Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Eigentlich wollten wir den Panasonic TX-65 CXW 804 schon in audiovision 12-2015 testen, doch kam kurzfristig sein OLED-Bruder CZW 954 dazwischen. Allerdings stellt der LCD-TV den Preisunterschied von sage und schreibe 6.000 Euro gehörig infrage, zumal sich die beiden Fernseher sowohl im Labor als auch in der Praxis recht ähnlich verhalten.
Ausstattung und Praxis
Obwohl Panasonics 800er- und 900er-Modelle der gleichen Geräteklasse angehören (Reference), gibt es bei der Ausstattung Unterschiede. So hat der TX-65 CXW 804 den bereits getesteten CRW 854 und CXW 754 die THX-Zertifizierung sowie die Kalibrieroption zur professionellen Bildoptimierung mit Hilfe der Software „Calman Control“ voraus. Ein entsprechendes Bundle inklusive des Mess-Sensors Spectracal C6 ist für rund 700 Euro zu haben. Selbstverständlich verfügt das Gerät auch über zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten. Schade nur, dass einige Regler unzureichend erklärt und in Untermenüs versteckt sind.
Dennoch macht der CXW 804 in puncto Bedienkomfort eine tolle Figur, zumal er auf das bewährte Firefox-Betriebssystem setzt. Dieses zeichnet sich durch einen intuitiven Aufbau sowie kurze Reak-tionszeiten aus, wozu der „Quad-Core Pro“-Prozessor einen entscheidenden Teil beiträgt. Dank „my Home Screen 2.0“ ist die Benutzeroberfläche sogar personalisierbar, indem man seine Lieblingssender und -Apps auf der Startseite zusammenfasst. Die Auswahl an Internet-Diensten reicht von Online-Videotheken und YouTube in 4K-Qualität über soziale Netzwerke bis hin zum Web-Browser. Der Quattro-Tuner für den TV-Empfang via Satellit, Kabel, DVB-T2 und TV-over-IP-Technik rundet die Ausstattung ab.
Die Beschallung übernimmt das „VR-Audio Master Surround 2.1“-System, das zwar recht tief spielt, Mitten und Höhen klingen aber verwaschen.
Bildqualität
Lob verdient der TX-65 CXW 804 nicht nur für seine neutralen Farben und Graustufen, sondern ebenso für die satten Kontrastwerte zwischen 383:1 (ANSI) und 967:1 (EBU-Im-Bild). Erstaunlich gut schlägt er sich in dunklen Szenen: Die Nachtaufnahmen in „Krabat“ vermitteln die gewollte Grusel-Atmosphäre, ohne Details zu verschlucken, während der Weltraum-Thriller „Gravity“ durch Plastizität und Tiefe besticht. Möglich macht das die vollflächige Hintergrundbeleuchtung in Kombination mit der adaptiven Ansteuerung (Local Dimming).
Die farbneutralen Bildmodi „Professional 1“, „Professional 2“ und „True Cinema“ sind ab Werk mit dem Farbskala-Preset „Rec. 709“ kombiniert, passend für übliches HDTV-Fernsehen oder Blu-ray-Discs. Die im Menü „Erweiterte Einstellungen“ versteckte Farbskala-Umschaltung bietet den dazu kaum abweichenden „EBU“- und den sichtbar eingeschränkten „SMPTE-C“-Farbmodus. Deutlich intensivere Farben liefert nur der verwirrenderweise „natürlich“ und nicht etwa „DCI“ getaufte Modus. Damit reichen die Grundfarben Rot, Grün und Blau sowie die Mischfarben Gelb, Cyan und Magenta sichtbar über den BT.709-Standard hinaus. Im Zusammenspiel mit üblichen HDTV-Quellen produziert er ausgesprochen satte und dabei dunkler sowie kontrastreicher wirkende Farben, die jedoch übertrieben, um nicht zu sagen unnatürlich aussehen. Messtechnisch schlägt sich dies in größeren Delta-E-Werten, also stärkeren Abweichungen nieder. Gut mag das zu Fantasy-Filmen wie „Avatar“ passen, richtig Sinn macht die Einstellung wohl erst mit künftigen Ultra-HD-Blu-rays. Ein Prototyp von Panasonics Ultra-HD-Blu-ray-Player offenbarte auf der IFA noch keine näheren Details. Bekannt ist hingegen, dass Samsungs UHD-Debütant UBD-K 8500 ab 2016 Filme mit einem deutlich größeren Farbraum sowie die HDR-Technologie (High Dynamic Range) im Allgemeinen unterstützen wird.
Wie beim CRW 854 ermöglicht das Menü „Farb-Remastering“ eine interessante Zwischenstufe: Neben der übertriebenen Einstellung „Hoch“ (vergleichbar mit dem Farbkala-Modus „natürlich“) liefert das Preset „Niedrig“ eine wesentlich dezentere Farbraum-Erweiterung. Sie erzeugt mit heutigem HDTV-Material immer noch sehr satte, aber trotzdem natürliche Farben und kompensiert die dürftige Blickwinkelstabilität des Panasonic TX-65 CXW 804: Aus seitlicher Perspektive, etwa vom neben dem Sofa stehenden Esstisch aus, erscheinen die Farben fahler und aufgehellt (siehe CIE-Diagramm oben). Dem wirkt allerdings schon die niedrigste Farb-Remastering-Stufe erstaunlich gut entgegen: Die zuvor ausgewaschen und zu hell wirkenden Farben erscheinen nun auch bei schräger Betrachtung wieder dunkler, satter und brillanter. Dennoch sind der Helligkeits- und Kontrastverlust von über 50 beziehungsweise 75 Prozent nicht zu vernachlässigen.
Die Helligkeitsverteilung ist für einen LCD-TV erstklassig, obgleich die LEDs ihre maximale Leuchtkraft von 471 Candela ausschließlich im zu kühlen Bildmodus „Dynamik“ entfalten; im Preset „Professionell 1“ muss man sich mit 317 Candela begnügen. Apropos Dynamik: Wie die meisten Top-Modelle will Panasonic auch den CXW 804 per Firmware-Update (ein genaues Datum steht noch nicht fest) fit für künftige High-Dynamic-Range-Inhalte machen. Die 24p- und Bewegungsdarstellung haben die Japaner sehr gut in den Griff bekommen. Einzig im 3D-Betrieb fällt noch leichtes 3:2-Pulldown-Ruckeln auf.
Am Mediaplayer hat sich leider nichts geändert: Er verweigert nach wie vor unsere ultrahochaufgelösten HEVC-Clips sowie DivX-Videos, spielt alle anderen Dateiformate sowie Fotos allerdings klaglos ab. mr/ur/ff
Der Testbericht Panasonic TX-65 CXW 804 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der TX-65 CXW 804 überzeugt aufgrund seiner hochwertigen Ausstattung und des hohen Bedienkomforts. Die Bildqualität ist ebenfalls erstklassig, wobei sich Farben, Helligkeit und Kontrast ab einem Blickwinkel von 45 Grad verschlechtern.