UHD-Blu-ray-Test: Sherlock Holmes

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„Das ist nicht der Sherlock Holmes deines Großvaters“ stellt Susan Downey im Beitrag „Der neue Sherlock Holmes“ treffend fest. Doch umgehend ergänzt die Produzentin der 90-Millionen-Dollar-Produktion, dass man mit dieser Darstellung des britischen Meisterdetektivs näher an der literarischen Vorlage sei als je zuvor. Eine Aussage, die sich wie ein roter Faden durch das Blu-ray-Bonusmaterial zieht – fast als wolle man sich dafür entschuldigen, was der Zuschauer auf der Leinwand zu sehen bekommt. Denn wenn sich ein halbnackter Robert Downey Jr. prügelt, bis das Blut spritzt, entspricht das so gar nicht dem gängigen Sherlock-Holmes-Bild. Keine Spur vom distinguierten britischen Gentleman, der im Dufflecoat Pfeife raucht. Trotzdem oder gerade deswegen bietet der von Guy Ritchie generalüberholte Meisterdetektiv große Unterhaltung.
Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und Dr. Watson (Jude Law) bringen den Magier Lord Blackwood (Mark Strong) zur Strecke. Blackwood wird zum Tode verurteilt, doch vor seiner Hinrichtung kündigt er an, von den Toten aufzuerstehen.

Das Bonusmaterial
Dass kein ausgefeiltes Drehbuch im Vordergrund der Inszenierung stand, sondern die Schauwerte, wird in den Extras deutlich, die sich leider nur auf der beiliegenden Blu-ray, nicht aber auf der neuen 4K-Disc befinden. Zusätzlich zum bereits erwähnten Bonusbeitrag verfügt die Blu-ray über sogenannte Fokuspunkte. Dabei handelt es sich jedoch nur um acht Featurettes mit einer Laufzeit zwischen drei und fünf Minuten, die sich einem bestimmten Produktionsaspekt widmen. So erfährt man, wie mit Hilfe echter Locations und Kollege Computer das viktorianische London erschaffen wurde, warum man sich welche Freiheiten bei den Kostümen nahm, was es mit Holmes eigenwilligem Kampfstil auf sich hat, wie Robert Downey Jr. sich einen perfekten englischen Akzent zulegte oder wie es der Detektiv mit den Frauen hielt. Das ist alles schön und nett, aber leider wird die Thematik oft nur angerissen, was angesichts einer Gesamtlaufzeit von 31 Minuten nicht verwundert.
Das coolste Feature ist denn auch der Maximum Movie Mode, der sich wohltuend von den bekannten Bild-in-Bild-Spuren abhebt. Diesmal führt Regisseur Guy Ritchie durch den gesamten Film und vermittelt mit Hilfe von szenenspezifischen Kommentaren, Interviews, Szenen vom Set, Storyboards, Mini-Featurettes, Split-Screen-Vergleichen, Textinformationen und vielem mehr einen tollen Blick in die Herstellung des Films (siehe Bilder).

Film
Dank tollen Schauwerten, zwei charismatischen Hauptdarstellern und einer temporeichen Inszenierung liefert Guy Ritchie eine unterhaltsame Neuinterpretation des britischen Meisterdetektivs ab.

Bild
Auch weil keine neue 4K-Abtastung vorgenommen wurde, bietet die UHD-Blu-ray nicht mehr Details als die gut 10 Jahre alte Blu-ray. Trotzdem wirkt das Cinemascope-Bild dank besserem Encoding und geringerem Rauschen (hier hat man offenbar mit leichtem Filtereinsatz nachgeholfen) etwas klarer. So sind Gesichter selbst bei ungünstigsten Lichtverhältnissen stets schön scharf und detailreich. Auch die Tiefenwirkung gefällt – so zeichnet sich an Häuserfassaden fast jeder Ziegel ab (57:48) und beim Showdown im Parlament sind selbst die Abgeordneten in den hintersten Reihen klar zu erkennen. Entsättigte und gefilterte Farben mit monochromatischem Einschlag visualisieren das viktorianische London perfekt. Dank HDR wirkt die Optik etwas erdiger und Spitzlichter strahlen heller als auf der Blu-ray. Dicke vier Punkte.

Ton
Am Ton hat sich nichts geändert. Trotz Komprimierung (Dolby Digital 5.1 mit 448 Kit/s) kann sich der deutsche Mix hören lassen. Schon die Pferdekutschen in der Eröffnungsszene nehmen alle Boxen in Beschlag. Und wenn Holmes einen Schalldämpfer testet, glaubt man, hinter einem bröckelt der Putz von der Wand (7:32). Auch die Rückblenden bzw. die Ahnungen von Holmes („CSI“ lässt grüßen) werden akustisch gut untermalt (46:09, 46:54, 90:27). Selbst der Dynamikumfang ist nicht von schlechten Eltern, wie die Zerlegung einer Schiffswerft belegt (53:14). Dicke vier Punkte. Im 5.1-HD-Original klingt aber alles voluminöser und detailreicher.

Extras

Maximum Movie Mode (131:41), Fokuspunkte (31:17), „Der neue Sherlock Holmes“ (14:06).

Der Maximum Movie Mode versorgt den Zuschauer unter anderem mit Bild-in-Bild-Beiträgen, Erläuterungen von Regisseur Guy Ritchie und Textinfos.

Die Wertung 
Film 5 von 6 Punkten
Bildqualität 4 von 6 Punkten
Tonqualität 4 von 6 Punkten
Bonusmaterial 4 von 6 Punkten
Die technischen Daten
Anbieter Warner
Bildformat 1,85:1 (UHD Blu-ray)
Tonspur Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Tonspur Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel deutsch, englisch

 

Fakten-Check: Sherlock Holmes auf DVD und Blu-ray

Sherlock Holmes gehört zu den bekanntesten Filmfiguren der Welt. Hier die interessantesten Blu-rays und DVDs mit dem britischen Meisterdetektiv:
Der Mann, der Sherlock Holmes war (1937): Zwei Detektive, gespielt von Hans Albers und Heinz Rühmann, geben sich als Holmes und Dr. Watson aus.

Sherlock Holmes Edition (1939-46): Als bis heute berühmtester Sherlock-Holmes-Darsteller gilt der gebürtige Südafrikaner Basil Rathbone, der zwischen 1939 und 1946 in 14 Sherlock-Holmes-Abenteuern vor der Kamera stand, die sich alle in dieser 14-Disc-Edition befinden.

Der Hund von Baskerville (1959): Der erste Holmes-Farbfilm sollte der Auftakt einer Reihe von Holmes-Filmen aus den Hammer-Studios mit Peter Cushing in der Hauptrolle werden. Der Plan wurde jedoch wegen mangelnder Publikumsresonanz aufgegeben.

Sherlock Holmes‘ cleverer Bruder (1975): Kriminalfilmparodie in Mel-Brooks-Manier, mit der Gene Wilder sein Regiedebüt gab.

Das Geheimnis des verborgenen Tempels (1985): Barry Levinson und Chris Columbus lassen Holmes und Watson als Teenager auf Verbrecherjagd gehen (Bild).

Die Abenteuer des Sherlock Holmes (1984-1994). Britische Fernsehserie mit hoher Werktreue.

 

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