Als erster Hersteller bringt Sony seine 2017er LCD-TVs auf den Markt. Auf der Roadshow standen sie aber im Schatten ihres OLED-Bruders. Zu Unrecht, wie wir finden. Denn gerade das neue Oberklasse-Modell KD-55XE9305 hat einiges auf dem Kasten und holt sich – so viel vorab verraten – den Testsieg.
Ausstattung und Praxis
Die XE93- beziehungsweise XE94-Serie (75-Zöller) folgt dem Beispiel des in audiovision 11-2016 getesteten ZD9, der übrigens weiterhin an der Spitze residiert, und kommt mit einer komplett verblendbaren Rückseite daher. Heißt: Sämtliche Schnittstellen und Öffnungen befinden sich hinter Abdeckungen, so dass nichts das Erscheinungsbild stört – vorausgesetzt, man mag die Riffel-Optik (siehe Foto weiter unten). Außerdem gestattet das Kabelmanagement inklusive Kanälen im Standsockel eine komplett unsichtbare Verlegung der Strippen.

Offene Art: Der Standsockel präsentiert sich weiterhin in einem warmen Silberton, wirkt aber etwas luftiger als beim Vorgänger und verfügt über praktische Kabelkanäle.
Die Technik stammt zum Teil ebenfalls vom großen Bruder. So etwa der „X1 Extreme“-Prozessor, der die Bildverarbeitung im Vergleich zur normalen Version des Vorgängers XD93 (audiovision 5-2016) um 40 Prozent beschleunigen und dank „Super Bit Mapping“ eine Farbtiefe von 14 Bit erreichen soll. Das vollflächige Hintergrundlicht bleibt zwar dem Flaggschiff und dem ähnlich teuren KD-75XE9405 vorbehalten, allerdings wurde das „Slim Backlight Drive“ modifiziert: Es trägt nun den Namenszusatz „Plus“ und verspricht dank zusätzlicher Local-Dimming-Zonen eine bessere Differenzierung sowie eine höhere Leuchtkraft. Möglich macht das nicht zuletzt die neue Positionierung. Die zwei hintereinander geschalteten Edge-LED-Module sind nämlich vom linken und rechten Bildschirmrand nach oben und unten gewandert. Sonys „X-tended Dynamic Range Pro“-Schaltung und das brillante Triluminos-Display tragen ihr Übriges dazu bei. In naher Zukunft profitieren davon auch Dolby-Vision-Inhalte (siehe Kasten „HDR konsequent weiterentwickelt“). Voraussetzung dafür ist jedoch das angekündigte Betriebssystem-Update von Android 6.0 auf 7.0.
Das Soundsystem leistet nun insgesamt 50 Watt und punktet mit einem satten, dynamischen Klang. Im Bassbereich schwächelt es aber nach wie vor.

Klassischer Android-Aufbau: Die Bedienoberflläche hat sich beim Sony XE93 nicht verändert. Leider gilt das auch für die teilweise etwas längeren Reaktionszeiten.

Schneller ans Ziel: Die Bild- und Toneinstellungen sind auch über das Action-Menü abrufbar, so dass man nicht den (etwas trägen) Weg über die Startseite gehen muss.

Google Play ist ein fester Bestandteil von Android und bietet eine riesige App-Auswahl. UHD-Streams bekommt man über YouTube, Netflix sowie Amazon Video zu sehen.

Typisch Triluminos: Das auf der Quantum-Dot-Technik basierende Display besticht durch äußerst brillante Farben, die in HDR-Clips perfekt zur Geltung kommen.

Versteckter Hinweis: Um zu überprüfen, ob sich der Sony XE93 wirklich im HDR-Betrieb befindet, muss man ins Bildmenü wechseln. Spezielle Presets gibt es nicht.

Lieber lassen: Aktiviert man bei SDR-Zuspielung den „HDR-Modus“, erscheint das Bild zwar heller und kontraststärker, die Farben sind aber gnadenlos überzogen.
Im achten Kapitel des Films leistet Sonys Triluminos-Display ganze Arbeit und lässt die farbenfrohen Motive wie zum Beispiel den Kopfschmuck der Indianer oder das Federkleid der Riesenvögel in beeindruckender Brillanz erstrahlen. Ebenso hervorzuheben ist die exzellente Bewegungsschärfe: Selbst in den Turbulenzen der (bunten) Schlacht behält das Gerät die Ruhe und zeichnet jedes noch so feine Detail sauber durch.
Demnächst soll der Sony sogar TV-Sender in HDR-Qualität empfangen können. Die Japaner haben nämlich ein Software-Update zur Unterstützung von „Hybrid Log Gamma“ angekündigt; Dolby Vision dürfte im gleichen Zuge nachgerüstet werden. Der Termin steht noch aus.
Bildqualität
Sony macht sich selbst Konkurrenz. Denn der XE93 begegnet seinem großen Bruder KD-65ZD9 in praktisch allen Disziplinen auf Augenhöhe – und ist den anderen beiden Probanden erst recht überlegen. So knackt der 55-Zöller bei der Helligkeitsmessung als einziger Testkandidat und in sämtlichen (SDR-)Bildmodi die 500-Candela-Marke. HDR-Signale entlocken ihm sogar vierstellige Werte, worauf wir oben im Kasten näher eingehen. In jedem Fall stehen für das Fernsehen am helllichten Tag mehr als genug Leuchtreserven zur Verfügung, auch wenn der Hellraumkontrast mit 927:1 nicht auf Top-Niveau liegt. Bei der Homogenität respektive Ausleuchtung hat der Panasonic TX-58DXW804 dank seines Full-LED-Backlights die Nase vorn.

Auf und ab: Bei Orange zeigt der XE93 zwar Ausreißer, die Farben wirken aber noch nicht unnatürlich. Alle anderen Nuancen und die Grautöne trifft er nahezu perfekt.

Die Anschlüsse verteilen sich über eine große Fläche auf der Rückseite. Dank des Kabelmanagements können die Strippen praktisch unsichtbar verlegt werden.

Nicht glatt, aber sauber: Nur bei ganz genauem Hinsehen kann man die Abdeckungen der Anschlussfelder und des Kabelmanagements erkennen. Die geriffelte Oberfläche ist Geschmackssache.

Der Programmführer legt sich transparent über das TV-Bild, was der Übersichtlichkeit nicht wirklich zugutekommt. Die Senderliste ist praxisgerecht vorsortiert.

Im Vergleich zur Konkurrenz verzichtet Sony auf ein Farbmanagement und spendiert seinen Fernsehern lediglich einen Weißabgleich. Nötig ist es zum Glück nicht.
Keine Wünsche offen lässt die Farbreproduktion im Preset „Cinema pro“: Die Delta-E-Fehler bewegen sich im sehr niedrigen Bereich um 1,5 und bei Grautönen sogar unterhalb von 1,0. Folglich sind im Schwarz-Weiß-Klassiker „Casablanca“ oder in der Anfangssequenz von „Casino Royale“ nicht die geringsten Einfärbungen zu sehen. Das Triluminos-Display kann aber auch krachend bunt: Der Regler „Farbbrillanz“ erweitert das Spektrum dreistufig in Richtung Rot und Grün, wodurch Animationsfilme à la „Shrek“ oder „Toy Story“ noch intensiver wirken. Für eine optimale Bewegungsdarstellung sollten kleine Korrekturen im Motionflow-Menü vorgenommen werden (siehe ideale Einstellungen). An der Bildschärfe selbst gibt es nichts auszusetzen.

2.700 Euro: Der Preis für den Sony KD-55XE9305 ist im Vergleich zum Vorgänger um 200 Euro gestiegen, amortisiert sich jedoch angesichts der zahlreichen Neuerungen. Als Bilddiagonalen stehen 55, 65 und 75 Zoll (XE94) zur Auswahl.
Der Testbericht Sony KD-55XE9305 (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 2700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 04-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Das nennen wir eine gelungene Modellpflege! Sony hat dem KD-55XE9305 nicht nur ein schickes und funktionales Design inklusive Kabelmanagement spendiert, sondern ihn auch technisch verbessert – vor allem in Sachen Leuchtkraft und HDR-Wiedergabe. Die Ausleuchtung lässt aber nach wie vor zu wünschen übrig. Dennoch holt er sich den Testsieg.