Epsons neuer 4K-Ultrakurzdistanz-Projektor EH-LS800B hat nicht nur ein smartes Betriebssystem, auch die Bildqualität lässt sich via Smartphone tunen. Und das ist noch längst nicht alles.
Egal wie klein das Zimmer zu Hause ist, der neue Epson verwandelt es in ein Kino. Dafür muss der Ultrakurzdistanz-Projektor lediglich auf das Sideboard gestellt werden. Mit einer Breite von 69,5 und einer Tiefe von 34,1 Zentimeter sowie einem Gewicht von 12,4 Kilogramm passt er auf praktisch alle gängigen Modelle.
Den 3.700 Euro teuren EH-LS800 gibt es in zwei Farben: Schwarz und Weiß. Das B am Ende der Produktbezeichnung unseres Testsamples steht für Black. Das Design ist überaus durchdacht, alle Anschlüsse sind hinter einer Blende an der rechten Seite ins Gehäuse eingelassen. Das finden wir überaus praktisch gegenüber einem Anschlussfeld auf der Rückseite, weil wir den einmal installierten Beamer nicht wieder von der Wand abziehen und anschließend neu ausrichten müssen, wenn mal ein weiterer Zuspieler verbunden wird.
Die Blende wird für die Demontage von unten entriegelt und abgenommen. Jetzt können alle gewünschten Signalgeber via HDMI angeschlossen werden. Danach wird die Seite mit der Klappe wieder verschlossen. Der Schacht ist übrigens tief genug, um die Kabel darin von der Seite nach hinten zu verlegen, so dass sie vom Zuschauer nicht zu sehen sind, wenn sie aus der Rückseite des Gerätes herauskommen.
Mit 223 Watt im Betrieb und 0,7 Watt im Standby ist der EH-LS800B nicht besonders stromhungrig im Vergleich mit gleich hellen Lampen-Projektoren.
Die Tastatur auf der Fernbedienung ist nicht hinterleuchtet. Sie bietet Direktwahltasten für YouTube (roter Pfeil), die Sprachsteuerung, Menüaufrufe, Lautsprecher- Pegeleinstellung und Helligkeitsregelung für die Laserdioden.
Ausstattung und Technik
Zum Einsatz kommt Epsons 3LCD-Technologie mit drei 0,62-Zoll-C2-Fine-Chips, die eine native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel besitzen. Für eine UHD-Wiedergabe werden die Bildpunkte via eShift, das Epson als 4K-Enhancement bezeichnet, diagonal verschoben. Satte 4.000 Lumen Helligkeit soll die Laserlichtquelle erzeugen. Die Lebensdauer beziffert der Hersteller mit 20.000 Stunden in allen Modi. Wer den Beamer vier Stunden täglich wie einen Fernseher nutzt, kann ihn über 13 Jahre betreiben, bis die Lichtleistung sich um 50 Prozent reduziert hat. Die Garantie beträgt 60 Monate oder 12.000 Stunden. Der berüchtigte Regenbogen-Effekt (RBE), den alle Ein-Chip-DLP-Projektoren aufgrund ihrer sequentiellen Farbdarstellung mehr oder weniger stark erzeugen, tritt beim Epson übrigens nicht auf. Denn durch die drei LCDs werden die Farben im Gerät komplett zusammengesetzt und projiziert. Der Zuschauer sieht stets ein vollständiges Bild ohne Farbblitze.
Eine echte Überraschung bietet HDR (High Dynamic Range). Wie wir im Testlabor festgestellt haben, hat Epson dem EH-LS800 ein dynamisches Tone Mapping implementiert, das gegenüber einem statischen Tone Mapping jedes Bild analysiert und somit besser darstellt (siehe Kasten). Neben HDR10 wird Hybrid Log Gamma unterstützt. Auf Dolby Vision und HDR10+ muss, wie bei Projektoren meist üblich, hingegen verzichtet werden.
Ein Augenschutz soll neugierige Gemüter vor Sehschäden schützen. Sobald jemand den Umgebungssensoren zu nahe kommt, schaltet der Epson die Laserlicht-Quelle aus. Wer will, kann dieses Feature ausschalten.
Das Betriebssystem Android TV ist für Streaming und Smartfunktionen zuständig. Drüber hinaus wird Chromecast unterstützt. Die Anzahl der Apps, die über den Google Play Store heruntergeladen werden können, ist recht umfangreich. Dazu gehören beliebte Dienste wie Disney+, YouTube, Mediatheken und Apple TV. Netflix fehlt hingegen, und Wow (ehemals Sky Ticket) lässt sich aus lizenzrechtlichen Gründen von Epson in Deutschland nicht nutzen. Überdies vermissen wir Antennenanschlüsse, CI-Slot und TV-Tuner, damit ein Fernseher vollständig ersetzt werden kann.
Installation und Bedienung
Epson stellt gleich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um das Bild millimetergenau an die Leinwand anzupassen. Ein Tool ist die Epson Setting Assistant-App, um mit Hilfe des Smartphones das Bild automatisch auszurichten (siehe Kasten). Wer auf die Zimmerwand projizieren möchte, kann das ebenfalls tun. Sollte die Wand nicht weiß, sondern farbig gestrichen sein, hat Epson auch dafür eine Lösung parat: Ein Farbkalibrierungs-Tool im On-Screen-Menü des Projektors passt die Farben der Bildsignale an den Hintergrund an. Man muss dafür nur den Farbton der Wand angeben.
Aus einer Distanz von rund 15 Zentimeter gelingt es dem Epson, eine 2,50 Meter breite Leinwand formatfüllend in 16:9 auszuleuchten. Die darstellbare Bildgröße beziffert der Hersteller mit 80 bis 150 Zoll Diagonale. Das entspricht Bild breiten von 1,77 bis 3,32 Meter. Dafür muss der Beamer nur etwas vor- oder zurückgeschoben werden. Innerhalb dieser Range kann die Schärfe manuell eingestellt werden. Der Regler dafür befindet sich neben dem Anschlussfeld, das rechts im Gehäuse eingelassen ist. Um den Fokus einzustellen, muss auch hier die Klappe abgenommen werden. Der Stellregler funktioniert leichtgängig und überaus präzise. Das Ergebnis ist eine exzellente Schärfe von der Mitte bis an den Rand.
Mit dem Handsender werden alle weiteren Einstellungen vorgenommen. Die Navigation durch das On-Screen-Menü gelingt zügig. Dank einer QWERTZ-Tastatur auf der Leinwand können E-Mail-Adresse und Passwörter bequem eingegeben werden. Nach der Anmeldung in unserem Google-Account stehen uns im Play Store tausende (kostenpflichtige) Spielfilme zur Verfügung. Darüber hinaus können wir die Smartfunktionen via Sprachsteuerung vornehmen. Wir sagen zum Beispiel: „Öffne Disney Plus“, schon steht uns dieser Dienst zur Verfügung. Für lineares Fernsehen nutzen wir die ZATTOO-App, die uns für 10 Euro pro Monat über 140 Sender zur Verfügung stellt. Auf der Fernbedienung wechseln wir zum HDMI-2-Eingang, der mit unserem AV-Receiver verbunden ist. Der Handshake fällt mit zwei bis drei Sekunden angenehm kurz aus.
Wird bei einem dynamischen Tone Mapping eine Grautreppe mit Inhalten von 2.000 bis 10.000 Nits zugespielt, wird das 10.000-Nits-Signal mit maximaler Luminanz projiziert. Beim Epson sind das rund 1.300 Lux (10.000-Nits-Signal) in der Spitze und 400 Lux (2.000-Nits-Signal) im Minimum. Bei Zuspielung einer Grautreppe mit 1.000- bis 2.000-Nits-Signalen, stellt der Epson die hellste Graustufe wiederum am hellsten dar. Das sind 1.100 Lux (2.000-Nits-Signal) in der Spitze und 450 Lux (1.000-Nits-Signal) im Minimum. Die Messwerte sind also durchaus auf gleichem Niveau, weil das Tone Mapping die Pegel dynamisch pro Frame anpasst. Dass die Werte der Testbilder jeweils im Maximum/Minimum um rund 15 Prozent voneinander abweichen, dürfte in der Programmierung des dynamischen Tone Mappings begründet sein.
In der Praxis bedeutet das: Projiziert der Epson EH-LS800B einen Film wie „Sully“, der bis zu 10.000 Nits Bildsignale enthält, sind alle Inhalte zu sehen bei einer angenehmen Grundhelligkeit (Bild unten). Wird das jüngste James-Bond-Abenteuer „Keine Zeit zu sterben“ projiziert, der laut Metadaten maximal 1.000 Nits Inhalte besitzt, wird auch dieser Film mit überaus ansprechender Helligkeit projiziert vom Epson, dank des dynamischen Tone Mappings.
Bei einem statischen Tone Mapping wird hingegen keine (dynamische) Anpassung pro Bild vorgenommen, sondern einmalig (statisch) die hinterlegten Metadaten angewendet. Das bedeutet: Das 10.000-Nits-Quellsignal wird mit Maximalhelligkeit projiziert, wenn der Projektor dazu imstande ist und er entsprechend eingestellt worden ist. Das 2.000-Nits-Quellsignal ist dann entsprechend dunkler – es besitzt aber immer den gleichen Wert, unabhängig davon, ob es in einer Grautreppe von 1.000 bis 2.000 Nits oder von 2.000 bis 10.000 Nits enthalten ist.
Das bedeutet, dass bei einem statischen Tone Mapping „Sully“ alle Inhalte zeigt bei ansprechender Lichtausbeute, aber „James Bond“ viel zu dunkel projiziert wird, weil dieser keine Inhalte über 1.000 Nits besitzt. Dieser Bereich liegt unbenutzt „brach“.
Wird der HDR-Pegel im Projektor allerdings so eingestellt, dass er 1.000-Nits-Bildsignale mit Maximalhelligkeit abbildet, werden alle Inhalte darüber nicht mehr dargestellt. Ein so eingestellter Projektor mit statischem Tone Mapping zeigt „James Bond“ mit idealer Lichtausbeute, überstrahlt aber in „Sully“ alle Bildsignale oberhalb von 1.000 Nits ins Weiß. Die Displays am Times Square von „Sully“ überstrahlen dann ins Weiß.
Licht und Farbe
Es sind nur rudimentäre Einstellmöglichkeiten für Farbraum, Weißpunkt und Gamma vorhanden. Die obligatorischen RGB-Gain/Offsetregler für Graustufenverlauf und Weißpunkt gibt es ebenso wenig wie ein Color-Management-System (CMS) für die Anpassung von Primär- und Sekundärfarben. Dafür gibt es Schieberegler, die keine präzise Farbanpassung gestatten. Aus diesem Grund sind wir dankbar, dass Epson ordentliche Werkseinstellungen hinterlegt hat, die ihren Zielkoordinaten sehr nahe kommen.
Der Epson EH-LS800B wird im Bildmodus „Lebendig“ ausgeliefert. Hier sind digitale Helligkeitsregelungen aktiv. Wir verwenden diesen Modus für HDR-Inhalte, weil nur wenige Anpassungen nötig sind, damit der DCI-P3-Farbraum mit 85 Prozent und annähernd 6.500 Kelvin dargestellt werden. Der Kontrast beträgt ordentliche 4.250:1 (On/Off), sehr gute 1.050:1 (In-Bild) und 215:1 (ANSI). Das Schwarz beläuft sich auf verbesserungswürdige 0,81 Lumen. Die Maximalhelligkeit erzielt in unserem zu dieser Ausgabe verschärftem Testprozedere mit 3.440 Lumen die Höchstpunktzahl.
Im Bildmodus „Natürlich“ wird ohne weitere Änderung der Rec.709-Farbraum für HDTV zu 99 Prozent abgedeckt. Primär- und Sekundärfarben machen darin praktisch Punktlandungen. Die Lichtausbeute ist mit 3.020 Lumen ebenfalls auf Topniveau, so dass selbst am Nachmittag das Zimmer nur rudimentär verdunkelt werden muss für ein brillantes Bild. Im Bildmodus Dynamik übertrifft der Epson EH-LS800B die beworbene Maximalhelligkeit mit 4.220 Lumen sogar um gut fünf Prozent. Allerdings haftet ihm dann ein Grünfarbstich an, so dass wir dieses Setting nicht empfehlen.
Das Laserlicht lässt sich in 70 Stufen regeln. Die Lüfter arbeiten in drei Stufen. Den niedrigsten Helligkeitswert messen wir mit 910 Lumen kalibriert. Hier sind die Lüfter mit 19 Dezibel praktisch nicht mehr zu hören. Erhöhen wir die Lichtleistung, ermitteln wir maximal 1.125 Lumen bei nunmehr 27 Dezibel. Bereits eine Stufe darüber ist der Beamer mit 34 Dezibel in unserem Screening-Room deutlich zu hören. Bis zur Maximalhelligkeit ändert sich der Pegel jedoch nicht mehr. Bis zu 3,32 Meter Bildbreite (150 Zoll Diagonale) kann der EH-LS800B genutzt werden, um sich mit seinen 52 Footlambert auch gegen Tageslicht zu behaupten. Die Color Uniformity ist mit 92 Prozent so gut, dass wir keinen Helligkeitsabfall von der Mitte zum Rand ausmachen.
Bildqualität
Filme mit 24 Hertz werden originalgetreu wiedergegeben. Auch Sport und Dokus mit 50 bzw. 60 Hertz laufen fehlerfrei. Wird die Zwischenbildberechnung aktiviert, stehen drei Stufen zur Verfügung, um die Bewegungsschärfe zu verbessern. Auf Niedrig arbeitet sie praktisch fehlerfrei. Auf Mittel und Hoch nimmt nicht nur der Soap-Effekt zu, auch werden Bildfehler sichtbar. Die Folgen sind Grießeln und „zerrissene“ Inhalte, wenn zum Beispiel Personen vor detailreichen Hintergründen laufen.
Obwohl wir das rote Warner-Logo in „Tenet“ schon satter gesehen haben, überzeugt das Bild uns aufgrund der exzellenten Schärfe und des guten Kontrastumfangs. Das Logo hebt sich sehr plastisch vom schwarzen Hintergrund ab. In der Oper sind einzelne Zuschauer auszumachen, und als der Protagonist und seine weibliche Begleitung am Kai entlang schlendern, sind bei strahlendem Sonnenschein feinste Applikationen auf ihrem Kleid erkennbar. Doch nicht nur Tageslichtaufnahmen profitieren von der sehr hohen Lichtausbeute, auch Nachtaufnahmen beeindrucken ob des satten Schwarz und der strahlendhellen Spitzlichter. Ein Grauschleier ist im Bild nicht auszumachen.
Wirklich beeindruckend ist letztendlich das dynamische Tone Mapping. Der Epson EH-LS800B zeigt in „Sully“ alle Elemente, die im Quellmaterial vorhanden sind. Als beispielsweise das Flugzeug über den Central Park fliegt, sind alle Spuren im Schnee aus dem Cockpit klar erkennbar. Die LED-Wand am Wolkenkratzer, auf den das Flugzeug zusteuert, leuchtet satt und realistisch.
Filme ohne Metadaten zeigt der Epson ebenso hell und strahlend. Wir müssen in keiner Szene, in keinem Film am HDR-Pegel etwas nachstellen. Als Neo in „Matrix: Resurrections“ am Schreibtisch sitzt, können wir jeden Buchstaben auf den Tastaturen ausmachen, während auf der anderen Seite auf dem Hochhaus die Aufbauten im Tageslicht klar erkennbar sind. Die grünen Schriftzeichen werden von Projektoren gesättigter reproduziert, die den DCI-P3-Farbraum vollständig abbilden. Der Epson EH-LS800B zeigt sie im Vergleich recht blass. Gut gefällt uns, dass keinerlei Farbblitze oder chromatische Aberrationen das Vergnügen schmälern. Die minimale Konvergenzabweichung ist in der Praxis nicht relevant, weil sie aus üblichen Sitzabständen nicht auszumachen sind.
In „Tom & Jerry“ erscheint das Handtuch flauschig und weich, als Jerry im Hotel ein Bad nehmen möchte. Das Logo auf der Wanne wird glasklar reproduziert. Als Tom mal wieder hinter Jerry her ist, stellt das den Projektor vor keine Probleme.
Tonqualität
Ausgestattet ist der Epson EH-TW800B mit einem 20 Watt starken 2.0-Lautsprechersystem von Yamaha. Der Stereoton kann spielend mit den meisten Fernsehern konkurrieren. In „West Side Story“ überzeugen nicht nur die Stimmen der weiblichen und männlichen Darsteller aufgrund der sehr guten Verständlichkeit, auch instrumental kann sich der Epson behaupten. Höhen und Mitteltöne gefallen mit ihrer Transparenz und Klarheit, der Bass klingt glaubwürdig. Allerdings erreicht er nicht den Tiefgang von großen Standlautsprechern. Doch die Explosion an der Laderampe des Flugzeugs in „Tenet“ finden wir stimmig.
Der Testbericht Epson EH-LS800B (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 3.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Epson EH-LS800B trumpft mit hoher Lichtausbeute, guter Schärfe und dynamischem Tone Mapping auf. Dank langlebiger Laserlicht-Technologie kann er sich als TV-Alternative gut behaupten, auch wenn man bei Kontrastumfang und Schwarzwert Kompromisse eingehen muss.
Michael B. Rehders