Die italienische Projektoren-Schmiede Sim2 erweitert ihre Laser-TV-Serie mit dem Domino. Dieser 4K-Projektor kostet rund 7.000 Euro weniger als das Topmodell, will aber trotzdem hervorragende Bilder liefern. Ob die Rechnung aufgeht und wo der Rotstift angesetzt wurde, klärt unser Test.
Die meisten Italiener lieben die schönen Dinge des Lebens. Davon kann sich auch Sim2 nicht freisprechen. Das Unternehmen mit Produktionsstätte nahe Venedig ist berühmt dafür, luxuriöse Heimkino-Projektoren mit exzellenter Bildqualität zu designen. Der Domino TV – kurz DTVs – ist das jüngste Modell und schlägt mit 9.300 Euro zu Buche. Damit ist er gut 40 Prozent günstiger als der XTV4K (Test in 10-2022).
Die Ersparnis schlägt sich zunächst im Gewicht nieder, so bringt der Domino mit 9 Kilo nur halb so viel auf die Waage wie der große Bruder. Denn beim Neuen hat Sim2 auf Kristallglas verzichtet, stattdessen ist ein schwarzes Kunststoffgehäuse mit glänzender Klavierlackoptik verbaut. Das sieht nicht nur schick aus, es verbirgt unter der Haube sogar ein flexibles Weitwinkelobjektiv. Im Gegensatz zum teureren Bruder ist die Bildgröße nicht fix vorgegeben, sondern kann von 70 bis 135 Zoll Diagonale frei gewählt werden. Via Motorfokus wird das projizierte Bild per Fernbedienung scharf gestellt. Mit einer Leistungsaufnahme von 146 Watt im hohen Laserlichtmodus ist der Domino genügsam für einen Projektor, der nominell eine Lichtausbeute von 2.400 Lumen besitzt.
Zwei Fernbedienungen liegen dem Sim2 DTVs bei. Mit dem großen beleuchteten Handsender können alle Bild- und Toneinstellungen ausgeführt werden. Mit dem kleineren Roku-Controller sind nur die Smartfunktionen regelbar.
Sim2 erreicht das gute Ergebnis, indem der Lichtstrom in dunklen Inhalten zunächst abgesenkt wird – so dass das Schwarz dunkler wird – während gleichzeitig eine Gammaanpassung stattfindet, welche definierte Inhalte gleichzeitig aufhellt. Diese Aufhellung geschieht ohne Helligkeitspumpen im Filmbetrieb.

Dynamischer Kontrast Aus: In „West Side Story“ erscheinen die Frauen im Kaufhaus ein wenig zu dunkel, trotz des dynamischen Tone Mappings des Sim2.

Dynamischer Kontrast Ein: Sofort wird das Bild heller, dunkle Bereiche besitzen mehr Zeichnung, Plastizität und Farbkraft.
Ausstattung und Technik
Verbaut ist der 0,47 Zoll große DLP-Chip von Texas Instruments und nicht die hochwertigere 0,67-Zoll-Variante wie im XTV4K. Die Auflösung beträgt nativ Full-HD, allerdings werden Bildsignale bis zu 3.840 x 2.160 Pixel entgegengenommen, verarbeitet und sequenziell mittels XPR-Shift-Technologie in 4K projiziert.
Anstatt einer Laser-Phosphor-Hybrid-Technologie hat Sim2 dem Domino rote, grüne und blaue Laserdioden zur Lichterzeugung implementiert. Bis zur Halbierung des Lichtstroms ist die Lebensdauer mit 25.000 Stunden beziffert, und zwar in allen Lichtmodi. Wer den Projektor wie einen Fernseher vier Stunden täglich nutzt, erreicht diesen Wert erst nach gut 17 Jahren. Ein Lampenwechsel sollte somit entfallen. Ein weiterer Vorteil der RGB-Laser liegt im größeren Farbspektrum, welches der DTVs gegenüber seinem teureren Bruder erzielt. Hiervon profitieren vor allem HDR-Signale, die deutlich gesättigter erscheinen. Für High Dynamic Range kommt das gleiche dynamische Tone Mapping zum Einsatz wie im XTV4K. Die gesamte HDR-Videokette im Domino ist dafür optimiert und erhält individuelle PQ-Kurven, die Sim2 selbst entwickelt hat (siehe Kasten).
Für die Farbanpassung ist ein vollständiges Sechs-Achsen-CMS vorhanden, ebenso die üblichen RGB-Gain/Offset-Regler und alle relevanten Gamma-Presets. Der ab Werk kalibrierte LCC-Bildmodus fiel hingegen dem Rotstift zum Opfer.
8-Punkte-Warping soll die Aufstellung in kritischer Umgebung erleichtern. Wir raten von dieser Funktion ab, weil sie mit einem Auflösungsverlust einhergeht. Stattdessen sollte der Beamer penibel mit Hilfe seiner Standfüße in Waage ausgerichtet werden. Dadurch bleibt die Auflösung erhalten.
Sollte ein neugieriges Familienmitglied oder das geliebte Haustier dem Lichtstrahl zu nahe kommen, schaltet der Domino sein Laserlicht schlagartig aus. Erst wenn sich niemand mehr im „Gefahrenbereich“ befindet, gibt der Sensor, der die Umgebung überwacht, das Licht wieder frei. Wer den Projektor kalibriert, so wie wir, kann den Augenschutz ausschalten, um im Laserlichtstrahl beispielsweise die gewünschten Messungen durchzuführen.
In Deutschland und Österreich wird dem DTVs ein 4K-Streaming-Player von Roku beigelegt, der Zugriff auf alle beliebten Streamingdienste bietet. Allerdings gibt es im Gegensatz zu manchem Bildwerfer der Konkurrenz kein eigenes Fach, in dem der Roku verschwindet. Bluetooth 4.0 sowie eine Zwischenbildberechnung (MEMC), die im erweiterten Menü unter „Pure motion“ zu finden ist, komplettieren die Ausstattung. Auf TV-Tuner, Antennenanschlüsse und die 3D-Wiedergabe muss indes verzichtet werden.

Die Zwischenbildberechnung heißt bei Sim2 „Pure motion“. Sie ist im erweiterten Menü zu finden und lässt sich in vier Stufen regeln.

Color Management System: Primär- und Sekundärfarben lassen sich auf sechs Achsen separat anpassen.

Installation: Während der ersten Inbetriebnahme erfolgt die Ausrichtung auf die Leinwand mit diesem Testbild.

Alle Eingänge befinden sich auf der Rückseite des Domino, so dass von der Couch kein Kabelsalat zu sehen ist. Zu zwei HDMI-Eingängen (einer mit) ARC gesellen sich Digital Audio out, USB-C, USB und eine LAN-Schnittstelle.
Zwar unterstützt der DTVs weder HDR10+ noch Dolby Vision, geht aber einen eigenen Weg, der es in sich hat. Dafür hat Sim2 eine eigene Metadatenerkennung entwickelt und zahlreiche PQ-Kurven (Percived Quantizer). Der Domino analysiert jedes einzelne Bild von HDR10-Inhalten. Anschließend wird jedem Frame eine eigene HDR-Gammakurve (PQ) zugewiesen. Diese deckte den Bereich von 0,0 bis 10.000 Nits ab. Der Sim2 verschiebt diese Signale in einen vom Beamer darstellbaren Bereich. Im Rahmen der Performance des Projektors werden statische HDR-Inhalte nun mit bestmöglicher Qualität projiziert.

Dank individueller PQ-Kurven von Sim2 werden dunkle Filmszenen wie hier in „West Side Story“ strahlend hell dargestellt. Tageslichtaufnahmen stehen dem guten Eindruck nicht nach.
Installation und Bedienung
Geliefert wird der Sim2 Domino TVs in einem schicken Karton. Auf allen Seiten ist er gut geschützt verpackt, so dass Transportschäden auszuschließen sind. Wir entschließen uns, den Beamer nicht auf dem Sideboard in der Schreibstube zu installieren, sondern in unserem Screening-Room. Hier positionieren wir den DTVs auf der kleinen Bühne vor der Leinwand. Auf diese Weise können wir die Bildgröße variabel halten und den Fokus bestmöglich kontrollieren.
Für die Abstandsmessung ziehen wir die Gehäuserückseite des Projektors heran. Bereits aus 22 Zentimetern erzielen wir eine Bildbreite von 2,22 Meter. Zweieinhalb Meter bedürfen 25 Zentimeter Distanz von der Leinwand, um diese geometrisch korrekt in 16:9 auszuleuchten. Die Schärfe stellen wir bequem mit der Hauptfernbedienung ein. Bis in die Ecken wird das Bild optimal fokussiert. Den Roku-Mediaplayer verbinden wir auf der Rückseite mit einem der beiden freien HDMI-Ports. Innerhalb von Minuten steht die Internetverbindung und alle Streamingdienste sind aktualisiert. Jetzt haben wir unter anderem Zugriff auf Netflix, YouTube, Wow, Amazon Prime Video, Disney+ und die Mediatheken von ARD und ZDF.
Die Bedienung gelingt so, wie wir es von einem smarten Fernseher gewohnt sind. Etwas umständlich finden wir allerdings, dass für die Einstellungen des Projektors die Hauptfernbedienung zusätzlich erforderlich ist. Das gelingt mit dem Roku-Handsender nicht. Ebenso lassen sich mit dem großen Geber des Dominos die Smartfunktionen des externen Mediaplayers nicht nutzen. Die Navigation durch die jeweiligen Menüs gelingt mit beiden Controllern zügig. Überdies funktioniert die Sprachsteuerung des Roku hervorragend. Da der Sim2 Domino keinen TV-Tuner besitzt, greifen wir zur App „Waipu.TV“, die für 7,50 Euro pro Monat abonniert werden kann. Diese bietet Zugriff auf über 250 Fernsehsender. Sobald der Sim2 DTVs eingestellt ist, erkennt er selbstständig Signale in SDR und HDR.
Licht und Farbe
Ab Werk steht der Sim2 Domino im Bildmodus „Standard“, der ordentliche 1.900 Lumen erzielt. Die Farbtemperatur ist mit 10.600 Kelvin aber zu kühl und der Farbraum zu groß. Hier wird Rec.2020 komplett abgedeckt, was zu arg bunten HDTV-Bildern führt. Auf den ersten Blick sieht das zwar gefällig aus, aber Gesichter haben einen extremen Sonnenbrand. Die höchste Lichtausbeute erzielt man im Bildmodus „Hell“. Die beworbenen 2.400 Lumen werden punktgenau erreicht. Jedoch ist auch dieser Modus zu kühl abgestimmt.

Nach der Kalibrierung beträgt das durchschnittliche DeltaE 0,8 und im Maximum 1,5. Das sind herausragende Werte, weil alles unter 3,0 purer Luxus ist.

Der Graustufenverlauf ist tadellos und erzeugt über alle Helligkeitsabstufungen vollkommen farbneutrale Bilder.

Motorfokus: Mit diesem Testbild lässt sich die Schärfe über die gesamte Bildfläche einstellen und kontrollieren.

Ohne Auflösungsverlust: Für die Nivellierung können alle vier Füße genutzt werden, um den Domino perfekt in Waage auszurichten.
Da wir grundsätzlich präzise Farben anstreben, schalten wir auf „Benutzer“. In SDR wie HDR kommen wir dem Ziel damit schon relativ nahe. Es sind nur geringe Anpassungen nötig, um die von uns angestrebte Perfektion zu erhalten. Die Farbräume Rec.709 und Rec.2020 werden zu 100 Prozent abgedeckt. Für HDTV stehen jetzt 1.800 Lumen Lichtausbeute auf der Habenseite, bei HDR sind es sogar 2.000. Das reicht nominell für Bildbreiten bis 4,30 Meter (HDTV) respektive 3,20 bei HDR. Allerdings empfehlen wir, eine Leinwandbreite von 3,00 Metern (135 Zoll) nicht zu überschreiben, weil ansonsten der Abstand des Projektors von der Wand zu groß und das Bild nicht vollständig fokussiert wird. Der statische On/Off-Kontrast beträgt 1.250:1 und kann dynamisch fast verdreifacht werden. Rund 3.500:1 ermitteln wir. Der ANSI-Kontrast ist mit 250:1 auf mittelmäßigem Niveau.
Obwohl wir lediglich geringe Anpassungen im Color-Management-System vornehmen, stellt uns die Kalibrierung vor Herausforderungen. Denn bei Zuspielung eines Weißbildes verändern sich die Farben. Rot nimmt kontinuierlich ab mit der Zeit. Wir müssen also schnell sein, um konsistente Farben zu erhalten. Der Aufwand lohnt sich aber. Sowohl das Gamma 2,4 als auch der Graustufenverlauf folgen mustergültig ihren Vorgaben. Wie beim XTV4K wirft auch der Domino alle HDR-Signale von 0,0 bis 10.000 Nits auf die Leinwand. Mit Hilfe des dynamischen Tone Mappings wird die Performance des Projektors ausgeschöpft. Die Farbtemperatur liegt mit gut 6.500 Kelvin voll im Soll. Die Ausleuchtung (Color Uniformity) ist mit 96 Prozent hervorragend. Von der Mitte bis zum Rand sind weder ein Helligkeitsabfall noch eine Farbverschiebung auszumachen.
Bildqualität
Zunächst einmal fällt uns auf, wie leise der Sim2 Domino TV ist. Die Lüfter surren mit 27 Dezibel ganz sonor vor sich hin. Sobald leise Sprache aus einem Film ertönt, ist der Ultrakurzdistanz-Projektor vom Sitzplatz aus gar nicht mehr zu hören.
24-, 50- und 60-Hz-Inhalte werden originalgetreu projiziert. Es stellt sich kein 3:2-Pulldownruckeln ein. Zusätzlich kann die Bewegungsschärfe verbessert werden, in dem „Pure motion“ wunschgemäß eingestellt wird. In den niedrigen Modi sind Artefakte in Form von Grießeln und ausgerissenen Kanten nicht auszumachen. Alles läuft wunderbar natürlich. Erst im hohen Modus sind Bildfehler offensichtlich. Die Schärfe ist bis zu den Rändern hervorragend. Die Durchzeichnung dunkler Inhalte ist bereits in den Werkseinstellungen sehr gut. Mit „Dynamic Black“ lassen sich noch mehr Details nahe Schwarz ausmachen. Als Maria in „West Side Story“ abends auf der Feuerleiter steht, ist nicht nur ihr weißes Kleid klar und deutlich zu erkennen, auch die Feuerleitern links und rechts offenbaren alle Streben in der Dunkelheit. Besonders angenehm finden wir, dass der Regenbogen-Effekt kaum noch auszumachen ist, weil die Laserdioden extrem schnell schalten. Störendes Farbblitzen können wir allenfalls im Abspann mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund erkennen oder in statischen Testbildern – wenn wir uns darauf konzentrieren.
Mit Spielfilmen wie „Dogman“ oder „Matrix“, welche mit dem großen Rec.2020-Farbraum gemastert sind, spielt der Domino seine ganze Stärke aus. Derart satte grüne, blaue und rote Farbtöne versprühen pure Begeisterung. Die von oben nach unten laufenden Symbole in „Matrix“ scheinen förmlich zu glühen.
Zwei 10-Watt-Lautsprecher sind in die Front des Sim2 Domino eingelassen. Trotz DTS-Zertifizierung klingen sie für unsere Ohren aber alles andere als gut, vor allem weil praktisch jeglicher Bass fehlt. Hier dürfte der Hersteller gespart haben, weil potenzielle Kunden eine externe Surroundanlage ihr Eigen nennen dürften.
Der Testbericht Sim2 Domino DTVS (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 9.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Sim2 bietet mit dem Domino einen schicken Ultrakurzdistanz-Projektor, der mit 4K, langlebiger RGB-Laserlichtquelle und dynamischem Tone Mapping ein Großbilderlebnis der Sonderklasse ins Wohnzimmer bringt. Ein Highlight am LaserTV-Himmel.
Michael B. Rehders