Elac 70ER-SET (Test)

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Elac-Lautsprechern sieht man meist an, dass bei ihnen Entwickler am Werk waren, die innovative Konzepte und Ideen in praxis-taugliche Chassis umsetzen. Bei Tieftönern wäre die Diamantmembran zu nennen, deren Prägung für reduzierte Materialresonanzen sorgt. Oder der Jet-Hochtöner: Mit ihm waren die Kieler Vorreiter beim Air-Motion-Transformer, einer Chassis-Technik, die heute viele Hersteller einsetzen.

Den neuen Lautsprechern der Linie 70 sieht man die Herkunft allerdings nicht auf den ersten Blick an, setzten die Entwickler doch bei ihr auf klassische Technik. Anzunehmen, dass den norddeutschen Entwicklern die Ideen ausgegangen sind, dürfte aber voreilig sein. Denn gerade für einen weltweit aktiven Hersteller wie Elac ist es sicher keine schlechte Idee, unterschiedliche Geschmäcker in Sachen Klang und Optik zu bedienen. Zudem ist „klassisch“ nicht „unmodern“ oder gar „schlecht“.

Technik

elac-pcOptisch kommen die vier schlanken Standlautsprecher FS 77, der Center CC 71 und der Subwoofer SUB 2030 zurückhaltend daher. Erhältlich sind sie mit seidenmatter Lackierung in Schwarz oder Weiß.

Die 13 Zentimeter durchmessenden Tieftöner sehen aus wie viele andere. Ein Blick hinter die Kulissen – wozu wir uns erlaubten, einen davon herauszuschrauben – offen-bart, dass die Schwingeinheit so beliebig nicht ist: Sie ist nämlich als Sandwich aufgebaut, dessen untere Lage aus Papier, die obere aus mattschwarzem Kunststoff besteht. So lassen sich klangschädigende Partialschwingungen unterdrücken. Zur Erhöhung der Stabilität ist die Membran zudem in Nawi-Form (Nawi steht für „nicht abwickelbar“) gefertigt. Eine solche Membran lässt sich nicht zu einem ebenen Streifen Papier abwickeln, wenn man sie aufschneidet, ist also kein linearer Konus, sondern ihr Öffnungswinkel wird zum Rand hin immer größer.

Als Hochtöner kommt je eine Gewebekalotte mit 25 Millimetern Durchmesser zum Einsatz. Dies ist nun tatsächlich eine konventionelle Bauart – aller-dings eine, die durch geringes Membran-gewicht und hohe innere Dämpfung des Materials gute Klangleistungen verspricht.

An die USB-Buchse auf der Rückseite des Elac-Subs lässt sich ein als Zubehör erhältlicher Funkadapter anschließen, der für eine drahtlose Signalzuspielung sorgt.

An die USB-Buchse auf der Rückseite des Elac-Subs lässt sich ein als Zubehör erhältlicher Funkadapter anschließen, der für eine drahtlose Signalzuspielung sorgt.

Alle Gehäuse sind in Bassreflex-Bauweise (siehe Kasten) konstruiert, die Öffnungen jeweils auf der Rückseite angebracht. Einzige Ausnahme ist der Subwoofer SUB 2030, dessen 25-Zentimeter-Chassis in einem kompakten geschlossenen Gehäuse arbeitet. Seine Endstufe ist mit ihren 350 Watt üppig dimensioniert.

Um einem Lautsprecherchassis tiefe Töne zu entlocken, muss es in ein Gehäuse eingebaut werden. Grund dafür ist der sogenannte akustische Kurzschluss: zu tiefen Frequenzen hin wird die Wellenlänge der Schallwellen immer größer und erreicht irgendwann die Größenordnung der Chassis-Abmessungen. Dann können sich die Wellen sozusagen um das Chassis herumbiegen, die Wirkung der sich nach vorn bewegenden Vorderseite der Membran wird durch die sich in die gleiche Richtung bewegende Rückseite sofort wieder ausgelöscht; die Luft strömt einfach von vorn nach hinten und es wird kein Schall erzeugt. Das lässt sich nur verhindern, wenn man Vorder- und Rückseite voneinander trennt. Am einfachsten geht das, indem man das Chassis in ein komplett geschlossenes Gehäuse einbaut. Stimmt man die Parameter des Chassis wie Membrangewicht und Nachgiebigkeit ihrer Aufhängung mit dem Gehäusevolumen ab, kann man eine saubere, zu tiefen Frequenzen hin sanft abfallende Wiedergabe erreichen.
Nun hat es Ingenieure schon immer geärgert, erzeugte Energie nicht effizient zu nutzen. So auch bei den geschlossenen Gehäusen, wo der Schallanteil, der ins Gehäuse abgestrahlt wird, nicht zur Wiedergabe beitragen kann. Anders wird das, wenn man – simpel gesprochen – ein Loch in das geschlossene Gehäuse macht. Ist das nämlich nicht zu groß und wird es dazu noch mit einem Rohr nach innen verlängert, lässt sich dem drohenden akustischen Kurzschluss ein Schnippchen schlagen.

Rohr und Boxenvolumen bilden nämlich zusammen mit der Schwingeinheit des Chassis ein Resonanzgebilde. Dieses bewirkt, dass die Öffnung des Rohres Schall abstrahlt, und zwar im Frequenzbereich unter dem des Chassis selbst. Das funktioniert allerdings nur bis zu einer bestimmten unteren Grenzfrequenz, darunter setzt der akustische Kurzschluss wieder ein. Bassreflexgehäuse können bei gleicher Größe tiefere Frequenzen wiedergeben als geschlossene Gehäuse, und das auch noch mit mehr Pegel. Die Impulswiedergabe einer Bassreflexbox ist aber deutlich schlechter.

Ein Bassreflexrohr sorgt dafür, dass auch ein Teil des vom Tieftöner in das Gehäuse hinein abgestrahlten Schalls zur Wiedergabe genutzt werden kann.

Ein Bassreflexrohr sorgt dafür, dass auch ein Teil des vom Tieftöner in das Gehäuse hinein abgestrahlten Schalls zur Wiedergabe genutzt werden kann.

Tonqualität Surround

Schaut man sich die Frequenzgänge des Subs an, wir sofort klar, warum: Die reichen nämlich bis 23 Hertz, was für ein so kleines Gehäuse einen immensen Tiefgang bedeutet. Hier ist mit Sicherheit eine elektronische Entzerrung am Werk, die ganz tiefe Frequenzen anhebt. Damit das auch bei größeren Lautstärken klappt, ist viel Verstärkerleistung notwendig. Dass der SUB 2030 mit diesen Voraussetzungen einen Maximalpegel von 103 Dezibel schafft, ist aller Ehren wert.

Der Frequenzgang der FS 77 zeigt einen leichten Loudness-Charakter, Töne unterhalb von 400 Hertz und oberhalb von 5 Kilohertz werden etwas lauter wiedergegeben als der Bereich dazwischen. Der Center kommt hingegen mit einem ausnehmend linearen Verlauf daher.

Was sich auf die Wiedergabe der Dialoge positiv auswirkt – selbst bei heftigem US-Slang oder starkem Brit-Akzent bleibt alles gut verständlich. Dass der CC 71 auf Plätzen abseits seiner Abstrahl-Achse mittlere Frequenzen etwas zu leise wiedergibt, trübt das positive Bild kaum.

Als Ganzes spielt das Set trotz leicht unterschiedlicher Frequenzgänge homogen und glänzt mit einem weiträumigen, lockeren Klangbild. Feine Details wie das Glucksen der Tropfen im Abwasserkanal bei „Ratatouille“ bringt es ebenso überzeugend zu Gehör wie die Räumlichkeit und friedliche Atmosphäre beim Einritt von Gandalf ins Auenland im ersten Teil von „Der Herr der Ringe“. Beeindruckend sind auch Kraft und Tiefgang, mit denen der Subwoofer zu Werke geht, wenn der Flugdroide in „Terminator – die Erlösung“ über Abschleppwagen und Brücke dröhnt. Das lässt das Bauchfell schon merklich vibrieren. Etwas zurückhaltend gibt das Elac-Set Impulse wieder, kräftige Trommelschläge beispielsweise von Drummer Omar Hakim auf „Listen Up“ lassen etwas Temperament vermissen.

Tonqualität Stereo

Für den Stereobetrieb sollten die FS 77 nicht in Wandnähe aufgestellt werden, denn sie überraschen mit einem üppigen Basspegel. Der könnte bei zu großer Wandnähe Präzision kosten. Und das wäre schade, denn dadurch würde die exakte, mit viel Tiefe versehene Räumlichkeit – die ebenso wie die Feinauflösung von einer gewissen Einspielzeit durchaus profitiert – im Dröhnen versinken. Viel Spaß macht bei korrekter Platzierung beispielsweise „Livin‘ in the Love“ von Coleen Coil, bei der das Elac-Set Stimme und Instrumente säuberlich wie selbstverständlich im Raum sortiert und so den emotionalen Funken auf die Zuhörer überspringen lässt. (mino)

Optisch zurückhaltend präsentiert sich das 70er-Set von Elac. Es ist mit schwarzer oder weißer Seidenmatt-Lackierung erhältlich.

Optisch zurückhaltend präsentiert sich das 70er-Set von Elac. Es ist mit schwarzer oder weißer Seidenmatt-Lackierung erhältlich.

elac-wertung

Der Testbericht Elac 70ER-SET (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 2950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 sehr gut

Für knapp 3.000 Euro hat Elac mit der 70er-Kombi ein eindrucksvolles Boxenset auf die Beine gestellt. Vor allem der Subwoofer begeistert trotz seiner kompakten Maße mit ordentlich Tiefgang.

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