Epson EH-TW6150 (Test)

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Für UHD-Einsteiger hat Epson ganz neu den EH-TW6150 im Programm. Für 1.000 Euro bietet der 4K-Projektor ein paar spannende technische Features. Doch auf was müssen Nutzer bei der gelockerten Preisschraube verzichten?

Um Filme, Sportveranstaltungen und Games möglichst groß und günstig zu erleben, hat Epson den EH-TW6150 entwickelt. Das nur 33 Zentimeter breite Gerät besitzt ein weißes, schlankes und fließendes Design, in das die manuell zu betätigenden Regler in die Gehäuseoberseite eingelassen sind. Das 1,6-fache Zoomobjektiv bietet viel Flexibilität in der Aufstellung: 2,50 Meter Bildbreite werden aus einer Distanz von 3,30 bis 5,37 Meter erzielt. Der Schieberegler dafür gestattet eine ebenso präzise Anpassung wie der Fokusregler, der direkt daneben angebracht ist.

Eine Besonderheit ist das Abstrahlverhalten des Epson. Er projiziert nicht nach oben, sondern nach unten, aufgrund des entsprechend konzipierten Offsets. Wer den Projektor auf ein Regal stellt, das sich über der Leinwand befindet, leuchtet die Bildwand darunter geometrisch korrekt aus. Für die finale Anpassung ist ein Lens-Shift vorhanden, mit dem das Bild vertikal um rund 60 Prozent verschoben werden kann. Auf diese Weise ist es möglich, das Bild so weit nach oben zu verschieben, dass der Beamer auch auf dem Wohnzimmertisch betrieben werden kann.

Ausstattung und Technik
Der EH-TW6150 ist ein LCD-Projektor mit drei 0,61 Zoll große C2-Fine-Panels. Die native Aufl ösung beträgt 1.920 x 1.080 Pixel, dank e-Shift-Technologie werden aber Inhalte bis 3.840 x 2.160 Pixel unterstützt. Aufgrund der 3LCD-Technologie ist dem EH-TW6150 der von DLP-Beamern bekannte Regenbogen-Effekt fremd.

Die Tastatur der Fernbedienung ist nicht beleuchtet. Direktwahltasten für Keystone, Ton-Pegeleinstellung, OSD und Hauptmenü sind vorhanden.

Zum Einsatz kommt eine UHP-Lampe mit 200 Watt, auf die Epson drei Jahre Garantie oder 3.000 Stunden gewährt. Zudem ist der Austausch mit 89 Euro konkurrenzlos günstig.

HDR-Inhalte werden mit Hilfe eines statischen Tone Mapping aufgearbeitet und projiziert. Experten können tiefgehende Farbanpassungen mit Hilfe des 6-Achsen-Farbmanagements, Gain/Offset-Regler und einem Gamma Equalizer vornehmen. 10 Speicherbänke stehen für individuelle Einstellungen zur Verfügung. Das Szenen-adaptive Gamma sorgt in Verbindung mit der dynamischen Blenderegelung für eine sichtbare Kontraststeigerung (siehe Kasten).

Erwartungsgemäß müssen auf motorische Optik, ein smartes Betriebssystem mit Apps und 3D verzichtet werden. Darüber hinaus war bei unserem Test-Exemplar die im On-Screen-Menü aufgeführte Zwischenbildberechnung nicht anwählbar. Steht zu hoffen, das hier ein Firmware-Update Abhilfe schafft.

Detailverbesserung „20“ schält noch mehr Feinheiten aus dem Bild heraus, ohne dass sichtbare Defizite in „West Side Story“ zu verzeichnen sind.

Auflösungsdefizit: Unsere Makroaufnahme zeigt, dass an Geländer und Barke nicht alle vertikalen Streben abgebildet werden, die im Quellmaterial enthalten sind.

Das „Szenen-adaptive Gamma“ von Epson besitzt einen Regelbereich, der vom Nutzer von 0 bis 20 eingestellt werden kann. Im Zusammenspiel mit der dynamischen Helligkeitsregelung werden Szenen analysiert und Bild für Bild angepasst. In der Praxis passiert Folgendes: Sollten dunkle Inhalte nahe Schwarz fast schon zulaufen, korrigiert Epsons „Szenen-adaptives Gamma“ diesen Umstand, indem die Durchzeichnung sichtbar verbessert wird. Hierfür werden dunkle Bereiche aufgehellt. Gleichzeitig schließt die dynamische Iris-Blende ein wenig, so dass das Bild insgesamt dunkler wird. Anschließend hellt das adaptive Gamma einige zuvor abgedunkelte Elemente wieder auf, so dass diese in etwa den gleichen Wert erhalten wie zuvor mit geöffneter Auto-Iris.

Mit Parametern von 1 bis 6 können wir eine sichtbare Verbesserung der Plastizität ausmachen. Zahlenwerte darüber sorgen hingegen dafür, dass dunkle Inhalte zu stark aufgehellt werden. Die Folge ist eine abnehmende Plastizität mit Hang zum Grauschleier.

Auch wenn dieser Regelung physikalische Grenzen auferlegt sind, funktioniert sie in hellen und dunklen Szenen bemerkenswert gut, wenn man es nicht übertreibt mit den zur Verfügung stehenden Parametern.

Mit „Szenen-adaptiertem Gamma 0“ sind links und rechts kaum Inhalte nahe Schwarz ausmachen.

Mit „Szenen-adaptiertem Gamma 5“ sind links und rechts die Feuerleitern detailreich erkennbar.

Licht und Farbe
Im Bildmodus „Dynamisch“ erreicht der Epson EH-TW6150 seine höchste Lichtausbeute, die mit 2.980 Lumen gut sechs Prozent über der Herstellerangabe liegt. Ungeachtet der Farbpräzision wird die volle Lampenleistung ausgegeben, was zu einem zu kühlen Bildeindruck führt.

Wir schalten daher auf den Bildmodus „Natürlich“, der ab Werk die angestrebten 6.504 Kelvin fast punktgenau trifft. Mit 1.850 Lumen reicht die Lichtausbeute, um 4,40 Meter breite Leinwände mit SDR-Inhalten und 16 Footlambert zu befeuern. Für HDR-Signale nutzen wir den Bildmodus „Kino“, der mit 1.875 Lumen für Bildbreiten bis zu 3,10 Meter optimal bemessen ist, um diese mit 32 Footlambert auszuleuchten.

Die statischen Kontrastwerte On/Off (550:1), Inbild (537:1) und ANSI (205:1) sind verbesserungswürdig, weil das Schwarz mit 3,3 Lumen eher wie dunkles Grau aussieht. Wird die adaptive Iris-Blende hinzugeschaltet, verbessert sich der Kontrast dynamisch auf 4.190:1 (Normal) und 8.380:1 (Hohe Geschwindigkeit). Der Schwarzwert ist mit 0,44 Lumen (Normal) und 0,22 Lumen (Hohe Geschwindigkeit) jetzt akzeptabel. Während mit „Hohe Geschwindigkeit“ die Regelung der adaptiven Iris wahrnehmbar ist, arbeitet sie im „Normal“-Modus praktisch unsichtbar.

Abgespecktes Anschlussfeld: Eine HDMI-2.0-Schnittstelle ist vorhanden, um einen AV-Receiver zu verbinden, an den alle anderen Zuspieler angeschlossen werden. Audio-Out und USB-Service komplettieren die Rückseite.

Bildqualität
Mit 34 Dezibel im hohen Lampenmodus ist der Epson EH-TW6150 gut hörbar. Im Eco-Modus reduziert sich das Betriebsgeräusch auf 28 Dezibel. Die Bewegungsschärfe ist sehr gut, obwohl wir keine Zwischenbildberechnung aktivieren können. 24-, 50-, 60-Hz-Inhalte werden originalgetreu projiziert. Spielfilme mit Full-HD-Auflösung besitzen natürliche Farben, weil der HDTV-Farbraum Rec.709 komplett abgedeckt wird. Dank der ordentlichen Ausleuchtung von 91 Prozent ist die Color Uniformity auf gutem Niveau. Von der Mitte bis zum Rand ist keine Helligkeitsreduzierung auffällig. Trotz Einsatz der adaptiven Iris-Blende sieht das Schwarz eher wie Grau aus. Demzufolge liegt durchweg ein Grauschleier auf Nachtaufnahmen. Mit Einsatz des Szenen-adaptiven Gamma ist die Durchzeichnung hingegen deutlich besser. Nichts läuft im Schwarz zu. Die Schärfe ist über die gesamte Fläche gut. Das LCD-typische Fliegengitter ist kaum erkennbar, weil der Epson einzelne Pixel via E-Shift-Technologie direkt auf das Grit legt.

Für HDR-Inhalte ergibt sich ein ähnlicher Eindruck. Allerdings sorgen die untersättigten Farben dafür, dass Landschaften und Neonschriftzüge blasser aussehen als von Projektoren, die das DCI-P3-Spektrum vollständig abbilden. Trotzdem erscheinen die Farben in „West Side Story“ für sich allein betrachtet realistisch. Vor allem Tageslichtaufnahmen begeistern mit hoher Brillanz, Hautfarben überzeugen, blauer Himmel und Wasser werden präzise reproduziert. Das Tone Mapping zeigt alle Signale von 0,001 bis 1.000 Nits. Wird der Kontrastregler auf 0 gesetzt, werden Inhalte bis 10.000 Nits dargestellt.

Der Testbericht Epson EH-TW6150 (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 Gut

Epson bietet Projektor-Einsteigern mit dem EHTW6150 einen hellen 4K-HDR-Bildwerfer, der mit einer guten Schärfe und praxisnahen Werkseinstellungen punktet. Ein richtig tiefes Schwarz und eine smartes Betriebssystem darf man in dieser Preisklasse freilich nicht erwarten.

Michael B. Rehders

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