Technisat Sonata 1 (Test)

0

Die große Fernbedienung ist überraschend leicht. Sie liegt gut in der Hand und besitzt viele, doch übersichtlich angeordnete Tasten. Die Oberfläche besteht aus Alu, die Tasten nur aus Plastik.

Die Sonata 1 von Technisat ist eine eierlegende Wollmilchsau: Sie vereint Soundbar mit einer UHD-Settop-Box und einem Multimedia-Center. Und das ist noch längst nicht alles.

Not macht erfinderisch. Da Universal-Tuner zur Grundausstattung aller Fernseher gehören, musste sich Technisat als Herstseller von Settop-Boxen etwas einfallen lassen, um schwindende Verkaufszahlen in diesem Segment zu kompensieren. In diese Kerbe schlägt die 1.000 Euro teure Soundbar „Sonata 1“ mit integrierter UHD-Settop-Box samt doppeltem Universal-Tuner für Satellit, Kabel und Antenne. Alles Wichtige dazu finden Sie im Kasten auf der rechten Seite. Da Bild und Ton jedoch gänzlich verschiedene Baustellen sind, holten sich die pfälzischen Bild-Tüftler Unterstützung beim Kieler Boxenbauer Elac.

Da steckt viel drin

Wer nur eine simple Soundbar sucht, wird mit der Sonata 1 nicht glücklich. Denn was Technisat hier auf die Beine gestellt hat, ersetzt auch Settop-Box, Festplatten-Recorder, Radio, Multimedia-PC/Server und sogar den Smart-Home-Client für die Automatisierung der eigenen vier Wände – wie etwa mit Kameras, Thermostaten oder Rauchmeldern. Für diese Smart-Funktionen wird allerdings der optionale „Z-Wave Stick 1“ benötigt, der 40 Euro kostet. Zudem lässt sich der Riegel zum 5.1-System ausbauen, der Subwoofer Audiomaster SW 150 sowie das Pärchen Surround-Boxen Audiomaster RS 1 kosten je 500 Euro.

Der Klangriegel selbst misst 101 Zentimeter in der Breite und fällt damit nicht übermäßig wuchtig aus – so bringt es die Samsung HW-N950 auf 122 Zentimeter. Die stattliche Tiefe von 17,5 Zentimetern sorgt jedoch für viel Volumen, was dem Klang zugute kommt. Bei nur 7,2 Zentimetern Höhe sollte der Riegel vor die meisten Fernseher passen, ohne ins Bild zu ragen. Das Design harmoniert gut mit den UHD-Fernsehern von Technisat, die es auch ohne TV-Tuner zu kaufen gibt.

Die Verarbeitung der Bar ist ausgezeichnet, das äußerst hochwertig anmutende Gehäuse besteht aus 4,5 Millimeter massivem Aluminium, was man auch am satten Gewicht der Soundbar von 8,5 Kilogramm merkt – Gehäusevibrationen wird so wirksam vorgebeugt. Für die Wandmontage kann ein passender Halter für 60 Euro erworben werden. Die Front und Seiten ziert ein robustes Metallgitter, dahinter werkeln 4 Beitbandlautsprecher mit je 15 Watt für 3.0-Sound, wobei der Center-Kanal gleich zwei Chassis spendiert bekam.

An Anschlüssen übertrumpft die Sonata aufgrund ihres Funktionsumfang die meisten Soundbars, nur einen zweiten HDMI-Eingang hätten wir uns gewünscht. Der HDMI-Ausgang verfügt natürlich über einen Audio Return Channel für vom TV zugespielten Ton, HDR von einem UHD-Blu-ray-Player wird allerdings nicht durch die Box geleitet. Tonsignale gelangen auch via Toslink oder Cinch in den Riegel, drahtlos mit Bluetooth. Der Media-Player kann über LAN, 3 USB-Buchsen und SD-Karte gefüttert werden. Die Kopfhörerbuchse ist eine Seltenheit bei Soundbars, nicht ganz so exotisch ist der Subwoofer-Ausgang. Tunerspezifisch sind Buchsen für Sat/Kabel und terrestrische Antenne sowie zwei CI+ Kartenslots und der Schacht für eine optionale Festplatte (2.5 Zoll, SATA-Anschluss), falls man die Aufnahme-Funktion nutzen möchte.

Die meisten Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite: Zu je einem HDMI-Ein- und Ausgang gesellen sich Toslink, Cinch, Sub out, USB und LAN. Links versammeln sich die Antennen-Anschlüsse sowie zwei CI+ Steckplätze.

Bei den Ton-Decodern vermissen wir DTS, Sound gibt es via PCM und Dolby – 3D-Klänge gehören nicht zum Sonata-Repertoire. Der Dolby ProLogic-2-Decoder päppelt auf Wunsch Stereoton räumlich auf. Der Klangcharakter lässt sich über den 7-Band-Equalizer sowie mit den 4 Klangmodi „Standard“, „Film“, „Musik“, „Sprache“ verändern. Bässe, Höhen und Balance lassen sich ebenfalls regeln, auch ein Lip-Sync gibt es. Nur eine Dynamik-Kompression fürs Leisehören konnten wir nicht finden.

Komfortable Bedienung

Beispielhaft fällt der Bedienungskomfort aus: Allein das riesige Punktmatrix-Display sucht unter Soundbar-Kollegen seinesgleichen. Die Buchstaben sind bestens lesbar und geizen nicht mit Informationen. Dank der Settop-Box verfügt die Sonata  über eine elaborierte Onscreen-Navigation. Die Menüs erlauben die einfache sowie schnelle Steuerung beziehungsweise Einstellung des Geräts und zwingen dem Nutzer keine App auf. Letztere gibt es natürlich trotzdem, hört auf den Namen CONNECT und ist nicht nur mit der Sonata, sondern allen Technisat-Geräten kompatibel. Steuern lässt sich mit CONNECT so ziemlich alles, von der Grundbedienung bis hin zur Timer-Programmierung für TV-Aufnahmen über eine digitale Programmzeitschrift. Die klassische Fernbedienung fällt groß und elegant aus. Die Oberseite besteht aus Metall, die Tasten und die Unterseite aber nur aus Plastik. Trotz vieler Tasten wirkt der Geber übersichtlich und nicht überladen, eine Beleuchtung wäre die Krönung gewesen.

Bei der Settop-Box hat Technisat glücklicherweise auf bewährte Tugenden gesetzt, wie man sie beispielsweise von den Modellen aus der Serie Digit Isio STC kennt. Einrichtung und Bedienung sind einfach, Umschaltzeiten sind kurz, das Menü ist gleichermaßen ansprechend wie übersichtlich gestaltet. Auf welchem Weg man seine TV-Programme empfängt, ist der Sonata 1 egal. Sie verarbeitet Signale per Satellit, Kabel und DVB-T2 HD und hat jeweils Doppeltuner verbaut. So ist man bei Aufnahmen flexibel, kann Sender A schauen und Programm B gleichzeitig aufnehmen. Eine Festplatte ist nicht an Bord, diese schließt man per USB-Buchse extern an oder verbaut einen 2,5 Zoll großen Speicherträger im Gehäuse. Option drei erlaubt sogar Mitschnitte von Fernsehsendungen auf eine Netzwerkfestplatte. Um auch UHD-Sender flüssig aufzuzeichnen, empfiehlt sich der Einsatz einer schnellen Solid-State-Drive (SSD). Zwei „CI+“-Slots nehmen Pay-TV-Module auf und machen den Receiver damit fit für verschlüsselte Kanäle aus dem Bezahlfernsehen-Portfolio.

Die TV-Menüs der Sonata 1 kennt man bereits von den Settop-Boxen der Technisat-Flotte.

Die Inbetriebnahme der Box ist unkompliziert, auch für Laien komplexere Themen wie etwa die Antennenkonfiguration beim Sat-Empfang werden mittels Grafiken und Erklärtexten anschaulich erläutert. Die Funktion ISIPRO gestattet es, anstelle eines neuen Sendersuchlaufs aktuelle Programmlisten vom Satelliten herunterzuladen. Das Navigieren im fertig eingerichteten Gerät gelingt sehr flott und ohne Hänger, das trifft ebenfalls auf das Abspielen von TV-Aufnahmen zu und die Wiedergabe von Mediatheken. Ein zusätzlicher Pluspunkt der Sonata 1: Ins heimische Netzwerk eingebunden transportiert sie Fernsehprogramme kabellos auf Smartphone oder Tablet, um beispielsweise auf der Terrasse das Fußballspiel zu verfolgen.

An der Bildqualität gibt es – einen entsprechenden Flachbildfernseher vorausgesetzt – nichts zu bemängeln. HD- und vor allem die ersten UHD-Kanäle per Satellit zeigt die Settop-Box knackig scharf mit satten, aber trotzdem natürlichen Farben. Die Sonata 1 neigt nicht zum Überschärfen, grenzt Kanten jedoch sauber ab und erzeugt eine angenehme Plastizität.

Ferner lässt sich die Sonata 1 in ihren Grundfunktionen wie Ein/Aus, Lautstärke oder Programmwahl auch mit Amazons Sprachdienst Alexa nutzen, hierfür ist jedoch ein kompatibler Alexa-Smartspeaker wie der „Echo“ notwendig. Mit im Karton steckt eine Kurzanleitung, das komplette Handbuch liegt auf CD bei.

Video & Multimedia

Das Wichtigste zu den TV-Funktionen haben wir im Kasten oben für Sie zusammengefasst. Radio-Freunde sind bei der Sonata 1 ebenfalls gut aufgehoben, Empfangsmöglichkeiten gibt es via Kabel, Satellit, per DAB+ und übers Internet. Darüber hinaus empfiehlt sich die Sonata 1 auch als Streamer, das heißt, sie sendet das Live-Fernsehprogramm und TV-Aufnahmen via LAN oder WiFi auf Tablets, Handys und andere UPnP-fähige Geräte. Andersherum geht es auch: So greift die Sonata 1 auf externe Festplatten oder Netzwerk-Server zu. Das integrierte App-Angebot umfasste zum Testzeitpunkt 57 mehr oder weniger bekannte Dienste, neben den Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen gibt es Maxdome und Youtube; beliebte Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Video fehlen allerdings. Technisats „ISIO“-Portal hat noch mehr zu bieten, etwa hunderte Radio-Stationen.

Das grafische Menü erlaubt die komfortable und einfache Steuerung bzw. Grundeinstellung der Sonata 1.

Tonqualität

Ohne Klanganpassung spielte die Sonata 1 in den Klangprogrammen „Standard“, „Film“ und „Musik“ in unserem Hörraum etwas dumpf und eingedickt. „Sprache“ klang zwar heller, aber nicht gerade natürlich. Das ist aber nicht weiter tragisch, da man per Bass/Höhen-Regler sowie mit dem Equalizer alle DSP-Programme feintunen kann, so dass der Riegel mit etwas Geschick ausgewogen und ansprechend schallte.

Separat erhältlich: Der Subwoofer SW 150 und die Rear-Boxen RS 1 bauen die Sonata zum 5.1-System aus.

Dann machte auch Musik-hören auf der Sonata richtig Spaß: Rock, Pop und selbst Klassik musizierten überwiegend klar, gut dynamisch und luftig. Hip-Hop-Bässen fehlte zwar der Tiefdruck, die oberen Bässe boten aber das nötige Volumen, damit es nicht körperlos schallte. Bei TV-Dokumentationen, Nachrichten oder Talkshows konnte der Sound-Riegel in der Disziplin Sprachverständlichkeit punkten, die sich aus stark seitlichen Hörwinkeln kaum verschlechterte.

Als nicht optimal empfanden wir hingegen die Performance bei anspruchsvollem Film-Sound von der Blu-ray: Der geringe Tiefton sowie die eingeschränkte Räumlichkeit der 60 Watt starken Sonata ließen Action-Knaller wie „Ghost in the Shell“ nicht sonderlich spektakulär klingen, einiges vom ursprünglichen Surround-Sound-Erlebnis der hervorragenden Dolby-Atmos-Abmischung ging verloren – zumal bei hohen Pegeln eine Klang-Komprimierung einsetzt. Hier empfiehlt sich die Anschaffung des separat erhältlichen Subwoofers SW 150 und der Rear-Boxen RS1.  

                   

Der Testbericht Technisat Sonata 1 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 8000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

Der eingebaute TV-Tuner beschert der Sonata 1 unseren „Innovation“-Award. Auch klanglich überzeugt Technisats Soundbar, für maximalen Filmton bedarf es aber eines Subwoofers und Rears.
Andreas Oswald

Antworten