LG DSN11RG (Test)

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„Da bekommt man was für sein Geld“ war unser erster Gedanke, als die Soundbar DSN11RG auf dem Tisch stand. Ein echtes Riesending! Mit ihrer Breite von rekordverdächtigen 144,3 Zentimetern passt sie bestens zu Flachmännern ab einer Größe von 65 Zoll. Aufgrund ihrer Höhe von nur 6,3 Zentimetern kommt sie den meisten Flachmännern dabei nicht in die Quere, sprich: sie ragt nicht ins Bild. Die gewaltigen Ausmaße versprechen klangliche Vorteile, kommen sie doch unter anderem der Stereo-Wirkung zugute, das große Volumen wiederum der Klangfülle. Groß ist auch der Preis, den LG mit 1.600 Euro für sein Spitzenmodell veranschlagt. Der kommt nicht von ungefähr, gehören zum Paket neben einem Subwoofer doch auch zwei Rear-Lautsprecher. Klanglich ist das die bessere Lösung für realistischen Surround- Sound – und Soundbars mit virtuellem 3D-DSP-Sound in der Regel hörbar überlegen.

Die Soundbar selbst verfügt zwar bereits über 5.0.2- Kanäle, doch erst in Kombination mit externen Surround- Boxen kommt vollwertiger Raumklang auf. Die beiden Boxen mit der Bezeichnung „SPN11“ unterscheiden sich von den Speakern des Wireless Surround Set „SPK8“, das LG separat für ausgewählte Soundbars anbietet. Zum einen besitzen die SPN11 integrierte Verstärker und damit eine eigene Stromversorgung, während man bei den SPK8 einen externen Stereo- Verstärker benötigt. Zum anderen sind die SPN11 mit Up-Firing-Modulen für Höhensound ausgestattet – sie steuern also die hinteren Surround- sowie Höhenkanäle bei. Im Zusammenspiel mit der Soundbar und dem Subwoofer entsteht so ein 7.1.4-System.

Das Duo SPN11 erweitert die Soundbar um 4 Kanäle zu einem 7.1.4-System.

Die beiden je 13 x 21,2 x 19,2 cm großen und 2,7 Kilo schweren Lautsprecher kommunizieren per Funk mit der Soundbar, die Verbindung funktionierte im Test über rund 4 Meter fehlerfrei. Einmal mit der Soundbar verbunden, spielen die Trabenten mit, selbst wenn der „Surround Modus“ der Soundbar auf „Off“ steht. Dort sollte er auch stehen bleiben – des guten Klangs wegen. Stellt man die Surround-Funktion an, führt die DSN11RG offenbar einen Re-Mixing der Kanäle durch. Dann laufen zwar die Rear-Boxen auch bei 2.0-Ton stets mit, bei Aktivierung des Surround-Modus veränderte unsere Soundbar aber ihre klangliche Abstimmung und spielte plötzlich grell und dünn.

Echter 3D-Sound

Handlich: Die mittelgroße Fernbedienung liegt gut in der Hand, die gummierten, großen Tasten besitzen einen sauberen Druckpunkt.

Die Voraussetzung hierfür schaffen aber nicht nur die einzelnen Boxen, sondern auch deren Bestückung. Insgesamt werkeln 15 Treiber für ein natives 7.1.4-Ka-nalsystem: In der Soundbar selbst wurden drei 2 cm große Hochtöner sowie drei ovale Tiefmitteltöner mit 4 x 100 cm Durchmesser für die Kanäle Links, Rechts und Center verbaut. Die gleichen ovalen Woofer kommen auch bei den seitlichen Rear-Kanälen zum Zuge. Zwei 2,5 Zoll (6,4 cm) große Treiber werfen ihren Schall an die Decke. In den externen Rear-Boxen kommen je ein 3-Zoll-Chassis an der Front sowie ein 2,5-Zoll großes Chassis für den Höhen-Sound zum Einsatz. Der separate Subwoofer drückt mit einem 18 cm großen Treiber Tiefton in den Raum. Jeder Kanal wird von einem 50 Watt starken Verstärker befeuert, der Subwoofer erhält 220 Watt.

Klangprogramme & Decoder

Wie in der Vergangenheit erfolgte die Entwicklung der neuen Soundbar ebenso in Kooperation mit den britischen Sound-Tüftlern von Meridian, die bei der Erforschung von DSP-Klangfiltern und Hi- Res-Codecs Pionierarbeit leisteten. In die Soundbar flossen die Meridian-Technologien „Bass und Space“ sowie „Image Elevation“ ein. Hierbei handelt sich um DSP-Filter, die Bässe voluminöser und wärmer schallen lassen und „eine klarere Differenzierung von Lead-Instrumenten und Gesang für lebendigeren Sound“ ermöglichen – das behauptet zumindest LG. Neu an Bord ist eine Einmess-Automatik namens „AI-Room Calibration“, welche die Wiedergabe der Soundbar mittels Testtönen und zwei verbauten Mikrofonen an den Hörraum anpasst. Hierfür wird allerdings die „LG Wi-Fi Speaker App“ benötigt, mit der man auch andere, teils exklusive Einstellungen vornehmen kann, die der Fernbedienung verwehrt bleiben – etwa eine Dolby Dynamikreduktion (DRC), das Lip-Sync oder die Aktivierung von DTS Neural:X als alternativen Upmixer für DTSQuellen anstelle von Dolby Surround. Mit Neural:X war Sprache in unserem Hörtest aber eher schlecht verständlich, der Mischer blieb also aus.

Digital bestückt: Mit 2 HDMI-Eingängen, einem HDMI-Ausgang und Toslink ist die DSN11RG gut bestückt; analog geht es aber nicht in die Bar. Der USB-Anschluss füttert den integrierten Media-Player, oder liefert einfach nur Strom.

Natürlich sind Dolby Atmos und DTS:X an Bord. Hinter dem Klangprogramm „Movie“ versteckt sich Dolbys Surround-Upmixer, in „Standard“ werkelt hingegen Meridian-Technologie. Bei „Music“, „Bass Blast“ und „AI Sound Pro“ gibt LG keine auswärtigen Technologien an. Das AI-Programm „analysiert den Eingangsklang und stellt den für den Inhalt optimierten Klang in Echtzeit bereit“, wie LG erklärt. Liegt nativer 3D-Sound an, werden die Klangprogramme gesperrt, auch der spezielle Nachtmodus „Night Time“, der bei Aktivität hauptsächlich Bässe aus dem Klang schraubt. Über die Fernbedienung kann man die Pegel aller Kanäle sowie Bass und Höhen justieren. Unter der doppelt belegten Taste „Soundabstimmung“ hat LG die „Surround Funktion“ versteckt, welche alle Tonformate auf alle Lautsprecher hochmischt, auch 2.0-Ton. Klanglich konnte uns das Feature allerdings nicht überzeugen, denn damit spielte die Soundbar grell und blechern.

Ausstattung und Praxis

Die beiden HDMI-Eingänge sowie der HDMI-Ausgang samt eARC (alle nach 2.1-Standard) sitzen auf der Rückseite. 4K/60p-Videosignale werden ebenso verarbeitet wie Dolby Vision und HDR10. Dank CEC-Funktion lässt sich zum Beispiel die Lautstärke der Bar mit der Fernbedienung des TVs regeln. Bildschirmmenüs gibt es keine, das große Display ist auch aus größerer Entfernung gut lesbar. Ton gelangt auch über den Toslink-Eingang in den Klangbalken, das Musik-Streaming kann über Bluetooth und Googles Chromecast erfolgen; NFC und AirPlay sind dagegen nicht dabei. Die Sprachsteuerung ist via Google Assistant möglich, hierfür muss die Bar mit der Google Home App eingerichtet werden. Die DSN11RG versteht sich auf Musik mit 192 kHz / 24 Bit, niedriger aufgelöstes Material wird via Upsampling und Upscaling auf 192 kHz / 24-Bit-Qualität hochgerechnet. Der kompakte (22,1 x 39 x 31,3 cm) Subwoofer mit der Bezeichnung „SPN8-W“ liefert 220 Watt, die eine 7-Zoll-Membran befeuern.

Erst der Subwoofer mit seinem 7-Zoll-Treiber schafft das Tieftonfundament für einen ausgewogenen Klang.

Auf der Rückseite findet man eine Bassreflex-Öffnung, das Chassis sitzt auf der Front hinter einer Stoffumspannung. Die Verbindung erfolgt automatisch per Funk, weitere Schnittstellen bietet der Würfel nicht – auch Klang-Tuning-Features wie ein Regler für die Crossover-Frequenz sind nicht vorhanden.

Tonqualität

Zum Auftakt gab es Rockiges von Steely Dan. Der 5.1-Mix von „Two against nature“ schallte dynamisch und tonal recht ausgewogen aus dem Klangriegel. Auch die Räumlichkeit konnte auf Anhieb überzeugen. Das Problem mit dumpfen und schlecht verständlichen Dialogen der ähnlich gebauten SL10YG (Test in 9-2019) hat LG ausgebügelt, auch wenn wir schon Soundbars im Labor hatten, deren Sprachwiedergabe noch etwas luftiger und natürlicher klang. Dank der zusätzlichen Surround-Boxen konnte die DSN11RG auch mit Atmos-Material punkten. Auf der 2D-Tonebene schallten Effekte schön räumlich um den Hörplatz herum, dabei körperhaft und ortbar, wie es nur mit physischen Rear-Boxen zu realisieren ist. Auf der Höhen-Ebene ist es mit Upfiring-Chassis so eine Sache, denn in unserem Hörraum funktionierte das nicht so richtig. So tönten die Höhen-Synthesizer im Atmos Trailer „Audiosphere“ nicht über unserem Kopf, sondern eher vorn über der Soundbar.

Auch das Ausführen der Kalibrierung änderte daran nichts. Trotzdem bot die LG-Bar ein tolles Rundum-Erlebnis, wie es nur große Soundbars schaffen. Bässe kamen druckvoll, wobei wir den Woofer bei Extrem-Bässen etwas zügeln mussten, um Störgeräuschen entgegenzuwirken. Der Tiefgang war ordentlich, mit der Kontrolle und Präzision kräftiger Bassbeben nahm es der Krawallmacher aber nicht immer ganz so genau. Mit Stereo-Musik erzielte die DSN11RG einen lebendigen und tonal recht harmonischen Sound, mit dem sich lange hören lässt; Bässe spielten angenehm druckvoll und sauber für einen fülligen Sound. Die Ausmaße der Bar sorgten für eine räumlich besonders überzeugende Klangbühne mit großer Stereo-Breite.

Der Testbericht LG DSN11RG (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

 

AV-Fazit

82 sehr gut

LGs neues Soundbar-Flaggschiff DSN11RG sorgt dank Subwoofer und Rear-Boxen für fülligen und räumlichen Sound. Auch bei der Multimedia-Ausstattung kann der Riegel punkten. Mit 1.600 Euro ist die Kombi aber nicht günstig.
Andreas Oswald

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