Settopboxen mit Festplatte und Blu-ray-Player gibt es wie Sand am Meer. Doch die Kombination aus beiden Gerätegattungen hat nur Panasonic im Programm. Ihre neueste Kreation aus der Blu-ray-Recorder-Reihe ist der 780 Euro teure DMR-BCT 950. Zu seinen Kernmerkmalen zählen die 2 Terabyte große Festplatte sowie drei Tuner für Kabel (DVB-C) und Antenne (DVB-T). Den kommenden DVB-T2-Standard unterstützt Panasonics jüngster Aufnahmekünstler leider nicht, so dass er in erster Linie für Kabel-Kunden interessant ist.
Ausstattung und Praxis
Die Festplatte bietet Platz für rund 300 Stunden Fernsehen in HD-Qualität. Daneben archiviert sie auch Fotos, Musik- sowie Videodateien und streamt diese auf Wunsch zu anderen Geräten, womit der DMR-BCT 950 einen Blu-ray-Player, eine Festplatten-Settopbox und ein Mediacenter in sich vereint.
Neu im Vergleich zum in Ausgabe 10-2014 getesteten Vorgänger BCT 940 ist die TV>IP-Funktion (siehe Kasten „Was bedeutet TV>IP?“) und der verbesserte Mediaplayer, der jetzt 4K-Videos und hochauflösende Audiodateien abspielt – mehr dazu im Abschnitt Multimedia, jedoch haben die Japaner den optischen Digitalausgang kassiert. Ansonsten ähneln sich die beiden Recorder, die mit vielen Anschlüssen verwöhnen, als da wären: zwei USB-Eingänge, ein SD-Speicherkartenslot sowie zwei HDMI-Ausgänge, die sich in Bild- und Tonausgabe aufteilen lassen. Der Scart-Eingang ist nützlich, um alte VHS-Bänder zu digitalisieren.
Als Endgerät kommen beim DMR-BCT950 derzeit allerdings nur aktuelle Panasonic-Fernseher mit eingebautem TV-IP-Client in Frage. Denn die diversen erhältlichen Sat-IP-Smartphone-Apps verstehen sich mit dem Kabel- und Antennen-Tuner des Recorders nicht. Interessant ist die TV>IP-Funktion des DMR-BCT 950 aktuell also nur für Besitzer mehrerer Panasonic-Fernseher, die sich so das Verlegen eines Antennenkabels sparen können. Wer die TV>IP-Funktion nicht braucht, sollte sie im Netzwerk-Menü abschalten, da mit der aktuellen Firmware (1.01) ein Tuner stets für TV>IP reserviert bleibt, so dass sich statt drei nur zwei Sender gleichzeitig aufnehmen lassen.
Doch auch bei abgeschalteter TV>IP-Funktion kann man Aufnahmen und das TV-Programm dank des integrierten UPNP/DLNA-Servers auf anderen Geräten ansehen. Am Mobiltelefon empfiehlt sich für den Empfang die App „Media Access“ (siehe Kasten Seite 46). Für die PC-Wiedergabe eignet sich der für Windows und iOS kostenlos erhältliche Mediaplayer „VLC“, der im Test die TV-Aufnahmen und Fotos von der Festplatte abspielte. Unser Samsung-Fernseher UE46D8090 kam zudem auch mit den Live-TV-Streams zurecht.
Installation und Senderlisten
Bei der Einrichtung hat man die Wahl zwischen mehreren Suchlaufarten, in denen der Recorder alle oder nur frei empfangbare Sender speichert, einen schnellen oder ausführlichen Suchlauf startet oder dem Kabelnetzbetreiber die Sortierung überlässt (LCN). Letztere führte zumindest bei Kabel Deutschland zu keinem vernünftigen Ergebnis. Das Menü hält eine Pegel-, Qualitäts- und Bitfehlerratenanzeige bereit, die etwa bei der optimalen Justage eines Kabel-Verstärkers hilft. Dank zwei Einschüben für CI+ Module ist der Recorder auch bestens für Pay-TV gerüstet.
Alternativ codiert der Panasonic die Aufnahmen für den Brennvorgang auf Blu-ray oder DVD neu. Die so erstellten Scheiben lassen sich (gegebenenfalls nach Finalisierung der Disc) mit anderen Playern wiedergeben und auch die Bildqualität bleibt bei Wahl der besten Konvertierungsstufe „HG“ hoch. Nachteilig ist der durch die Codierung langwierige Kopiervorgang, der mit einfachem Abspieltempo erfolgt. Für Blu-ray und DVD stehen jeweils fünf Qualitätsstufen zur Verfügung. Die Konvertierung erfolgt wahlweise im Standby oder nach Aufforderung. Entgegen der Angaben in der Bedienungsanleitung gelang es uns nicht, eine bereits im DVD-Modus „SP“ konvertierte Aufnahme im Hochgeschwindigkeitsmodus auf DVD zu kopieren.
Hoher TV-Komfort
Die sinnvoll vorsortierten Senderlisten ruft man mit der zentralen Steuerkreuz-Taste auf. Vier frei belegbare Favoritenlisten sowie Filter für HDTV, Radiosender und ABC-Sortierung helfen bei der Suche nach einem bestimmten Kanal. Geschmackssache sind die große Schrift und dadurch bedingt nur sieben Programme je Listen-Seite. Die Umschaltdauer von durchschnittlich zwei Sekunden bewegt sich im üblichen Rahmen. Mit der „Last View“-Taste wechselt man zum zuletzt gesehenen Programm. Je nach „Rewind Live TV“-Einstellung schneidet der Recorder das TV-Programm automatisch bis zum nächsten Senderwechsel in einem temporären Speicher mit, oder erst nach Aufforderung durch Pause – so verpasst man keine Szene und müllt die Festplatte nicht mit Aufnahme-Fragmenten zu. Dank der drei Tuner lassen sich ebenso viele Sender zeitgleich aufzeichnen – was bei mittlerweile über 200 Sendern im Kabel schon mal vorkommen kann. Leider gängeln noch immer viele HD-Privatsender die Zuschauer mit Aufnahme-Restriktionen, wofür der Recorder aber nichts kann. Während der Aufnahme lassen sich sowohl Filme von Festplatte ansehen, wie auch Blu-rays abspielen, nur der Zugriff auf YouTube und Co. klappt nicht.
Zur Aufnahmeprogrammierung bietet der Panasonic einen übersichtlichen Programmführer (EPG), der dank der individuell einstellbaren Vorlauf- und Nachlaufzeiten vollständige Aufnahmen gewährleistet. Der manuell einstellbare Timer lässt sich lediglich vier Wochen im Voraus programmieren. Als dritte Aufnahme-Option offeriert der DMR-BCT 950 mit „Keyword-Recording“ eine Funktion, die es in sich hat: Sie zeichnet Sendungen auf, die im Titel und/oder der Beschreibung einen oder mehrere Schlüsselworte enthalten. Mit ihr können Robert DeNiro-Fans alle Filme des Schauspielers aufzeichnen, ohne dabei den Titel, Sender und Ausstrahlungstermin kennen zu müssen. Der Recorder zeichnet grundsätzlich in Originalqualität auf, wobei er vielfältige Kopieroptionen bereit hält (siehe Kasten nächste Seite).
Alle wichtigen Funktionen wie Aufnahme, EPG, Timer und TV-Archiv lassen sich mit eigenen Tasten auf der Fernbedienung aufrufen. Lob verdient zudem das Display, das den Sendernamen im Klartext anzeigt. Gewisse Komfortschwächen leistet sich der Recorder allerdings gerade wegen der vielen Einstellmöglichkeiten und Funktionen, weil sie das schöne und meist flott reagierende Menü recht komplex werden lassen: Es dauert eine Weile, wenn man sich mit wirklich allen Funktionen vertraut machen will. Für den optimalen Komfort und schnelles Starten (ca. 13 Sekunden) empfehlen wir den Schnellstart zu aktivieren, der den Standby-Verbrauch mit rund sechs Watt im akzeptablen Rahmen hält.
Alternativ codiert der Panasonic die Aufnahmen für den Brennvorgang auf Blu-ray oder DVD neu. Die so erstellten Scheiben lassen sich (gegebenenfalls nach Finalisierung der Disc) mit anderen Playern wiedergeben und auch die Bildqualität bleibt bei Wahl der besten Konvertierungsstufe „HG“ hoch. Nachteilig ist der durch die Codierung langwierige Kopiervorgang, der mit einfachem Abspieltempo erfolgt. Für Blu-ray und DVD stehen jeweils fünf Qualitätsstufen zur Verfügung. Die Konvertierung erfolgt wahlweise im Standby oder nach Aufforderung. Entgegen der Angaben in der Bedienungsanleitung gelang es uns nicht, eine bereits im DVD-Modus „SP“ konvertierte Aufnahme im Hochgeschwindigkeitsmodus auf DVD zu kopieren.
Multimedia
In Sachen Vernetzung besticht der Panasonic neben seinen Fernzugriffsmöglichkeiten (siehe Kästen) durch den überarbeiteten 4K-fähigen Mediaplayer, der neben Fotos, Videos im MP4- und MOV-Format mit 24, 25 und 30 Hertz Bildrate in UHD-Qualität abspielt. Außerdem versteht er sich auf hochauflösende 5.1-Musikdateien im DSD- und FLAC-Format. Weitere Pluspunkte sind der Dualband-WLAN-Empfänger, die Vernetzungsmöglichkeiten via Miracast, WiFi-Direct sowie alle DLNA-Spielarten Client, Renderer und Server. Die Internet-Apps lassen sich flüssiger bedienen, als wir das von den vermutlich mit weniger Speicher und Rechenpower bedachten Blu-ray-Playern gewohnt sind. Neben YouTube in Full-HD-Qualität (aber leider fester Bildrate von 60 Hertz) kann man unter rund 100 Apps wählen. Die Highlights sind neben Abo-Diensten wie Net-flix (jetzt mit eigener Taste auf der Fernbedienung), Amazon-Video, Watchever oder Maxdome, die kostenlosen Video- und Radio-Apps Viewster, Vimeo, TuneIn und Shoutcast. Darüber hinaus ist HbbTV an Bord, mit dem man auf die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender zugreifen kann.
Bild- und Tonqualität
Mit seinem feinen, sauberen Bild bei TV, DVD und Blu-ray lässt der Recorder keine Wünsche offen. Der mit 18 Reglern bestückte, aber etwas umständlich zugängliche und verschachtelte Video-Equalizer, der aus dem Player-Topmodell BDT-700 stammt, optimiert das Bild bei allen Medien. Vor allem mit den vier Schärfereglern kann man zu weiches Material, etwa selbst gedrehte Videos, gut aufpeppen. Der umschaltbare De-Interlacer leistet bei Filmen (SDTV, DVD) gute Arbeit. Nur in TV-Sendungen zeigt sich teils leichtes Flimmern, das sich durch das Zeilensprung-Prinzip bei 50-Hertz-Material aber nie ganz vermeiden lässt. Einziges Mini-Manko ist die fehlende HDMI-Farbraum-Umschaltung (YCbCr/-RGB), die an problematischen Displays für Abhilfe bei fehlerhaften Farben sorgen könnte.
Die Audioausgänge warten mit einem einwandfreien Klang auf: Bedingt durch den Lüfter und die Festplatte, die bei sitznaher Aufstellung hörbar werden, ist der DMR-BCT 950 aber nicht so leise wie reine Blu-ray-Player. (fg)
Der Testbericht Panasonic DMR-BCT 950 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 780 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit dem DMR-BCT 950 legt Panasonic einen Blu-ray-Recorder der Luxusklasse auf, der neben hoher Bildqualität bei TV, DVD und Blu-ray durch große Funktionsvielfalt und hohe Qualität überzeugt.