Onkyo TX-NR 808 – AV-Receiver für 1.100 Euro
In den letzten zwei Jahren war Onkyo der Hersteller, der die Trends bei AV-Receivern setzte. Immer waren die Onkyo-Modelle einen Tick früher auf dem Markt als die gleichteuren Geräte der Mitbewerber und brachten dabei eine umfangreichere Ausstattung mit. Der Lohn der Anstrengung: Onkyo stieg zum Marktführer auf. Doch natürlich schläft die Konkurrenz nicht, sondern zieht nach. Umso spannender ist es jetzt, den neuen TX-NR 808 genauestens unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, wie Onkyo seine Vormachtstellung zu verteidigen gedenkt.
Ausstattung und Technik
Das alte Erfolgsrezept der üppigen Ausstattung hat der Hersteller schon mal beibehalten. So wartet der Receiver unter anderem mit einer Zertifizierung nach THX Select 2 Plus auf. Hier kann der 200 Euro teurere Konkurrent von Pioneer noch mithalten, doch bei den HDMI-Eingängen muss er sich geschlagen geben: Satte sieben Stück weist der Onkyo auf, was selbst in fernerer Zukunft keinerlei Anschluss-Engpässe aufkommen lassen dürfte. Auf die Behandlung von Videosignalen versteht sich der Receiver zudem souverän, er skaliert sowohl analoge Bilder als auch HDMI-Signale auf bis zu 1080p hoch und wandelt sie, falls nötig, von Halb- in Vollbilder um. Das gelingt ihm dank Faroudja-Technik selbst bei kritischen Szenen nahezu fehlerfrei.
Zur Multimedia-Ausstattung gehört eine USB-Buchse auf der Front. Über sie finden USB-Sticks mit Musikdateien genauso Anschluss wie ein iPod oder iPhone mittels ihrer eigenen Kabel; dann lässt sich die Apple-Sippe sogar über den Receiver bedienen. Per Netzwerk-Anschluss schließlich bringt der Onkyo auch Internetradio zu Gehör.
Dank der übersichtlichen
Tastenanordnung und der
kontrastreichen Beschriftung fällt die
Orientierung auf der Fernbedienung
von Onkyo leicht.
Auf der Rückseite des TX-NR 808 findet sich eine Schnittstelle, mit der man bei einem AV-Receiver eigentlich nicht unbedingt rechnet: eine VGA-Buchse zum Anschluss an den analogen Monitor-Ausgang eines PCs. Das ist so unlogisch aber nicht, denn mittlerweile nutzen gerade eingefleischte Heimkino-Fans oft einen Heimkino-PC als hochwertige Quelle für Bild und Ton. Onkyo hat hier offenbar ein Ohr am Puls der Zeit.
Überzeugte Heim-Cineasten freuen sich zudem über die Extra-Anschlüsse für die Höhen- und Front-Wide-Kanäle von ProLogic 2z und Audyssey. Die nutzen zwar – alternativ – die gleichen Endstufen wie die Surround-Back-Lautsprecher, doch immerhin muss man bei wechselweisem Einsatz keine Kabel mehr umstöpseln.
Rechts neben der beeindruckenden Batterie an HDMI-Buchsen montierten
die Onkyo-Ingenieure sogar eine VGA-Schnittstelle für die Wandlung
von PC-Signalen auf HDMI; sie wird vielen Heim-Cineasten willkommen sein.
Tonqualität
Leider hat sich beim TX-NR 808 ein Problem wieder eingeschlichen, das die Tester eigentlich für beseitigt hielten: eine geringe Leistung im Siebenkanal-Betrieb. Das ist umso enttäuschender, als der Onkyo optisch massiv auftritt und auch sein Gewicht auf eine ordentliche Menge an strompotentem Kupfer und Eisen schließen lässt. Doch es hilft nichts, er schafft nur 7 x 50 Watt an sechs Ohm – vergleichsweise eher ein laues Lüftchen als ein Klanggewitter.
1.100 Euro: Onkyo betreibt mit dem TX-NR 808 mächtigen Materialaufwand,
wie das riesige Gehäuse belegt.
Um so enttäuschender und unverständlicher ist die geringe
Verstärkerleistung im Siebenkanal-Betrieb.
Zum Glück machte sich dieser Mangel, der wohl auf eine zu vorsichtig ausgelegte Begrenzungsschaltung gegen zu starke Erwärmung zurückgeht, im Hörtest aber kaum bemerkbar. Hier punktet der Onkyo mit temperamentvoller Spielweise und satten Bässen, wenn beispielsweise in "Terminator – die Erlösung" der Abschleppwagen vom fliegenden Roboter überholt wird und durchs Brückengeländer zu brechen droht. Auch bei weit aufgedrehtem Lautstärkeregler lässt sich akustisch kein Kräftemangel feststellen. Den direkten Vergleich mit dem Testsieger von Pioneer besteht der Onkyo und zeigt sich in Sachen Dynamik sogar leicht überlegen. Wenn 3 Doors Down allerdings ihr Konzert "Away from the Sun" zelebrieren, gelingt dem Pioneer dank seiner "Phase Correction"-Schaltung der sattere und präzisere Bass. Im Mittel-Hochtonbereich liegen die beiden Receiver gleichauf: Der Pioneer tönt eine Spur luftiger, der Onkyo etwas dynamischer und präziser.
Mit Stereomusik gefällt uns der Onkyo wiederum ein wenig besser als der Pioneer. Er löst das Klanggeschehen von "Jazz at the Pawnshop" noch mehr von den Lautsprechern und schafft die etwas lebhaftere Live-Atmosphäre.
Fazit
Klang und Ausstattung des TX-NR 808 von Onkyo sind top, doch wegen der relativ geringen Leistungswerte gehen Punkte verloren; dabei hat der Receiver eigentlich das Zeug zum Siegertyp. Wenn Onkyo seine Vormachtstellung behalten will, sollten die Entwickler ihren überängstlichen Umgang mit Schutzschaltungen noch einmal überdenken. Zwar leidet der Klang kaum darunter, doch der Testsieg geht so flöten.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Onkyo TX-NR 808 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 1100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2010 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.