Acer Predator GD711 (Test)

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Der Predator GD711 von Acer will mit 4K-Bildern, smarten Features und etlichen Streaming-Diensten Wohnzimmer wie Heimkinos erobern. Und das ist noch längst nicht alles.

Acer hat sich in der Gaming-Szene mit der Predator-Serie einen guten Namen erarbeitet. Notebooks, PCs und Monitore aus dieser Reihe sind für Zocker optimiert. Mit dem 1.500 Euro teuren GD711 kommt nun ein Projektor dazu. Das Unternehmen will Spielern echtes Kino-Feeling zu Hause ermöglichen.

Geliefert wird der Lichtwerfer in einem schwarzen Gehäuse, auf dem der Predator-Schriftzug und das Logo in glänzender Silberoptik angebracht sind. Eine Tastatur auf dem Chassis ermöglicht die Nutzung auch ohne Fernbedienung. Mit 3,1 Kilogramm und einer Größe, die ein DIN-A4-Blatt nur geringfügig übertrifft, ist der Beamer bestens geeignet, um ihn auch mobil einzusetzen.

Die Fernbedienung ist nicht beleuchtet und besitzt eine antimikrobielle Silber-Ionen-Oberfläche, um die Ansammlung von Mikroben zu unterbinden.

Ausstattung und Technik
Der Acer Predator GD711 ist ein DLP-Projektor mit 0,47-Zoll-Single-Chip und nativer Full-HD-Auflösung. Bis zu 3.840 x 2.160 Pixel kann er entgegennehmen, verarbeiten und via XPR-Technologie sequentiell projizieren. Der Modus „Variable Refresh Rate“ (kurz VRR) ermöglicht eine High-Frame-Rate von 120 Hz bei 1.080p von PC oder Konsole. Voraussetzung ist: Die Zuspieler unterstützen das Feature. In diesem Fall können entsprechende Spiele mit variabler Bildwiederholungsfrequenz flüssig und ohne Tearing dargestellt werden. LED-Lichttechnologie soll eine Lampenlebensdauer von rund 30.000 Stunden ermöglichen.

Via WiFi (Miracast) können Notebook und Smartphone kabellos verbunden werden. Aptoide TV bietet nur wenige Apps, von denen sich die Streaming-Dienste Netflix und Disney+ nicht starten lassen (siehe Kasten). HDR10 mit statischem Tone Mapping, automatische Trapezkorrektur und ein 10-Watt-Lautsprecher vervollständigen die Ausstattung. Eine Zwischenbildberechnung ist nicht vorhanden.

Die Smartoberfläche von Aptoide TV ist übersichtlich strukturiert, bietet aber nur eine kleine Anzahl an Apps.

Die homogene Ausleuchtung des Predator GD711 fällt in „Tenet“ besonders positiv ins Auge. Dunkle Inhalte auf der linken Seite sind hervorragend durchgezeichnet.

Mit HDR-Pegel lässt sich die Helligkeit in fünf Stufen anpassen. Stufe 4 hat sich bewährt, weil Teint und Haare der Protagonistin in „Inferno“ am natürlichsten aussehen.

Licht und Farbe
Mit 1.000 Lumen Maximalhelligkeit verfehlt der GD711 die Herstellerangabe von 1.450 Lumen klar. Auf eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin kalibriert, verbleiben im Bildmodus „Rec.709“ noch 850 Lumen. Das reicht aus, um eine Bildbreite von 3,00 Meter mit 16 Footlambert zu beleuchten. Schwarzwert (1,66 Lumen) und On/Off-Kontrast (510:1) sind verbesserungswürdig. Der HDTV-Farbraum wird mit 120 Prozent vollständig abgedeckt. Da Rot, Grün, Magenta und Gelb über ihre Ziele hinausschießen, werden Farben aber bunter dargestellt, als sie sein sollen. Korrigieren können wir die Abweichungen der Primär-/Sekundärfarben nicht, weil entsprechende Regelmöglichkeiten im Projektor nicht enthalten sind.

Installation und Bedienung
Während Acer-Projektoren in aller Regel kinderleicht zu installieren und bedienen sind, gestaltet sich die Handhabung des Predator GD711 eher unkomfortabel. In unserem akustisch optimierten Screening-Room, der mit schwarzer Decke und lichtschluckender Wandbespannung ausgestattet ist, muss die Fernbedienung aus wenigen Zentimetern Abstand von oben exakt auf den Sensor gerichtet werden, der dort im Gehäuse eingelassen ist. Im Wohnzimmer mit hellen Wänden und weißer Decke ist die Steuerung hingegen wie gewohnt möglich. Hier kann die Fernbedienung Richtung Leinwand gehalten werden. Eingangs-Tasten sind weder auf der Fernbedienung noch im On-Screen- Menü vorhanden. Wer von der Smart-Oberfläche auf einen Zuspieler umschalten möchte, der via HDMI-Kabel angeschlossen ist, muss dies am Projektor tun. Dafür wird die „links“-Taste für ein bis zwei Sekunden gedrückt.

Die Verbindung mit unserem Netzwerk gelingt zügig. Sie ist über das mehrtägige Testprozedere stabil. Filme von YouTube werden zuverlässig abgespielt. Aus einer Distanz von 3,05 Meter gelingt der Festbrennweite eine Bildbreite von 2,50 Meter.

Mittlerweile besitzen viele Projektoren Smartfunktionen und zahlreiche Apps. Beliebte Streaming-Dienste wie YouTube, Amazon Prime Video, Sky Wow, Disney+ und Netflix gehören in der Regel dazu. Doch zahlreiche aktuelle Modelle sind nicht imstande, die beiden letztgenannten Dienste aus Lizenzgründen abzuspielen, obwohl die Apps teilweise schon vorinstalliert sind. Der Grund: Netflix verlangt relativ stattliche Lizenzgebühren und fordert darüber hinaus eine hohe Anzahl an verkauften Geräten. Diese Stückzahlen können einige Anbieter von Projektoren nicht gewährleisten. Aus diesem Grund lässt sich Netflix dann nicht nutzen.

Acer macht beim Predator GD711 aus der Not eine Tugend. Mittels PC oder Notebook können sich Nutzer die Netflix-App herunterladen, installieren und sich wie gewohnt einloggen. Werden PC oder Notebook nun mit dem Predator mittels HDMI-Kabel verbunden, können die Inhalte auch von Netflix projiziert werden.

Mit dem Notebook können die Inhalte aller gängigen Streaming-Dienste zum Projektor übertragen werden. In diesem Fall dient der Laptop als Zuspieler via HDMI.

Auf der Rückseite befinden sich zwei HDMI-Eingänge mit HDMI 2.0 und HDPC 2.2, zwei USB-Ports, von denen einer mit 5-Volt-Stromausgabe ausgestattet ist, um beispielsweise einen Fire-TV-Stick mit Strom zu versorgen. Ein Wireless-Dongle gehört zum Lieferumfang, wird einmalig eingesteckt und bleibt dann auch dort.

In „West Side Story“ gibt sich der GD711 keine Blöße. Sogar auf der Leuchtreklame des „Frankfurters“ (ganz rechts) sind alle Buchstaben klar und deutlich zu lesen.

Bildqualität
Spielfilme mit 24 Hz und Games bis 120 Hz projiziert der Predator originalgetreu. Die Bilder sind bis zum Rand gestochen scharf. Einen Helligkeitsabfall zum Rand können wir nicht ausmachen, dank der guten Ausleuchtung von 97 Prozent. HDTV-Filme erscheinen ein wenig bunter, als sie sein sollen. Im Wohnzimmer bei Streu- und Restlicht dürfte das vielen Nutzern jedoch gefallen. Wünschenswert ist ein besserer Kontrast, weil schon die Letterboxbalken eher anthrazitfarbig aussehen anstatt Schwarz. Zudem liegt ein Grauschleier auf dunklen Szenen mit wenigen Spitzlichtern.

Tageslichtaufnahmen überzeugen demgegenüber ob ihrer Farbpracht. Das statische Tone Mapping für HDR funktioniert in der Praxis gut. Je nach Einstellung werden Inhalte von 0,001 bis 10.000 Nits (HDR-Pegel „Aus“) oder bis 700 Nits (HDR-Pegel „4“) projiziert. Mit unserer Einstellungsempfehlung werden Filme von der 4K-Blu-ray meist plastisch reproduziert. Lediglich mit „Sully“ kommt der GD711 aus dem Tritt und überstrahlt einige helle Inhalte ins Weiß. „Tenet“ und „West Side Story“ geben diesbezüglich keinen Anlass zur Kritik. Vor allem Farben erscheinen realistisch, dank der guten DCI-P3-Farbraumabdeckung.

Der Testbericht Acer Predator GD711 (Gesamtwertung: 60, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

60 Befriedigend

Der Acer Predator GD711 ist ein 4K-Wohnzimmer-Projektor mit langlebiger LED-Lichtquelle sowie einem scharfen und bunten Großbild. Für das dunkle Heimkino eignet er sich aufgrund der Schwächen beim Kontrastumfangs aber nur bedingt. Auch der Bedienkomfort ist verbesserungswürdig.

Michael B. Rehders

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