Sony HT-G700 (Test)

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Sonys Soundbar HT-G700 spielt Sound in Dolby Atmos und DTS:X ab, besitzt allerdings nur 3.1-Kanäle. Wie gut der 3D-Sound mit Hilfe von Sonys „Vertical Surround Engine“ funktioniert, klärt unser Test.

Ohne 3D-Ton kommt heute kaum noch eine Soundbar aus, das „Atmos“-Feature ist zu einem wichtigen Verkaufsargument geworden. Selbst kleine Vertreter ihrer Zunft werben damit, auch wenn es technisch nicht immer Sinn ergibt. Legitim ist es trotzdem, denn wer damit wirbt, verbaut in der Regel auch Dolbys-Atmos-Dekoder bzw. den Atmos-Height-Virtualizer – und mit etwas Glück auch 3D-Sound von DTS. Der eigentliche Knackpunkt liegt in der Chassis-Bestückung und damit in der Umsetzung des 3D-Tons in Schall: So erfordert nativer 7.1.2-Sound mindestens 10 Treiber, 5.1.2-Ton deren 8, was preislich in der Einsteigerklasse kaum stemmbar ist.

Der 19,2 x 38,7 x 40,6 Zentimeter große Sub verbindet sich per Funk mit der Soundbar und befeuert seinen 16 Zentimeter großen Treiber mit 100 Watt.

Der Atmos-Trick
Da verwundert es kaum, dass die  450 Euro günstige Sony HT-G700 mit nur 4 Chassis daherkommt. 3 sitzen nach vorne strahlend in der Soundbar und eines im separaten Subwoofer, der zum Lieferumfang gehört. Das 3.1-System (siehe Grafik unten) ist im Grunde also nur für dreikanaligen Front-Sound mit separatem Center plus Basskanal ausgelegt. Um daraus 7.1.2-Ton zu zaubern, was Sony auf der Produkt-Webseite groß bewirbt, bedienen sich die Japaner bei der digitalen Klangverarbeitung, kurz DSP (Digital Signal Processing). Die psycho-akustische Manipulation des Signals soll den Ohren virtuelle Schallquellen vorgaukeln und so hörbaren Höhen-Sound erzeugen. Bei Sony kommt hierfür die eigens entwickelte „Vertical Surround Engine“ (siehe Kasten rechte Seite) zum Einsatz. Mit „S-Force Pro Front Surround“ ist zudem eine weitere DSP-Entwicklung von Sony an Bord, die aus den drei Frontkanälen Surround-Sound generieren und damit Rear-Boxen überflüssig machen soll. Alternativ sind für den Upmix von 2D-Ton zu virtuellem 3D-Sound DTS Virtual:X sowie der Dolby Speaker Virtualizer dabei.

Ausstattung & Praxis
Äußerlich macht die Bar einen eleganten Eindruck, auch weil sie mit 98 Zentimetern Breite vergleichsweise zierlich ausfällt. Dank ihrer geringen Höhe von 6,4 Zentimetern sollte die HT-G700 bei Platzierung vor einem TV nicht ins Bild ragen. Alternativ lässt sich der Riegel an die Wand montieren.

Der stabile Frontgrill aus Metall schützt die Chassis zuverlässig. Die Struktur der Oberseite sieht zwar nach Leder aus, besteht aber aus Kunststoff. Oben mittig findet man Touch-Tasten für Ein/Aus, Bluetooth, Volume und Quelle. In der Regel erfolgt die Steuerung aber über die mitgelieferte Fernbedienung, die mit klarem Tastenlayout und solider Bauweise punktet. Die Soundbar bietet sinnvolle Systemeinstellungen wie eine Standby-Durchleitung von Bild und Ton, Auto-Abschaltung, CEC-Steuerung und Aktivieren bzw. Deaktivieren von Bluetooth, die jedoch oft tief im Menü versteckt sind. Da ein Onscreen-Menü fehlt, muss man sich hierfür durch das einzeilige Front-Display (dimm- und abschaltbar) hangeln, dessen Lesbarkeit suboptimal ausfällt.

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite in Aussparungen. Ein HDMI-Eingang und ein HDMI-Ausgang samt eARC sind in dieser Preisklasse Standard. Die HDMI-Terminals unterstützen 4K/60p-Signale samt HDCP 2.3 sowie die HDR-Varianten Dolby Vision, HDR10 und HLG für erhöhten Kontrast und erweiterte Farben; HDR10+ bleibt Sony-typisch auf der Strecke. Ton nimmt die HT-G700 zudem via Toslink-Buchse auf.

Die Fernbedienung liegt gut in der Hand und überzeugt mit aufgeräumtem Layout und vielen Direkt-Tasten, die jedoch etwas größer und deren Druckpunkte weniger schwammig ausfallen könnten. Eine Farbkodierung von Funktionsgruppen wäre ebenso ein Pluspunkt.

In dieser Preisklasse fällt die digitale Vernetzung oft spärlich aus. So bietet die HT-G700 lediglich Bluetooth. WLAN und Ethernet sind hingegen nicht vorhanden, entsprechend ist eine Bedienung per App und Sprache oder das Streamen vom hauseigenen Server nicht möglich. Die USB-Buchse dient nur für Firmware-Updates.

Die Grafik zeigt den Innenaufbau: Drei ovale Breitbänder sind für die drei vorderen Kanäle zuständig; dedizierte Surround- und Höhen-Chassis für nativen 3D-Ton fehlen der 3.1-Soundbar.

Decoder und Klangprogramme
Die Sony-Bar versteht sich auf alle gängigen Tonformate von Dolby, DTS und PCM, was ein plötzliches Verstummen der HT-G700 fast unmöglich macht. Allerdings wird aus Kopierschutzgründen über den HDMI-Eingang kein Ton von SACD und DVD-Audio erkannt. An Klangprogrammen gibt es „Standard“, „Music“ und „Cinema“. „Auto Sound“ wählt automatisch eines der drei Programme je nach wiedergegebenem Inhalt. Zu allen Klangmodi aktivierbar sind die Klangschaltungen „Voice“ für eine bessere Sprachverständlichkeit sowie „Night“ für das Leisehören. Die Taste „Immersive AE“ (AE steht für Audio Enhancement) aktiviert Sonys 3D-Ton-Virtualisierer. DTS Virtual:X und den Dolby-Speaker- Virtualizer muss man hingegen umständlich im System-Menü auswählen.

Digital ist Trumpf: Je ein HDMI-Eingang und HDMI-Ausgang (samt eARC) sowie Toslink nehmen digitale Signale entgegen; die USB-Buchse dient nur für Updates.

Tonqualität
Im Hörtest spielte die kleine Sony-Bar nicht ohne Verfärbung und gewisse Künstlichkeit, die bei Musik mehr auffällt als bei Filmton. 5.1-Rock von Steely Dan klang mit dem „Music“-Programm direkt, allerdings auch etwas dumpf. „Cinema“ und „Standard“ musizierten heller und räumlicher, addierten aber viel Hall. Stereo-Musik hörten wir bevorzugt im „Music“-Modus, der räumlich zwar kleiner als die anderen Schaltungen klang, aber auch sauberer und eben nicht verhallt.

Im Gegensatz zu vielen anderen 3D-Ton-Soundbars verzichtet die HT-G700 auf das sogenannte „Reflexions-Prinzip“, bei dem Schall über eigene Chassis gerichtet zur den Seitenwänden und/oder zur Decke abgestrahlt wird, um von dort zum Hörplatz reflektiert zu werden. Der Sony-Riegel strahlt dagegen nur nach vorne ab, womit 3D-Klang allein durch Signalmodifikation und nicht unter Zuhilfenahme der Raumakustik entstehen soll.

Sonys Atmos-Soundbar HT-G700 möchte mit digitaler Klangmanipulation via DSP den Sound horizontal wie vertikal ausweiten.

Für besagte Modifikation ist Sonys „Vertical Surround Engine“ zuständig. Sie soll Sound nicht nur von vorne hörbar machen, sondern auch von oben und von der Seite, womit der Zuschauer in eine Klangwolke eingehüllt werden soll (siehe Bild). In der Praxis setzen die Japaner hierfür auf psycho-akustische Algorithmen in der digitalen Signalverarbeitung (DSP), die den Klang mit dem Ziel modifizieren, eine vergrößerte horizontale und auch vertikale Raumwirkung hörbar zu machen. So sollen die 3.1-Kanäle der HT-G700 ähnlichen Raumklang liefern wie eine Soundbar mit 7.1.2-Kanälen. Für die Aufstellung des Klangriegels und die Wahl des Sitzplatzes hat DSP den Vorteil, dass Unzulänglichkeiten des Hörraums wie Dachschrägen oder Hindernisse im Reflexionsweg des Schalls weniger in den simulierten 3D-Sound eingreifen. Andererseits ist der virtuelle 3D-Sound noch weit davon entfernt, mit dem 3D-Klangfeld von physischen Boxen zu konkurrieren.

Film-Sound brachte die HT-G700 recht überzeugend zu Gehör: Atmos-Material schallte vorne mit großer wie breiter Bühne, auf der die Sony-Bar akustisch weit über ihre Maße hinauswuchs. Auch den Bereich zwischen sich und dem Hörplatz wusste der Tonriegel überzeugend zu füllen und vermittelte in der horizontalen Klangebene viel Raumgefühl. Zudem löste sich der luftige Sound spielend von der Soundbar und hievte das Tongeschehen auf Höhe des TV-Bildschirms. Surround-Sound mit präzisen Effekten von seitlich oder hinter dem Hörplatz sollte man aber nicht erwarten. Gleiches gilt für Höhen-Effekte, die nicht von über dem Kopf oder zumindest von Richtung Decke schallten, sondern vielmehr von seitlich aus der Horizontalen. Verwundern darf dies nicht, hier versagen die meisten von uns getesteten Soundbars, selbst wenn zur Decke gerichtete Chassis verbaut waren.

Draufsicht: Berührungsempfindliche Tasten für Power, Quelle, Bluetooth und Lautstärke sitzen auf der Oberseite, deren Kunststoff die Optik von Leder gut imitiert.

Unten herum machte der Subwoofer eine gute Figur und verlieh dem Ganzen das nötige Volumen. Zwar reichte der Quader nicht besonders tief in den Basskeller, machte dafür aber ausreichend Druck. Im Magen spürbar waren Bassbeben aber nicht. Die „Night“-Schaltung schraubte vor allem Bass aus dem Ton. Die im System-Menü hinterlegte „DRC“ (Dynamic Range Control) funktioniert nur mit Dolby-Ton und kappte im Test zuverlässig Pegelspitzen wie Bassattacken.

Dialoge schallten gut verständlich und das auch auf seitlichen Sitzplätzen. Allerdings fehlte es Stimmen an natürlichen Klangfarben und Volumen. Das „Voice“-Programm hob Frequenzen im Sprachbereich für eine weiter verbesserte Verständlichkeit an, womit Dialoge aber noch verfärbter klangen.

Die drei 3D-Ton-Virtualisierer unterschieden sich in Sachen Räumlichkeit und Klangfarben, welchen man nutzt, ist letztlich eine Geschmacksfrage. Weder Sony, Dolby noch DTS vermöchten es jedoch, echten 3D-Sound zu simulieren bzw. den Klang an die Decke zu befördern.     

Der Testbericht Sony HT-G700 (Gesamtwertung: 66, Preis/UVP: 450 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

66 befriedigend

Sonys HT-G700 sorgt für wenig Geld für räumlichen Sound, der TV-Ton hörbar aufwertet. Mit 3D-Sound ist es allerdings nicht weit her und die Ausstattung bietet nur wenige Netzwerk-Optionen.

Andreas Oswald

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