Panasonic DMR-BCT 820 – Blu-ray-Recorder für 800 Euro
Wer Kabel-TV empfängt, liegt mit dem neuen Panasonic DMR-BCT 820 richtig: Er ist ein Allrounder mit riesiger Festplatte, der als 3D-Player, Homeserver und Netzwerker viele Funktionen in einem Gerät vereint.
Panasonics neuer Blu-ray-Recorder BCT 820 ist auf digitales Kabelfernsehen ausgelegt – und damit der erste seiner Art. Mit der riesigen Terabyte-Festplatte, die auch im DMR-BST 820 mit Twin-Satellitentuner steckte (Test in audiovision 7-2012), kommt er auf 800 Euro. Einen Hunderter weniger kosten die Modelle BCT 720 oder BCT 721 (Silber) mit einer 500 GB großen Festplatte.
Wem das normale TV-Angebot nicht reicht, für den holt der Panasonic weitere TV-Unterhaltung via HbbTV oder aus dem Internet. Als 3D-Blu-ray- und Medien-Player spielt er viele AV-Formate ab und stellt sie ins Heimnetz oder für Smartphones bereit.
Bedienung
Bei der Senderinstallation lässt sich eine Vorsortierung durch den Kabelnetzbetreiber aktivieren (LNC-Funktion), die aber nicht in jeder Stadt zur Verfügung steht und auch nicht unbedingt gut funktioniert: Bei unserem Test mit dem Münchner Kabelnetz von Kabel Deutschland landeten fast alle gefundenen Sender weit hinten und damit unkomfortbel auf vierstelligen Plätzen. Ohne LNC findet der Panasonic deutlich mehr Sender, sortiert sie sinnvoll vor und verteilt sie in Ordnern für Radio, HDTV, freie und verschlüsselte Programme. Die Senderliste zeigt sieben TV-Programme gleichzeitig an und lässt sich über die Programmwippe flott umblättern. Auch eine praktische Programmtauschtaste und vier Favoritenlisten sind vorhanden.
Zwei CI+ Slots für Pay-TV: Will man alle HDTV-Programme sehen,
werden beide gebraucht, denn ohne das HD-Bouquet der Privaten
empfängt man im digitalen Kabel nur eine Hand voll HDTV-Sender.
Am USB-Port verwaltet der BCT 820 jetzt auch externe Festplatten.
Per Taste "Guide" lassen sich die Programme von acht Sendern für die nächsten drei Stunden übersichtlich anzeigen, allerdings nicht nach Sparten sortiert. Per Programmwippe wechselt man direkt auf die nächsten acht TV-Plätze, lässt sich Sendungen bis zu eine Woche im Voraus anzeigen oder verschiebt sie in den Timer. Im Display wird eine rote Uhr eingeblendet, der erste Aufnahmeplatz blinkt, bis die Aufnahme startet. Gleichzeitig lässt sich ein beliebiges anderes Programm verfolgen oder ein zweites TV-Programm aufnehmen. Auch das Abspielen einer noch laufenden Aufnahme von Beginn an klappt. Vor- und Nachlaufzeiten kann man zwischen einer und zehn Minuten einstellen, und zwar mit Wirkung für alle Aufnahmen.
Die Navigationstasten "Rewind Live TV" beziehen sich auf den permanenten Timeshift des Panasonic, halten das laufende TV-Programm an oder spulen innerhalb des Aufnahmepuffers vor und zurück. Über die Stop-Taste wechselt der Panasonic dann wieder in den normalen TV-Betrieb zurück. Timeshift-Inhalte lassen sich jedoch nicht nachträglich in eine permanente Aufnahme umwandeln. Außerdem ist die Funktion "Rewind Live TV" dann nicht aktiv, wenn zwei Aufnahmen gleichzeitig laufen.
Viele Optionen: Die Fernbedienung navigiert durch ein
weit verzweigtes Menü, was etwas dauern kann.
Aktuell benötigte Funktionen findet man per Option-Taste.
Bildqualität
Die in 720p oder 1080i empfangenen HDTV-Programme wandelt der Panasonic in saubere 1080p-Vollbilder um. Der Ton lässt sich verzögern, falls es Synchronprobleme mit dem Display gibt. Auf die Festplatte passen laut Info-Einblendung rund 155 Stunden unkomprimierte HD-Videos im Direktmodus. Videotext, Mehrkanalton sowie die per Infotaste aufrufbare Filmbeschreibung sind bei jeder Aufnahme dabei. Der Panasonic gibt die Restaufnahmezeit aber nicht immer genau an, da seine Berechnung stets auf HDTV-Datenraten basiert. Schneidet man SDTV-Programme mit, liegt die tatsächliche Aufnahmezeit mit rund 400 Stunden wesentlich höher.
Um Platz zu schaffen, kann man ausgewählte Sendungen auf Blu-ray-Disc brennen oder im fest eingestellten "High-Speed"-Modus auf eine externe Festplatte auslagern. Dann werden die markierten Titel von der internen Festplatte gelöscht, was beim Brennen auf Disc nicht passiert. Die externe USB-Festplatte muss allerdings jedes Mal formatiert und registriert werden, was acht Mal erlaubt ist. Höchst beeindruckend ist die Schnelligkeit des Kopiervorgangs: Unser einstündiges HDTV-Testvideo überspielte der Panasonic in knapp fünf Minuten, was die 13-fache Geschwindigkeit bedeutet! Zum Vergleich: Die DR-Kopie auf eine wiederbeschreibbare BD-RE erfolgt in fünffacher Geschwindigkeit beziehungsweise in zwölf Minuten. DR-Kopien laufen aber meist nur auf Blu-ray-Playern von Panasonic.
Eine bessere Abspielkompatibilität bietet die Neucodierung der DR-Aufnahmen auf brennbaren Blu-ray-Discs. Dafür gibt es je fünf Modi für HD- und SD-Qualität. Vorteile: Man spart Daten, und die so gebrannten Discs laufen auf den meisten Playern. Aufgrund der Neu-Encodierung erfolgt die Kopie aber in Echtzeit. Spielt man im HM-Modus komprimierte HD-Videos wieder zurück auf die interne Festplatte, reicht sie für knapp 700 Stunden.
Die Bildqualität erreicht in den Modi HG, HX und HE trotz zunehmender Codierungsverluste bei ruhigen Szenen noch die volle Auflösung und HD-Bildwirkung. Dagegen tauchen im HL- oder HM-Modus bereits deutliche Block-Artefakte auf, die Bildschärfe übertrifft bei schneller Bewegung kaum SDTV-Niveau. Kopien im HG-Modus lassen sich nicht von originalgetreuen DR-Kopien unterscheiden, sparen aber kaum Daten. Bei unseren Tests funktionierten nicht alle wiederbeschreibbaren Discs fehlerfrei – auch in unkomprimierten DR-Kopien kam es dann zu kleinen Störungen.
Im Live-Bild sowie in BD-RE-Kopien tritt der "Chroma-Upsampling-Bug" auf, vertikale Farbkanten erscheinen also leicht gestuft. Im Test zeigte der probehalber angeschlossene Blu-ray-Player Panasonic BDT 310 die gebrannten DR-Videos mit groben Farbkanten, während sie einem Sony-Player perfekt gelangen – der Fehler entsteht folglich beim Decodieren durch Panasonic. Externe SDTV-Signale des TV-Tuners oder eines DVB-T-Receivers lassen sich über die beiden Scartbuchsen auch analog aufnehmen (FBAS oder S-Video), allerdings mit leicht reduzierter Bildschärfe.
Leiser Lüfter: Das Gebläse des Panasonic DMR-BST 820 läuft leise und stört
auch beim CD-Hören nicht. Über die zweite USB-Buchse lässt sich mit Hilfe der
HD-Kamera TY-CC 10 für 179 Euro Videotelefonie per Skype betreiben.
Selbst analoge AV-Signale finden über Scart Einlass,
wenn man die Taste "Input Select" entsprechend umstellt.
Server-Funktion und Diga Player App
Als Server stellt der neue Panasonic die TV-Mitschnitte, AVCHD-Videos und Fotos von seiner Festplatte auch anderen Clients zur Verfügung. Die müssen dann nicht im Wohnzimmer stehen, sondern können sich beispielsweise im Schlafzimmer befinden; Musikdateien sind davon aber leider nach wie vor ausgenommen. Neu ist, dass der Player via WLAN sogar zwei verschiedene TV-Programme auf Smartphones oder Tablet-PCs übertragen kann. Mit Hilfe der "Diga Player App" für Android und iOS Geräte kann man so im Arbeitszimmer seine Lieblingsserie sehen, während ein weiterer Zuschauer über den zweiten Tuner in der Küche eine Sportübertragung verfolgt. Das funktioniert drahtlos je nach Reichweite in jedem Raum.
Smarte Funktion: Über WLAN streamt der Panasonic zwei
laufende TV-Sendungen gleichzeitig auf Smartphones oder Tablet-PCs.
1.000-GB-Festplatte eingebaut: Der Panasonic kann bis zu 684 Stunden HDTV-Video speichern,
sofern man die Mitschnitte neu encodiert und abgespeckt im HM-Modus zurückspielt.
Bei TV-Mitschnitten im Direkt-Modus reicht die Kapazität für
155 Stunden unkomprimierter HDTV-Videos.
Bildqualität DVD und Blu-ray-Disc
Bis auf Details wie eine native DVD-Ausgabe im HDMI-Format 576i oder umschaltbare HDMI-Farbmodi glänzt der Panasonic mit Perfektion: Er wandelt DVDs und Blu-ray-Discs aller Videoformate in mustergültige Vollbilder, Farben oder scharfe Details erscheinen makellos. Per Option-Taste lassen sich Detail- und Kantenschärfe getrennt für Luminanz und Farbe optimieren oder das 3D-Menü mit einstellbaren 3D-Effekten sowie 2D/3D-Konvertierung aufrufen. Diese Simulationen gehen aber kaum über dreidimensionale Menüs oder gewölbte Bildschirmoberflächen hinaus. Ein User-Menü mit kompletten Bildreglern gibt es nicht.
Multimedia
Musik, Videos und Fotos kann man per Laufwerk, USB-Speicher oder SD-Karte zuspielen, der Panasonic sortiert sie dann auf seiner Festplatte in separate Ordner. Eine Musik-CD wird in gut sechs Minuten kopiert, Gracenote liefert automatisch Informationen dazu. Für das Kopieren von AVCHD-Camcordervideos gibt es ebenfalls Programme. Über USB spielt der Panasonic nur MP3-Dateien, über Netzwerk auch FLAC und WAV. Eine nahtlose AVCHD-Videowiedergabe klappt per SD-Karte, nicht aber über USB oder Netzwerk, wo sie nach jedem Track stoppt. DivX-HD-Kinofilme wie "Big Buck Bunny" laufen leicht ruckelnd mit 60 statt 24 Hertz.
Zur Fotoschau läuft via USB auch Begleitmusik, was übers Netzwerk nicht gelingt. Die Qualität der Bilder ist einwandfrei, zudem gelingen auch 3D-Fotos im MPO-Format, einschließlich Speicherung auf der Festplatte. Über Panasonics Plattform Viera Cast finden diverse Internet-Apps Eingang, darunter Facebook, Twitter, ZDF, Tagesschau, Picasa, Shoutcast Radio, Rovi Guide und Filmstarts. YouTube-Videos erscheinen nur in datenreduzierter Qualität. Bei aktiver Netzwerkverbindung liefert die HbbTV-Funktion Zusatzinfos und greift auf die Medienarchive der Sender zu.
Mehrwert HbbTV: Insbesondere das Angebot von ARD und ZDF ist mit aktuellen Nachrichten
und komfortablem Zugriff auf die Mediatheken der Sender recht attraktiv.
EPG-Infos: Der Panasonic DMR-BCT 820 zeigt von acht Sendern die aktuell
folgenden Programme an. Dazu laufen der Ton und ein kleines Livebild weiter.
Info: Die Alternative von Samsung
Die Kombination von Blu-ray- und Kabel-Receiver mit Festplattenrecorder bietet neben Pansonic auch Samsung. Eine Archivierung auf Blu-ray klappt damit im Unterschied zum Panasonic nicht, dafür steht nur die Festplatte zur Verfügung. Abhängig von der Größe der Festplatte kosten die Samsung-Modelle zwischen 450 Euro (BD-E 8300 mit 320 Gigabyte) und 600 Euro (BD-E 8900 mit 1 Terabyte). Alle Geräte haben einen Doppeltuner an Bord, der Nutzer kann also zwei Programme gleichzeitig aufzeichnen oder eines aufzeichnen und währenddessen ein anderes anschauen – allerdings muss ein unverschlüsselter Sender dabei sein. In der Praxis bedeutet das: Kabel-Deutschland-Kunden können nicht RTL anschauen und Sat1 aufzeichnen oder Pro7 und RTL2 gleichzeitig aufzeichnen. An diesem unschönen Zustand trägt aber nicht der Samsung-Recorder, sondern der Betreiber des Kabelnetzes die Schuld.
Einige Bedienungsmängel müssen wir allerdings dem Samsung zur Last legen. So verfügt die Fernbedienung zwar über eine Unmenge von Tasten, doch einige wichtige fehlen. Um eine Aufnahme zu löschen, muss man sich durch etliche Menüs wühlen, da es keine "Delete"-Taste gibt. Auch der Zugang zum Aufnahme-Archiv funktioniert mangels Direkttaste nur über eine Reihe von Menüs. Ferner vermissten wir die Möglichkeit, eine Nachlaufzeit für Aufnahmen einzustellen (der Panasonic kann das). Zwar lässt die sich bei jeder Programmierung von Hand eingeben, doch das ist zum einen nervig, zum anderen verschwinden bei diesem Eingriff die Informationen aus der Timer-Programmliste: Statt "Tagesschau" steht dann dort "Kein Programmname".
Die Programmierung über den EPG gelingt komfortabel, für einige Sender beschränkt sich die Vorschau aber auf wenige Tage. Manchmal mussten wir direkt auf den aufzunehmenden Sender schalten, um überhaupt EPG-Infos zu bekommen. Zudem führt der Episoden-Guide die Sender leider nur alphabetisch und nicht in der Favoriten-Reihenfolge auf. Ferner beobachteten wir folgendes Problem: Wenn man sich eine laufende Aufnahme anschaut und eine zweite Aufnahme im Hintergrund startet oder endet, friert das Bild ein. Man muss die Aufnahme neu starten; zum Glück merkt sich der Samsung die Stelle. Die Bildqualität der Aufnahmen ist aber hervorragend und liegt auf dem Niveau der Recorder, die die Kabelnetzbetreiber selbst anbieten.
Für Blu-ray-Discs gibt es weder eine "Audio"- noch eine "Untertitel"-Taste. Dafür sehen sowohl DVDs als auch Blu-rays prima aus, auch wenn man mangels Video-Equalizer dem Bild nicht manuell auf die Sprünge helfen kann. Die Netzwerk- und Multimediafähigkeiten sind mit den aktuellen Blu-ray-Playern von Samsung (z.B. BD-E 6100 in Ausgabe 9) vergleichbar. Integriertes WLAN ermöglicht die kabellose Verbindung.
Die Verarbeitung könnte hochwertiger sein, vor allem die Plastik-Oberfläche fängt sich leicht Kratzer ein. Geräusche vom Blu-ray-Laufwerk und der Festplatte hört man in leisen Passagen aus einem Abstand von drei Metern noch. Das Slot-In-Laufwerk und die stylischen Sensortasten am Gerät gefielen uns hingegen sehr gut.
Wer seine TV-Aufnahmen nicht auf Blu-ray archivieren will, für den sind die Samsung-Modelle mit ihrem günstigeren Preis eine echte Alternative. Leichte Bedienschwächen muss man allerdings in Kauf nehmen.
Die Kombination von Blu-ray-Player und Kabel-Festplattenrecorder geht
bei Samsung mit dem BD-E8300 ab 450 Euro los.
Statt über eine Lade bekommt der Samsung seine Scheiben über ein Slot-in-Laufwerk.
Fazit
Der Panasonic DMR-BCT 820 schneidet Kabel-TV in Originalqualität mit und präsentiert sich zudem als flexible Kopierstation, drahtloser Netzwerker und Server sowie als erstklassiger 3D-Blu-ray-Player. Bild und Ton liegen dabei fast immer auf Spitzenniveau. Ein echter Allrounder also – für Kabelkunden das Nonplusultra, für uns ein Highlight. Udo Ratai
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Panasonic DMR-BCT 820 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2012 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.