Denon AVR-4810 (Test)

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Denon AVR-4810 – AV-Receiver für 3.000 Euro 

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €Gleich neun Endstufen bringt Denons AV-Receiver AVR-4810 mit. Das schmückt sogar Heim­kinos der Luxusklasse, begrenzt aber die Leistung.

In audiovision 10-09 hat sich Denon mit dem AV-Receiver AVR-4310 in unserer Bestenliste weit nach oben gespielt­. Nun schiebt Denon ein noch größeres Modell nach. Der AVR-4810 bietet an Ausstattung wirklich alles, was im Heimkino der Spitzenklasse vonnöten ist.

Ausstattung und Bedienung

Der Neue bringt neun gleich starke Endstufen mit, die zudem nicht per integrierten Schaltkreisen, sondern diskret und damit aus einzelnen Bauteilen aufgebaut sind. Somit kann er ohne externe Unterstützung neben den normalen sieben Kanälen der bisherigen Heimkino-Beschallung auch die Höhenkanäle des neuen Wiedergabeformats Dolby ProLogic 2z versorgen. Damit nicht genug, bedachten die Entwickler sogar Audyssey DSX, das Konkurrenzverfahren von ProLogic 2z, das nicht nur Höhenkanäle, sondern zusätzliche Seitenkanäle erzeugt und dafür zwei weitere Kanäle benötigt. Die­se beiden Endstufen passten zwar nicht mehr ins erstaunlich kompakte Gehäuse des AVR-4810, doch immerhin liefert der Denon die entsprechenden Vorverstärker-Ausgänge. So lässt sich mit einer kleinen, externen Stereo-Endstufe eine Elfkanal-Heimkino-Anlage realisieren. Denon spricht sogar von einer 11.3-Vorstufe, da alle elf möglichen Kanäle als Vorverstärker-Ausgänge ausgeführt sind; dazu kommen drei getrennte Subwoofer-Ausgänge, die allerdings alle das gleiche Signal führen.
Nimmt man die Möglichkeit hinzu, über die Endstufen alternativ die Räume 2 und 3 mit Verstärkerleistung zu versorgen, gerät schon die Grundkonfiguration des Denon zur komplizierten Übung – oder besser gesagt: geriete, denn Denon hält im vorbildlichen Bildschirmmenü etliche typische Konfigurationen auf Knopfdruck abrufbereit. Sie passen für die meisten Anwendungen; falls nicht, lassen sie sich mit einigen einfachen Schritten den eigenen Wünschen anpassen. Begeisterte Tüftler können das Gerät natürlich auch in allen Details selber konfigurieren.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

Allein vom Anblick des Anschlussfeldes könnte einem schwindlig werden. Mit satten 14 Cinchbuchsen bildet
der 11.3-Vorverstärker-Ausgang (Mitte) nur einen kleinen Teil der mehr als üppigen Bestückung.

Bei den vorherigen Gerätegenerationen hat Denon den Typ des integrierten Videoprozessors – häufig ein Chip von Silicon Optix – angegeben und damit sogar geworben. Mittlerweile schweigen sich die Japaner über die verwendete Technik aus (unseren Recherchen zufolge stammt der Prozessor von Anchor Bay). Seltsam, gehört doch der Umgang des AVR-4810 mit analogen und digitalen Bildsignalen zum Besten, was den Testern von audiovision bei einem Receiver je unter die Augen kam.
Ob die Signale nun digital oder analog zugespielt werden – der Receiver wandelt sie in perfekte Bilder bis zu einer Auflösung von 1080p. Zwar raubt er Bildern, die er per Komponente entgegennimmt, einen Hauch Detailauflösung, doch das fällt gegenüber seinem spitzenmäßigen De-Interlacing, sowohl bei 480i/575i als auch bei 1080i, kaum ins Gewicht. Richtig klasse finden wir auch das Inverse Telecine des Denon, das aus 60-Hertz-Videos zuverlässig die originalen 24 Bilder pro Filmsekunde erzeugt. Darüber dürfen sich Besitzer vieler NTSC-DVDs besonders freuen.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

Die bewährte und übersichtliche Touchscreen-Fernbedienung und den einfacheren
Geber für die Multiroom-Nebenzonen behielt Denon von der Vorgänger-Generation bei.

Aus Heimkino-Receivern der Oberklasse nicht mehr wegzudenken ist heutzutage der Netzwerk-Anschluss. Er ist beim AVR-4810 sogar doppelt vorhanden, einmal in Form einer normalen Ethernet-Buchse, einmal drahtlos per WLAN. Über beide greift der Denon-Receiver sowohl auf DLNA-Musik­server im Heimnetz als auch auf Hunderte von Internet-Radiostationen zu. Zusätzlich gaben seine Entwickler ihm eine Zugriffsmöglichkeit auf die Download-Plattform Napster mit auf den Weg. Dort muss sich der Anwender allerdings erst registrieren und die anfallenden Kosten von zehn bis 15 Euro pro Monat selbst tragen.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

  Richtig eng geht’s im AVR-4810 zu: Satte neun Endstufen plus jede Menge weiterer Digital-
und Analogelektronik steckten die Denon-Entwickler in das vergleichsweise kompakte Gehäuse.

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Zusatzinfo: Bedienung übers Netzwerk

Wenn schon Netzwerk-Anschluss, dann richtig, haben die Entwickler von Denon wohl gedacht: Um die Bedienung per PC zu ermöglichen, integrierten sie einen kleinen Webserver im Receiver, der den Zugriff auf einige Einstellungen erlaubt. Sogar einen Bereich für PDAs hat Denon vorgesehen, mit einer kompakteren, an die kleineren Bildschirme angepassten Darstellung. Leider wurde das Konzept aber nicht zu Ende gedacht, denn ändern lassen sich fast ausschließlich Einstellungen, deren Bedienung auch mit der normalen Benutzerschnittstelle – Bildschirmmenü und Fernbedienung – keine Mühe bereitet. Dinge, für die sich der PC eher anbieten würde, zum Beispiel das Umbenennen der Eingänge (was mit der Fernbedienung wirklich mühsam ist), sind nicht möglich, ebenso wenig das Ändern der Grundeinstellungen.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €
Die Netz-Bedienelemente der Hauptzone für den PC.

 Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

Und – deutlich kompakter und einfacher – für den PDA.

Tonqualität Surround

Leider tauchte im Messlabor ein Problem wieder auf, das wir bei Receivern eigentlich überwunden glaubten, nämlich eine zu geringe Leistung im Mehrkanalbetrieb. Zum Teil liegt das an unseren neuen Messungen, die wir der aktuellen Entwicklung bei den Receivern angepasst haben: Wir ermitteln die Mehrkanal-Verstärkerleistung ab sofort nämlich nicht nur für fünf, sondern auch für sieben Kanäle bei gleichzeitigem Betrieb (siehe Kasten rechts). Und genau da patzt der Denon mit schwachen 7 x 44 Watt an vier Ohm und sogar nur 7 x 32 Watt an acht Ohm. Im Fünfkanal-Betrieb überzeugt er zwar an acht Ohm mit 123 Watt pro Kanal, die 52 Watt an vier Ohm enttäuschen aber ebenfalls. Schade, denn sämtliche anderen Messwerte des großen Denon sind perfekt.

Im Hörtest trumpft der Receiver auf: Er spielt sehr schön präzise und bleibt dabei luftig, wie er mit Al Jarreau und George Benson bei ihrem "Givin‘ It Up" eindrücklich unter Beweis stellt. Jarreaus Stimme ertönt locker, kraftvoll und mit starken Klangfarben, die Instrumente erklingen mit griffiger, dreidimensionaler Räumlichkeit und temperamentvoll. Im Bass bleibt der Denon hier ebenfalls sehr präzise, wenn auch eher zurückhaltend. Bei Filmton punktet er mit Präzision und Detailtreue. Die Dialoge aus "Ratatouille" klingen sogar im größten Getümmel stets klar verständlich, ohne dabei aufdringlich in den Vordergrund zu rücken. Bis zu mittleren Lautstärken überzeugt die Bass- und Impulswiedergabe des AVR-4810. Dreht man den Lautstärkeregler weiter auf, wirken sowohl der Blitzschlag als auch die Schrotgewehr-Schüsse aus der Anfangssequenz von "Ratatouille" etwas gebremst und weniger nachdrücklich als bei Geräten dieser Preisklasse gewohnt. Im Wohnzimmer kommen so hohe Pegel im Interesse der guten Nachbarschaft aber selten vor, doch im echten Heimkino will man es schon mal krachen lassen – und hier legt der Denon zu viel Zurückhaltung an den Tag.

Wer normale Lautstärkepegel fährt, erlebt jedoch eine faszinierende, räumlich ungemein einhüllende Wiedergabe, beispielsweise bei Gandalfs Einzug ins Auenland im ersten Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie. Über HDMI gelingt das dem Denon noch einen Tick klarer und definierter als über die SP/DIF-Eingänge. Letztere tönen zwar immer etwas wärmer, bringen aber nicht so viele Details und packen den Klang ein wenig in Watte.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

Angesichts der geballten Technik, die Denons Entwickler in den AVR-4810 packten
wirkt die Front des Receivers vergleichsweise schlank und elegant.

Tonqualität Stereo

Auch bei Stereo-Tönen tut man gut daran, sie per HDMI in den Receiver zu schicken, denn sie ziehen hier einen merklichen Schleier von der Wiedergabe, deutlich zu hören etwa bei "Crystal" von Friend ’n Fellow. Wird zusätzlich die "Pure Direct"-Schaltung aktiviert, die alle für Stereo unnötigen Video- und Digitalschaltkreise abschaltet, legt der AVR-4810 weiter merklich an Luftigkeit und Präzision zu. Im Stereobetrieb kann man zudem nach Herzenslust die Lautstärke aufreißen, ohne dass irgendwelche Kompressionseffekte dem Spaß zu früh ein Ende bereiten – hier verfügt der Denon im Gegensatz zum 7.1-Betrieb nämlich über jede Menge Power.

Zusatzinfo: Knapp bemessen: die Mehrkanal-Leistung des Denon 4810

Ein grundsätzliches Problem teilen alle modernen AV-Receiver: Sie müssen jede Menge Elektronik auf verhältnismäßig kleinem Raum unterbringen. Besondere Schwierigkeiten machen dabei die analogen Leistungsverstärker, denn sie arbeiten mit relativ geringem Wirkungsgrad, produzieren also eine Menge Abwärme. Diese Wärme so loszuwerden, dass sich das Gehäuse nicht über Gebühr aufheizt, stellt immer wieder eine Herausforderung für die Entwickler dar. Oft gingen sie in der Vergangenheit den einfachsten Weg und verpassten den Receivern im Mehrkanal-Betrieb eine rigorose Strombegrenzung, was die Verstärkerleistung drastisch einschränkt. audiovision hat diese Praxis in den Tests, bei denen bislang der Zwei- und der Fünfkanal-Betrieb überprüft wurde, häufig kritisiert. Das blieb nicht ohne Effekt: Die Strombegrenzungen wurden zahmer, die Verstärkerleistungen wieder größer.
Ab sofort messen wir aber auch die Leistung an sieben Kanälen. Der Denon AVR-4810 musste sich dieser Prüfung als erster Receiver unterziehen – und zeigt dabei das alte Problem: Eine Strombegrenzung reduziert die Leistung sowohl bei vier als auch bei acht Ohm Anschlussimpedanz auf Werte, die für ein 3.000-Euro-Gerät nicht akzeptabel sind. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass der Denon gleich neun Endstufen mitbringt, um Dolbys ProLogic 2z mit seinen Höhenkanälen Rechnung zu tragen. Diese zusätzlichen Endstufen sorgen selbst ohne Signal, allein durch ihre Existenz, für weitere Abwärme, und genau deshalb griff der Hersteller offenbar zur drastischen Strombegrenzung. Bleibt abzuwarten, wie sich reine Siebenkanal-Geräte bei unserer neuen Messung verhalten. Und zu hoffen, dass Denon mit einem Firmware-Upgrade reagiert, um das Potenzial des Receivers besser zu nutzen.

Fazit

In puncto Ausstattung ist Denons neuer AV-Receiver AVR-4810 einsame Spitze; auch sein hervorragender Klang bietet hohen Gegenwert fürs Geld. Bei der Mehrkanal-Verstärkerleistung sollten die Denon-Ingenieure aber nachbessern.

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

Technische Ausstattung und Bewertung

Denon AVR-4810 - AV-Receiver für 3.000 €

 

 

 

Der Testbericht Denon AVR-4810 (Gesamtwertung: 95, Preis/UVP: 3000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2010 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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