Sharp HT-SBW800 (Test)

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Die 15 cm hohe Fernbedienung ist recht leicht, rutscht aufgrund ihrer glatten Rückseite aber gerne mal durch die Hand.

Mit der Grundig DSB2000 hatten wir vor Kurzem bereits eine echte Schnäppchen- Soundbar mit Dolby-Atmos-Ton im Test. Das gute Stück kostet gerade mal 330 Euro, konnte klanglich allerdings nur bedingt überzeugen. Sharps erster Atmos-Riegel HT-SBW800 schlägt mit 560 Euro zu Buche, doch scheint der höhere Preis gerechtfertigt.

8 Kanäle für Atmos

Denn entgegen der Grundig-Soundbar mit 2.1-Kanälen bekommt man bei Sharp nativen 5.1.2-Sound, das heißt, jeder Atmos-Kanal wird von einem echten und keinen virtuellen Chassis bedient – was mehr Materialaufwand bedeutet. Zu diesem Zweck verbauten die Japaner auf der Oberseite links wie rechts je zwei schräg nach oben abstrahlende Treiber, die ihren Schall Richtung Decke schicken, von wo aus er via Reflexion zum Hörplatz finden soll. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten auch die seitlich verbauten Chassis, die ihre Toninformationen zu den Wänden schicken. Der von dort zurückgeworfene Schall soll für Surround- Feeling sorgen und die Frontbühne akustisch erweitern.

Das Innenleben der Sharp-Soundbar offenbart 8 Treiber, die äußeren Töner strahlen ihren Schall schräg zur Decke. Alle Chassis für die Kanäle Links/Rechts und Center (2x) sind hingegen frontal zum Hörer gerichtet.

Der Center-Kanal bekam gleich zwei Chassis spendiert, sie strahlen ebenso wie die Treiber der Kanäle Links und Rechts frontal zum Hörer ab. Der externe Subwoofer übernimmt den separaten Basskanal. Insgesamt stehen dem Duo laut Hersteller 570 Watt zur Verfügung. Das Schutzgitter aus Metall umspannt die Front und Oberseite der Soundbar, nicht jedoch die Seiten, sodass die Side-Firing-Treiber offen bzw. ungeschützt sind und jederzeit von neugierigen Kinder fingern oder Katzenkrallen beschädigt werden können. Der Rest des sauber verarbeiteten Gehäuses besteht aus Kunststoff. Mit ihren 7,5 Zentimetern Höhe sollte sich die Soundbar vor die meisten Fernseher platzieren lassen, ohne ins Bild zu ragen, angesichts eines Gewichts von 4,3 Kilo ist aber auch eine Wandmontage (Material liegt bei) kein Problem.

Viele Soundbars erzeugen Surround-Klang, indem sie Audiosignale mittels digitaler Klangverarbeitung (DSP) so manipulieren, dass sich der Schall für das Ohr anhört, als käme er von seitlich oder hinten. Dem entgegen steht der kanal basierte Ansatz, im Falle der Sharp Soundbar HT-SBW800 mit 5.1.2 diskreten Kanälen: Hier verfügt die Soundbar über 10 Chassis, welche die Kanäle Center (2 Treiber), Links, Rechts, Surround links, Surround rechts sowie Top links und Top rechts abbilden.

3D-Sound aus nur einem Gehäuse: Der Schall der zur Decke und zu den Wänden abstrahlenden Chassis wird via Refl exion zum Hörplatz geworfen.

Die Höhenboxen werden dabei von zwei Pärchen nach oben strahlenden Treibern simuliert; der von der Decke reflektierte Schall lässt den Zuschauer Töne von oben wahrnehmen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten die beiden seitlich abstrahlenden Surround-Kanäle, deren Schall von den Seitenwänden reflektiert wird. Zu guter Letzt kommt ein separater Subwoofer für den Bass-Kanal hinzu, der per Funk angekoppelt wird. Ob und wie es von oben bzw. seitlich neben dem Sitzplatz klingt, hängt auch von der Wand- und Deckenbeschaffenheit sowie dem Abstand des Hörers zur Soundbar ab. So mindern schallabsorbierende Decken, Schrägen oder Objekte im Schallweg der Refl exionen den 3D-Sound-Effekt merklich.

Decoder und Upmixer

Bei den Decodern bekommt man nur die halbe Miete. Denn während von Dolby alles an Bord ist, fehlt von DTS jede Spur. Damit entsprechende Inhalte nicht stumm bleiben, muss der Zuspieler DTS-Signale ins PCM-Format wandeln. Für den 3D-Upmix von 2D-Ton ist ein Chip von Amlogic zuständig. Die 5 Klangprogramme (Movie, Music, News, Flat, Night) verstecken sich unter dem winzigen „EQ“- Button der Fernbedienung und nehmen Einfl uss auf Dynamik, Räumlichkeit und den Toncharakter. Zur manuellen Feinjustage sind zudem Regler für Bass und Höhen dabei.

Die Anschlüsse befi nden sich auf der Rückseite: Zu 2 HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang samt ARC gesellen sich Toslink, Koax, USB mit Mediaplayer sowie ein analoger Klinken-Eingang.

Konnektivität und Bedienung

Bei den Anschlüssen ist die SBW800 gut aufgestellt: So trumpft das 4K/60p-Videoboard gleich mit zwei HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang samt CEC und ARC auf. Zudem schleift die Soundbar alle HDR-Formate (HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision) durch. Digitalton kommt über Toslink und Koax in die Bar, analog via 3,5-mm-Klinke. Über den USB-Port wird der Media-Player gefüttert, der aber nur MP3-Dateien abspielt. Punktabzug gibt es in der Kategorie Netzwerk, denn hier hat die Soundbar nur Musik-Streaming über Bluetooth zu bieten. WiFi, LAN, AirPlay, Chromecast, Multiroom, Musik-Apps und eine Sprachsteuerung fehlen. Ungewöhnlich: Das Netzteil befindet sich nicht in der Bar, sondern wurde ausgelagert.

Die seitlich verbauten Treiber sind ungeschützt: Ein falscher Handgriff und die Tragödie ist passiert.

Die Bedienung erfolgt über Tasten an der Bar oder mit der Fernbedienung, die Optimierungspotenzial birgt: Zum einen fällt die Rückseite rutschig aus, weshalb der Geber gern mal durch die Finger flutscht. Zum anderen sind einige Tasten winzig. Dank HDMI-CEC kann man zur Regelung der Lautstärke auch die Fernbedienung des TVs nutzen. Die 5 Felder des Geräte-Displays sind durch das Frontgitter noch gut lesbar und schalten sich nach kurzer Zeit ohne Eingabe automatisch ab; ein Onscreen-Menü fehlt.

Tonqualität

Zu Beginn unseres Hörtests rotierte Steely Dans „Two against nature“ im Player, das Album liegt auf DVD-Audio sowohl in Dolby 5.1 als auch DTS 5.1 vor. Der Dolby-Mix gefiel mit anspringender Dynamik, kräftigen Bässen und guter, räumlicher Separation aller Instrumente bei breiter Bühne. Allerdings ging Gesang unter bzw. trat hinter die Instrumente zurück. Selbiger Effekt war auch bei der DTS-Spur präsent, die wir zuvor vom Player in PCM 5.1 wandeln ließen. Der PCM-Stream spielte aber weniger räumlich und klang zudem harscher, was nicht sein sollte. Die gedrängte Stimmwiedergabe verschwand, als wir von den Klangprogrammen „Music“ und „Movie“ in den „Flat“-Modus wechselten, der seinem Namen allerdings alle Ehre machte. Von räumlichem Klang konnte dann nämlich keine Rede mehr sein, es tönte flach aus der Box.

Der 5,8 Kilo schwere Subwoofer besteht aus Holz, das mit schwarzer Folie überzogen ist. Der Treiber sitzt unten im 24 x 24 x 41,5 Zentimeter (B x T x H) großen Gehäuse und stahlt zum Boden hin ab. Auf der Rückseite fi ndet man ein Bassrefl ex-Rohr sowie einen Pairing- Knopf. Regler zur Tonanpassung gibt es hingegen keine, auch Signaleingänge fehlen. Die Kommunikation mit der Soundbar erfolgt per Funk.

Zur Überraschung war die Sprachverständlichkeit bei Filmen und Dokus deutlich besser, und das auch aus seitlichen Hörwinkeln. Eigentlich kräftige Männerstimmen klangen aber etwas schmächtig, da voluminöse Oberbässe fehlten. Der Subwoofer verschaffte sich eher in tiefen Lagen Gehör, und zwar mit ordentlich Nachdruck. Das kann man dann schon mal im Bauch spüren. Der kräftige Tiefbass machte sich auch bei Effekten in Atmos-Trailern positiv bemerkbar, in den tiefsten Basskeller (etwa bei „Amaze“) reichte der Woofer aber dann doch nicht. Der „Night“-Modus kappte effektiv Dynamikspitzen bei Dolby- und PCM-Ton.

Mit Atmos-Trailern („Audiosphere“, „Shattered“) und aktiver „Surround“-Schaltung erzielte die Sharp-Bar eine erstaunliche Räumlichkeit: Vorne tat sich eine breite Bühne mit klar ortbaren Effekten auf und Soundobjekte standen auch seitlich des Hörplatzes gut greifbar im Raum – und eben nicht nur als seichte Klangwolke. Als Knackpunkt entpuppte sich der Decken-Sound, denn Höheneffekte verteilten sich auf die Seiten und vorne etwas über die Soundbar; von oben konnten wir aber keine Effekte hören. Wenig überzeugend klangen DTS- bzw. PCM-Inhalte (Mehrkanal und Stereo), denn hier spielte die Bar deutlich kleiner und frontbetonter, auch mit aktivem Surround-Upmix. Kritik gibt es zudem in der Disziplin Neutralität, mit ihrer verfärbten, etwas harschen Spielweise mag die SBW800 nicht erste Wahl für audiophile Feingeister sein. Doch wie meist gewöhnt man sich an den Eigenklang überraschend schnell.

Der Testbericht Sharp HT-SBW800 (Gesamtwertung: 65, Preis/UVP: 560 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

65 befriedigend

Sharps Soundbar HT-SBW800 klotzt mit starker Video-Sektion und räumlichem Sound bei Atmos-Ton. DTS-Streams bleiben aber außen vor und auch in Sachen Netzwerk gibt es kaum Funktionen.
Andreas Oswald

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