Denon AVR-4311 – AV-Receiver für 2.200 Euro
Receiver-Experte Denon schickt ein neues Modell der Oberklasse ins Rennen. Mit umfassender Ausstattung, inklusive 3D-Wiedergabe, beerbt es den AVR-4310, einen der besten je von uns getesteten Receiver.
Ausstattung und Technik
Die Einstellungen sind schier unerschöpflich, weshalb Einsteiger zu kämpfen haben. Nach der Eingewöhnung lässt sich der Denon aber komfortabel bedienen, weil es für viele Funktionen Direkttasten gibt. Zwei Anzeigen informieren über ein- und ausgehende Audiosignale, ein Infobildschirm unterrichtet über Auflösung und Farbraum der Videosignale.
Analoge wie digitale Videosignale stehen mit frei wählbarer Ausgabeauflösung (bis 1080p) an den HDMI-Ausgängen bereit. Die Wandlung erfolgt mit hoher Qualität, lediglich bei Standardsignalen mit PAL-Auflösung (576i) könnte sie noch etwas besser sein. Bildkorrekturen lassen sich per Video-Equalizer mit sechs Reglern vornehmen. Besonderheit: Für Projektoren mit anamorpher Vorsatzlinse steht ein eigenes Bildformat zur Verfügung. Multimedial ist ebenfalls viel geboten. Per USB-Buchse kann man iPhone und iPod direkt anschließen. Über die "Denon Remote App" steuern die beiden Geräte den Receiver sogar. Neben Fotos und MP3 lassen sich auch verlustfrei gespeicherte Musikdateien (WAV, FLAC) per USB und Netzwerk einspeisen. Besondere Beachtung verdient das gelungene Internetradio-Portal (siehe Zusatzinfo unten).
Volle Kontrolle verspricht das
Tastenfeld der Hauptfernbedienung (links). Es bietet viele Direktfunktionen
und eine Beleuchtung. Insgesamt ist der Geber allerdings überladen.
Zum Lautsprecher-Setup gehören separat einstellbare Bassfilter für die verschiedenen Lautsprechergruppen sowie feinstufige Regler für Pegel und Delay. Dank der neun Endstufen und elf Lautsprecher-Ausgänge gibt es viele Möglichkeiten für die Boxenaufstellung. So kann man den Hauptraum mit 5.1-Ton und zwei weitere Räume unabhängig voneinander in Stereo beschallen. XXL-Heimkinos versorgt der Denon gar im 9.1-Schema mit zusätzlichen Breiten- oder Höheneffekten. Zeitgemäß: Bei der Durchleitung des HDMI-
Signals im Standby aktivieren sich nur die nötigsten Systeme, sodass der Verbrauch bei niedrigen elf Watt liegt.
Boxen ohne Ende: Wer möchte, kann mit diesem Luxus-Receiver
bis zu elf Lautsprecher mit Ton versorgen.
Außerdem sind Audio- und Videoanschlüsse in rauen Mengen vorhanden.
Zusatzinfo: Allumfassend – das Internetradio des Denon
Ob Exotisches aus aller Herren Länder oder einfach nur die lokale Radiostation: Die gut gemachte Webradiofunktion des Denon-Receivers ist ein Highlight. Zur Wahl stehen mehrere zehntausend Stationen, die gut sortiert und damit zielsicher zu finden sind. Anders als beim Sony-Webradio von US-Anbieter Shoutcast, der nur wenig Deutschsprachiges im Programm hat, stellt der Denon über tausend Sender aus Deutschland in guter Klangqualität mit Datenraten von bis zu 256 Kilobit pro Sekunde zur Verfügung. Kombinierbare Sortierfilter für den Musikstil (über 50 Genres) und das Herkunftsland (über 200) helfen bei der Programmauswahl. Dank Podcast-Suche werden zudem nicht nur Musikfreunde bedient; der Denon bietet Zugriff auf diese Aufzeichnungen bereits gesendeter Radiobeiträge, die viele öffentlich-rechtlichen Info-Sender ins Internet stellen. Lieblingssender lassen sich für den schnellen Zugriff per Favoritenliste abspeichern. Zusätzlich zu den Radiostationen stehen die Musik-Dienste Last.fm und Napster bereit. Bevor man auf sie zugreifen kann, muss man allerdings ein Nutzer-Konto am PC einrichten. Napster ist das bekannte und mittlerweile legale Portal für Musikdownloads. Bei Last.fm handelt es sich um einen interaktiven Radiosender, der dem Zuhörer nach Eingabe seiner persönlichen Lieblingsband ähnliche Musik anhand der Informationen anderer Nutzer vorspielt.
Gut gemacht: Infos zur jeweiligen Radiosendung erscheinen in Laufschrift auf dem Display des Denon.
Durchdacht: Neben dem jeweiligen Live-Stream stehen viele Podcasts,
also aufgezeichnete Sendungen von Radiostationen, zum Nachhören bereit.
Exotisch: CB-Freaks speisen sogar Polizei- und Flugfunk ins Internet ein.
Hier zu hören: der Streifenwagenfunk aus Lorain County, Ohio.
Tonqualität Surround
Sowohl im Stereo- als auch im Fünfkanalbetrieb sichert sich der Receiver dank enormer Leistung die volle Punktzahl. Selbst große Heimkinos beschallt er druckvoll. Nur im Siebenkanalbetrieb fällt die Leistung ab, doch im Alltag macht sich das praktisch nicht bemerkbar, wie unser Hörtest zeigt. Die Konzert-DVD der Rockband "Three Doors Down" setzt der Denon bestens in Szene. Er spielt quasi in Live-Lautstärke und klingt dennoch präzise und kontrolliert. Im Vergleich zum Sony-Receiver (Test auf Seite 72) stellt er Sänger Brian Arnold fokussierter, aber weniger räumlich auf die virtuelle Bühne. Eine tolle Vorstellung gelingt im Funk-Stück "The Panther" auf der Blu-ray "Legends of Jazz" (Dolby TrueHD): Die Slap-Bässe und die Kickdrum klingen höchst dynamisch und sogar etwas bassstärker als am Sony.
Die aufwändige Einmessautomatik MultEQ XT32 von Audyssey berücksichtigt bis zu acht Hörplätze. In unserem Hörraum machte ihre Klangkorrektur den Raumklang homogener und die Klangbalance heller; das führt zu klarster Sprachverständlichkeit selbst in lautstarken Actionszenen wie im Thriller "Salt". Die Bässe wirken mit aktivierten Audyssey-Filtern präziser, aber schlanker als am Sony, der Hochtonbereich legt an Schärfe zu. Mit Cinema-EQ, der den Präsenz-Bereich und die Höhen sanft zügelt, ergibt sich ein ausgewogener Klang, der selbst bei hoher Lautstärke nicht stresst. Gut für nächtliches Hören eignet sich die variable Loudness-Schaltung "Dynamic EQ", die bei leiser Wiedergabe für eine ausgewogene Klangbalance sorgt. Für Filmton via Kopfhörer steht ein eigenes Klangprogramm bereit.
Technik satt: Neun Endstufen verteilen sich per Links/Rechts-Anordnung im Denon.
Zentral platziert wurde der große 780-Watt-Transformator.
Tonqualität Stereo
Im Stereobetrieb spielt der Denon mit hoher Präzision und Musikalität. Beth Hirschs Stimme im Stück "All I Need" von Air erklingt mit geradezu messerscharfer Ortung zwischen den Frontboxen. Akustische Details wie die Atemgeräusche der Sängerin und selbst die Konsonanten wirken klar, aber analytischer als am Sony, der einen Tick runder klingt. Klangunterschiede zwischen HDMI und optischem Eingang lassen sich nicht wahrnehmen.
Schwungvoll: Den Denon erkennt man am großen Display und der geschwungenen Front.
Außer in Schwarz gibt es den Receiver auch in Silber.
Fazit
Der Denon ist voll mit modernster Technik, klingt hervorragend und versorgt Heimkinos mit genug Leistung – trotz nicht perfekter Messwerte im Siebenkanal-Betrieb. Er spielt sich wie erwartet in die Referenzklasse und ist unser Tipp für ambitionierte Heimcineasten, die sich gern mit seiner komplexen Bedienung auseinandersetzen.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Denon AVR-4311 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2011 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.