Super, sensationell oder sagenhaft – wer das TV-Flaggschiff der Südkoreaner bereits in Augenschein nehmen konnte, dem fallen wahrscheinlich mehrere mögliche Bedeutungen für das „S“ in „SUHD“ ein. Schließlich zeichnet sich die Technologie gegenüber normalen LCD-Fernsehern durch eine bessere Farbdarstellung, sattere Kontraste sowie größere Lichtreserven aus. Wofür der Buchstabe steht, bleibt zwar Samsungs Geheimnis, uns interessiert aber ohnehin viel mehr, wie sich das mit 5.800 Euro zweitteuerste SUHD-Modell UE 65 JS 9090 im Vergleich zum Flaggschiff JS 9590 und LGs OLED schlägt.
Ausstattung und Praxis
Während beim Spitzenvetreter die Komposition aus gewölbtem Bildschirm, abgeschrägtem Metallrahmen und bumerangförmigem Standfuß als „Grand Chamfer Design“ bezeichnet wird, kommt der JS 9090 im „Ultra Slim Shirring Design“ daher. Dabei unterscheidet er sich optisch durch breitere, ebene Seitenränder sowie eine lamellierte Rückwand vom teureren Bruder.

Feste Beziehung: Die beiden Signalgeber des JS 9090 ergänzen sich in der Praxis perfekt. Der Bewegungssensor und das Mikrofon stecken in der Smart Control (links).
Stärker fällt die Hierarchie im Gehäuseinneren auf: Der JS 9590 ist der einzige Samsung-Neuling mit vollflächiger Hintergrundbeleuchtung; die günstigeren Geräte verfügen nur über ein Edge-LED-Backlight. Das macht sich in der schwächeren Kontrastwiedergabe und der niedrigeren Maximalhelligkeit bemerkbar, dazu später mehr. Die zugrunde liegenden Techniken sind hingegen gleich. So steuert der SUHD-TV sein Panel mit 10 Bit Genauigkeit an und „Nano Crystal Color“ erweitert (auf Wunsch) den Farbraum – technische Details finden Sie in audiovision 4-2015. Darüber hinaus versprechen die neuen Software-Schaltungen „Peak Illuminator Pro“ und „Precision Black“ eine höhere Bildtiefe, eine bessere Differenzierung dunkler Bereiche sowie ein brillanteres Schwarz.
Ein Großteil der Hardware steckt – wie bei Samsungs Top-Modellen üblich – in der externen One-Connect-Box. Diese ist über ein zwei Meter langes Spezialkabel mit dem Fernseher verbunden und beherbergt neben der Bild- beziehungsweise Videoverarbeitung auch einen Universal-Twin-Tuner mit CI+ Doppelschacht sowie sämtliche Schnittstellen. Dazu gehören vier HDMI-2.0-Eingänge (alle mit HDCP 2.2) und drei USB-Ports. Zusätzlich steht auf der TV-Rückseite hinter einer Kunststoffabdeckung ein vierter USB-Anschluss für die optionale Skype-Kamera zur Verfügung. Apropos: Die 3D-Shutter-Brillen müssen ebenfalls extra gekauft werden, was angesichts des stolzen Gerätepreises ein wenig verwundert. Immerhin kostet das Doppelpack inklusive Knopfzellen nur knapp 30 Euro; die akkubetriebene Variante schlägt mit rund 40 Euro pro Stück zu Buche.

Schöner Rücken: Dank der Lamellen und der dezenten Krümmung sieht der Samsung JS 9090 auch von hinten gut aus. Eine Wandmontage ist problemlos möglich.
Die Fernbedienungen blieben von den Sparmaßnahmen verschont, obgleich eine Kombination aus Fuchtelsteuerung und klassischem Signalgeber wie LGs neue Magic Remote sicherlich eleganter gewesen wäre. Am Tizen-Betriebssystem gibt es wenig auszusetzen: Zwar finden wir die webOS-Oberfläche des koreanischen Konkurrenten optisch ansprechender, dafür punktet der Samsung mit einem flexibleren Mediaplayer und zudem gefällt uns sein Smart-TV-Angebot besser. Der Octa-Core-Prozessor gestattet eine flüssige Menü-Navigation sowie praktisches Multitasking.

Ansehnliche Eingangswahl: Die verfügbaren Quellen werden auf Tastendruck am oberen Bildschirmrand eingeblendet. Darin sind auch die Netzwerkgeräte erfasst.

Bei der Senderliste verzichtet Samsung auf Logos und Grafiken, was jedoch dem Bedienfluss zugutekommt. Die Suche nach einem bestimmten TV-Programm gelingt flott.
Dank der unterschiedlich stark gekrümmten Front- und Rückseite entsteht im unteren Bereich ein relativ großer Resonanzraum, der dem 60-Watt-Boxensystem zu einem vollmundigen, dynamischen Klang verhilft. Allerdings treten mit zunehmender Lautstärke Verzerrungen auf; für deutlich voluminöseren Klang hat Samsung eine optisch passende Curved-Soundbar im Programm.
Bildqualität Fernsehen
Der große Bruder wirft kein sonderlich gutes Licht auf den JS 9090, bietet er doch mehr als doppelt so hohe Helligkeitsreserven. In der Praxis ist das allerdings unerheblich, zumal der Wert mit 481 Candela pro Quadratmeter (Bildmodus „Dynamik“) immer noch deutlich über dem der 2014er-Modelle liegt; das farbneutrale Preset „Film“ kitzelt maximal 298 Candela aus dem Backlight. Dank des satten Hellraumkontrasts von 849:1 entsteht bei Tag trotzdem ein kräftiges, sauber durchgezeichnetes Bild. Leider büßt es aus schräger Perspektive sichtbar an Brillanz ein – in dieser Preisklasse bieten viele Konkurrenten eine bessere Blickwinkelstabilität. Zudem könnte die Ausleuchtung gleichmäßiger sein.
Das De-Interlacing beherrscht Samsung hingegen perfekt: Weder im Tuner-Betrieb noch bei HDMI-Zuspielung treten nennenswerte Flimmerartefakte auf. HDTV-Kanäle brillieren nicht zuletzt dank des abschaltbaren Overscans mit einer erstklassigen Detailtreue, wobei auch die dezent beschnittenen SDTV-Sender keinen Grund zur Beanstandung geben. Sportübertragungen und Laufschriften erscheinen flüssig, ohne sichtbare Nachzieheffekte.
Bildqualität Blu-ray
Sitzt man mittig vor dem Fernseher, entfaltet sein gebogenes 65-Zoll-Display eine einhüllende Bildwirkung. Jedoch kann schon eine leicht veränderte Position Spiegelungen und Verzerrungen verursachen, welche das Heimkino-Erlebnis beeinträchtigen. Wegen der etwas ungleichmäßigen Ausleuchtung kommen in dunklen Szenen außerdem leichte Wolken zum Vorschein, die im Direktvergleich mit dem LG-OLED besonders stark auffallen. Ein weiteres Manko des SUHD-TVs von Samsung ist die Kontrastwiedergabe: Er bleibt mit Werten um 430:1 beziehungsweise 390:1 sowohl bei unserer EBU-Im-Bild- als auch bei der ANSI-Messung hinter dem Einsteiger-Modell UE 50 HU 6900 aus audiovision 10-2014 zurück.
Keine Wünsche offen lässt die Farbreproduktion des JS 9090: Obwohl die Farbtemperatur einen Tick zu niedrig eingestellt ist, bewegen sich die Delta-E-Abweichungen allesamt im sehr guten Bereich und selbst die komplexen Mischfarben offenbaren nur ein paar minimale Ausreißer. Auf Wunsch erhalten Animationsfilme in der Farbraum-Einstellung „Nativ“ den typisch knalligen Bonbon-Touch.

Videos, Nachrichten und mehr: Samsung stellt dem Nutzer zahlreiche Smart-TV-Apps zum Download bereit. Der interne Speicher des JS 9090 fasst 3,77 Gigabyte.

Hilfe, wenn man sie braucht: Wer mehr zu einer bestimmten Funktion des Fernsehers erfahren möchte, kann einen Blick in das digitale Handbuch „e-Manual“ werfen.
3D-Streifen wirken infolge des eingeschränkten Kontrasts nicht ganz so tief und plastisch wie beim Top-Modell, schaffen im Zusammenspiel mit der batteriebetriebenen Shutter-Brille aber dennoch einen überzeugenden räumlichen Effekt ohne Übersprechen.
Die beste Kontraststeigerung wird dabei in Bildern mit großen dunklen oder schwarzen Bereichen erzielt – und nebenbei zügelt das Gerät auch seinen Stromhunger. Bei konstanter Helligkeit reduziert sich der Verbrauch in einem Testbild mit zweiprozentigem Weißfeld vor schwarzem Grund von 172 auf 147 Watt (in den Smart-LED-Stufen „Gering“ und „Standard“). Zugleich klettert der Im-Bild-Kontrast von 2.200:1 auf rund 3.400:1. Die Smart-LED-Stufe „Hoch“ lässt das Weißfeld sogar um 25 Prozent heller erscheinen und steigert folglich den Im-Bild-Kontrast auf rund 3.800:1. Trotzdem spart man noch rund 10 Watt Energie.

Guter Effekt: Samsungs lokale LED-Ansteuerung steigert in düsteren Szenen den Kontrastumfang sichtbar und spart etwas Strom. Anders als bei der Funktion „Kinoschwarz“ treten dabei kaum Artefakte auf.
Die Anzahl der lokal ansteuerbaren Felder ist allerdings begrenzt (wie viele es genau sind, verrät der Hersteller nicht), weshalb sich die Schaltung in vielen anderen Szenen kaum auswirkt: Im EBU-Kontrast-Testbild liegen die kleinen (von uns mit dem Spektroradiometer Minolta CS-2000 gemessenen) schwarzen und weißen Quadrate auf hellgrauem Grund. Diesmal bleibt die Kontraststeigerung des Bildschirms kaum sichtbar auf vier Prozent begrenzt.
Hier wie auch in düsteren Kinoszenen produziert Samsungs lokale LED-Ansteuerung erfreulicherweise keine nennenswerten Artefakte wie „Blooming“ um kleinräumige helle Objekte herum, zum Beispiel die weißen Schrifteinblendungen im Vorspann von „Casino Royale“. Wir können deshalb das Hersteller-Preset „Standard“ ohne Einschränkung empfehlen.
Weniger neutral und am Ende als störend empfinden wir dagegen die Funktion „Kinoschwarz“: Sie reduziert lokal die Helligkeit der schwarzen Letterbox-Streifen von Cinemascope-Filmen, die deutlich dunkler erscheinen. Doch diesmal modulieren schwankende Bildinhalte des Films oder die hellen Einblendungen der Laufwerksfunktionstasten unseres Blu-ray-Players Oppo BDP-105 die Helligkeit in den Letterbox-Streifen sichtbar; diese erscheinen mal schwarz und mal dunkelgrau und irritieren so die Augen, weshalb wir auf diese Schaltung lieber verzichten.
De facto ist der allgemeine Bildeindruck durchweg positiv: Nachdem der 65 JS 9090 die Routineprüfung mit unseren (Full-HD-)Universaltestbild bravourös gemeistert hat, gab er selbst die rechts abgebildete 4K-Sequenz korrekt wieder. Die Democlips von av-Redakteur Florian Friedrich wie etwa „Amazing 4K Flowers“ erscheinen ebenfalls in überzeugender Ultra-HD-Qualität, wobei an bewegten Motivkanten gelegentlich leichte Kompressionsartefakte zu sehen sind. Zum ruckelfreien Abspielen benötigt man natürlich eine entsprechend schnelle Internetverbindung, woran es in manchen ländlichen Gebieten leider scheitert. Nichtsdestotrotz bietet YouTube mittlerweile eine ansehnliche und stetig wachsende Auswahl an UHD-Videos, die den Verzicht auf ein ultrahochaufgelöstes Streaming-Portal wie Panasonics 4K-Channel verschmerzen lässt.
4K-Wiedergabe
Wo andere Fernseher scheitern, macht der Samsung einfach weiter. So spielt sein Mediaplayer nicht nur unsere H.264- und HEVC-Democlips problemlos ab, sondern auch unbearbeitete UHD-Aufnahmen in verschiedensten Formaten – sei es von Consumer-Kameras wie der Panasonic Lumix GH4 oder von professionellen Camcordern à la Sonys FDR-AX1. Bis zur flüssigen, ruckelfreien Wiedergabe vergehen hin und wieder aber ein paar Sekunden. Auf Anhieb perfekt erscheinen Fotos. Wer möchte, kann sich sogar ganze Alben in einer Diaschau (wahlweise mit eigener Musik untermalt) ansehen. (mr/ur/ff)
Der Testbericht Samsung UE 65 JS 9090 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 5800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Auch wenn der UE 65 JA 9090 in puncto Bildqualität nicht ganz an LGs ersten 4K-OLED heranreicht, holt Samsungs zweitteuerstes S-UHD-Modell dank seiner umfangreicheren Ausstattung und der besseren Multimedia-Wiedergabe die gleiche Gesamtwertung – und zählt in der aktuellen TV-Landschaft definitiv zu den Highlights.