TCL TS9030 Ray-Danz (Test)

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Mit der 550 Euro teuren TS9030 geht TCL einen anderen Weg als die meisten Soundbar-Hersteller. Denn statt seitlich sitzender Chassis strahlt der Klangriegel seinen Schall in Reflektoren ab, die den Sound breit verteilen sollen. Wie gut diese „Ray-Danz“ getaufte Technik funktioniert, zeigt unser Test.

Man muss erfinderisch sein, um am Markt der nach wie vor boomenden Soundbars aufzufallen. Der chinesische Technik-Gigant TCL hat sich hierfür beim Prinzip von Schallführungen bedient, das im klassischen Boxenbau öfter anzutreffen ist. Die Optik der neuen, mit 550 Euro noch relativ günstigen Soundbar TS9030 erinnert daher etwas an Hornlautsprecher mit ihren „Tröten“ vor den Treibern. Ziel der als „Ray-Danz“ (siehe Kasten) getauften Bauweise ist eine Verbreiterung der Klangbühne sowie – dank integriertem Dolby Atmos – auch 3D-Sound.
Bei der TS9030 sitzen die breiten Schallführungen links wie rechts auf der Front des sauber verarbeiteten Kunststoff-Gehäuses und verleihen dem Klangriegel sein eigentümliches Aussehen – irgendwie „spacig“ und modern mutet das Design der 1,05 Meter breiten und nur 5,8 Zentimeter hohen Bar an. Die Schallführungen aus hochglänzendem Kunststoff reflektieren aber nicht nur Schall, sondern auch Licht, was unter Umständen stören kann.

3.1-Ton mit Dolby Atmos
Die Soundbar arbeitet mit 3.1-Kanälen samt separatem Mittenkanal für eine verbesserte Dialogwiedergabe. Alle Chassis strahlen horizontal ab, Höhen-Treiber, die zur Decke zeigen, wurden nicht verbaut. Mit von der Partie ist ein externer Subwoofer, der den Basskanal beisteuert und per Funk mit der Soundbar Kontakt aufnimmt. Alle Chassis sitzen mittig zwischen den Schallführungen und werden von einem stoffüberzogenen Frontgrill geschützt. 540 Watt stehen laut TCL für beide Geräte zur Verfügung.

Bei den Decodern hat TCL alles von Dolby verbaut, Chips von DTS sind hingegen nicht an Bord. Zum Repertoire gehören die Klangprogramme „TV“, „Boost“, „Movie“ und „Music“, die sich auch bei Atmos-Signalen aktivieren lassen. Über die „Vertical Surround“-Taste wird das Digital Signal Processing (DSP) für den Höhensound aktiviert. Klangtuning kann mit den Tasten für Bass und Höhen betrieben werden, der manuelle AV-Sync verzögert Ton um bis zu 500 Millisekunden. Eine Dynamik-Kompression ist hingegen Fehlanzeige.

 

Der mittelgroße Signalgeber besteht zwar nur aus Plastik, bietet aber große und übersichtlich
angeordnete Tasten, mit denen man alle Funktionen ohne Umwege aufrufen kann. So gelingt die Bedienung trotz fehlender Fluoreszenz oder Beleuchtung auch im Dunkeln.

Video und Multimedia
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite der Soundbar, um an sie heranzukommen, muss man erst die Abdeckung abnehmen, die nach dem Kabelanschluss dank Öffnungen für die Signal­leitungen auch wieder aufgesetzt werden kann.

Das Videoboard mit einem HDMI-Eingang und einem HDMI-Ausgang samt CEC und eARC unterstützt 4K/60p und verarbeitet die HDR-Formate HDR10, HDR10+, HLG und Dolby Vision. Ton gelangt zudem digital per Toslink in die Bar, analog mit 3,5-mm-Klinke. Über die USB-Buchse darf man Musikdateien in den Formaten MP3, WAV und FLAC abspielen. Ins Netz kommt man mit der Ray-Danz-Bar über WLAN. Selbstredend ist Bluetooth an Bord, Musik-Streamen kann man zudem über Google Chromecast und Apple AirPlay.

Die Bedienung gelingt einfach über die mitgelieferte, relativ leichte Fernbedienung, die gut in der Hand liegt. Das große Display an der Bar lässt sich auch aus drei Metern Entfernung noch gut ablesen; es schaltet sich wenige Sekunden nach einer Eingabe automatisch ab, was störendes Blenden in dunkler Umgebung vermeidet. Gleiches gilt für die Beleuchtung der Tasten auf der Oberseite der Soundbar. Wie die meisten Klangriegel verzichtet auch die TS9030 trotz HDMI-Ausgang auf ein Onscreen-Menü.

Kritik gibt es für das nur online erhältliche deutsche Handbuch, das manche Funktion gar nicht erwähnt (HDR, AirPlay, Chromecast, Sleep-Funktion). Die englische Bedienungsanleitung ist besonders im Hinblick auf das WiFi-Setup erheblich auskunftsfreudiger.

„Ray-Danz“ (der Name rührt laut Hersteller von der Radiusform des Schallreflektors her) nennt TCL seine Reflektor-Technik und bewirbt „eine natürliche, mitreißende, breite Klangbühne und einen größeren Sweet-Spot“.

Hierzu verbaute man auf der linken wie rechten Front gebogene Schallführungen, die von je einem Treiber beschallt werden. Toninformationen werden so zum einen nach vorne, aber auch zu den Seitenwänden geführt, von wo aus der Schall via Reflexionen zum Hörplatz gelangt. Auch 3D-Sound soll so möglich werden, hierfür kommen der Dolby Atmos-Decoder und reichlich DSP-Power zum Einsatz, denn nach oben zeigende Chassis fehlen. Für eine bessere Mittenortung bzw. Dialogverständlichkeit wurde zudem ein Center-Kanal integriert.

TCLs „Ray-Danz“-Technik führt Schall über Reflektoren nach vorne (Gelb) und seitlich (Blau) zu den Wänden. Der Center-Kanal (Rot) soll die Sprachwiedergabe verbessern.

Tonqualität
Im Hörtest überraschte die TS9030 mit einem Klang, der an größere und teurere Soundbars erinnert. Mit Dolby-Atmos-Trailern zaubert der Klang­riegel vorne eine verblüffend breite bzw. große Klangbühne, auf der Effekte gut ortbar waren; auch den Raum zwischen Sitzplatz und Soundbar vermochte die Ray-Danz-Bar zu füllen, teils sogar mit nachvollziehbaren Effekten. Hinter dem Hörplatz und auch über dem Kopf herrschte hingegen Stille – auch mit aktiver „Vertical Surround“-Funktion für Höhen-Sound.

Alle Anschlüsse sind rückseitig angebracht. Ein HDMI-Eingang und ein HDMI-Ausgang sowie Toslink und eine analoge Klinkenbuchse sind für eine Einsteiger-Soundbar gut bemessen.

Trotzdem ist die „Vertical“-Schaltung nicht umsonst, denn einmal aktiv, spielte die Bar für unsere Ohren eine Ecke räumlicher, luftiger und dreidimensionaler. Das kam auch dem Atmos-Actionfinale in „Ghost in the Shell“ zugute, wo Schüsse und Explosionen realistisch, zudem dynamisch und druckvoll aus dem Klang-Duo donnerten. Der mächtige Panzer ließ Bässe ordentlich drücken, wenn auch nicht allzu tief und sauber, wie der „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Trailer aufzeigte.

Bässe sind aber satt und vor allem ausreichend tief, um im Grundton für Natürlichkeit im Klang zu sorgen. Zwar spielte der Riegel nicht ganz ohne Verfärbungen, im Alltag gewöhnt man sich aber schnell daran. Die Klang-Modi „Boost“ und „Movie“ klangen tonal recht ausgewogen und mit besagtem vollem Grundton, was kräftigen Männerstimmen zugute kommt. „TV“ und „Music“ klangen hingegen dünner und etwas heller, was der Sprachverständlichkeit förderlich war. So kann sich je nach Material das eine oder andere Klangprogramm nützlich machen. Apropos Verständlichkeit: Sprache schallte bei frontaler Sitzposition gut verständlich und ließ auch bei seitlichen Hörwinkeln für einen großen Sweetspot kaum nach.

Der mitgelieferte Bassreflex-Subwoofer
(24 x 42 x 24 cm) verbindet sich per Funk mit der Soundbar. Sein 6,5 Zoll großes Chassis strahlt im Downfire-Prinzip zum Boden. 300 Watt stehen dem Quader zur Verfügung. Bis auf einen Netzschalter gibt es keine Tasten oder Regler.

Auch Musik von YouTube, CD oder Blu-ray lässt sich auf der Soundbar gut hören. Mit 5.1-Mucke gelang eine gute räumliche Zuordnung von Ins­trumenten. Stereo-Musik spielte ebenso breit und groß, wobei die „Vertical Surround“-Funktion Gesang je nach Quellmaterial auch mal etwas in den Hintergrund drängte. Doch das macht nichts, denn auch ohne spielte der Riegel überzeugend mit großer Bühne bei klarer Stereo-Trennung und angenehmer Klangabstimmung.

Der Testbericht TCL TS9030 Ray-Danz (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

73 gut

TCLs Soundbar TS9030 bietet dank Ray-Danz-Technologie guten und großen Klang. Auch die Ausstattung und Verarbeitung sind für 550 Euro angemessen.

Andreas Oswald

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