Vor gut zehn Jahren begannen DVD-Recorder die guten alten VHS-Maschinen zu verdrängen: Die neue Gerätegattung erfreute sich hoher Beliebtheit, da Aufnahmen fast so gut wie das Original aussahen und zudem zeitversetztes Fernsehen möglich war. Damals konnte man unter einem Dutzend Hersteller wählen. Heute bietet nur Panasonic die praktische Kombi aus Settopbox und Disc-Recorder an – natürlich nicht mehr auf DVD-, sondern auf Blu-ray-Basis. Erfreulicherweise bauen die Japaner ihre DMR-Reihe in verschiedenen Varianten, so dass jeder Kunde ein passendes Modell findet (siehe Bild „Das passende Modell“).
Ausstattung und Praxis
Diesmal haben wir das Sat-Einsteiger-Modell BST 745 unter die Lupe genommen. Für 550 Euro ist es dank seines großen Funktionsumfangs, der guten Verarbeitungs- und der tollen Bildqualität ein echtes Schnäppchen, nicht zuletzt da man den Aufnahmekünstler im Netz schon für 400 Euro bekommt.
Der auch in Schwarz erhältliche Recorder ist mit einer 500-Gigabyte-Festplatte ausgerüstet, auf die – abhängig von der Qualität – zwischen 100 und 200 Stunden Fernsehen passen. In puncto Verarbeitung übertrumpft der Recorder die meisten Player deutlich, wie sich bereits am formschönen Gehäuse im 43 Zentimeter breiten HiFi-Format zeigt. Dessen Klappe verbirgt die Frontanschlüsse in Form von USB, SD und zwei Schächten für CI+ Module. Dank des zehnstelligen Matrix-Displays erscheinen die Sendernamen im Klartext. An der Rückseite befinden sich zwei Zuleitungen für das Sat-Signal.
Flexibler Sat-Tuner
Der BST-745 verfügt nämlich über einen Twin-Tuner, dank dem er zwei (sogar verschlüsselte) Sender gleichzeitig aufzeichnen kann. Wer beide Tuner nutzen möchte, benötigt entweder einen Einkabel- oder Unicable-LNB- bzw. Multischalter, oder muss zwei Zuleitungen zum Recorder führen. Hier wäre ein LNB-Durchschleifausgang eine feine Sache: Mit dem könnte man auch bei einer Zuleitung (und ohne auf anfällige Verteil-Adapter zurückgreifen zu müssen) beide Tuner nutzen. Zwar ließe sich am zweiten Tuner nicht auf die volle Senderauswahl zugreifen, da ein Standard-LNB pro Kabel immer nur Transponder gleicher Band- (LO, HI) und Polarisationslage (Horizontal, Vertikal) zur Verfügung stellt.
Da aber die meisten deutschsprachigen Astra-Progamme horizontal strahlen, würde man bei der Hälfte der Programme keine eingeschränkte Kanal-Auswahl bemerken. Dank DiSEqC 1.0 (Digital Satellite Equipment Control) steuert der Panasonic auch sogenannte schielende Antennen mit bis zu vier Empfangshörnern an. Mit drehbaren Parabolspiegeln versteht er sich mangels USALS/ DiSEqC 1.2 hingegen nicht.
Möglich macht‘s die kostenlose App „Media Access“, die mit dem Recorder Kontakt aufnimmt – und zwar weltweit, sofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Die App zeichnet sich durch eine übersichtliche Oberfläche aus und ermöglicht neben der TV-Programmierung das Abspielen von Aufnahmen und die Live-Wiedergabe des Fernsehprogramms. Damit sich die Videos ruckelfrei durch den Äther bzw. durchs Heimnetzwerk schicken lassen, werden sie komprimiert, wobei der Nutzer unter mehreren Datenraten wählen kann. Für die Internet-Übertragung lassen sich maximal 3,5 Megabit pro Sekunde (Mbps) wählen, im Hausnetzwerk 6 Mbps, was für eine gute Bildqualität auf kleinen Tablet- und Telefon-Displays sorgt.
Allerdings sollte Panasonic noch an Kleinigkeiten feilen, damit die App ihr Potential ausspielen kann: Auf dem verwendeten Android-4.3-Smartphone Huawei Y530 beispielsweise konnten Aufnahmen nur im Heimnetzwerk abgespielt werden und Live-Sender gar nicht. Stattdessen erschien die Fehlermeldung „aufgrund des Betriebszustandes Ihres Recorders ist ein Abspielen nicht möglich“. Nutzer, welche die App mittels der Kommentarfunktion im Download-Store bewertet haben, berichten ebenfalls von Problemen. Doch im Grunde ist Panasonics „Media Access“ ein faszinierendes Extra – bleibt also dran, liebe Entwickler.
Installation und Senderlisten
Bei der Installation hat man die Wahl zwischen mehreren Suchlaufarten, in denen der Recorder alle oder nur frei empfangbare Sender speichert und einen schnellen oder ausführlichen Suchlauf startet. Das Menü hält eine gut ablesbare Pegel-, Qualitäts- und Bitfehlerratenanzeige bereit, wobei ein Kontrollton fehlt, falls man bei der Antennenjustage nicht auf den Bildschirm schauen kann.
Die Senderliste ist nicht perfekt vorsortiert, so kommen die HD-Varianten von ARD und ZDF zwar korrekt auf Platz 1 und 2, die SD-Varianten sind aber überflüssigerweise auf Platz 27 und 28 ebenfalls vertreten. Doch das ist nicht tragisch, denn mit vier Favoriten-Listen und Filtern für frei empfangbare Kanäle, Pay-TV, HDTV und Radio sowie ABC-Sortierung kann man Licht in den TV-Dschungel bringen. Die Kanallisten lassen sich sogar via SD-Karte im- und exportieren – bedauerlicherweise stellt Panasonic die passende Editor-Software nur Händlern zur Verfügung.
Das Umschalten geht mit rund 1,5 Sekunden recht flott von der Hand, ebenso das seitenweise Durchblättern der Senderliste mit den „Ch/Page“-Tasten. Auf Wunsch schneidet der Recorder das Programm permanent in einem Pufferspeicher mit, so dass man jederzeit eine verpasste Szene wiederholen kann. Alternativ beginnt die temporäre Aufzeichnung erst nach Betätigung der Pause-Taste. Dauerhafte Aufnahmen programmiert man bequem mittels „Guide“ oder dem klassischen Timer, der sich bis zu vier Wochen im Voraus programmieren lässt. Einzig die automatische Timer-Programmierung anhand von Schlüsselwörtern („Keyword-Recording“) bleibt den teureren Modellen vorbehalten. Dank einstellbarer Vor- und Nachlaufzeit sinkt das Risiko unvollständiger Aufnahmen. Im Menü findet sich zudem eine Schnittfunktion zum Heraustrennen von Werbung. Während der Aufnahme lassen sich Aufnahmen ansehen, nur das Abspielen von DVDs und Blu-rays klappt nicht.
Mit vielen Komfort-Extras und schönen Menüs bereitet das Fernsehen mit dem Panasonic viel Spaß. Allerdings ist die Programmtaste für unseren Geschmack zu weit oben platziert und das Starten dauert ohne Schnellstart mit 23 Sekunden zu lang. Selbiges gilt für das Einlesen von Blu-ray-Discs, das bei „The Amazing Spider Man“ 50 Sekunden dauert.

Twin-Tuner: Der Recorder verfügt über zwei Zuleitungen, hinter denen jeweils ein Tuner sitzt: Wenn man beide anschließt oder einen Unicable-Multischalter/-LNB verwendet, kann man zwei Programme gleichzeitig aufzeichnen. Nützlich wäre ein Durchschleif-Ausgang (Loop Through) um das Sat-Signal an den zweiten Tuner weiterleiten zu können.
Alternativ codiert der Panasonic die Aufnahmen beim Export auf Blu-ray oder DVD neu. Die so erstellten Scheiben lassen sich mit anderen Playern wiedergeben und bei Wahl einer hohen Qualitätsstufe wie „HG“ bleibt auch die Bildqualität hoch. Nachteilig ist der durch die Neucodierung langwierige Kopiervorgang, weil der nur mit einfachem Abspieltempo erfolgt.
Als dritte Kopier-Option lässt sich der Recorder per „Rec Mode“-Taste so einstellen, dass er direkt in konvertierter Qualität aufzeichnet. So verzichtet man zwar auf Eins-zu-eins-Kopien – dafür kann man später die Aufnahmen flott auf Blu-ray oder DVD übertragen und sie auch auf anderen Playern abspielen.
Multimedia
Hinsichtlich Multimedia sticht der Panasonic vor allem durch seine Fernzugriffs-Möglichkeit hervor. Daneben überrascht er mit modernem WLAN samt 5-Ghz-Band-Unterstützung und Kanalbündelung sowie Miracast, für die Bildschirmspiegelung vom Smartphone. Abgerundet wird die Ausstattung durch einen Mediaplayer sowie den Internet-Apps aus Panasonics Viera Connect-Portal. Praktisch für Filmer: Via SD-Speicherkarte spielt der Recorder AVCHD-Filme der hauseigenen Kameras im Gegensatz zur USB-Wiedergabe nahtlos ab. Auch HbbTV ist an Bord.
Bildqualität
Mit seinem feinen, sauberen Bild lässt der Recorder keine Wünsche offen: Der mit 18 Reglern umfangreich bestückte, wenn auch verschachtelte Video-Equalizer (er stammt aus dem Player-Topmodell BDT-700) optimiert das Bild bei Blu-ray- und DVD-Wiedergabe wie im TV-Betrieb. Einziges Manko ist die fehlende Farbraum-Umschaltung (HDMI-YCbCr/-RGB), die an problematischen Displays für Abhilfe bei fehlerhaften Farben sorgen könnte. Mit UHD-TVs versteht sich der Panasonic dank 4K-Upscaling optimal, zumal er dank 4K-Ausgabe mit 25 Hertz auch PAL-Film-DVDs hochskaliert. An den Audioausgängen wartet er mit einem einwandfreien Klang auf – einzig der Lüfter macht sich bei sitznaher Aufstellung als leise surrendes, rauschendes Geräusch bemerkbar. (fg)
Der Testbericht Panasonic DMR-BST 745 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der günstigste Blu-ray-Recorder von Panasonic hat uns auf ganzer Linie überzeugt: Er macht als Blu-ray-Player wie Settop-Box mit vielfältigen Archivierungsoptionen und Spitzen-Bildqualität eine Top-Figur und landet in unserer Referenzklasse.