Arcam FMJ UDP 411 (Test)

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Genau genommen ist „UDP“ (Universal Disc Player) als Teil des Modellnamens etwas irreführend, da Arcams aktueller Blu-ray-Player FMJ UDP 411 keine DVD-Audio-Scheiben abspielt. Doch im Gegensatz zu seinen Brüdern BDP 100 und 300, die wir in Ausgabe 2-2012 bzw. 11-2013 testeten, versteht er sich auf Super Audio CD (SACD). Auch in Sachen Ausstattung hat Arcams Neuer mit WLAN, 4K-Upscaling und Internet-Radio ordentlich aufgerüstet. Doch angesichts eines Preises von 1.500 Euro dürften die Zielgruppe in erster Linie Besitzer anderer Arcam-Komponenten sein.

 Ausstattung und Bedienung

arcam-pcOptisch tritt der Neue so edel wie der BDP 300 auf: Unverkennbar ist die massive, matte und leicht geschwungene Alufront, die mittig ein grün leuchtendes, dimm- und abschaltbares Display beherbergt. Ihre zehn Zeichen lassen uns Spielzeit, Titel und Kapitel auf einen Blick ablesen. Das 40 Zentimeter tiefe Vollmetall-Gehäuse (deshalb der Beiname FMJ für Full Metall Jacket) harmoniert bestens mit den AV-Receivern des Herstellers. Rechts des Displays sitzen die Tasten für Auswurf, Play/Pause und Sprung. Der Knopf ganz rechts gibt bei Betätigung ein sattes Klack von sich – er trennt den Player vollständig vom Stromnetz. An der Rückseite fallen die beiden XLR-Anschlüsse auf, über die der Arcam symmetrischen, analogen Stereo-Ton ausgibt. Die Verbindung ist besonders im Profi-Bereich (Mischpulte) beliebt, weil sie auch bei langen Kabel-wegen störungsarme Übertragungen ermöglicht. Für Digital-ton nach S/PDIF-Art stehen ein optischer und koaxialer Anschluss zur Verfügung.

Lichtgestalt: Die Fernbedienung lässt sich im dunklen Heimkino dank ihrer weißen Beleuchtung bestens handhaben.

Lichtgestalt: Die Fernbedienung lässt sich im dunklen Heimkino dank ihrer weißen Beleuchtung bestens handhaben.

Zum Starten braucht der Player 18 Sekunden, auf einen Schnellstart-Modus verzichteten die Entwickler. Danach erstrahlt ein aufgeräumtes Menü, das sich aus zwei Kacheln zusammensetzt – eine Wohltat gegenüber manchem Fernost-Player. Eine führt ins Setup-Menü, die andere ruft eine Liste mit den zur Verfügung stehenden Abspielmedien (Discs, USB) auf. Die Bedienung gibt also keine Rätsel auf; jedwede Fragen klärt das gedruckte Handbuch, ein heute selten anzutreffender Luxus. Gleiches gilt für die beleuchtete Fernbedienung, die sich auch im stockdunklen Heimkino sicher bedienen lässt. Lediglich mit ihrer leichtgängigen Batteriefach-Abdeckung waren wir nicht glücklich. Zum Einlesen von Blu-rays braucht der UDP 411 zwischen 10 und 38 Sekunden. In puncto Abspielkomfort punktet er durch eine Bitraten-Anzeige für Bild und Ton sowie eine direkt aufrufbare Szenenwiederholung (A/B-Replay). Die Untertitelspuren lassen sich mit den Links/Rechts-Steuerkreuztasten über die gesamte Bildhöhe verschieben, was bei Projektion auf 21:9-Leinwänden praktisch ist. Vermisst haben wir eine Zeitlupe und Einzelbildweiterschaltung. Der hohe Bedienkomfort wurde nur durch Kleinigkeiten geschmälert: So zieht der Arcam eine Disc nicht mit der Play-, sondern nur per Auswurf-Taste ein. Hin und wieder reagierte diese zudem verzögert oder erst nach mehrfacher Betätigung.

Gut bestückt: Der Arcam fährt mit analogem Ton per XLR und Cinch sowie digitalem Ton via HDMI, Cinch und Optisch alle Anschlussvarianten auf. Der Anschluss an Internet und Heimnetzwerk erfolgt wahlweise per Kabel oder drahtlos. Die beiliegende, anschraubbare Antenne gewährleistet dabei den optimalen Signalempfang.

Gut bestückt: Der Arcam fährt mit analogem Ton per XLR und Cinch sowie digitalem Ton via HDMI, Cinch und Optisch alle Anschlussvarianten auf. Der Anschluss an Internet und Heimnetzwerk erfolgt wahlweise per Kabel oder drahtlos. Die beiliegende, anschraubbare Antenne gewährleistet dabei den optimalen Signalempfang.

Während für Musik-Genuss von Blu-ray und SACD in 5.1 nur die HDMI-Übertragung in Frage kommt, hat man bei der CD die Wahl zwischen Analog, Coax, Optisch oder HDMI. Alle Varianten sind in der Theorie gleichwertig, doch in der Praxis gibt es Unterschiede.

Während bei HDMI und S/PDIF die D/A-Wandlung im Verstärker stattfindet, erfolgt sie bei analoger Übertragung im Player, für die beim Arcam ein 24-Bit-Wandler von BurBrown (PCM1794) zuständig ist. Welche Variante besser klingt, hängt von der jeweiligen Geräte-Kette ab. Im Hörtest haben wir den UDP 411 an einen Pioneer SC-LX 77 mit aktiviertem Pure-Direct-Klangmodus angeschlossen. Bei dem greift der Verstärker kaum in die Verarbeitung des Audiosignals ein, wodurch der Charakter des Blu-ray-Spielers am ehesten hörbar wird. Im Hörtest hob sich die analoge Cinch-Verbindung zunächst ab, weil sie einen Tick runder und voller zu klingen schien, während HDMI, Digital-Cinch und optischer Ausgang dafür mit etwas feineren Höhen aufwarteten. Anschließend wollten wir es genau wissen und drehten den Verstärker bei einem extrem leise ausgesteuerten Signal voll auf, wodurch selbst kleinste, in der Praxis unhörbare Differenzen zutage treten. Dabei fiel uns auf, dass die analoge Verbindung minimal lauter war, was den volleren Klang erklärt. Außerdem war neben Rauschen leises 50-Hertz-Brummen wahrnehmbar. Der rauschärmste Klang stellte sich über die HDMI- und Digital-Cinch-Verbindung ein.

Neben den Audio-Einstellungen kann der Klang des Players vom verwendeten Anschluss abhängen.

Neben den Audio-Einstellungen kann der Klang des Players vom verwendeten Anschluss abhängen.

Grenzenloser Musikgenuss: Der Arcam-Player verfügt über ein gut bedienbares Internet-Radio, das mit hochauflösenden Senderlogos, Volltext-Suche, Verlaufslisten und Wiedergabe archivierter Beiträge aufwartet.

Grenzenloser Musikgenuss: Der Arcam-Player verfügt über ein gut bedienbares Internet-Radio, das mit
hochauflösenden Senderlogos, Volltext-Suche, Verlaufslisten und Wiedergabe archivierter Beiträge aufwartet.

Multimedia und Internet

Der UDP 411 ist Arcams erster Blu-ray-Player, der mit WLAN und Internet aufwartet. Browser und „WiFi-Display“ zur Videowiedergabe vom Smartphone sind nette Dreingaben, doch besonders das Internetradio hat es uns angetan: Es verwöhnt mit hochaufgelösten Grafiken (Bild oben) und riesiger Senderauswahl – nur die beim Test nicht funktio-nierende Blätter-Funktion der Senderlisten („Page“) sollte Arcam per Firmware-Update noch aktivieren. Der Mediaplayer greift auf FAT und NTFS-formatierte Speicher, DLNA-Server sowie freigegebene Ordner im Netzwerk zu und beherrscht mehr Dateitypen als der BDP 300. Lob verdienen besonders die 5.1-Wiedergabe von FLAC-Dateien sowie die korrekte Bildwiederholfrequenz mit Video-Dateien (24, 50, 60 Hertz). Auf Video-Apps wie YouTube, Picasa oder Netflix verzichtet Arcam hingegen.

Schlicht, aber gut: Das „My Media“-Menü zeigt alle AV-Quellen auf einen Blick an.

Schlicht, aber gut: Das „My Media“-Menü zeigt alle AV-Quellen auf einen Blick an.

Informativ: Im laufenden Betrieb schaltet die „RES“-Taste nicht die Auflösung um, sondern blendet Daten ein.

Informativ: Im laufenden Betrieb schaltet die „RES“-Taste nicht die Auflösung um, sondern blendet Daten ein.

arcam-extrakasten

Bild- und Tonqualität

Mit Bildreglern kann der Arcam nicht dienen, aber immerhin lässt sich das HDMI-Farbformat manuell anpassen, was beim einen oder anderen Display hilft, wenn Falschfarben auftreten oder die Helligkeits-/Kontrast-Verhältnisse nicht stimmen. DVDs kann man bei Bedarf im SDTV-Format 480/576i ausgeben, wodurch sich auf die Vollbildwandlungs-Fähigkeiten des Receivers bzw. Fernsehers zurückgreifen lässt. Meist dürfte das aber nicht nötig sein, weil der Arcam automatisch für ein sauber verwobenes Zeilensprung-Bild sorgt. Nur selten, wie im zehnten Kapitel von „Sechs Tage, sieben Nächte“ zeigen sich De-Interlacing-Artefakte wie flimmernde Zeilen am Flugzeugflügel.

Bei der Blu-ray-Wiedergabe treten derlei Artefakte prinzipbedingt nicht auf; das Bild überzeugt durch Flimmerfreiheit, Feinzeichnung sowie saubere Differenzierung ultraschwarzer und ultraweißer Bereiche. Besitzer von UHD-TVs können das 24p-Blu-ray-Bild auch in der Einstellung „4K2K“ mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten ausgeben, so dass der Player dem 4K-Fernseher ein passend skaliertes HDMI-Signal serviert.

Beim Ton überzeugt der lüfterlose Spieler durch hervorragenden Klang an allen Ausgängen sowie einem Laufwerk, das selbst bei leiser Musikwiedergabe nicht unangenehm auffällt. Nur in unmittelbarer Nähe macht ein leises Rauschen darauf aufmerksam, dass im Innern eine Disc rotiert – Fieps- oder Zirpgeräusche wie man sie von manch billigem Blu-ray-Player kennt, treten nicht auf. HD-Tonformate von Blu-ray setzt er auf Wunsch zu Mehrkanal-PCM oder neu codiertem DTS-Ton um, was für Receiver ohne HD-Tondecoder interessant ist. Die hochauflösende Tonspur einer SACD gibt er als DSD-Bitstream über HDMI sowie an den analogen Ausgängen in Stereo aus. (fg)

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arcam-wertung

Der Testbericht Arcam FMJ UDP 411 (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 sehr gut

Mit dem UDP 411 hat Arcam einen High-Ender im Programm, der bestens zu den hauseigenen Verstärkern passt. Der Kombiplayer für Blu-ray, DVD, SACD und CD brilliert durch eine sehr gute Verarbeitung sowie beste Bild- und Tonqualität. Neben dem hohen Preis sind die fehlenden Bild­regler das einzige Manko.

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