JBLs neuer Soundriegel „Bar 1300“ verfügt über abnehmbare Seitenteile, die als Rear-Boxen fungieren – doch das ist nicht ihre einzige Einsatzmöglichkeit.
Ganz neu ist das nicht: Schon bei der „Bar 5.1“ und der „Bar 9.1“ (Test in 5-2018 und 7-2021) setzte JBL auf abnehmbare Satelliten-Boxen und auch das neue Soundbar-Flaggschiff der Amerikaner, die „Bar 1300“, bringt die koppelbaren Speaker mit. Sie verbleiben zum Aufladen der Akkus an der Soundbar, verrichten ansonsten aber ihren Dienst als Surround-Lautsprecher und das sogar kabellos per Funk. Alternativ kann man sie auch als Bluetooth-Speaker nutzen (siehe Kasten). Dank der Wireless-Technik erspart man sich nicht nur das Verlegen von Signal- und Stromkabeln, sondern ist auch bei der Aufstellung frei. Zwei Kappen zur Abdeckung der offenen Seiten der Bar bei flügge gewordenen Satelliten liegen übrigens bei, so bleibt die Optik gewahrt.
Laut JBL laufen die Satelliten 10 Stunden. Sind die Akkus schwach, meldet dies die Soundbar, an welche die Satelliten für rund 4 Stunden zum Aufladen andocken müssen. Alternativ ist das Auftanken via USB-C-Kabel möglich, das aber nicht zum Lieferumfang gehört. Mit dabei ist ein recht großer Subwoofer (30,5 x 44 x 30,5 cm), der ebenfalls per Funk mit der Bar kommuniziert. Eine Steckdose für das Stromkabel benötigt der Bassquader aber schon.
Mehr Chassis als Kanäle
Hinter dem Schutzgitter der Bar stecken 15 Chassis, die sich aus 6 ovalen Racetrack-Treibern (46 x 90 mm), 5 Hoch tönern (20 mm) sowie 4 nach oben strahlenden Vollbereich-Treibern (70 mm) zusammensetzen. Hinzu kommen die Chassis der Satelliten, in denen je ein Hochtöner, ein Racetrack-Treiber, ein Breitbänder sowie zwei Passivradiatoren verbaut sind. Alle 6 Vollbereichs-Treiber des Trios strahlen zur Decke, von dort soll ihr Schall via Reflexionen zum Hörplatz gelangen. Der Subwoofer mit 10-Zoll-Membran bildet den Basskanal. Insgesamt stehen den 26 Chassis des 11.1.4-Systems 1.170 Watt zur Verfügung.
Die Fernbedienung ist recht leicht und handlich, die großen Knöpfe sind übersichtlich gegliedert, aber nicht farblich unterschieden. Einige Tasten sind für Sonderfunktionen doppelt belegt.
Jede der beiden Satelliten-Boxen kann als eigenständiger Bluetooth-Lautsprecher fungieren, oder aber beide spielen im Verbund als Stereo-System. Der Wechsel zwischen Rear- und Bluetooth-Betrieb erfolgt über Tasten an den Satelliten-Boxen, die im Solo-/Duo-Betrieb übrigens auf die Soundbar verzichten können, der Tonriegel kann also aus bleiben (und frisst keinen Strom). Klanglich machen die kleinen Boxen regulären Bluetooth-Boxen durchaus Konkurenz und spielten angenehm, mit Volumen und sogar etwas Bass; trotz der kleinen Maße von nur 22 x 6 x 14 Zentimetern.
Die Aufladung der Speaker erfolgt über die Kopplung an die Soundbar oder separat über USB-C, ein Ladevorgang dauert laut JBL etwa 4 Stunden.
In Sachen 3D-Sound sind Decoder für Dolby Atmos und DTS:X integriert, der „Smart-Modus“ soll für mehr Surround-Wirkung sorgen. Für eine Erhöhung der Sprachverständlichkeit ist der „Pure Voice“-Modus zuständig. Zu unserer Überraschung gibt es darüber hinaus keinerlei Klangprogramme, sogar ein Nacht-Modus zur Dynamikreduktion fehlt. Die Lip-Sync-Funktion verzögert dem Bild vorauseilenden Ton. Mit dem „Atmos“-Button der Fernbedienung lässt sich die Stärke der Höheneffekte in drei Stufen regeln. Ebenso in drei Schritten justieren darf man die Lautstärke des Subwoofers sowie der Satelliten. Mit der „JBL One“-App steht zusätzlich ein 3-bandiger Equalizer zur Verfügung, zudem kann man ein Benutzerpreset einrichten und Streaming-Dienste nutzen.
Viele Anschlüsse
Mit ihren schlanken Abmessungen von 100 x 6,2 x 12 (B x H x T) Zentimetern sieht die JBL-Soundbar schick aus. Bei angedockten Boxen kommen 38 Zentimeter hinzu. Für die Wandmontage der Soundbar und der Satelliten liegen entsprechende Halterungen und Schrauben im Karton. Soundbar und Satelliten bestehen hauptsächlich aus Aluminium, am Gehäuseboden sorgen Gummi-Pads für einen sicheren Stand.
Auf der Rückseite der Bar gibt es eine Aussparung für alle Anschlüsse: 3x HDMI In, 1x HDMI Out mit eARC, Toslink, USB (nur Service) und Ethernet. Durch die Schutzgitter der Bar leuchtet ein gut lesbares Display, ein Onscreen-Menü fehlt hingegen. An der Oberseite sitzen drei große Gummitasten für Laut stärke und Quellenwahl.
Video & Multimedia
Das HDMI-Board schleift Auflösungen mit 4K/60p samt HDR10 und Dolby Vision durch; HDR10+ wird in der Bedienungsanleitung nicht erwähnt, klappte im Test aber trotzdem. Der HDMI-Ausgang verfügt zudem über eARC und CEC, womit man Ton vom Fernseher zur Bar führen kann bzw. sich die Bar mit der TV-Fernbedienung rudimentär steuern lässt.
Für das Musik-Streaming bietet die JBL-Soundbar eine Reihe von Optionen: Bluetooth, Airplay 2, Chromecast sowie Alexa Multiroom Music, via Ethernet und WiFi-Anschluss ist zudem ein Aufbau von Multiroom-Systemen möglich. Für die Sprachsteuerung mit Alexa, Siri und Google Assistent benötigt man einen kompatiblen Lautsprecher.
Tonqualität
Vor unserem Hörtest haben wir die Kalibrierungsfunktion des Klangriegels durchgeführt, bei der Bar und Satelliten auf den Raum eingemessen werden. Danach schallte der 5.1-Mix von Steely Dans „Two Against Nature“ tonal recht ausgewogen, dazu impulsiv und mit ansprechender Räumlichkeit, wobei sich die Rears eher unauffällig verhielten. Der Smart Modus sorgte für mehr Räumlichkeit und auch mehr Pegel, Gesang klang aber weiter entfernt, weniger körperhaft und etwas verfärbter. Für Musik ließen wir den Smart Modus daher aus. Der Subwoofer machte mächtig Druck und spielte auch recht tief und sauber; Bassgitarre und Drums kamen klasse rüber. Auch der Powerful Bass in Dolbys „Amaze“-Clip sorgte für vibrierende Bässe, in die tieferen Basstagen reichte die Krawallbox aber nicht.
Der Smart Modus blieb auch bei Dolby-Atmos-Ton deaktiviert, denn ohne das DSP-Tuning waren Effekte deutlicher und klarer im Raum positioniert. Selbst seitlich des Hörplatzes und dahinter waren Geräusche gut wahrnehmbar, was in der Regel nur mit separaten Rear-Boxen funktioniert. Zudem verteilten sich Ambient-Geräusche wie Regen schön diffus. Knackpunkt vieler Atmos-Soundbars ist die intendierte Wiedergabe von Höhensignalen, die meist von der 2D-Ebene anstatt von oben schallen. Die Bar 1300 bildete hier keine Ausnahme, echte Überkopf-Effekte gab es so gut wie nicht. Die Sprachverständlichkeit von Dokumentationen war bei frontaler Sitzposition ausgezeichnet und nahm auch aus stark seitlichen Hörwinkeln nur leicht ab.
Ohne aktiven Smart Modus spielt die Bar 1300 mit Stereo-Ton nur vorne, die Satelliten bleiben stumm. So klang Musik auf der JBL sehr direkt und klar, aber alles schallte nahe der Soundbar. Für Surround-Sound muss man den Smart Modus aktivieren, dann nahm der direkte Eindruck ab und Musik vermittelte ein umhüllendes Gefühl, wie es für Stereo-Upmixe oft üblich ist.
Der Testbericht JBL Bar 1300 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit ihren akkubetriebenen Satelliten-Boxen liefert JBLs „Bar 1300“ richtig viel Raumklang und spielt dank großem Subwoofer kräftig im Bass. Auch bei der Ausstattung punktet das 11.1.4-System.
Andreas Oswald