TCL S643W (Test)

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Mit der S643W bringt TCL eine neue, kleine Soundbar der Einsteiger-Klasse auf den Markt. Trotz Subwoofer im Gepäck gibt es den Tonriegel für gerade mal 300 Euro. Schnäppchen oder Sparen an der falschen Stelle?

Auch wenn sich die TV-Hersteller bemühen, guten Ton in ihre Modelle zu integrieren, ist der Ergebnis dem Klang von Soundbars meist klar unterlegen. Dummer weise kosten die Klangriegel oft genauso viel – oder sogar mehr – wie der Fernseher selbst – zumal im Zuge von Corona und Inflation auch Soundbars einen Preissprung nach oben vollführten. Natürlich geht es auch günstig, doch kann die unterste Einsteiger-Klasse auch bei Klang, Bedienung und Ausstattung überzeugen?

Mit Subwoofer
Um das zu prüfen, haben wir einen der ganz preiswerten Vertreter in unser Labor geholt. Mit 300 Euro ist die TCL S643W eine der günstigsten Vertreter in unserem Testspiegel. Bei solch einem Preis ist klar, dass der Rotstift irgendwo gezückt wurde, doch letztlich sind die persönlichen Erwartungen bzw. der Einsatzzweck
entscheidend.

Nicht gespart wurde jedenfalls an einem Subwoofer, der bei kleinen Bars für druckvolle Bässe und Klangvolumen zwingend erforderlich ist. Der putzige Bassquader misst allerdings nur 19,5 x 32 x 19,5 Zentimeter und bietet damit nur einen begrenzten Krawall-Faktor. Sein Chassis strahlt zum Boden hin ab, auf der Rückseite sorgt ein Bassreflexrohr für mehr Tieftonausbeute. Die Verbindung zur Bar erfolgt per Funk. Rear-Boxen gehören nicht zum Lieferumfang und können auch nicht nachgerüstet werden.

Der leichte Signalgeber besteht aus Plastik mit Gummitasten. Das Layout ist in Funktionsgruppen gegliedert, trotzdem erwischt man bei den vielen Soundmodus-Tasten schon mal die falsche.

Mit 3.1-Kanälen präsentiert sich die TCL S643W als abgespeckte Vertreterin ihrer Art, denn dedizierte Chassis sowohl für die Höhen- als auch die Rear-Kanäle fehlen; große Soundbar-Systeme bringen bis zu 11.1.4-Kanäle mit. Bei der S643W sorgen je ein Treiber links wie rechts sowie ein Center-Chassis für den Ton, der Schall wird aber nur nach vorne abgestrahlt. Die Toninformationen der Surround- und Höhenkanäle gehen nicht verloren, sondern werden von den vorhandenen Treibern übernommen.

Trotzdem wirbt TCL mit „immersivem Sound“ für ein dreidimensionales, einhüllendes Klangerlebnis. Ermöglichen soll das DTS Virtual:X. Der Upmixer versucht, mithilfe von psycho-akustischen Rechenalgorithmen dem Ohr vorzugaukeln, der Sound käme aus multiplen, doch real nicht existierenden Schallquellen. In der Regel vergrößert die Funktion das hörbare Schallfeld deutlich, der Sound löst sich von der Soundbar und kann sogar ein Gefühl von Surround vermitteln. Töne von oben gelingen damit unserer Erfahrung nach aber nicht. Und mit dem Atmos- bzw. DTS:X-Sound einer vollwertigen 3D-Ton-Surround-Anlage konnte es bisher noch keine Soundbar in unserem Labor aufnehmen.

3.1-Kanäle und der DTS Virtual:X-Upmixer sorgen bei der TCL S643W für immersiven Sound.

Die Soundbar selbst ist mit 81 Zentimetern Breite, 6,2 Zentimetern Höhe und knapp 9,8 Zentimetern Tiefe auch keine sonderlich imposante Erscheinung, lässt sich so aber besser in die Wohnumgebung integrieren. Montagematerial zur Wandbefestigung liegt übrigens bei. Das Gehäuse des Duos besteht aus Plastik, Haptik und Verarbeitung gehen in Ordnung. Edle Materialen wird man in dieser Preisklasse ohnehin nicht finden. Vorn an der Soundbar sitzt ein Metallgitter, das die Chassis schützt. Drei Kanäle bringt die TCL-Bar mit, deren Treiber allesamt nach vorne abstrahlen. Bei den Decodern sind Dolby Digital (+) und PCM an Bord. Mit DTS Virtual:X gibt es zudem einen Upmixer (siehe Kasten).

Für den individuellen Geschmack sind die Hörmodi „Standard“, „Movie“, „Music“, „Sport“, „Games“ und „Voice“ vorhanden. Neben den klassischen Bass- und Höhenreglern gibt es einen mehrstufigen Bassboost und „Voice“ zur Verstärkung von Dialogen. DTS TruVolume soll Lautstärkeschwankungen egalisieren und auch der „Midnight“-Modus ist fürs Leisehören gedacht.

Video und Multimedia
Alle Anschlüsse finden sich auf der Soundbar-Rückseite, zugespielt wird über den Audio Return Channel der HDMI-Buchse, die mit dem eARC/ARCAnschluss des Fernsehers verbunden wird. Alternativ stehen Toslink und zwei 3,5-mm-Klinken bereit; eine davon kann als Bereitschafts-Anschluss für einen Smart-Speaker mit Sprachdienst dienen. Sendet dieser Signale, schleift die TCL-Bar sie durch, selbst wenn man gerade eine andere Quelle hört. Der USB-Port nimmt für den Mediaplayer MP3-Dateien entgegen. Für das drahtlose Streaming von Musik kommt nur Bluetooth in Frage.

Der kleine Bassreflex-Subwoofer (19,5 x 32 x 19,5 Zentimeter) verbindet sich per Funk mit der Soundbar. Sein Chassis strahlt im Downfire-Prinzip zum Boden. Bis auf eine Pairing-Taste gibt es keine Bedienelemente.

Alle Anschlüsse sind rückseitig angebracht. Ein HDMI-Ausgang samt eARC sowie Toslink, eine USB-Buchse für den Media-Player und zwei mal 3,5-mm-Klinke gehen in Ordnung. Auch die Infrarot-Verlängerung wird hier angestöpselt.

Da die Bar keine HDMI-Eingänge besitzt und entsprechend keine Signale durchschleift, sind Features wie 4K-Video und HDR nicht an Bord. CEC zur Lautstärke-Steuerung der Bar mit der Fernbedienung eines CEC-fähigen Fernsehers wird aber unterstützt. Apropos Bedienung: Die Bar ist mit einer Sprachführung ausgestattet, bei der eine Männer stimme die per Fernbedienung getätigten Befehle spricht. Man kann die Funktion auch stummschalten. Ein Display fehlt hingegen, Lichterspiele zeigen den Betriebszustand bzw. Eingaben an. Mit im Karton liegt eine Infrarot-Verlängerung, falls die Soundbar in einem Lowboard hinter einer Stoffblende verschwindet, welche die IR-Signale des Gebers eventuell nicht durchdringen können.

Tonqualität
Dass hier kein High-End-Klangriegel spielt, wird mit den ersten Tönen klar. Natürlichkeit und ein ausgewogenes Klangbild gehören nicht zur Stärke der S643W. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell sich das Gehör an Klangverfärbungen gewöhnt. Ohne Virtual:X spielte die Soundbar mit allen Klangprogrammen stark auf sich fokussiert. Der DTS-Upmixer lässt sich bei allen Tonsignalen (inklusive Atmos) sowie Klangmodi zuschalten und weitete die Bühne merklich aus; auch eine Links/ Rechts-Ortung war dann gegeben und selbst etwas Surround-Feeling kam auf. Höheneffekte konnte die Bar hingegen nicht liefern und auch im Rücken tat sich praktisch nichts. Der Upmixer sorgte aber auch für ein helles bis grelles Klangbild. Die Sprachverständlichkeit der Bar war sehr gut und ließ auch aus seitlichen Hörwinkeln kaum nach.

Der kleine Subwoofer reichte erstaunlich tief in den Basskeller und spielte recht sauber, riss aber natürlich keine Bäume aus bzw. brachte unsere Hosenbeine nicht in Wallung. Bassbeben sind nicht das Metier des Winzlings.

Mit Stereo-Musik klang die Bar wie bei Mehrkanal, was uns nicht wirklich überraschte. Der Upmixer ließ teils (je nach Aufnahme) Stimmen etwas zu sehr in den Hintergrund treten, abermals tönte alles greller und damit weniger musikalisch.

Der Testbericht TCL S643W (Gesamtwertung: 62, Preis/UVP: 300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

62 Befriedigend

Mit der S643W von TCL lässt sich mauer TV-Sound günstig aufpäppeln. Für gerade mal 300 Euro bietet die Soundbar/Subwoofer-Kombi soliden Klang mit ausreichend Bass, eine gute Bedienung mit Sprachansage und Bluetooth fürs Streaming – und heimst damit unseren Preistipp ein.

Andreas Oswald

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