Der jährliche Gerätewechsel gehört mittlerweile zum Standard in der Heimkino-Branche, auch bei AV-Receivern. Im Falle des Yamaha RX-A2060 gibt es einige Neuerungen, die jedoch oft erst auf den zweiten Blick auffallen.
Konträr zum Vorgänger RX-A2050 (Test in Ausgabe 12-2015) bekam der Neuling bereits zum Marktstart DTS:X integriert; auch der HDR-10-Farbstandard ist an Bord. Yamahas proprietäre Einmess-Automatik „YPAO R.S.C.“ erlaubt nun auch die Höhen- und Winkelmessung, die bisher dem Flaggschiff RX-A3060 (Test in Ausgabe 2-2017) vorbehalten waren. Zudem wurde der Equalizer getunt, die Multiroom-Wiedergabe um Klangschaltungen erweitert sowie die Endstufen-Zuweisung verbessert. Nicht zuletzt bekam der Bolide mehr Leistung spendiert, was ihm den Testsieg beschert. 100 Euro Aufschlag veranschlagt Yamaha für das gelungene Upgrade, womit der RX-A2060 nun 1.700 Euro kostet.
Ausstattung und Praxis
Praktisch keine Veränderungen gab es auf der Geräterückseite des 9-Kanal-Receivers, Anschlüsse fielen weder weg noch kamen welche hinzu. Dies betrifft auch den 7.2-Pre-out, der keine Höhenkanäle berücksichtigt. Damit bleiben vollwertige 3D-Ton-Setups mit 7.2.4-Kanälen Yamahas Spitzenmodell RX-A3060 vorbehalten. Für 700 Euro Aufpreis bekommt man beim Flaggschiff-Receiver zwar auch nur 9 Endstufen, dafür sorgt ein dritter DSP-Chip für mehr Rechenpower, die es erlaubt, Yamahas eigene „Cinema DSP“-Raumklang-Programme auch auf nativen Dolby-Atmos- und DTS:X-Ton anzuwenden. Mit Auro-3D-Ton kann derzeit leider kein Yamaha-Receiver dienen. Ausreichend vorhanden sind dagegen HDMI-Buchsen sowie analoge und digitale AV-Schnittstellen; Vinyl-Freunde dürfen sich zudem über den Phono-Eingang freuen.
Verarbeitung und Aufbau
Äußerlich sieht der Neue wie sein älterer Bruder aus. Die Verarbeitung samt Aluminium-Front des in Schwarz- oder Titan-farben erhältlichen Gehäuses gibt genauso wenig Anlass zur Klage wie das informative Display, das mit separater Punktmatrix und dB-Anzeige auftrumpft. Der Pegelregler unseres Testgeräts drehte sich angenehm satt und rund, die aus dem Vollen gefräste Alu-Klappe gleitet beim Öffnen geschmeidig nach unten. Nicht so recht ins Bild passt die Fernbedienung, die weniger wertig und mit ihren vielen winzigen Tasten überladen wirkt – zudem fehlt ihr eine Beleuchtung.
Im Inneren des Geräts verspricht der strikt symmetrische Aufbau der Verstärkersektion eine optimale Stereo-Trennung. Der H-förmige Rahmen mit Querverstrebung sorgt für zusätzliche Stabilität und soll so Vibrationen der handselektierten Bauteile verringern. Auch der Yamaha-typische fünfte Fuß am Gehäuseboden („A.R.T Wedge“-Design) bekämpft Vibrationen, die vom drübersitzenden Hochstrom-Trafo fernbleiben sollen.
Umfangreiches Boxen-Setup
Mit seinen 9 Verstärkern befeuert der RX-A2060 maximal 7.2.2- oder 5.2.4-Boxen-Sets, brachliegende Endstufen können für Bi-Amping – neu hinzugekommen ist die Option 5.2.2 mit Bi-Amping der Frontboxen – oder die aktive Nebenraum-beschallung genutzt werden, wobei zum Klang-tuning in den Zonen 2 und 3 erstmals auch die Funktionen „Extra Bass“, „Enhancer“ sowie eine Bass/Höhen-Regelung zur Verfügung stehen. Die 4 Atmos-Effektlautsprecher können wahlweise als Top- bzw. Height-Boxen oder als Dolby Enabled Speaker auf den Front- und Surround-Boxen betrieben werden – nicht aber auf den Surround-Back-Boxen. Hintere Höhenboxen allein lassen sich nicht betreiben: Stellt man das vordere Paar („Front Präsenz“) auf „nicht vorhanden“, wird das Untermenü für das hintere Pärchen („Rear Präsenz“) ausgegraut. Bei der Deckeninstallation fehlt zudem die Boxenplatzierung mittig zur Längsachse (Top Middle). In diesem Fall rät das Handbuch, die Deckenboxen links und rechts neben den Hörplatz zu montieren und in der Einstellung „Lichte Höhe“ zu betreiben.
Nach dem Basis-Setup kommen die Feineinstellungen: Nach wie vor als zu groß empfinden wir die Schritte der Boxenabstände mit 5 Zentimetern, 1-Zentimeter-Schritte wären für eine präzise Aufstellung optimal. An der Pegeljustage in 0,5-Dezibel-Einheiten gibt es dagegen nichts zu kritisieren, den Testton-Generator kann man lobenswerter-weise zu- wie abschalten. Gleichfalls top: Crossover-Frequenzen darf man für alle passiven Lautsprecher separat zwischen 40 und 200 Hertz einstellen. Die beiden Subwoofer lassen sich individuell in Pegel, Distanz, Phase und auch am semi-parametrischen Equalizer regeln; Letzterer greift jetzt bei 15,6 statt wie bisher bei 31,3 Hertz.
Eine Yamaha-Spezialität sind die beiden „Schema“-Speicher, welche die Konfiguration von 2 separaten Lautsprecher-Setups ermöglichen. So lassen sich etwa die Ergebnisse von 2 Einmess-Vorgängen per Knopfdruck vergleichen oder unterschiedliche Setups für Film und Musik anlegen. Jedes der beiden Boxen-Setups lässt sich zudem in den 12 programmierbaren „Szenen“ zusammen mit einer Vielzahl anderer Einstellungen speichern – etwa der Eingangswahl, dem bevorzugten Ton-Decoder, diversen Klangschaltungen (z.B. Enhancer, DRC) oder dem Lip-Sync.
Apropos Decoder: Der RX-A2060 beherrscht das Cross-Format-Upmixing, womit man Dolby-Signale via DTS Neural:X und DTS mit Dolbys Surround-Decoder wiedergeben kann. Yamahas „YPAO“-Automatik berücksichtigt bis zu 8 Messpositionen und erlaubt erstmals jenseits des Spitzenmodells auch die Winkel- und Höhenmessung der Lautsprecher, hierfür liegt ein spezieller Mikrofonhalter bei.
Video und Multimedia
Der RX-A2060 beherrscht 4K/60p-Signale mit HDR-10, HDCP2.2 und 4:4:4-Farbraum ebenso, wie er analoge und digitale Signale auf UHD-Auflösung hochrechnen kann; zudem gibt es einen umfangreichen Video-Equalizer. Auf Tonseite verfügt der Receiver über WiFi-Direct, DLNA-Client, AirPlay und Bluetooth, wobei das Funkmodul dank Yamahas Multiroom-Vernetzung „MusicCast“ (siehe Kasten „Multiroom mit MusicCast“) Audiosignale nicht nur empfängt, sondern auch sendet. Via USB verarbeitet der RX-A2060 unter anderem die Formate ALAC, AIFF, DSD, WAV sowie FLAC und akzeptiert sogar Hi-Res-Dateien. Online gelangt Musik mit dem Webradio vTuner ins Gerät, zudem sind Spotify, Napster, Qobuz und Juke an Bord. Die Steuerung bzw. Einrichtung kann zur Fernbedienung auch über Yamahas „AV Controller“-App, die „MusicCast“-App sowie das Browser-Webinterface des RX-A2060 erfolgen.
Tonqualität
An allen Lasten liefert der Yamaha Leistung satt. Im Mehrkanal-Betrieb an 6 Ohm wuchs die Power im Vergleich zum RX-A2050 deutlich an – bei 7.1-Kanälen von 72 auf bärenstarke 115 Watt, bei 5.1 von 132 auf 144 Watt je Kanal, womit der RX-2060 in der gleichen Liga wie der große Bruder spielt. Der Eco-Modus reduziert den durchschnittlichen Stromverbrauch von 327 auf 205 Watt.
Über Bluetooth und AirPlay lassen sich weitere Geräte als Soundquelle einbinden. Einzelne Räume kann man zudem verbinden, wodurch der Laptop, dessen Bluetooth-Signal sonst nur die MusicCast-Komponente im gleichen Raum erreichen würde, überall zu hören ist. Ein Clou ist der Bluetooth-Transmitter, mit dem die Wiedergabe auf beliebigen Bluetooth-Speakern und Kopfhörern möglich ist. Weitere Infos finden Sie in unserem MusicCast-Workshop in Ausgabe 8-2016.
Mehrkanal-Musik wird zur Übertragung in andere Räume zu einem Stereo-Downmix konvertiert, den alle Wiedergabe-Geräte beherrschen. MusicCast unterstützt die gängigen hochauflösenden Musikdateien wie ALAC, AIFF, DSD, FLAC und WAV.
Beim Hörtest rotierte Sara Ks hervorragend aufgenommene 5.1-SACD „Hell or High Water“ im UHD-Player von Oppo. Bemerkenswert ist die Luftigkeit, Lockerheit und Natürlichkeit, mit welcher der Yamaha sein Schallfeld aufspannte, Hallfahnen ortbar in die Tiefe des Raumes platzierte und dabei Gesang körperhaft herausschälte. Auch die hohe Dynamik der Instrumente kam authentisch bei uns an. Die Einmessung samt Winkel- und Höhenbestimmung der Boxen setzte alle Parameter zu unserer Zufriedenheit. Die ermittelten EQ-Klangkurven „Direkt“ und „Natürlich“ schraubten mehr Höhen in den Klang – je nach Aufnahme war das auch etwas zu viel des Guten. Mit Atmos-Trailern offenbarte der Yamaha sein Talent für weiträumige, präzise und lückenlose Schallräume, die sofort faszinierten. Auch wusste der Bolide unten herum richtig zuzupacken und sorgte für wuchtige, doch kontrollierte Erdbeben.
Im Stereo-Betrieb via „Pure Direct“-Modus zeichnete der Yamaha Pop, Rock und Klassik von oben die bis unten schlackenfrei durch, spielte locker, dynamisch und dabei mit überzeugender Raumabbildung.
Der Testbericht Yamaha RX-A2060 (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 1700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Yamahas zweitgrößter Receiver bietet Leistung satt, Top-Klang und ein dickes Multimedia-Paket – was ihm den Testsieg beschert. Vom großen Bruder trennen ihn nur das fehlende 11.2-Processing und Abstriche bei den Raumklang-Programmen.