Es ist immer spannend, wenn ein Boxenbauer, der aus dem Studiobereich kommt, auch den Heimkino-/Hifi-Markt erobern will. Miller & Kreisel aus den USA ist ein solcher Hersteller und hat sich seit der Gründung im Jahr 1973 nicht nur in der Studioszene einen Namen als Technologie-Wegbereiter gemacht. So reklamieren die Amerikaner beispielsweise den ersten in Serie hergestellten Subwoofer mit integrierter Endstufe für sich – eine Idee, die heutzutage als Selbstverständlichkeit gilt und sich als Komponente in nahezu jedem Heimkino findet.
Schwierigkeiten bereiten kann allerdings die von der Arbeit mit Aufnahmestudios gewohnt nüchterne Herangehensweise an die eigenen Produkte: So legen Heimkino-Fans nicht nur Wert auf richtig guten Klang, sondern auch auf eine wertige Optik sowie eine saubere Verarbeitung. Sollen die Lautsprecher doch meist ins eigene Wohnzimmer integriert werden. Genau hier verzichtet Miller & Kreisel, kurz MK Sound, beim Testset aus der 750er-Serie auf jegliche Finesse und beschränkt sich auf einfache Folien-Oberflächen und Gehäuse in Faltaufbautechnik. Technisch spricht nichts dagegen, so lassen sich durchaus stabile und akustisch hochwertige Gehäuse bauen, in ein hiesiges Wohnzimmer passt das aus optischen Gründen eher nicht. Zumal man für den Preis von 4.600 Euro bei Mitbewerbern schon edle Furnieroberflächen und eine ausgesprochen hochwertige Verarbeitungsqualität bekommt.
Jenseits aller PR-Sprüche sind Boxen für Tonstudios vor allem eines: Werkzeuge, die für die Techniker die Arbeit möglichst einfach machen sollen. Das oberste Ziel bei der Entwicklung solcher Schallwandler ist also keinesfalls, eine möglichst hohe Klangtreue im HiFi-Sinne zu erreichen, sondern ein Vergrößerungsglas zu produzieren, mit dem die Studio-Mitarbeiter schnell und einfach eine Aufnahme herstellen können, die den Anforderungen des Kunden möglichst genau entspricht. Das kann durchaus bedeuten, einen möglichst neutral klingenden Lautsprecher zu entwickeln, muss es aber nicht.
Ein Beispiel dafür ist das getestete Lautsprecher-Set von MK Sound, das anscheinend direkt aus dem Studio kommt: Durch die Frequenzgang-Stufe oberhalb einem Kilohertz stellen die Lautsprecher eine besonders gute Sprachverständlichkeit her und bringen Details im Mehrkanal-Plot besonders akzentuiert zu Gehör. Zudem klingt es auch sehr dynamisch. Bei Filmsoundtracks ist das Klangergebnis nicht nur im Studio, sondern auch im Heimkino überaus ansprechend. Mit Musik kann die Anhebung allerdings des Guten zu viel sein und aggressiv wirken.
Technik
Umso gespannter waren wir, ob das 750er-Set dieses Manko bei der Klangqualität wieder wettmachen konnte. Technisch sind die Voraussetzungen nicht schlecht, ist das Set doch nach THX-Select-Norm zertifiziert und garantiert damit schon mal die wichtigsten Grundlagen für guten Heimkino-Sound – also saubere Frequenzgänge, ein homogenes Rundstrahlverhalten und hohe Maximalpegel.
Auch die Details zeigen, dass bei der Entwicklung mit Gehirnschmalz nicht gespart wurde: Der Hochtöner beispielsweise wurde in allen drei Frontboxen in einem Winkel von 4,7 Grad schräg montiert. So weist er immer in Richtung Hörplatz und sorgt dafür, das dort möglichst alle Hochton-Informationen ankommen. Die für eine 25-Millimeter-Kalotte, wie hier verwendet, typische Bündelung im Bereich oberhalb von etwa 5 Kilohertz und der damit einhergehende Frequenzgang-Abfall außerhalb der Achse spielt bei dieser Bauweise zumindest beim Direktschall keine Rolle. Das wird umso wichtiger, wenn die LCR-750THX auf der Rückwand montiert werden, wofür sie dediziert vorgesehen sind. Denn dann ist ein Einwinkeln der gesamten Box schlicht nicht möglich.
Für den Tief- und Mitteltonbereich kommen zwei 13-Zentimter-Chassis pro Box zum Einsatz, was für die Leistungsfähigkeit dieser doch eher kleinen Chassis spricht, müssen sie doch die nicht gerade kleinlichen Pegelforderungen der THX-Select-Norm erfüllen. Der Center LCR-750CTHX ist übrigens interessanterweise mechanisch genau gleich aufgebaut wie die Boxen für links und rechts, also mit beiden Tieftönern direkt nebeneinander und dem Hochtöner seitlich daneben. Auch hier ist er zudem angewinkelt, was definitiv Sinn macht, wird er doch allzu häufig unter dem Fernseher platziert und nicht auf Ohrhöhe.
Die Surroundboxen konstruierte MK Sound als Direktstrahler mit links und rechts auf den Seiten montierten Breitband-Chassis, die gegenphasig angesteuert werden und somit bipolar arbeiten. Von dieser „tripolar“ genannten Bauweise verspricht sich MK Sound einen einhüllenden Filmsound bei trotzdem sauberer Räumlichkeit mit Musik. Als Chassis für die Direktstrahl-Abteilung kommen die gleichen Typen wie bei den Frontboxen zum Einsatz, den Tieftöner gibt´s allerdings hier nur einmal und der Hochtöner wurde gerade montiert.
Als Subwoofer lieferte uns der deutsche Vertrieb von MK Sound, Audio Reference aus Hamburg, den eigentlich nicht zum 750THX-Set gehörenden V12 mit, der aber ebenfalls eine THX-Select-Lizenz besitzt. Mit seinem 30-Zentimeter-Chassis und der integrierten 300-Watt-Endstufe sollte er dementsprechend auch pegelmäßig gut mithalten können.
Tonqualität Surround
Das stellt er im Messlabor mit beeindruckenden 109 Dezibel Maximalschalldruck anstandslos unter Beweis. Auch seine untere Grenzfrequenz von 26,7 Hertz kann sich sehen bzw. hören lassen.
Die Frequenzgänge zeigen allesamt einen kleinen Einbruch bei 1,1 Kilohertz, was in den meisten Fällen aber kaum hörbar sein dürfte. Oberhalb davon allerdings liegt der Pegel bei Fronts und Center etwa zwei Dezibel über dem Bereich darunter, was Stimmen und Details hervorhebt, sich aber – abhängig von der Raumakustik – auch als Verfärbung äußern kann. Nicht ganz symmetrisch, aber trotzdem gut ist das Rundstrahlverhalten des Center-Lautsprechers, das auch unter großen Winkeln nur geringfügige Einbrüche zeigt.
Äußerlichkeiten und Messergebnisse treten schnell in den Hintergrund, wenn es für ein Lautsprecher-Set in den Hörraum geht. Und das ist im Fall des 750THX-Sets auch sehr gut so, denn es präsentierte eine über jeden Zweifel erhabene Leistung bei Kinoton: „Terminator – die Erlösung“ beispielsweise präsentiert es höchst dynamisch und mit ausgezeichneter Sprachverständlichkeit, was bei den oft ausgeprägten „Nebengeräuschen“ in Form von krachenden Effekten keine leichte Übung ist. Auch bei sehr hohen Pegeln behält es immer den Überblick und beeindruckt selbst dann mit seiner druckvollen, aber sehr sauberen und tiefreichenden Basswiedergabe. Die Räumlichkeit kommt mit dem US-Set ebenfalls nicht zu kurz, bei „Gravity“ beispielsweise produziert es ein höchst einhüllendes, teilweise beängstigendes Klangbild – genau so hat sich das der Regisseur wohl vorgestellt.
Nicht ganz so überzeugend, aber immer noch sehr gut, spielt das Set bei Musik. Totos „Live at Montreux 1991“ kommt wie gewohnt basskräftig und dynamisch, aber auch mit etwas in den Vordergrund geschobenen Stimmen und aggressiver als andere Sets. Mit Jazz a la „They Can´t Take that Away from Me“ von Jane Monheit und John Pizzarelli kommt das Set wieder besser zurecht, hier arbeitet es Details fein säuberlich heraus und glänzt mit gut definierter Räumlichkeit auch von den Surroundboxen.
Tonqualität Stereo
Stereo-Wiedergabe ist schon aus technischen Gründen nicht die Domäne von THX-Sets, trotzdem macht das MK Sound-Set hier keine schlechte Figur. Besonders gut gelingt ihm die räumliche Darstellung, Bonnie Raitts „Nick of Time“ präsentiert eine in Breite und Tiefe säuberlich sortierte Klangbühne. Beispielhaft auch die nahtlose Art und Weise, in der sich der Subwoofer ins Stereo-Klangbild integriert: Der Bass ist immer genau da zu orten, wo er hingehört, nämlich zwischen den Frontboxen, und zwar gleichgültig, wo der Sub positioniert ist.
Der Testbericht M&K 750-Serie (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 4600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit 4.600 Euro ist das Set von MK Sound sicher kein Sonderangebot, bietet aber eine Klangqualität, die diesen Preis mehr als rechtfertigt. Besonders fürs dedizierte Heimkino ist das Set ein echter Geheimtipp.
Michael Nothnagel