Harman Kardons „Citation“-Serie umfasst eine Vielzahl von smarten Lautsprechern, die sich miteinander vernetzen lassen. Streaming und Multiroom wird großgeschrieben, so auch bei der „Multibeam 700“, der kleineren von zwei Soundbars im „Citation“-Portfolio.
Zwei Soundbars gehören bei Harman zur „Citation“-Serie, bei der die Vernetzung im Fokus steht. Die größere „Citation Bar“ haben wir bereits getestet, nun folgt die „Multibeam 700“. Die kleine Schwester hat keinen Subwoofer im Schlepptau, kommt kompakter daher und kostet mit 500 Euro nur etwas mehr als die Hälfte. Laut Hersteller ist die „Multibeam 700 als das erste wirkliche Premium-Produkt in ihrer Klasse, der Gipfel der Audiotechnologie von Harman Kardon.“ Eine Ansage, die wir natürlich überprüfen mussten.
Außen und innen
Wie alle Citation-Speaker verfügt die „Multibeam“ über eine in Schwarz oder Silbergrau erhältliche Stoffbespannung des dänischen Design-Textilherstellers Kvadrat, welche fast die komplette Soundbar umhüllt. Laut Harman ist das Material schmutzabweisend und schwer entflammbar. Im Inneren des 79 Zentimeter breiten und 6,5 Zentimeter hohen Klangbalkens verbaute Harman 7 Treiber für ein Stereo-System: zu zwei 25-mm-Hochtönern gesellen sich fünf 50-mm-Tieftöner; 210 Watt Verstärkerleistung stehen zur Verfügung. Während die Tieftöner nach vorne abstrahlen, wurden die Hochtöner in Schallführungen auf den Seiten verbaut – die Chassis strahlen dabei schräg noch vorne gerichtet. Dies soll für Surround-Wirkung und eine größere Frontbühne sorgen.
3D-Sound gehört nicht zur Ausstattung der „Multibeam“, weder ist die Bauweise dafür ausgelegt, noch sind die erforderlichen Decoder vorhanden. Surround-Sound wird durch die hauseigene „Multibeam“-Technologie erzeugt – sprich DSP.
Audio-Features
Bei den Sound-Decodern verbaute Harman neben PCM auch Dolby Digital, verzichtet allerdings auf DTS, was auch daran liegen dürfte, das dieses Tonformat im immer beliebter werdenden Streaming-Segment kaum eine Rolle spielt. Liegt eine Blu-ray mit DTS an, bleibt die Bar stumm.
An Sound-Programmen stehen „Music“, „Film“ und „Nachrichten“ mit einer entsprechenden Klangabstimmung zur Wahl; „Standard“ gibt den Ton unverändert wieder. Der „Surround“-Modus fächert den Klang räumlich auf und lässt sich bei allen Klangmodi zu- bzw. abschalten. Gleiches gilt für den „Night Mode“, der den Dynamikumfang bei Dolby-Ton reduziert. Für manuelle Klangjustagen steht ein Bass-Regler bereit, das MultEQ-XT32-Einmess-System stimmt den Klang auf den Raum ab.
Da sich in der Redaktion gerade ein Pärchen der 116 Zentimeter hohen „Citation Tower“ befindet (Test auf Seite 60), nutzten wir die Gelegenheit und koppelten sie per Funk mit der „Multibeam“ zu einem 3.0-Kanalsystem. Erwartungsgemäß katapultierten die „Towers“ den Sound in eine andere Liga, wobei der Großteil des Klangs aus den Standboxen schallte. So wurden Tonsignale des Center-Kanals nicht nur sehr großzügig über die „Towers“ wiedergegeben, beim nur sehr leise mitspielenden „Multibeam“-Center waren zudem nur die 5 Tieftöner aktiv, nicht aber die seitlichen Hochtöner. Auch bei Surround- und Höhensignalen schallten die Tieftöner der Soundbar mit, während die Tower wiederum den Mammutanteil wiedergaben.
Weglassen kann man die Bar trotzdem nicht, denn nur so gelangen Tonsignale von HDMI oder Toslink zu den Towers, die als reine Streaming-Boxen keine physischen Anschlüsse besitzen.
Viel Netz, wenig Anschlüsse
Die Anschlüsse sitzen allesamt auf der Rückseite. Für HDMI-Strippen gibt es einen Ausgang samt ARC. Die Buchse wird mit dem ARC-Eingang eines Fernsehers verbunden, womit Ton vom TV-Gerät zur Soundbar geschickt wird. Bei dieser Variante müssen alle HDMI-Zuspieler am Fernseher angeschlossen werden. Da die Bar keine HDMI-Signale durchschleift, sind Bild-Features wie 4K und HDR nicht nötig. Direkten, kabelgebundenen Zugang zur Bar finden Tonsignale über die Toslink-Buchse sowie einen analogen 3,5-mm-Klinkeneingang.
Ins Netzwerk geht es über WLAN. Die Ersteinrichtung der Soundbar erfolgt über Googles Home-App (Android oder iOS), die zur Aktivierung der Netzwerkfunktionen benötigt wird. Über die Home-App können Multiroom-Lösungen verwirklicht werden. Das Musik-Streaming funktioniert über Chromecast mit kompatiblen Apps von Drittanbietern oder direkt aus der Home-App heraus mit eingefügten Apps wie Spotify, TuneIn und Youtube. Auch eine Sprachsteuerung mit Google Assistant ist möglich, zu diesem Zweck hat der Klangriegel ein Mikrofon integriert. Ferner gelangt Musik via Bluetooth und AirPlay zur Soundbar.
Tonqualität
Im Hörtest spielte die Bar angenehm stressfrei und eignet sich damit ausgezeichnet für lange Hörsitzungen. Entgegen unserer Erwartung sorgen die vergleichsweise kleinen Maße nicht für einen schlanken Grundton – im Gegenteil: Bässe spielten bis zu einer ordentlichen Tiefe voluminös und druckvoll. Für Freunde explosiver Actionfilme ist ein Subwoofer trotzdem eine sinnvolle Ergänzung.
Beim Thema Raumklang ist die Multibeam ein zweischneidiges Schwert: Wer Surround- oder gar Höhen-Sound erwartet, wird enttäuscht, denn das Klanggeschehen spielt sich fast komplett vorne ab. Dort jedoch verblüfft der kleine Klangriegel: Der Sound löste sich luftig von der Bar und zauberte eine breite wie tiefe und zudem klare Bühne, auf der Effekte gut ortbar waren. Der Klangbalken wuchs deutlich über sich hinaus und lieferte auch zu 75-Zoll-Fernsehbildern einen passenden, räumlich großen Sound. Sprache schallte gut verständlich aus dem Tonriegel und das auch aus seitlichen Hörwinkeln. Der „Night Mode“ kappte Dynamik- und Bassspitzen hörbar, allerdings nur bei Dolby-Material und nicht bei PCM-Ton, wie ihn zum Beispiel die CD liefert.
Apropos CD, Stereo-Musik gefiel uns ebenfalls gut auf der „Multibeam“, wobei wir für eine bessere Räumlichkeit den „Surround“-Modus aktivierten – auch wenn dabei etwas Natürlichkeit verloren geht. Im Vergleich zu „Standard“ spielte der „Musik“-Modus sehr direkt, klarer, tonal etwas fülliger, aber räumlich kleiner. Der „Film“-Modus lässt das Klanggeschehen hingegen weiter entfernt und räumlicher schallen, aber weniger klar. Je nach Musik kann das ein oder andere besser gefallen. Der „Nachrichten“-Modus verfärbte tonal deutlich mehr und akzentuiert Sprache – wofür er gemacht wurde; für Sport oder Dokus ist das okay.
AV-Fazit
In der Preisklasse bis 500 Euro zählt Harman Kardons „Multibeam 700“ zu den Top-Vertretern ihrer Zunft. Neben einer hochwertigen Verarbeitung, vielen Streaming-Optionen und einer komfortablen Bedienung überzeugt auch der Klang, selbst wenn man auf echten Surround-Sound verzichten muss.
Andreas Oswald