Während die Einstiegs-Modelle der Mitbewerber um die 400 Euro kosten, ruft Marantz für seinen günstigsten, ausgewachsenen (das Slimline-Modell NR 1605 zählen wir nicht dazu) AV-Receiver gut das Doppelte auf. Dafür verfügt der 900 Euro teure SR 5009 nicht nur über bewährte Marantz-Zutaten wie die diskret aufgebauten HDAM-Verstärker, sondern er klingt auch merklich besser als die Einstiegs-Receiver der Konkurrenz.
Ausstattung und Technik
Mit geschwungener Front und kreisrundem Display ist der Marantz auch optisch sofort zu erkennen. Im Unterschied zum Vorgänger SR 5008 bringt er zwei HDMI-Ausgänge mit, so dass sich TV und Beamer parallel anschließen lassen. Bis zu sieben Lautsprecher docken an den soliden Schraubterminals an. Alternativ zur 7.1-Heimkino-Konfiguration mit Surround-Back-Lautsprechern beherrscht der Marantz auch das Frontboxen Bi-Amping, beschallt einen zweiten Raum mit analogen Audioquellen, oder steuert per ProLogic IIz Höhen-Lautsprecher an. Auf Raumklang-Programme a lá Kirche und Konzertsaal verzichtet man bei Marantz traditionell. Für Stereo-Musik auf allen Boxen stehen „Multi Channel Stereo“ sowie die Music-Modes von Dolby und DTS zur Verfügung. Anders als die größeren Marantz-Modelle beherrscht der SR 5009 per HDMI kein DSD – was aber zu verschmerzen ist, da sich SACDs auch als hochauflösender PCM-Ton einspeisen lassen. Auch Dolby Atmos hat erst der teurere SR 7009 an Bord. Wie beim Denon sorgt Audysseys zweitaufwändigste Einmess-Automatik MultEQ XT für optimalen Klang, allerdings fehlt beim Marantz die Option zur Profi-Einmessung. Die manuellen Setup-Möglichkeiten fallen mit feinen Schritten für Boxenpegel und Distanz, individuell pro Boxengruppe justierbaren Bassentlastungsfiltern sowie einem Equalizer umfangreich aus. Die Eco-Taste senkt den Stromverbrauch bei niedriger Lautstärke von rund 70 auf knapp 40 Watt. Über die hinteren HDMI-Eingänge lassen sich 4K-Signale mit bis zu 60 Hertz einspeisen. Der Scaler erfreut mit 100-stufigen Kontrast- und Helligkeits-Reglern und skaliert eingehende Videosignale auf 4K, allerdings ohne HDCP-2.2.-Unterstützung.
In Sachen Multimedia präsentiert sich der SR 5009 mit diversen Streaming-Möglichkeiten auf der Höhe der Zeit. Der USB/DLNA-Musikplayer spielt viele Dateitypen ab und das Internet-Radio lässt sich gut bedienen. Die Kompatibilität mit dem Musikstreaming-Dienst Spotify Connect vervollständigt die Ausstattung. Dank übersichtlichen Bildschirmmenüs und der Steuer-Möglichkeit per Internet-Browser lässt sich der Marantz komfortabel handhaben. Die Fernbedienung bietet einen guten Kompromiss aus Handlichkeit und vielen Direktfunktionen. Leider gibt es kein gedrucktes Handbuch.
Apple-Nutzer versenden Musik im Netzwerk typischerweise per AirPlay. Das Streaming-Format lässt sich einfach handhaben und die Klangqualität entspricht CD-Niveau: Die Übertragung erfolgt verlustfrei codiert im Format 44,1 kHz/16 bit. Nachteilig ist, dass man in den Zuspiel-Geräten (Smartphones, Tablets, PCs) auf den iTunes-Player angewiesen ist, der aber nicht alle Formate wie etwa FLAC unterstützt. Mehr Möglichkeiten bietet DLNA: Zum einen gibt es DLNA-Server für alle Arten von Hardware (PC, Smartphone, Fritz!Box…), zum anderen unterstützt der DLNA-Player im Marantz hochauflösende Audiodateien, etwa im SACD-Format DSD, womit der Klang AirPlay überlegen sein kann. Gemeinsam ist beiden Verfahren, dass sie übers (W)LAN-Heimnetzwerk funktionieren. Bluetooth dagegen stellt zwischen Quellgerät und Receiver eine eigene Funkverbindung her und ist zudem unabhängig von der verwendeten Musikplayer-Software im Zuspieler. Nachteilig ist die wegen der geringen Sendeleistung auf etwa 10 Meter beschränkte Reichweite – WLAN überbrückt größere Distanzen. Der verwendete Übertragungsstandard SBC arbeitet zudem nicht verlustfrei, auch wenn er mit Datenraten bis 345 kbps das Potenzial für ordentlichen Klang bietet.
AV-Fazit
Selten hat uns ein Einstiegs-Receiver so überzeugt wie der SR 5009. Er klingt hervorragend, hat eine klasse Einmess-Automatik und lässt sich bequem bedienen. Dolby Atmos und HDCP 2.2 gibt es bei Marantz für 900 Euro aber nicht.
Florian Goisl