecherserie, nämlich die Aurora-Baureihe – sie soll ja schließlich ins eben erwähnte schicke Wohnzimmer passen.

Als Basis diente deren Aurora 700, eine hochgewachsene, schlanke Dreiwege-Standbox. Deren Chassismaterial behielten die Entwickler komplett bei, sortierten es aber ein wenig um: Bei der Aurora 900 AM wanderte der Hochtöner auf der Schallwand ganz nach oben, der 17-Zentimeter-Mitteltöner wiederum gesellte sich zu den beiden gleich großen Tieftönern darunter. Das wurde nötig, weil sich das Atmos-Abteil im Deckel wegen der angewinkelten Montage seines Koax-Chassis recht breit macht, die Box aber nicht deutlich höher ausfallen sollte als die 700er. Da war der ausladende Mitteltöner mit seinem voluminösen Magneten einfach nicht mehr unterzubringen, wohl aber der flache Hochtöner. Der hört auf den schönen Namen „Fluctus“, seine Gewebekalotte mit 28 Millimetern Durchmesser wird von einem Ferritmagneten angetrieben, in dessen Luftspalt Ferrofluid eingebracht wurde (siehe Kasten). Besonders augenfällig ist der Befestigungsflansch, denn den versahen die Entwickler mit mehreren konzentrischen Wellen.

Die optische Wirkung hatten die Entwickler aber eigentlich nicht im Sinn, sondern eher das Abstrahlverhalten. Denn das, so zeigten ausführliche Computer-Simulationen, gestaltet sich mit diesen Wellen deutlich gleichmäßiger als mit einer glatten Frontplatte. Als Material für die Kalotte verwendet Heco beschichtete Seide.

Bei den Tief- und Mitteltönern benutzt Heco schon seit längerer Zeit hauptsächlich das so genannte Kraftpapier, die Papiersorte mit der höchsten Festigkeit. Im „normalen“ Leben begegnet man diesem Stoff in Einkaufstüten oder als Grundmaterial für Schmirgelpapier. Durch seine besonders langen Holzfasern und deren starke Vernetzung ist es besonders steif, weist aber trotzdem eine hohe innere Dämpfung auf und ist dadurch kaum empfindlich für Membranresonanzen.

Die als Surroundboxen fungierenden Aurora 300 bringen den 17er-Tieftöner in einfacher Ausführung mit, der Aurora Center 30 nutzt zwei mit 12,5 Zentimetern Durchmesser.

Das Atmos-Koaxialchassis, das sich ausschließlich in den beiden Standboxen befindet, fällt etwas aus dem Rahmen: Bei ihm griffen die Entwickler auf eine Schwingeinheit aus Kunststoff zurück. Der in ihrer Mitte untergebrachte 20-Millimeter-Hochtöner ist aber wieder aus Seide. Das Chassis ist nicht fl ach auf dem Deck untergebracht, sondern etwas versenkt und gut 20 Grad nach vorn geneigt montiert, damit es nicht gerade nach oben strahlt, sondern zum Hörer hin in Richtung Decke. Von dort soll sein Schall zum Zuhörer reflektiert werden. Ziel ist natürlich auch, dass so wenig wie möglich Schall direkt vom Lautsprecher – also ohne
Umweg über die Decke – am Hörplatz ankommt. Die Vorderseite des kleinen Hohlraums, in dem der Treiber untergebracht ist, dient hier gleichsam als Abschattung. Damit die aber nicht den Klang verunreinigende Reflexionen verursacht, ist sie, genau wie die Seitenwände, mit einem dämpfenden Schaumstoff belegt. Im Normalbetrieb ist dieser Hohlraum nicht zu sehen, Heco verbirgt die Öffnung mit einem farblich zur magnetisch haftenden Frontabdeckung passenden Stoffcover.

Speziell für die Aurora-Serie mit perfekt passendem Design wurde der Subwoofer Aurora Sub 30A entworfen. Sein 30-Zentimeter-Treiber ist auf seiner Vorderseite untergebracht, die beiden Bassreflexöffnungen auf der Rückseite gemeinsam mit dem Verstärkermodul und den Bedienelementen. Bei der Endstufe greift der Hersteller auf die gute alte Analogtechnik zurück. Da verwundert die etwas bescheiden anmutende Verstärkerleistung von 125 Watt dann auch nicht mehr.

Das Bedienfeld des Heco-Subs bringt Regler für Pegel und Trennfrequenz mit, die Phase ist nur schaltbar.

Der Aurora-Baureihe von Heco darf man wegen ihres Designs und ihrer Bauweise durchaus Eigenständigkeit attestieren. Ist doch der eigentliche Gehäuse-Korpus mit Dekorfolie in Holzoptik beschichtet, Oberseite und Front jedoch seidenmatt lackiert. Das Ganze bietet der Hersteller in zwei unterschiedlichen Ausführungen an, in Schwarz mit „Ebony Black“-Korpus sowie in Weiß mit „Ivory White“-Grundgehäuse. Front und Deckel bestehen aus einem einzigen L-förmigen Stück Holz und werden mit einer umlaufenden Schattenfuge optisch nochmals betont, was den Aurora-Lautsprechern einen eigenen optischen Auftritt verleiht.

Diese Bauweise zeigt auch eine akustische Wirkung: Das Grundgehäuse ist vollständig, inklusive Front nebst Montage-Öffnungen für die Treiber und Deckelplatte. Das lackierte L-förmige Element wird dann auf das Gehäuse aufgesetzt und verdoppelt an diesen Stellen die Materialstärke. Das ist akustisch wichtig, denn genau hier treten normalerweise die größten und vor allem den Klang am stärksten beeinträchtigenden Gehäuseschwingungen auf.

Die Heco-Entwickler schlagen hier also zwei Fliegen mit einer Klappe, indem sie einen Schwachpunkt der üblichen Gehäusebauweise zumindest entschärfen und zudem noch ein eigenständiges, optisch interessantes Design geschaffen haben. Das nennt man effektives Arbeiten.

Bei Hecos Aurora-Serie doppelt ein L-förmiges Zusatzelement die in Sachen Eigenschwingungen besonders empfindlichen Front- und Deckelflächen und stabilisiert sie auf diese Weise.

Tonqualität Surround
Über schlappen Bass muss sich der geneigte Heimkino-Fan beim Aurora-Sub trotzdem keine Sorgen machen, immerhin reicht die Verstärkerleistung für 102 Dezibel Maximalpegel. „Nur“ 36 Hertz untere Grenzfrequenz lassen sich auf die Abstimmung des Subwoofers zurückführen: In die haben die Entwickler nämlich die Anhebung mit einkalkuliert, die er durch die Aufstellung auf dem Boden erfährt. Der sanfte Abfall des Frequenzgangs unterhalb 60 Hertz wird von dieser nämlich größtenteils wieder ausgeglichen.

Die Frequenzgänge von Front-, Center- und Surroundboxen verlaufen recht ruhig, was auf einen verfärbungsarmen Klang hoffen lässt. Das Rundstrahlverhalten des Centers weist deutliche Einbrüche zwischen 1.200 und 2.500 Hertz auf – bei ihm ist der „Chef“-Sitzplatz in der Mitte in Sachen Sprachverständlichkeit daher der beste.

Jeder, der diesen Platz erobert, darf dann aber mit einem hervorragenden Klang rechnen, wie sich in unserem Hörtest schnell herausstellte: Das Set klingt angenehm neutral, aber durchaus temperamentvoll und luftig. Bei „They Can´t Take that Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli glänzt es mit Spielfreude und Präzision, Stimmen und Instrumente stellt es sauber in den Raum und verleiht ihnen glaubwürdige Räumlichkeit. Auch die Emotionen kommen nicht zu kurz, das Set wirkt immer beteiligt und engagiert.

Eindrucksvoll auch, wie nahtlos sich der Subwoofer, bei sorgsamer Justage natürlich, in dieses Klangbild integriert. Legt zum Beispiel Toto bei ihrem „Rosanna“ aus „Live At Montreux“ so richtig los, trägt er ansatzlos zu dem Klangbrett bei, das die Kalifornier hier durch die Anlage schicken. Und das selbst bei, nennen wir es „weniger zurückhaltendem“ Abhörpegel. Das macht Spaß!

Das gilt auch, wenn es bei Filmton richtig zur Sache geht, sei es, wenn bei „Ratatouille“ der Blitz die beiden Ratten mit Getöse vom Dach fegt oder bei „Terminator – Die Erlösung“ der Tankwagen explodiert. Die Hecos sind immer antrittsschnell bei der Sache und ziehen ihr Publikum in das Heimkino-Klangerlebnis hinein. Und kommt dann per 3DTonspur die Höhendimension dazu, wird es noch faszinierender: Saugt das Raumschiff in der Hafenszene bei „Transformers – Ära des Untergangs“ beispielsweise die Laster und Schiffe nach oben und lässt sie danach wieder nach unten krachen, schafft das Heco-Set eine glaubwürdige vertikale Illusion und lässt die Zuhörer unwillkürlich die Köpfe einziehen. Perfekt ist die Illusion allerdings nicht, denn wie bei allen bisher von uns getesteten Atmos-Boxen, die per Reflexion über die Decke arbeiten, bleibt trotz aller Gegenmaßnahmen ein Teil des Schalles direkt vom Lautsprecher wahrnehmbar, was die Oben-Ortung stört. Trotzdem konnten die Hecos bei „Gravity“ für ein einhüllendes Klangerlebnis sorgen, das den Zuhörer quasi mit Sandra Bullock im All schweben lässt.

Das Sonogramm des Atmos-Abteils der Aurora 900 AM zeigt, dass der Lautsprecher nur noch wenig Schall direkt nach vorn richtet. Oben unter 0 Grad ist die Abstrahlung in Achsenrichtung zu sehen, nach unten dann die Anteile in zunehmenden Winkeln nach vorn.

Tonqualität Stereo
Angewiesen sind die Aurora 900 AM als stattliche Standboxen auf die Unterstützung durch den Aurora Sub 30A zwar nicht, profitieren aber von seinem Einsatz: Er fügt ihrer schon solo kräftigen, präzisen Basswiedergabe einen Schub an Volumen und Tiefgang hinzu. Schön zu hören ist das auf „Railway Track“ von John Illsley, bei dem E-Bass und Kickdrum nachdrücklicher und glaubwürdiger kommen. Die 900er stellen zudem Stimmen und Instrumente angenehm dreidimensional und fest umrissen im Raum auf und überzeugen auch hier mit Spielfreude und Temperament, so dass auch der Stereo-Betrieb rückhaltlos empfohlen werden kann.

Der Testbericht Heco Aurora (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 3.100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 Sehr gut

Das Heco-Aurora-Set bietet nicht nur dreidimensionalen Sound mit geringstmöglichem Installationsaufwand, sondern überzeugt auch aufgrund seines tollen Klangs und interessanter Optik. Und das zu einem mehr als fairen Preis.

Michael Nothnagel

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