Canton sorgte 1979 mit dem ersten Sub-Sat-System für Furore auf dem Boxen-Sektor: Die männlichen Käufer waren ob der Bassfülle der neuartigen Lautsprecher, und ihre Ehefrauen ob ihrer wohnraumfreundlichen Abmessungen angetan. Cantons 500 Euro teures Sounddeck DM 75 folgt der Tradition, indem es schlanke Formen mit sattem Klang vereint. Auf der Unterseite platzierten die Entwickler gleich vier jeweils zehn Zentimeter große Flachmembran-Basstreiber, deren Klang zwei Bassreflex-Tunnel verstärken – das sind zwei mehr als bei der 100 Euro günstigeren DM 50 (Test in Ausgabe 12-2013).
Inklusive Füßen nur sieben Zentimeter flach, zeichnet sich das Sounddeck durch zierliche Formen aus. Das Gehäuse aus hochdichter Faserplatte trägt dennoch bis zu 40 Kilogramm schwere Fernseher. Für eine rundum hochwertige Optik sorgen seidenmatte Lack-Oberflächen; Neben der schwarzen Ausführung ist die DM 75 in weißer und silberner Lackierung erhältlich. Mit einem analogen Audioeingang, koaxialem und optischem Digitalaudio, Bluetooth sowie einem Subwoofer-Ausgang bestückt, wartet das Deck mit vielen Anschlussmöglichkeiten auf – nur HDMI fehlt. Die Buchsen wurden sinnvollerweise in einer Aussparung montiert (Bild „Anschlussfeld“ unten), weshalb sich der Lautsprecher nahe der Rückwand platzieren lässt, ohne dass die Kabel knicken. Mit Dolby Digital-Decoder, Reglern für Bässe und Höhen, drei EQ-Presets sowie einer einstellbaren „Lip-Sync“-Verzögerung, die nützlich ist wenn Bild und Ton nicht synchron sind, ist die DM 75 reichhaltig ausgestattet. Gut finden wir auch, dass der Hersteller alle Audiokabel beilegt. Die Bedienung gibt dank des nicht ausblendbaren Displays und der klar beschrifteten Fernbedienung keine Rätsel auf. Dank einer Lernfunktion kann man das Sounddeck mit der TV-Fernbedienung lauter und leiser stellen.
Satte Basspower
Wenn in der Imax-Doku „Everst“ eine Lawine ins Tal donnert, darf man – wie sollte es bei den Abmessungen anders sein – zwar keine flatternden Hosenbeine erwarten, trotzdem erstaunen die satten, bis etwa 40 Hertz reichenden Bässe. Wer will, kann an das Sounddeck auch einen Subwoofer anschließen. In dem Fall sorgt die Elektronik automatisch dafür, dass es erst ab 80 Hertz aufspielt, was ihre Pegelreserven nochmals steigern dürfte. In Sachen Tiefgang und maximaler Bass-Lautstärke lässt sie das Deck von Quadral hinter sich, das wegen seines geschlossenen Gehäuses nicht den nach innen abgestrahlten Schall nutzen. Gehäuse und Reflexrohre fallen nicht durch Nebengeräusche auf, jedoch wirkt der Bass etwas weniger konturiert und differenziert als bei der Quadral.
Der sich nah am Mikrofon befindende Sprecher der Berg-Doku erklingt mit warmem, natürlichem Timbre und bleibt auch auf seitlichen Plätzen gut verständlich. Nur im Direktvergleich verleiht Quadrals Sounddeck Stimmen etwas mehr Präsenz und Körperlichkeit. „DTS TruSurround“ sorgt für einen ordentlichen, wenn auch etwas übertrieben wirkenden virtuellen 5.1-Sound. Töne von hinten lassen sich zwar von den Frontkanälen unterscheiden, werden aber für unseren Geschmack zu laut wiedergegeben, wodurch bei Mehrkanal-Musik Hallfahnen überdeutlich zu hören sind.
Im Stereo-Betrieb überzeugt die DM 75 durch ihre frische und offene Spielweise mit für diese Gerätegattung breitem Bühnen-Panorama ohne DSP-Hilfe. Im Mittel- und Hochtonbereich spielt die Canton mit nur einem Mitteltöner pro Seite zwar etwas weniger dynamisch als die Quadral, doch gehobene Zimmerlautstärken sind mit über 90 Dezibel (gemessen bei 400 Hertz) allemal drin.
Der Testbericht Canton DM 75 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
AV-Fazit: Die Stärken von Cantons großem Sounddeck DM 75 sind die kräftigen Bässe und der ausgewogen-transparente Strereo-Klang. Zudem überzeugt es durch seine reichhaltige Ausstattung und hochwertige Verarbeitung. Wirklich vermisst haben wir nur einen HDMI-Anschluss.