JBL Bar 9.1 (Test)

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Schon beim Test von JBLs Soundbar „Bar 5.1“ (audiovision 5-2018) fielen sie sofort ins Auge: die abnehmbaren Satelliten-Boxen. Auch die neue, größte und zugleich erste Atmos-Soundbar der Amerikaner „Bar 9.1“ bringt abkoppelbare Speaker mit. Diese verweilen zum Auftanken der Akkus an der Soundbar, verrichten ansonsten aber ihren Dienst als Surround-Lautsprecher und arbeiten sogar kabellos per Funk – nicht umsonst steht groß auf der Verpackung „True Wireless Surround“. So spart man sich nicht nur das Verlegen von Sig-nal- und sogar Stromkabel, sondern ist auch bei der Aufstellung völlig „ungebunden“.

Die Fernbedienung ist leicht und handlich, die großen Knöpfe sind übersichtlich gegliedert, aber nicht farblich unterschieden. Einige der Tasten sind für Sonderfunktionen doppelbelegt.

Laut JBL laufen die Satelliten 10 Stunden. Sind die Akkus schwach, meldet dies die Soundbar, an welche die Satelliten für rund 3 Stunden zum Aufladen andocken müssen. Alternativ ist das Auftanken via USB-Kabel möglich, das jedoch nicht mit zum Lieferumfang gehört. Mit dabei ist hingegen ein großer Subwoofer (30,5 x 44 x 30,5 cm), der ebenfalls per Funk mit der Mutter-Bar kommuniziert. Eine Steckdose für das Stromkabel benötigt der Sub allerdings schon.

3D-Sound mit Dolby und DTS
Hinter dem Schutzgitter der Bar stecken 9 Chassis, die sich aus 4 ovalen Racetrack-Treibern, 3 Hoch-tönern sowie 2 nach oben strahlenden Vollbereich-Treibern zusammensetzen. Hinzu kommen die Chassis der Satelliten, in denen je ein Hochtöner sowie ein zur Decke gerichteter Breitbänder arbeiten, dessen Schall wie bei der Soundbar via Reflexionen zum Hörplatz gelangen soll. Der Subwoofer mit 10-Zoll-Membran bildet den Basskanal. Insgesamt stehen den 14 Chassis des 5.1.4-Systems 820 Watt zur Verfügung.

Für den 10-Kanal-Sound sind Dolby Atmos und DTS:X an Bord. 2D-Sound und Stereo-Ton wird via Upmixer auf 3D-Mehrkanalton hochgemischt – und zwar immer, denn die Satelliten laufen stets mit. Die native Wiedergabe von Tonquellen ist nicht möglich. Der versteckte „Smart-Modus“ ist standardmäßig aktiviert, wird für 3D-Sound benötigt und soll den Surround-Effekt verstärken. Zu unserer Überraschung gibt es ansonsten keinerlei Klangprogramme, selbst ein Nacht-Modus zur Dynamik-reduktion für das Leisehören zu später Stunde fehlt. Die Lip-Sync-Funktion verzögert dem Bild vorauseilenden Ton.

Mit dem „Atmos“-Button der Fernbedienung lässt sich immerhin die Stärke der Höheneffekte in drei Stufen regeln. Ebenso in drei Schritten justieren darf man die Lautstärke des Subwoofers sowie der Satelliten. Tonmodifikationen mit einem Equalizer kann man nicht durchführen.

Die JBL-Soundbar sieht schick aus mit ihren schlanken Abmessungen von nur 88,4 x 6,2 x 12 (B x H x T) Zentimetern und wiegt gerade mal 3,64 Kilo ohne die abnehmbaren Boxen. Für die Wandmontage der Soundbar und auch der Satelliten liegen entsprechende Halterungen und Schrauben im Karton. Soundbar und Satelliten bestehen fast ganz aus Aluminium, am Gehäuseboden sorgen Gummi-Pads für einen rutsch-sicheren Stand und minimieren zudem Vibrationen.

Auf der Rückseite gibt es eine Aussparung für alle Anschlüsse: Hierzu zählen 1 x HDMI In, 1 x HDMI Out, Toslink, USB und Ethernet. Durch die Schutzgitter der Bar leuchtet ein sehr gut lesbares Display, ein Onscreen-Menü fehlt trotz HDMI-Buchsen. An der Oberseite sitzen vier Gummitasten für Ein/Aus, Laut-stärke und Quellenwahl. Die leichte und handliche Fernbedienung bietet gerade mal 10 Tasten, einige davon sind für Spezialfunktionen doppelt belegt. 

Auf der Rückseite hat JBL alle Anschlüsse untergebracht: Strom, USB (nur Service), Toslink, Ethernet, HDMI-In und HDMI-Out. Analoge Buchsen findet man hingegen nicht.

Video & Multimedia
Das HDMI-Board schleift Auflösungen mit  4K/60p samt HDR10 und Dolby Vision durch; HDR10+ wird nicht unterstützt, der neueste Kopierschutz HDCP 2.3 hingegen schon. Der HDMI-Ausgang verfügt zudem über eARC und CEC, womit man auch Ton vom Fernseher zur Bar führen kann bzw. sich die Bar mit der TV-Fernbedienung rudimentär steuern lässt (Lautstärke, Ein/Aus).

Für das Musik-Streaming bietet die JBL-Soundbar eine Reihe von Optionen: Bluetooth, Airplay 2 und Chromecast, via Ethernet und WiFi-Anschluss ist zudem ein Aufbau von Multiroom-Systemen möglich. Die USB-Buchse dient leider ausschließlich für Software-Updates, die in den USA verkaufte Variante nimmt hingegen auch Musik-Dateien entgegen. Alexa und andere Sprach-Assistenten bleiben stets außen vor.

300 Watt starker Subwoofer
Der rund 11 Kilo schwere Bassquader strahlt seine Energie nach dem Downfire-Prinzip zum Boden hin ab. Vier große Gummipuffer sorgen für den nötigen Abstand des großen Gehäuses zum Boden. Als Chassis verbauten die Ingenieure einen 10 Zoll großen Treiber, der von einer 300 Watt starken Endstufe angetrieben wird. An der Rückseite zeigt sich ein großes Bassreflex-Rohr, das die Schallausbeute erhöhen soll. Der Subwoofer kommuniziert drahtlos via Funk mit der Bar, weitere Anschlussmöglichkeiten fehlen allerdings. Die anthrazitfarbene Kunststoff-Oberfläche ist sauber verarbeitet.

Das 10-Zoll-Chassis des mitgelieferten Subwoofers sitzt unten, auf der Rückseite wurde ein Bassreflex-Rohr verbaut. 300 Watt sorgen für reichlich Bass-Power.

Tonqualität
Vor dem Hörtest haben wir die Kalibrierung durchgeführt, bei der Bar und Satelliten auf den Raum eingemessen werden. Der bereits erwähnte „Smart-Modus“ verstärkte im Test zwar den Surround-Effekt, addierte aber leichte Hallfahnen hinzu und klang zudem etwas dumpfer, weshalb wir die Schaltung bei Musik lieber deaktivierten. Der 5.1-Mix von Steely Dans „Two Against Nature“ schallte mit kräftigen und satten Bässen, die der Subwoofer mühelos in den Raum drückte.

Tonal spielte die Soundbar etwas dunkel und Details bei klassischer Musik wurden leicht verschliffen. In den Mitten fehlte uns zudem etwas Volumen; Stimmen klangen mitunter dünn, was der mächtige Subwoofer mit seinem dominanten Bassfundament zu kaschieren versuchte. Die Sprachverständlichkeit war hingegen sehr gut, und das auch aus seitlichen Hörwinkeln.

Für dreidimensionalen Sound mussten wir den „Smart-Modus“ wieder aktivieren, da sonst die Höhenkanäle nicht wiedergegeben wurden. Die räumliche Darstellung von Effekten bei Atmos-Trailern gelang dem 4er-Gespann sehr gut, so flog zum Beispiel der Vogel in „Amaze“ seine 360 Grad sauber ortbar und der Ambient-Regen füllte überzeugend den Raum. Der „Powerful Bass“ drückte bereits in der Stellung 2 (von 5) mehr als ausreichend und sorgte bei hohen Pegeln für Verzerrungen; Stufe 1 war hier angemessener.

Die Satelliten-Boxen der „Bar 9.1“ können zum Laden der Akkus an die Soundbar gestöpselt werden.

Die „Bar 9.1“ besitzt einen besonderen Clou: Abnehmbare Satelliten-Boxen, die man als Surround-Lautsprecher nutzen kann. Die Signalübertragung verläuft drahtlos, so dass sich die Lautsprecher frei und ohne Kabel-Wirrwarr im Raum platzieren lassen.

Zuerst müssen die per Akku betriebenen und kompakten Speaker (17,3 x 6 x 12 cm) jedoch aufgeladen werden. Hierfür steckt man diese seitlich in die ausgeschaltete Bar. Der Ladevorgang dauert laut JBL etwa 3 Stunden, wird jedoch beendet, sobald die Bar in Betrieb genommen wird. Am besten lädt man die Satelliten über Nacht auf. Alternativ lassen sich die beiden Boxen auch via USB-Buchse laden, was allerdings Kabel voraussetzt, die nicht zum Lieferumfang gehören.

Einmal am gewünschten Ort platziert oder mit den beiliegenden Halterungen an die Wand montiert (am besten an den typischen Rear-Positionen seitlich und leicht hinter dem Hörplatz und über Ohrhöhe), sollte man die Surround-Speaker für ein optimales Zusammenspiel mit der Soundbar einmessen; das Mikrofon ist in die Bar integriert. Die Lautstärke der Satelliten lässt sich über die Fernbedienung einstellen.

Beim Videoclip „Audiosphere“ klangen die  Synthesizer der Höhenkanäle zwar nicht direkt von oben oder über dem Kopf, vermittelten aber immerhin ein Gefühl von Höhe und klebten nicht vorne flach an der Soundbar. Für ihre geringe Breite von 88 Zentimetern spielte die JBL-Bar erstaunlich groß, breit und der Sound löste sich luftig vom Klangriegel.

Mit Stereo-Musik boten sich dieselben Klang-eigenschaften wie bei Surround, zumal auch hier alle Lautsprecher aufgrund des zwanghaften Upmixes aufspielen. Abermals gefiel uns der Sound ohne „Smart-Modus“ besser, spielte die Bar so doch etwas heller, klarer und ohne addierten Hall.

Der Testbericht JBL Bar 9.1 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

Mit ihren akkubetriebenen Satelliten-Boxen erzeugt JBLs „Bar 9.1“ viel Raumklang und spielt dank großem Subwoofer zudem kräftig im Bass. Auch bei Design, Video und den Streaming-Optionen kann sich das 5.1.4-System sehen lassen.

Andreas Oswald

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