LG OLED65B49LA (Test)

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Mit der B4-Serie hat LG seine neue OLED-Einsteiger-Reihe (bereits letztes Jahr verzichtete LG auf eine A-Reihe mit 50Hz-Panel) auf den Markt gebracht. Für den von uns getesteten OLED65B49LA verlangen die Koreaner 2.800 Euro, den 55-Zöller gibt es für 1.900 Euro, für den 77-Zöller muss man laut unverbindlicher Preisempfehlung 4.300 Euro investieren. Optisch fällt sofort auf: Der B49LA steht nicht mehr auf einem schicken und charakteristischen Mittelfuß, den man so nur von LG kannte, sondern auf zwei seitlichen dünnen Metallfüßen. Dadurch wirkt der Flachmann austauschbarer und hat seinen individuellen Charme verloren.

Das reine Panel mit selbstleuchtenden Pixeln ist super dünn, mit Anschlüssen kommt der 65-Zöller auf schlanke 4,6 Zentimeter. Sehr angenehm: Der Flachmann wiegt inklusive Füßen gerade mal 17,3 Kilo und lässt sich somit mühelos von A nach B tragen, eine Wandmontage ermöglicht die VESA-Norm 300 x 200 Millimeter. Ebenfalls im Handel erhältlich ist der B42A, der als Aktionsmodell vertrieben wird. Dieser verfügt im Gegensatz zum B49LA über keine Calman-Unterstützung zum Kalibrieren des Bildes, dafür beherrscht die Fernbedienung Magic Remote die Near Field Communication (NFC).

Ausstattung & Bedienung
Im Gegensatz zum Vorgänger unterstützen bei der neuen B4-Serie jetzt alle vier HDMI-Buchsen den Standard 2.1 mit Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Wenig überraschend kommt nicht der schnellste Prozessor aus dem LG-Portfolio zum Einsatz. Der Alpha8 4K AI-Prozessor muss sich aber nicht verstecken, sein Arbeitstempo ist absolut zufriedenstellend, wobei man beim Aufrufen der Bild- und Toneinstellungen eine minimale Wartezeit einkalkulieren muss. Auch der Einsteiger-OLED des 2024er-Jahrgangs ist mit Künstlicher Intelligenz vollgestopft. Mit „AI-Bild Pro“, „Einstellungen der AI-Helligkeit“, „AI-Genre-Auswahl“, „AI-Ton Pro“ und „AI-Akustikabstimmung“ sind zahlreiche clevere Helfer an Bord, die Bild und Ton effektiv aufpeppen. Speziell die automatische Genre-Auswahl ist eine Empfehlung, die in Eigenregie die beste Bildqualität ermittelt. Gamer profitieren von GSync- (Nvidia) und FreeSync-Kompatbilität (AMD). Das so genannte Game Dashboard erleichtert das Anpassen der Spiele-Settings.

Schwarzer Klassiker: Die Magic Remote von LG verfügt über einen integrierten Mauszeiger. Die Tasten haben einen ausgezeichneten Druckpunkt.

Aufgeräumter Blickfang: Ob praktische Anwendungen, Spiele, Musik, Features für das Home-Office oder Apps – die Startseite von webOS 24 gefällt.

Problemlöser: LG bietet auf seinem 65-Zöller Hilfe-Optionen für Zuschauer an, die beim Sehen und Hören eingeschränkt sind.

Über die Zahnrad-Taste gelangt man zum Chatbot. Dieser Helfer kümmert sich um gängige Zuschauer-Fragen. Zur Vorauswahl stehen die sechs Rubriken „Bildschirm“, „Ton“, „Verbindung/Fernbedienung“, „Ein/Aus“, „Sender“ und „App/Funktion“ bereit.

Entscheidet man sich für „Bildschirm“, so listet der Chatbot diverse Themen aus diesem Kontext auf, etwa „Der Bildschirm ist dunkel“, „Es gibt Nachbilder/Punkte/Linien auf dem Bildschirm“ oder „Die Bildqualität ist schlecht“. Entscheidet man sich für einen der Einträge, so versucht der LG, das Problem einzugrenzen. Bei Bild-Problemen will dieser etwa wissen, ob die Schwierigkeiten nur bei bestimmten Sendern auftreten. Im nächsten Schritt bietet der Flachmann eine „Bildschirm-Selbstdiagnose“ an. Während diese zu keinem sinnvollen Ergebnis führt, da der Chatbot den Zuschauer mit dem angezeigten Testbild alleine lässt, liefert er bei anderen Problemen praktische Hilfestellungen.

Speziell für Laien ist der Chatbot eine nützliche Anlaufstelle, um sich Hilfestellungen zu holen, ohne das Internet zu durchforsten oder zum Telefonhörer zu greifen, um bei LG anzurufen.

Immer erreichbar: Der Chatbot steht rund um die Uhr zur Verfügung. Er listet sechs Rubriken auf, aus denen Hilfesuchende wählen können.

Praktische Tipps: Die häufigsten Schwierigkeiten listet der Flachmann auf. Hat man ein Thema ausgewählt, liefert der OLED prompt passende Ratschläge.

Als Betriebssystem kommt das bewährte webOS 24 zum Einsatz. Dieses punktet mit farbigen Kacheln, hinter denen sich Apps und Streaming-Dienste verbergen, sowie schmalen Registerkarten für Anwendungen wie Home-Office, Musik, Sport und Spiele. Das Feature „Barrierefreiheit“ unterstützt Nutzer, die Schwierigkeiten mit dem Sehen bzw. Hören haben. Neu ist in diesem Jahrgang der praktische Chatbot (mehr Infos hierzu im entsprechenden Kasten). Unterschiedliche Familienmitglieder können sich über ihre persönlichen Benutzerkonten anmelden und von personalisierten Empfehlungen bezüglich des Programms und der Sehgewohnheiten profitieren.

Die LG-spezifischen Besonderheiten sind nicht nur den teureren OLEDs vorbehalten. Auch der OLED65B49LA hat einen Sport-Alarm und die rein vom Namen her abstrakte Funktion „Stets bereit“ an Bord. Dahinter verbergen sich Infotafeln, Kunstwerke und Tonangebote, die den 65-Zöller in ungenutzten Momenten beispielsweise in eine überdimensionale Uhr, ein Gemälde oder in ein Radio verwandeln.

Der Bedienkomfort des B4 ist sehr hoch. Über das Zahnrad-Symbol öffnet man oben links ein kleines Menü, über das man unter anderem direkt zu den Bild- und Tonmodi, zu Energiesparoptionen, zu den Multi View-Settings und dem Feature „Musik entdecken“ navigiert. Die Bild-in-Bild-Option erlaubt die parallele Darstellung von zwei Inhalten in unterschiedlichen Fenstern. Kombinieren lassen sich unter anderem Live-TV, Webbrowser, YouTube sowie eine externe USB-Kamera. Über die Musiksuche findet man die Titel von per HDMI zugespielten Filmen, außerdem kann man über das Mikrofon in der Fernbedienung selbst einen Song vorsingen, dessen Titel man herausfinden möchte.

Lediglich per Single-Tuner empfängt der LG TV-Programme per DVB-C, DVB-S2 und DVB-T2, Aufnahmen auf USB-Festplatte und Time-Shift sind möglich. Sprachbefehle verarbeitet im B49LA Amazon Alexa. Zum Streamen unterstützt der Koreaner neben Apple AirPlay 2 auch Chromecast und Miracast. Das App-Angebot fällt unter anderem mit HD+, Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Rakuten TV, Apple TV+, Joyn, WOW und RTL+ sehr umfangreich aus (mehr dazu auf Seite 42) .

Hier passt alles: Für ein derartig präzises Messergebnis im SDR-Farbraum sollte man den sehr gut voreingestellten „Filmmaker“-Modus auswählen.

Know-how von LG: Auch im DCI-P3-Spektrum läuft der OLED65B49LA zur Höchstform auf. Alle sieben Messpunkte bieten keinen Anlass zu Kritik.

Nur Single-Tuner: Bei TV-Aufnahmen genießt man beim OLED65B49LA wenig Flexibilität. Dafür unterstützen alle vier HDMI-Ports den Standard 2.1.

Bild- und Tonqualität
Auch beim OLED65B49LA deaktivieren wir zunächst die Energiespar-Optionen und beginnen im „Standard“-Modus. YouTube liefert eine knackscharfe Doku über Miami. Bei dieser atemberaubenden Bildqualität gehen wir gleich aus dem Sattel – besser: Es haut uns vom Sofa. Grandios, mit welcher Detailfreude sich Hochhaus an Hochhaus vor dem türkisblauen Meer aneinanderreiht. Auf den Highways erkennt man selbst aus luftiger Höhe jedes einzelne Auto. Am blauen Himmel türmen sich die weißen Wolken extrem plastisch. Und in den riesigen Glasfronten spiegelt sich die Hektik des alltäglichen Lebens. Grandios auch Miami bei Nacht: ein funkelndes und blinkendes Lichtermeer mit feinsten Zeichnungen in dunklen Passagen. Auch von der Seite büßt der LG fast nichts von seiner Farbenpracht ein. Kamerafahrten und Überflüge gelingen butterweich und völlig ruckelfrei, wenn man die „TruMotion“ auf „Natürlich“ bzw. „Glatte Bewegung“ stellt. Im „Filmmaker Modus“, der bei der Präzision unserer Farbmessung hervorragend und am besten unter allen LG-Settings abschneidet, dunkelt das Bild etwas ab, Schärfe und Plastizität gehen leicht zurück, der Gesamteindruck ist jedoch immer noch spitze. „Dynamisch“ ist so leuchtend und hell, dass der Fernseher schon im direkten Sonnenlicht stehen muss, um diese Einstellung zu verwenden.

Den Verzicht auf ein Evo-Panel merkt man beim B49LA bei der Spitzenhelligkeit, von der 1.000-Candela-Marke ist er weit entfernt. Das „Filmmaker“-Setting ist in der Spitze mit 673 Candela noch etwas heller als der „Dynamik“-Modus, bei 50-prozentigem Weißanteil sind noch 306 Candela, in der kompletten Weißfläche hingegen nur 147 Candela drin. Der ANSI-Kontrast fällt hingegen mit 14.250:1 überragend aus. Uns reicht die Helligkeit für ein starkes Bild jedoch vollkommen aus. Mit HLG, HDR10 und Dolby Vision unterstützt der 65-Zöller die wichtigsten HDR-Formate, nur HDR10+ fehlt. Famos, mit welcher Dynamik der OLED jetzt protzt, ohne unnatürlich zu wirken. Farben sind so rein und kraftvoll, Farbabstufungen mit unzähligen einzelnen Tönen ein Genuss, und speziell bei Naturaufnahmen und Städteansichten fehlen einem oft die Worte, um die dargestellte Schönheit zu beschreiben. Dazu kommt brutal tiefes Schwarz mit Filmbalken wie aus dem Märchenbuch! Besser geht es nicht. Die Homogenität großer schwarzer Flächen ist vorbildlich, hier gibt es keine Aufhellungen oder störende Flecken.

Wie im Vorjahr kommt auch beim B49LA ein 20 Watt starkes 2.0-System zum Einsatz, welches Dolby-Atmos-fähig ist. Stimmen versteht man sehr klar und unangestrengt, der Ton ist kraftvoll und voluminös. „AI-Ton Pro“ erzeugt einen virtuellen 9.1.2-Up-Mix (vorher 5.1.2). Hier nimmt die Fülle spürbar zu, allerdings leidet ein wenig die Klarheit. Höhere Pegel sind für den LG kein größeres Problem. Wer auf kraftvolle Bässe steht, sollte eine separate Soundbar anschließen.

Der Testbericht LG OLED65B49LA (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 2.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

Sehr gut

Der OLED65B49LA ist der größte Konkurrent für LGs teurere Top-OLEDs! Denn dieser Flachmann ist derart gut, dass man nicht wirklich tiefer in den Geldbeutel greifen muss. Farbliche Brillanz, Leuchtkraft und bildliche Homogenität sind exzellent. Dies trifft auch auf die üppige Ausstattung und den Bedienkomfort zu.

Jochen Wieloch

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