Grundig 55GOB9280 (Test)

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Mit 1.800 Euro ist der Grundig 55GOB9280 auf den ersten Blick nicht der preiswerteste TV in unserem Testfeld. Auf den zweiten hingegen schon, so liegt der Straßenpreis bei unschlagbar günstigen 1.200 Euro, weshalb er von uns einen Preistipp bekommt. Beim Display des Vision 9 vertraut Grundig auf die 100-Hertz-Technik, für möglichst spektakulären Klang kommt gar ein Drei-Wege-Soundsystem mit integriertem Subwoofer und 90 Watt Ausgangsleistung zum Einsatz. Das superschlanke Panel wird von einem Metallrahmen umgeben, die beiden seitlich montierten Metallfüße erfordern eine Standfläche von 122 Zentimeter. Dass dem TV-Hersteller der Umweltaspekt wichtig ist, wird unter anderem an der Fernbedienung deutlich: Diese ist komplett aus recyceltem Plastik hergestellt. Über eine eigene Eco-Taste kann man in ressourcenschonende Einstellungen wechseln (siehe Kasten).

Ausstattung & Bedienung
Grundig bewirbt seinen OLED zwar mit drei HDMI-2.1-Buchsen, das ist aus unserer Sicht aber nicht korrekt. Denn während die Variable Refresh Rate (VRR) und der Auto Low Latency Mode (ALLM) vorhanden sind, verzichtet der Flachmann auf die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Zuschauer kommen in den Genuss von TV-Aufnahmen und Time-Shift mittels USB-Festplatte, allerdings hat man während eines Mitschnitts keine freie Senderwahl, weil die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 jeweils nur als Single-Varianten verbaut sind.

Der Grundig arbeitet mit Android 11, was für hohen Bedienkomfort steht. Das Bedientempo im Zusammenspiel mit dem Quad Core Prozessor ist in Ordnung, beim Starten von Apps ist allerdings mitunter Geduld gefragt. Im TV-Betrieb kann man eine horizontale Leiste einblenden, um direkt zu Quelle, Bild- und Toneinstellungen, zur Stromversorgung, dem „CI+“-Slot oder erweiterten Optionen zu gelangen. Die Fernsteuerung liegt gut in der Hand und besteht aus einfachem Kunststoff. Der untere Tastenbereich fällt sehr klein aus, die Verringerung der Lautstärke nervt, weil sich die wackelige Taste nur schwergängig nach unten drücken lässt. Das rechts daneben liegende Pendant zur Senderwahl reagiert feinfühliger. Praktisch: Der Google Assistant hört durch ein Mikrofon im TV-Gehäuse auf die Stimme, ohne dass man zum Signalgeber greift.

Grüner Daumen: Grundig hat seine Fernbedienung zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Die unteren Tasten dürften gerne etwas größer ausfallen. Die Lautstärketaste reagiert beim Drücken nach unten zu schwergängig. Um den OLED per Sprache zu steuern, benötigt man die Fernbedienung nicht, weil im Flat-TV ein Mikrofon eingebaut ist.

Die App-Auswahl auf dem 55GOB9280 fällt wie erwartet dank Android-Basis riesig aus. Netflix, Amazon Prime Video, YouTube, Google Play, Disney+ und Spotify kann man über eigene Tasten aufrufen. Für mobile Android- und iOS-Geräte bietet Grundig die kostenlose „Smart Remote“-App an. Nach deren Start wird der OLED automatisch sofort gefunden. Die kantige Steuer-Oberfläche sieht nicht mehr ganz taufrisch aus, ist jedoch funktional. Netflix, YouTube, Amazon Prime Video und Google Play Filme kann man per Fingertipp auf dem Display starten. Außerdem zeigt die App eine Kanalliste mit allen verfügbaren Sendern und dem laufenden Programm an. Streaming von Mobilgeräten gelingt auch mittels Chromecast, Miracast und Bluetooth. Als Bildschirmschoner stehen auf dem 55-Zöller „Bilderrahmen“ und „Farben“ zur Verfügung. Den Zeitpunkt der Aktivierung legt man selbst fest (drei Minuten bis zwei Stunden).

Auf dem neuesten Stand: Mit Android 11 verfügt der Grundig-OLED über ein zeitgemäßes, schnelles und optisch ansprechendes Betriebssystem.

Freihändige Hilfe: Google Assistant muss nicht über die Fernbedienung aktiviert werden. Ein Mikrofon im Fernseher erlaubt die direkte Kontaktaufnahme.

Übersichtlich: Links das aktuell ausgewählte Programm, rechts die Senderliste – Funktionalität ohne allzu viel Schnickschnack wird beim Vision 9 großgeschrieben.

Die beiden grünen Blätter auf der Fernbedienung (siehe Bild oben) symbolisieren die Eco-Taste. Ein Druck genügt, und man öffnet den „Eco“-Modus. Hier lassen sich verschiedene Bildsettings wie „Standard“, „Lebhaft“, „Film“, „Spiel“ und „Energiesparen“ aktivieren. Außerdem kann man die Hintergrundbeleuchtung reduzieren und einstellen, wann sich der Fernseher automatisch in den Ruhemodus verabschiedet (wahlweise nach vier, sechs, acht Stunden oder nie). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Lichtsensor ein- bzw. auszuschalten. Der so genannte Ambient-Light-Sensor versucht, die Farbwerte des Bildes mittels dynamischer Hintergrundbeleuchtung zu optimieren. Grundig verspricht in diesem Zusammenhang eine Reduzierung des Energieverbrauchs um zehn Prozent.

Über die „Einstellungen“ vom Startbildschirm aus gelangt man ebenfalls über die „Geräteeinstellungen“ zum Menüpunkt „Energie“. Hier hat man Zugriff auf den „Ruhemodus-Timer“ sowie den „Timer zum Ausschalten“, kann den automatischen Ruhemodus in Betrieb nehmen und das Gerät bei fehlendem Signal eigenständig ausschalten lassen.

Stromverbrauch reduzieren: Im „Eco“-Modus kann man die Hintergrundbeleuchtung herunterschrauben und den Lichtsensor aktivieren.

Ab in den Ruhemodus: Nach vier, sechs oder acht Stunden – der Zuschauer entscheidet selbst, wann sich der Fernseher eine Pause gönnen soll.

Bild- und Tonqualität
Ausgewogen, farblich natürlich und mit guter Tiefe präsentiert sich das Grundig-Bild im TV-Alltag. Im „Standard“-Modus ist der Apparat durchdacht voreingestellt. Das Feature „Max. Lebhaft“ steigert die Dynamik spürbar. Je nach Bildinhalt leidet allerdings die Darstellung von Gesichtstönen, Hautfarben sind dann zu dunkel. Für Hauttöne hat Grundig ein eigenes Einstell-Menü hinterlegt.

Die Skaliereigenschaften des 9280 sind hervorragend. Die HD-Dokumentation „Berlin und Brandenburg von oben“ sieht auf dem OLED-Panel knackscharf und sehr lebendig aus. Die Kantengebung gelingt super, Details etwa in der silbernen Kugel des Berliner Fernsehturms werden exakt herausgearbeitet, und auch Farben wirken frisch und rein. Die Blickwinkelstabilität ist OLED-spezifisch gut, und auch die Schwarzdarstellung gelingt bravourös. Filmbalken sind mega-dunkel, auf störende Aufhellungen verzichtet der Fernseher, und das satte Schwarz bildet die Grundlage für generell sehr plastische und souveräne Aufnahmen.

Unkompliziert: Im „Film“-Modus bereitet der Grundig keine Probleme. Ab Werk trifft er alle Farben im SDR-Bereich mustergültig und präzise.

Hohes Niveau: Wer auf saubere HDR-Darstellungen hofft, wird vom 55-Zöller ebenfalls nicht enttäuscht. Bei allen Messpunkten schneidet der OLED überzeugend ab.

Apps ohne Ende: Als Android-Fernseher bietet der Grundig unter anderem eine riesige Streaming-Auswahl. Dazu zählen auch RTL+, Disney+, Magenta TV und WOW.

Punktabzug: Die TV-Tuner sind lediglich als Single-Varianten verbaut. Und die drei HDMI-Ports unterstützen keine 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz.

Bei der Maximalhelligkeit kann der Vision 9 nicht ganz mit den teureren Mitbewerbern aus diesem Testfeld mithalten. Im „Lebendig“- und „Standard“-Modus schafft er bis zu 650 Candela. Im farblich besten „Film“-Setting sind in Spitzlichtern 510 Candela drin. Bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil rauscht die Helligkeit jedoch auf 210 bzw. 110 Candela herab. Der ANSI-Kontrast erreicht stolze 7.700:1, die Farbtemperatur ist mit „Warm“ und 6.663 Kelvin sehr gut voreingestellt. Reduziert man die Blau-Verstärkung minimal, messen wir hervorragende 6.511 Kelvin.

Beim Thema HDR ist der Grundig mit der Unterstützung von HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision auf der Höhe der Zeit. Für die farblich maximale Dröhnung wählt man das Setup „Dolby Vision – Lebhaft“. Jetzt begeistert der 55-Zöller in der Netflix-Serie „Unser Planet“ mit ungemein kräftigen Farben, toller Dynamik, super Schärfe und gekonnter Schärfenverlagerung. Tiere und Pflanzen aus der Nähe zerbersten beinahe vor Details und Strukturfreude. Eine Biene groß herangezoomt aus nur wenigen Zentimetern Entfernung offenbart Einblicke und Geheimnisse, die man so vorher noch nie wahrgenommen hat. Der 9280 schießt hier ein wahres Farbenfeuerwerk ab, protzt durch unzählige Grüntöne in der Natur und beherrscht es meisterlich, auch in sehr detailreichen Szenen, wenn etwa Blätter oder Äste in hundert- oder gar tausendfacher Zahl vorkommen, Objekte mit sauberen Kanten exakt voneinander zu trennen. Auch bei der Darstellung von glatten und ruckelfreien Bewegungen hat der 55-Zöller keine Probleme.

Mit dem 90 Watt starken Drei-Wege-Soundsystem und integriertem Subwoofer ist der Vision 9 akustisch sehr gut aufgestellt. Stimmen sind klar, über die mehrstufige „Dialogoptimierung“ lassen sich Schauspieler, Sprecher und Moderatoren noch intensiver hervorheben. Im „Surround“-Setting spielt der Flachmann schön füllig, Effekte sind plastisch, das Bassfundament ist recht kräftig. Bei Musik darf es gerne etwas lauter werden, ohne dass der Grundig seine tonale Präzision verliert.

Der Testbericht Grundig 55GOB9280 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 Sehr gut

Wer auf die volle HDMI 2.1-Belegung der drei Ports verzichten kann, erhält mit dem 55GOB9280 zum günstigen Preis einen bildlich und klanglich attraktiven OLED-Fernseher. Dank Android 11 punktet der Grundig zudem beim Bedienkomfort und durch eine riesige App-Auswahl. Auch Dolby Vision, HDR10+ und Dolby Atmos befinden sich an Bord.

Jochen Wieloch

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