Loewes neue All-in-One-Soundbar „klang bar3 mr“ bietet nicht nur zahlreiche Streaming- und Multiroom-Optionen, sondern lässt sich auch zu einem Mehrkanal-System ausbauen.
Schon zu Zeiten von Röhren-Fernsehern legte Loewe großen Wert auf guten Klang – und das auch bei externen Lösungen. In Zeiten hauchdünner Flachbildschirme wird an dieser Traditionen nicht nur festgehalten, sondern das Audio-Sortiment sogar ausgebaut.
Neuester Zugang zu Loewes „klang“-Portfolio ist die klang bar3 mr, die als All-in-One-Soundbar konzipiert ist und entsprechend ohne Subwoofer und Satelliten-Lautsprecher ausgeliefert wird. Wie wir es von früheren Audiogeräten des Herstellers kennen, lässt sich der 1.000 Euro teure Klangriegel je nach Bedarf und Geldbeutel ausbauen, etwa mit einem Subwoofer, Surround-Boxen und sogar Frontlautsprechern (siehe Kasten). Für diesen Test ließen wir die klang bar3 mr aber als Einzelkämpferin antreten – womit viele interessierte Käufer erst einmal liebäugeln dürften, bevor es in eine Ausbaustufe geht.
Gediegene Erscheinung
Mit einer Breite von 95 Zentimetern ist der Klangriegel nicht der größte, aber auch nicht gerade klein. Dank des eleganten Designs samt rund gelochter Oberseite aus versteiftem Kunststoff und feinem Stoff ringsum (außer hinten) wirkt die basaltgraue klang bar3 mr weder klobig noch besonders auffällig – ideal also fürs Wohnzimmer, wo die Technik eher dezent untergebracht werden soll. Das Loewe-Signet ist in Form einer kleinen Stofffahne seitlich am Gehäuse befestigt. Mit seiner Gehäusehöhe von 7 Zentimetern sollte der Klangbalken vor die meisten Fernseher passen, ohne ins Bild zu ragen. Die Soundbar lässt sich auch an die Wand montieren, dafür wird allerdings ein separat erhältlicher Halter benötigt, der mit 70 Euro zu Buche schlägt. Auf der Unterseite sorgen Gummifüße für einen rutschsicheren Stand und mindern Vibrationen, die sich auf den Tonriegel übertragen könnten.
Die Loewe-Fernbedienung besitzt eine angenehme Oberfläche und schön große Wipptasten. Eine Beleuchtung gibt es allerdings nicht.
Die Installation ist denkbar einfach: Die Loewe bar3 mr spannt ein eigenes Netzwerk auf, mit dem man sich in den Netzwerkeinstellungen von Smartphone oder Tablet verbindet. Über die DTS Play-Fi App kann man danach das Gerät auswählen. Die App bietet zahlreiche Möglichkeiten der Lautsprecher-Nutzung, etwa das Bilden von Gruppen, von Stereo-Paaren oder den Aufbau eines Mehrkanalsystems mit verschiedenen DTS Play-Fi-fähigen Smartspeakern wie den Loewe klang mr1, mr3 und mr5 (siehe Kasten). Natürlich sind alle wichtigen Streaming-Dienste wie Amazon Music, Apple Music, Deezer, Napster, Qobuz, Spotify und Tidal an Bord, auch ein kostenfreies Internet-Radio ist dabei. Zudem kann man Musik von einem Medien-Server im Netzwerk abspielen.
Sound-Tüftler dürften einen Equalizer bzw. Klangregler für Bässe und Höhen vermissen, das müssen die Lautsprecher selbst leisten. Die Steuerung ist mit Amazon Alexa und dem Google Assistant möglich, sofern der Lautsprecher den jeweiligen Sprachassistenten unterstützt. Für die Loewe klang bar3 mr sowie die anderen smarten Lautsprecher des Herstellers sind entsprechende Skills vorhanden.
Chassis und Decoder
Im Inneren des Gehäuses arbeiten 9 Treiber als 3.1-Kanalsystem, das mit insgesamt 180 Watt angetrieben wird. 7 Chassis aus 4 Breitbändern und 3 Hochtönern strahlen dabei nach vorne ab, zwei an der Oberseite integrierte, 4 Zoll große Bass-Chassis spielen unterstützend im Tieftonbereich mit.
Auch wenn die Soundbar aufgrund ihrer Chassis-Bestückung nicht für die native Wiedergabe von 3D-Ton ausgestattet ist, so sind mit Dolby Atmos und DTS:X trotzdem die entsprechenden Decoder für den virtuellen 3D-Genuss an Bord. Hinzu gesellen sich 5 Klangmodi und 3 Raumklangprogramme.
Bässe und Höhen darf man über separate Tasten auf der Fernbedienung einstellen. Etwas versteckt über die Doppelbelegung der „Raumklang“-Taste gelangt man zur Pegeleinstellung der einzelnen Kanäle – hier kann man bei Bedarf etwa den Center etwas lauter und leiser machen oder den Pegel der integrierten Bass-Chassis erhöhen – oder absenken. Nutzt man externe Lautsprecher, ist es sinnvoll, deren Abstände zum Hörplatz manuell einzustellen, was in 10-Zentimeter-Schritten möglich ist. In das entsprechende Menü gelangt man durch langes Drücken der „Klangmodus“-Taste. Ein automatisches Einmess-System ist hingegen nicht vorhanden. Für DTS-Ton gibt es ebenfalls ein verstecktes Menü, das durch langes Drücken der „Eingangswahl“-Taste aufgerufen wird. Hier kann man unter anderem den DTS Neural:X- sowie den DTS Virtual:X-Decoder aktivieren bzw. abschalten.
Bedienung
Die versteckten Menüs empfinden wir als suboptimal, ebenso die Doppelbelegung von Tasten und das rechts hinter dem Stoff sitzende, nicht besonders gut lesbare Display mit teils kryptischen Abkürzungen. Warum nicht ein Onscreen-Menü integrieren, wenn schon ein HDMI-Ausgang vorhanden ist? Die „my Loewe“-App hilft zwar bei der Einrichtung des Geräts, bietet aber keine Steuerungsmöglichkeiten der Bar. Die DTS Play-Fi-App (siehe Kasten) spielt vor allem bei den Vernetzungsoptionen ihre Stärken aus, Grundeinstellungen der Soundbar lassen sich damit aber nicht vornehmen, was uns zur Fernbedienung bringt.
Der Geber aus Kunststoff überzeugt mit angenehmem Anfassgefühl der Oberfläche und großen Wipptasten. Eine Beleuchtung fehlt zwar, was bei den wenigen Tasten aber kein Beinbruch ist. Durch ihre sehr flache Bauform liegt die Fernbedienung allerdings nicht so sicher und angenehm in der Hand wie Modelle mit größerem Korpus. Ist die klang bar3 mr via eARC und aktiver CEC-Steuerung mit dem Fernseher verbunden, lässt sich die Lautstärke auch mit dem TV-Steuerstab regeln.
Damit nicht genug, nach einem Firmware-Update durch den Fachhandel lassen sich sogar ältere Aktiv-Lautsprecher wie der „klang 5“ und „klang 9“ via Funk in ein Multichannel-Homecinema auf Basis der „klang bar3 mr“ einbinden.
Das Koppeln der smarten Boxen mit der Soundbar erfolgt denkbar einfach durch Drücken der Pairing-Tasten, die unter abnehmbaren Blenden versteckt sind. Beim Aufbau eines Surround-Systems muss jeder Box über die beleuchteten Punkte am Bedienpanel ein spezifischer Kanal zugewiesen werden. Hilfestellung zu den verschiedenen Produkten bietet neben dem Handbuch auch die „my Loewe“-App.
Loewe unterstützt mit der klang bar3 mr maximal 5.1-Kanäle, 3.1 davon werden von der Soundbar wiedergegeben. Werden die beiden Frontkanäle von externen Boxen ausgegeben, kann die Soundbar ihre eigenen 3 Kanäle zur Center-Box bündeln. Als Besonderheit besitzt die klang bar3 mr auch 5.1-Vorverstärkerausgänge (Preouts), die Kontakt zu externen Endstufen oder Aktivlautsprechern suchen. Damit kann praktisch jeder vorhandene Lautsprecher an die Loewe-Bar angebunden werden.
Anschlüsse und Streaming
Bei den Anschlüssen ist die Loewe-Bar gut aufgestellt: Es gibt 2 HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang samt eARC im 2.0b-Standard, die 4K/60p-Signale durchleiten. Mit HDR10, Dolby Vision, HDR10+ und HLG werden alle wichtigen HDR-Formate unterstützt.
Hinzu kommen Toslink, 3,5-mm-Klinke und einmal USB für den integrierten Mediaplayer oder Software-Updates. Nimmt man die rückseitige Blende ab, kommen Tasten für WPS und das Pairing mit weiteren Loewe-Lautsprechern zum Vorschein. Damit externe Speaker von der Soundbar korrekt ins System integriert werden können, müssen entsprechende Schalter umgelegt werden. Zur Wahl stehen: Sub, Rear, Front und Center jeweils als Small, Large oder Off.
Eine echte Seltenheit bei Soundbars sind die 5.1-Vorverstärkerausgänge in Cinch-Form, womit sich externe Aktivlautsprecher oder Endstufen/Verstärker an die Soundbar anschließen lassen. So können bereits vorhandene Lautsprecher zusammen mit der Soundbar genutzt werden, egal, von welcher Marke diese stammen.
Streaming wird bei der klang bar3 mr großgeschrieben, zu den üblichen Verdächtigen AirPlay 2, Bluetooth und Chromecast gesellt sich nämlich auch DTS Play-Fi. So lassen sich praktisch alle Musik-Dienste via Smartphone oder Tablet wiedergeben. Die Sprachsteuerung gelingt mit Amazon Alexa und dem Google Assistant, jedoch braucht man hierfür kompatible Smart-Speaker, denn Mikrofone sind nicht in die Loewe-Soundbar integriert. Datenschutz-Freunde werden dies sicherlich nicht als Nachteil empfinden.
Tonqualität
Wie schon bei der klang bar5 (Test in audiovision 2-023) besitzt die kleine Schwester 5 Klangprogramme (Speech, Classical, Pop, Music, Film und dazu Off), die sich bei jedem der drei verfügbaren Raumklang-Modi (Stereo, Panorama, Surround) aktivieren lassen. Die Ergebnisse fallen entsprechend vielfältig aus und sind oft Geschmackssache – keines der Programme ist klanglich jedoch ein Reinfall.
Die Sprachverständlichkeit von Sprechern in Dokumentationen gelang der klang bar3 mr gut und ließ auch aus seitlichen Hörwinkeln nicht nach.
Grundsätzlich spielte die Soundbar klanglich auf der angenehmen, „warmen“ Seite, damit lässt sich selbst mittelprächtig aufgenommener Mainstream-Stereo-Pop via Youtube relativ stressfrei mit gehobenen Pegeln hören. Das macht die klang bar3 mr sehr langzeittauglich – ideal für ausgedehnte Musik- und Film-Sessions. Verfärbungen sind bei Soundbar-Konstruktionen meist die Regel und auch die klang bar3 mr spielt hier nicht ohne etwas Eigen klang.
In Sachen Räumlichkeit hielt sich die klang bar3 mr mit Musik (wir hörten Stereo und 5.1) etwas zurück, das Klangbild war in der Regel auf die Front fokussiert, mit dem Raumklangprogramm „Surround“ eine Ecke breiter und tiefer als mit „Panorama“ und „Stereo“.
Auch die überbordenden Klangfelder von Dolby-Atmos-Trailern konnte die klang bar3 mr nur bedingt in unseren Hörraum transportieren. Vorne tat sich zwar ein breites Schallfeld auf, in dem Effekte gut nachvollziehbar umhersausten. Zwischen Hörplatz und Bar schallte hingegen nur eine Klangwolke mit eher vagen Effekten. Richtig seitlich oder gar hinter dem Sitzplatz konnte wir hingegen so gut wie nichts hören. Höhen-Effekte spielten zudem nicht von der Decke, sondern auf der 2D-Tonebene. Überraschen sollte das Ergebnis jedoch nicht, denn ohne separate Rear-/Höhen-Lautsprecher lieferten sehr viele von uns getestete Klangriegel kaum bis keinen überzeugenden Surround-/3D-Sound ab.
Ebenfalls wenig überraschend: Im Bass riss die Loewe-Bar keine Bäume aus, satte Pop-Beats ließen einiges von ihrer intendierten Intensität vermissen. Mehr noch macht sich das Fehlen eines externen Subwoofers bei Filmton bemerkbar, wo kräftige Tiefbässe um einiges deftiger als Stilmittel eingesetzt werden als bei Musik. Der ultratiefe „Powerful Bass“ im Dolby-Atmos-Clip „Amaze“ fehlte jedenfalls im Hörtest fast komplett und ließ sich auch mit einem kräftigen Plus am Bassregler und Subwoofer-Pegel nicht wirklich hervorzaubern. Auch der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ verlor das meiste von seiner Wucht und ließ lediglich die oberen Bässe etwas rumpeln. Freunde actionlastiger Filmkost sind also mit einem externen Subwoofer wie dem hauseigenen klang sub 1 für 400 Euro gut beraten.
Die Late-Night-Schaltung fürs Leisehören zu später Stunde schraubte hauptsächlich Bass und Volumen aus dem Sound, verfärbte für unseren Geschmack den Klang aber damit zu stark.
Der Testbericht Loewe klang bar3 mr (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Loewes All-in-One-Soundbar „klang bar3 mr“ klingt gut und kann bei Bedarf zu einem 5.1-Surround-System ausgebaut werden. Die Streaming-Optionen sind mannigfaltig und auch an der Optik und Verarbeitung des Tonriegels gibt es nichts zu kritisieren.
Andreas Oswald