Nubert nuPro XS-8500 RC (Test)

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Mit dem nuPro XS-8500 RC macht Nubert einen Evolutionsschritt und präsentiert erstmals einen TV-Klangoptimierer inklusive 3D-Surround-Funktionen.

Sounddecks bzw. Soundbars von Nubert klangen in unseren Tests stets hervorragend, waren allerdings auf die frontale Stereo-Wiedergabe beschränkt. Mit dem nuPro XS-8500 RC schlägt der schwäbische Boxenbauer ein neues Kapitel auf. So wurden erstmals 3D-Ton-Decoder für Dolby Atmos und DTS-X integriert; 3.1-Kanäle liefert das neue Spitzenmodell selbst, bis zu 8 separat erhältliche Lautsprecher plus Subwoofer (siehe Kasten) können für ein 7.1.4-System drahtlos gekoppelt werden. Für diesen Test beschränkten wir uns auf die Solo-Performance des nuPro XS-8500 RC, was auch preisliche Gründe hat, kostet es doch bereits 1.970 Euro und ist damit 500 Euro teurer als das ehemals größte Nubert-Sounddeck XS-7500 (Test in 1-2020).

Kolossaler Auftritt
Für sein Geld bekommt man aber einiges geboten. Schon der Anblick des Lautsprechers macht klar, dass hier ein ausgewachsener Standlautsprecher in Querlage für besseren TV-Sound sorgt. Die enorme Größe von 120 x 16,8 x 39 (B/H/L) Zentimetern ermöglicht in Kombination mit einem Gewicht von 32,5 Kilo Gewicht ein vibrations armes Gehäuse gepaart mit viel Volumen für einen natürlichen Klang ohne die für so manche Soundbar/Subwoofer-Kombis typische Betonung von Höhen und Bass samt mangelndem Grundton.

Das wahlweise in Schwarz oder Weiß lackierte Holzgehäuse aus MDF trägt TV-Flachmänner bis 100 Kilogramm. Alternativ kann man den Koloss auch in einem Lowboard unter dem Fernseher verstauen. Die klassische Soundbar-Platzierung vor einem TV gestaltet sich aufgrund der Höhe hingegen als problematisch – und an die Wand sollte man das gute Stück natürlich auch nicht hängen.

Die Fernbedienung punktet mit großen, gummierten Tasten und klarer Strukturierung. Die Oberseite besteht aus Aluminium, der Rest des Korpus aus Plastik.

Technik
Im Gehäuse sorgen 6 Digitalverstärker für zusammen 580 Watt, die 8 Chassis befeuern, welche laut Nubert ein 3.1-System bilden. Links wie rechts arbeiten je ein Hochtöner mit 25 Millimeter großer Seidengewebekalotte sowie 2 symmetrisch um jeden Hochtöner angeordnete Tief-/Mitteltöner, deren Polypropylen-Membran je 11,9 Zentimeter misst. Auf der Unterseite des Gehäuses verbaute Nubert zwei 20,4 Zentimeter große Tieftöner, ebenfalls mit Polypropylen-Membran. Standfüße inklusive höhenverstellbarer Spikes schaffen den nötigen Abstand zur Stellfläche. Dedizierte Chassis für einen Center-Kanal gibt es nicht, dieser wird von den Chassis für Links und Rechts virtuell erzeugt. Eine magnetisch haftende Stoffabdeckung schützt die Chassis der Front, die zwei Basstreiber an der Unterseite bieten hingegen kein Gitter, weshalb man beim Auspacken und Aufbau des Sounddecks Vorsicht walten lassen sollte.

Zwar besitzt die XS-8500 RC Decoder für Dolby Atmos und DTS:X, das allein macht aber noch keinen vollwertigen 3D-Sound. Die 8 Chassis des Sounddecks bilden nämlich nur 3.1-Kanäle (Links, Rechts, Center und Subwoofer), dedizierte Höhen- und Surround-Chassis fehlen. Deren Toninformationen gehen zwar nicht verloren und DSP-Schaltungen im Deck fabrizieren eine überzeugende Räumlichkeit in der 2D-Tonebene, echter 3D-Sound entsteht so aber nicht.

Hier kommt Nuberts „X-Connect Surround“-Technik ins Spiel, über die sich weitere Lautsprecher mit der XS-8500 RC für ein Multikanal-Setup per Funk verbinden lassen. Insgesamt 4 Surround-Lautsprecher, 4 Höhen-Lautsprecher und einen Subwoofer kann man ankoppeln, unterm Strich entsteht so ein 7.1.4-System mit dem Sounddeck als Kommandozentrale. Als Rear- und Höhenboxen kommen alle Aktiv-Lautsprecher von Nuberts neuer „nuPro XS“-Serie mit „X-Connect Surround“ (nicht zu verwechseln mit dem älteren Standard „X-Connect“) in Frage. Im einzelnen sind dies die Kompaktmodelle XS-3000 RC (700 Euro) und XS-4000 RC (900 Euro) sowie die Standboxen XS-6000 RC (1.450 Euro) und XS-8000 RC (1.900 Euro). Brandneu ist der Aktiv-Lautsprecher XI-2000 RC, der sowohl für die Wand- als auch die Deckenmontage konzipiert wurde und als Besonderheit dank integriertem Licht auch für die Zimmer beleuchtung genutzt werden kann (Details im IFA-Report ab Seite 6).

Für den Ausbau zum Surround-System kommen Nuberts Aktiv-Lautsprecher der brandneuen XS-Serie in Frage, wie der hier abgebildete nuPro XS-4000 RC für 900 Euro pro Stück.

Ausstattung & Praxis
Bei den Anschlüssen ist Nubert seit jeher gut aufgestellt. Tonsignale kommen digital über den HDMI-eARC ins Deck, die richtige Wahl, falls man nativen 3D-Ton hören möchte. Natürlich muss auch der angeschlossene Fernseher für die Ausgabe von Dolby Atmos und DTS:X einen eARC (Enhanced Audio Return Channel) besitzen. Komprimierte 2D-Ton-Streams wandern über die doppelt vorhandenen Toslink- und Coax-Buchsen ins Deck; analog finden Geräte über Stereo-Cinch Anschluss. Der Sub-Out nimmt einen externen Subwoofer entgegen, die Trennfrequenz (Hochpass-Filter) kann zwischen 10 und 140 Hertz im Deck eingestellt werden.

Der USB-Port liefert Strom (5V / 1,5A) oder dient als Schnittstelle für Nuberts „XRC Android Interface“. Dieses 40 Euro teure USB-Mikrofon wird benötigt, sofern man via Android-App die Einmess-Funktion zur Kalibrierung des Sounddecks nutzen möchte. Laut Nubert liefern Android-Geräte aufgrund der Vielzahl an Mikrofonen mit unterschiedlichen Parametern keine zuverlässigen Messergebnisse. Apple-User können hingegen die integrierten Mikrofone von iPad und iPhone nutzen.

Ferner findet am USB-Port auch Nuberts „nu-Connect trX“-Anschluss. Das Hi-Res-Audiofunksystem arbeitet als Empfänger oder Sender und spannt ein eigenes Funknetzwerk auf Basis von Nuberts X-Connect-Technik auf. So lassen sich beispielsweise sehr einfach Multiroom-Systeme verwirklichen.

Ausstattung & Praxis
Wie eingangs erwähnt, verarbeitet das Nubert-Deck Dolby Atmos und DTS:X, zudem natürlich PCM-Signale. An DSP-Klangschaltungen stehen „movie“, „music“ sowie „voice+“ für eine optimierte Sprachwiedergabe und „night“ für den klanglich besten Sound bei leisen Hörpegeln zur Wahl. Die Einstellung „auto“ gibt je nach Kanalkonfiguration von Deck und externen Speakern Tonsignale nativ oder als Upmix wieder.

Sinnvoll sind die Bass- und Höhen-/Mittenregler, die nach dem Klangwaagen-Prinzip arbeiten und den Frequenzgang je nach Einstellung kontinuierlich fallen und steigen lassen. Zudem ist ein 5-Band-Equalizer an Bord. Die Loudness-Funktion hebt in Relation zur Lautstärke Bässe an. Alle Einstellungen kann man in drei Presets speichern und per Direkttasten auf der Fernbedienung abrufen.

Apropos: Der Geber ist schwer und wirkt robust. Die Gummitasten sind in eine Frontplatte aus Aluminium eingelassen, das restliche Gehäuse besteht aus Kunststoff. Dank klarer Strukturierung findet man sich schnell zurecht. Ist das Sounddeck via HDMI am Fernseher angeschlossen, kann man dank CEC-Funktion auch die Fernbedienung des TV-Apparats zur Lautstärkeregelung nutzen.

Mittig auf der Front des Decks sitzt ein kleines OLED-Display, das Funktionen und Betriebszustände anzeigt. Mit dessen Hilfe sowie den Tasten am Deck kann man durch das Grundmenü navigieren, falls man auf die App verzichtet. Setzt man allerdings die Stoffblende auf, ist es mit der Lesbarkeit des Menüs nicht zum Besten bestellt.

In Sachen Multimedia zeigt sich Nubert gewohnt sparsam, das XS-8500 RC unterstützt nur Bluetooth samt aptX-Codec. Ein Media player fehlt hingegen, ebenso wie DLNA, WLAN, AirPlay, NFC, Chromecast oder DTS Play-Fi, die Steuerung per Sprachsteuerung ist nicht möglich.

Rückseite: Mit einem HDMI-Ausgang samt eARC (dieser dient als Toneingang), zweimal Toslink und Koax sowie Stereo-Cinch-Input und Sub-Pre-out ist Nuberts XS-8500 RC gut bestückt. Zwei Bass-Reflex-Öffnungen erhöhen die Tiefton-Ausbeute. Heutzutage nur noch selten anzutreffen, aber begrüßenswert, ist der Netztrennschalter.

An der Unterseite verbaute Nubert zwei große Bass-Chassis. Die notwendigen Standfüße samt Spikes lassen sich in der Höhe anpassen.

Tonqualität
Vor dem Hörtest führten wir die Room Calibration über die X-Remote App (für Apple) aus, was problemlos klappte: Nach rund einer Minute war der Spuk (lautes Rauschen) schon vorbei, eine Grafik zeigt den Frequenzgang mit originaler und korrigierter Kurve an. Nach der Messung müssen die Daten auf das Deck übertragen werden.

Wie das nicht minder gewaltige Vormodell XS-7500 klang auch das neue Sounddeck-Flaggschiff XS-8500 RC wie ein ausgewachsener Standlautsprecher. Natürlich, ruhig und vor allem unangestrengt floss der Sound von Steely Dans 5.1-Mix zu „Two against nature“ aus dem Deck, und das selbst bei hohen Lautstärken. Bässe spielten schön druckvoll, mit Volumen und ganz selbstverständlich, dank der massiven Bauweise rumpelte auch nichts am oder im Gehäuse.

Wunderbar gelang dem Nubert-Deck auch die Wiedergabe des Hochtons, der sehr klar und detailreich, aber stets auch fein und seidig schallte. Uns fuhr auch bei hohen Pegeln nichts unangenehm ins Ohr. Sehr ausgewogen spielte zudem der Mittelton, der eine ausgezeichnete Sprachverständlichkeit bot, die aus stark seitlichen Hörwinkeln nur leicht nachließ; dann klang es etwas dumpfer. Die „voice+“-Schaltung hellte den Klang merklich auf, womit Stimmen klarer wahrgenommen werden.

„X-Remote“ nennt sich die Steuerungs-App von Nubert, die für Android- und iOS-Geräte von Apple kostenlos erhältlich ist. Die Software ist speziell auf Lautsprecher der nuPro X- sowie XS-Serie zugeschnitten und erleichtert insbesondere die Einstellung selten benötigter Grundfunktionen, die tiefer in der Menüführung „versteckt“ sind – wie das Hochpassfilter, der Equalizer, das Einmess-System oder die Display-Parameter. Im Test mit unserem iPad funktionierte die App tadellos.

Die Verbindung zwischen Lautsprecher und Tablet oder Smartphone erfolgt über Bluetooth, weshalb kein WLAN im Hörraum zur Verfügung stehen muss. Die Startseite bietet alle wichtigen Alltags-Funktionen, dank der großen Buttons sind Fehleingaben durch Danebentippen auch auf kleinen Handys nicht zu befürchten. Die App lässt sich dank logisch strukturierter Menüs intuitiv steuern, das Design wirkt allerdings recht sachlich und nüchtern.

App für Android und iOS: Nuberts „X-Remote“.

Mit Atmos-Trailern von der Dolby-Demo-Disc spielte das Deck dank seiner enormen Breite auch ohne DSP rund 2,5 Meter breit. Dabei fiel die Bühne überzeugend aus, Effekte waren bestens nachvollziehbar. Noch eine ganze Schippe mehr Räumlichkeit kam mit der „movie“-Schaltung auf. Dann wuchs das Deck weit über sich selbst hinaus und erzeugte eine verblüffende Räumlichkeit, bei der Effekte auch zwischen Hörplatz und Sounddeck und sogar seitlich des Zuschauers gut hörbar bzw. ortbar waren. Das gelingt so nur wenigen Soundbars. An die dezenten Klangverfärbungen der „movie“- und auch „music“-Schaltung (lassen sich auch bei Atmos-Quellen aktivieren) gewöhnt man sich schnell.

Wirklich hörbarer 3D-Sound mit Schall von oben bzw. über dem Hörplatz war dem Deck aufgrund seiner 3.1-Bauweise nicht zu entlocken – weder im nativen „auto“-Modus noch mithilfe der DSP-Klangmodi. Hierfür muss man den Klangriegel um externe Boxen erweitern.

Die Tiefbässe aus Atmos-Trailern brachte das Nubert-Deck hingegen eindrucksvoll zu Gehör, selbst den gewaltigen „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip hievte das Deck tief und druckvoll in unseren Hörraum. Der „night“-Modus sorgte beim Leisehören für einen ausgewogenen Klang, reduzierte aber weder Dynamik noch Bässe hörbar.

Erwartungsgemäß überzeugte das Nubert-Deck auch mit Stereo-Musik, bei Natürlichkeit, Auflösung, Dynamik, Volumen und Bass macht dem XS-8500 RC keiner etwas vor. Natürlich klingt der Koloss nicht so breit wie ein Pärchen Stereo-Lautsprecher, mit aktivem „music“-DSP tat sich jedoch ein weites und überzeugendes Schallfeld auf, das zudem etwas Surround-Feeling bot.

Der Testbericht Nubert nuPro XS-8500 RC (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 1.970 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 Sehr gut

Nuberts neues Sounddeck-Flaggschiff nuPro XS-8500 RC klingt hervorragend und ist mit Dolby Atmos wie DTS:X gerüstet. Zudem lässt es sich auf ein vollwertiges 7.1.4-System aufrüsten. Größe und Preis des Decks dürften den Käuferkreis allerdings etwas einschränken.

Andreas Oswald

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