Nubert nuZeo-Set (Test)

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Heimkino ohne Strippen? Mit dem nuZeo-Set von Nubert kommt man diesem Traum einen ordentlichen Schritt näher.

Um neue Namen scheint die Nubert-Marketing-Abteilung nicht verlegen: Mit nuZeo verbinden auch Heimkino-Fachleute erst mal nichts Konkretes, außer dass diese Bezeichnung ein Nubert-Produkt kennzeichnet. Das ist vermutlich so gewünscht, denn mit der nuZeo-Baureihe wollen die Schwaben ein neues Klang-Kapitel aufschlagen. Dafür spricht schon der Preis, den der Hersteller für das von uns getestete Set aufruft, denn mit knapp 14.000 Euro ist diese Kombi weit oben im Nubert-Universum angesiedelt. Dabei setzen die Entwickler zunächst einmal eine Entwicklung fort, die bei vielen Boxen bauern seit einiger Zeit erkennbar war: weg von passiven Lautsprechern hin zu Boxen mit eingebauter Elektronik. Und zwar nicht nur bestehend aus passenden Verstärkern, sondern auch mit umfangreicher Konnektivität und ordentlich Digitalprozessor-Power. Am besten gleich mit Drahtlos-Anschlussfähigkeit per Funk, so dass auf Signalübertragungskabel weitgehend verzichtet werden kann – auch bei einem ausgewachsenen Heimkino-Setup. Dafür hat Nubert sogar ein eigenes Funkprotokoll namens „X-Connect Surround“ entwickelt. Als Sender für besagtes Protokoll haben die Schwaben bislang das Soundbar-Topmodell nuPro XS8500 (Test in 10-2022) und die AV-Vorstufe nuXinema preAV ausgerüstet. Letztere haben wir hier genutzt.

Technik
Zudem geizt Nubert nicht bei der Elektronik, neben dem leistungsfähigen Prozessor wandern in die Frontboxen nuZeo 15 insgesamt 4 Endstufen mit je 220 Watt Leistung. Die Schaltverstärker wurden im eigenen Haus mit den üblichen, sehr hohen Ansprüchen entwickelt. Die in Smartspeakern häufig zu findenden Standardmodule wollte man nicht verwenden. Das hat natürlich alles seinen Preis, der in diesem Fall 4.800 Euro pro Box beträgt.

Bei den Treibern greift der schwäbische Hersteller ebenfalls auf selbst entwickeltes Material zurück: Für die hohen Frequenzen ist eine 26-mm-Kalotte aus Polyester-Kunstseide im Einsatz, die mit einem großen, feinmaschigen Gitter gegen allzu neugierige Finger geschützt ist. Dieses Gitter soll auch die Abstrahlung verbessern. Eingerahmt wird der Hochtöner von den beiden Mitteltönern, die jeweils 12 Zentimeter Durchmesser aufweisen und Vollkonus-Membranen aus mit einem Polymer beschichteter doppellagiger Carbonfaser mitbringen. Die im DSP integrierte Frequenzweiche trennt diese beiden Wege bei 1.900 Hertz mittels steil flankigen Linkwitz-Riley-Filtern vierter Ordnung und ordnet den entsprechenden beiden Endstufen die passenden Signale zu.

Trotz sehr kompakter Abmessungen bietet der nuXinema preAV eine üppige Anschlussvielfalt. Neben drei HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang mit eARC gibt es Digitalton via Coax, Optical und USB sowie eine Reihe von analogen Cinch-Anschlüssen. Dazu gesellt sich die Strombuchse und ein Netztrennschalter. Die Steuerung erfolgt per App oder der mitgelieferten Infrarot-Fernbedienung.

Nuberts nuZeo 15 steht auf zwei massiven Aluminiumfüßen, die mit in der Höhe verstellbaren Spikes ausgestattet sind. In der Bodenplatte zwischen den Auslegern hat Nubert die voluminöse Bassreflexöffnung untergebracht.

Bei der nuZeo-Serie setzt Nubert neu entwickelte Chassis mit Carbonfaser-Membranen ein.

Auch Digitalendstufen benötigen Kühlkörper, wenn sechs Stück von ihnen je 220 Watt produzieren sollen. Ebenfalls auf der Rückseite befinden sich zwei Digital-Koaxial-Eingänge, ein XLR-Eingang, ein AES/EBU Eingang und ein Digital-Koaxial-Ausgang. Trotz niedrigem Standby-Verbrauch gibt es neben Stromstecker einen Netztrennschalter.

Unter Lautsprecher-Entwicklern herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit darüber, dass bei der Klangabstimmung nicht nur der Frequenzgang auf Achse optimiert werden sollte, sondern auch ein sauberes Rundstrahlverhalten wichtig ist. Das eine, auf was die Entwickler keinen Einfluss haben, ist der Raum, in dem die Boxen aufgestellt werden. Den Klang bestimmt nämlich nicht nur der Schallanteil, der direkt vom Lautsprecher bei den Zuhörern landet – also das, was sein Frequenzgang auf Achse anzeigt – sondern auch die Reflexionen aus dem Raum. Und das um so mehr, je größer der Hörabstand ist. Also gilt es für den Entwickler einen sinnvollen Kompromiss zwischen beiden zu finden.

Thomas Bien, der Akustik-Entwickler bei Nubert, hat die nuZeo-Serie aus diesem Grund für das so genannte Diffusfeld optimiert. Dieses umfasst den Bereich in einem Raum, bei dem der Pegel aller Raumreflexionen gegenüber dem des Direktschalls vom Lautsprecher überwiegt. Die Entfernung, ab der das gültig ist, unterscheidet sich je nach Raumgröße und Raumausstattung.

In normalen Wohnräumen befindet sich der Hörplatz häufig schon im Diffusfeld, also ergibt Biens Entwicklungspräferenz Sinn. Trotzdem ist der Frequenzgang auf Achse nicht unwichtig, weshalb der Entwickler den ebenfalls sehr linear gestaltete. Er optimierte ihn auf größere Hörabstände ab etwa vier Metern und versah ihn deshalb mit einem ganz leicht betonten Mittel- und Hochtonbereich. Denn diese Frequenzen werden durch die Eigendämpfung der Luft auf größere Entfernungen mess- und hörbar reduziert.

Da in unserem Hörraum der Hörabstand kleiner ist, haben wir in Absprache mit Bien per Klangregelung diesen Bereich um ein Dezibel zurückgenommen, was den Klang des Sets noch einmal natürlicher und ausgeglichener werden ließ.

Der nuZeo-Frontlautsprecher zeigt ein überragend homogenes Rundstrahlverhalten. Die Diffusfeldabstimmung kann nur als gelungen bezeichnet werden.

Tiefbass ohne Subwoofer
Dank ihrer vier jeweils 20 Zentimeter durchmessenden Tieftöner kann die nuZeo 15 auf die Hilfe eines Subwoofers getrost verzichten, bringt ein Paar doch die Membranfläche von zwei 15-Zoll-Basstreiberboliden mit. Nachvollziehbar, dass Nubert es nicht für nötig hielt, uns für den Test einen Subwoofer zur Verfügung zu stellen. Die beiden unteren 20er trennt die Weiche schon bei 100 Hertz ab, die beiden oberen, von denen einer ganz oben auf der Schallwand sitzt, der andere direkt unter den Mittel-Hochtontreibern, übergeben bei 200 Hertz ebenfalls mit Filtern vierter Ordnung an die Mitteltöner.

Wie bereits an der Treiberanzahl erkennbar, ist die nuZeo 15 ein erwachsener Lautsprecher – sprich, nahezu mannshoch. Dabei mutet sie keineswegs klotzig oder wuchtig an, sondern durch die schmale Front angenehm schlank. Zudem verjüngt sich die Box nach hinten und ihre Seitenkanten sind großzügig verrundet, was sie nochmals eleganter wirken lässt. Dazu tragen die massiven Traversenfüße aus Alu-Druckguss bei. Die sorgen durch Vergrößerung der Standfläche für einen Schutz gegen Umkippen und ausreichenden Abstand der Gehäuseunterseite zum Boden, damit die dort untergebrachte Bassreflexöffnung genug Raum zum Atmen hat. Schon mit ihrem Gewicht von knapp 54 Kilogramm deutet die nuZeo 15 an, dass ihr Inneres umfangreich versteift ist, um jegliche störende Gehäuseschwingung zu unterbinden.

Als Center- und Surroundboxen kommen jeweils die nuZeo 6c für je 1.100 Euro zum Einsatz, ein Lautsprecher mit zwei 15-Zentimeter-Tieftönern mit Carbon-Membran, die die 26-Millimeter-Hochtonkalotte in ihre Mitte nehmen. Die Bassrefl exöffnung ist hier auf der Rückseite angebracht. Die nuZeo 6c enthält nur zwei Leistungsverstärker, die jeweils 100 Watt zur Verfügung stellen, einen für beide Bässe und einen für den Hochtöner. Getrennt wird hier bei 1.750 Hertz, wiederum mit Linkwitz- Riley-Filtern vierter Ordnung.

Externe Steuerung
Für den Test kam, wie schon erwähnt, die 835 Euro teure AV-Vorstufe nuXinema preAV im Drahtlos-Betrieb zum Einsatz. Eines fi el bei ihr nach der Konfiguration sofort auf: Einen Schwachpunkt, den wir beim Test des nuXinema-Sets in Ausgabe 10-2023 feststellten, haben die Schwaben per Firmware-Update ausgeräumt: Ein Auspegeln der Lautsprecher ist nun über die App X-Remote problemlos möglich. Dort ist auch die automatische Raumeinmessung zugänglich, welche die Basswiedergabe der Anlage auf die Raumakustik abstimmt.

Im getesteten nuZeo-Heimkino-Set übernimmt die AV-Vorstufe nuXinema preAV die komplette Rechenarbeit wie zum Beispiel die Klangregelung, die Decodierung der Heimkino-Tonformate oder die Kanal-Zuordnung. Die Lautsprecher werden im so genannten Slave-Modus betrieben und sind „nur noch“ für die Wiedergabe der vom Prozessor zugespielten Tonsignale zuständig. Auch dafür bedarf es einiges an Prozessor-Power, denn die Funk-Digitalsignale wollen schließlich entschlüsselt und für die einzelnen Chassis per digitaler Frequenzweichen-Programme passend zugeordnet werden.

Damit sind die direkt in den Boxen eingebauten Rechenchips aber bei Weitem nicht ausgelastet, denn die Lautsprecher wurden auch für den Standalone-Betrieb – beispielsweise als Stereo-Paar – entwickelt. Deshalb bietet jeder einzelne von ihnen neben der drahtlosen Verbindungsmöglichkeit via X-Connect Surround über drahtgebundene Anschlüsse an – und zwar sowohl analoge in symmetrischer und unsymmetrischer Ausführung wie je zwei Koaxial-Digitaleingänge. Nicht zuletzt lässt sich die XLR-Eingangsbuchse zu einem AES/EBU-Anschluss umschalten.

Der in die Boxen integrierte Prozessor ist leistungsfähig genug, um fast sämtliche Aufgaben, die bei der Testanlage die AV-Vorstufe übernimmt, auch selbst durchzuführen. Dazu gehört beispielsweise die Klangregelung, ein Hochpassfilter, falls die Anlage mit einem Subwoofer betrieben werden soll, oder – besonders interessant – die Loudness-Funktion. Sie berücksichtigt eine besondere Eigenschaft des menschlichen Gehörs, nämlich, dass es bei geringen Wiedergabepegeln für tiefe Frequenzen deutlich unempfindlicher ist als bei größeren Lautstärken. Bei aktivierter Loudness hebt die nuZeo-Box den Bass entsprechend dem Wiedergabepegel mehr oder weniger stark an.

Über die Klangregelung hinaus stellen die Lautsprecher auch einen Fünfband-Equalizer zur Verfügung. Sogar eine automatische Raumanpassung ist über die Smartphone-App möglich.

Neben der Klangregelung bieten die nuZeo-Boxen auch einen Fünfband-Equalizer, mit dem man differenziertere Klanganpassungen vornehmen kann.

Trotz einer Breite von gerade mal 23,4 Zentimetern bei 6,7 Zentimetern Höhe ist die Vorstufe überraschend üppig ausgestattet: Sie stellt immerhin drei HDMI-Eingänge und einen eARC-Ausgang zur Verfügung. Außerdem sind je ein optischer, koaxialer und USB-Digitaleingang an Bord. Blue tooth mit aptX komplettiert die Ausstattung auf der digitalen Seite. Analog gibt es einen Cinch-Stereoeingang und acht Cinch-Ausgänge. Damit ist die Rückseite tatsächlich prall gefüllt (Bild oben). Netzwerkanschlüsse oder eine Möglichkeit zum Musikstreaming per WLAN sind nicht an Bord.

Außer per App lässt sich die Nubert-Vorstufe über das integrierte Bildschirmmenü und die beiliegende Infrarot-Fernbedienung konfigurieren und bedienen. Die Bedienmöglichkeiten am Gerät selbst sind ebenfalls vorhanden, mit nur einer Taste und einem Dreh-drück-Knopf allerdings eher rudimentärer Natur.

Tonqualität
Auch ohne Subwoofer können sich untere Grenzfrequenz und Maximalpegel der Nuberts mehr als sehen lassen: Mit 23 Hertz und 113 Dezibel spielen sie in der Oberliga. Auch das Rundstrahlverhalten des Centers zieht ein zufriedenes Kopfnicken der Messtechniker nach sich: Allenfalls unterhalb von 2 Kilohertz waren Pegelverluste unter großen Winkeln erkennbar, darüber ist das Verhalten sehr ausgeglichen.

In puncto Frequenzgänge gab es ebenfalls nichts zu meckern – bei mit der Klangregelung um ein Dezibel zurückgenommenen Mitten und Höhen zeigen sie eine exzellente Linearität. In Absprache mit Thomas Bien, Akustik-Entwickler der nuZeo-Serie, beließen wir es im Hörtest bei dem um ein Dezibel reduzierten Mitten- und Höhenpegel. Die Gründe erläutern wir im Kasten auf der linken Seite.

So spielte das 5.0-Set in unserem Hörraum bemerkenswert ausgeglichen und neutral auf. Zudem bleibt das Set erstaunlich locker wie entspannt und schüttelt obendrein satte Dynamiksprünge locker von seinen Membranflächen: Das Tieftongewitter, das es bei der Abschleppwagen-Szene von „Terminator – Die Erlösung“ entfesselt, kann sich hören bzw. fühlen lassen. Da krachen die Motorrad-Robots mit Schmackes in die Schrottautos und die Flugrobots bringen die Magenwände nachdrücklich zum Beben. Und das Schöne dabei: Auch beim größten Radau blieben die Dialoge stets verständlich.

Die Talente des nuZeo-Sets gehen aber deutlich über Actionkino-Spaß hinaus: „Listen Up“ von und mit Drummer Omar Hakim versetzt den Zuhörer in die Band, er bekommt eine wunderbar präzise und mitreißende Rundumschau der beteiligten Musiker. Während der Wiedergabe von Gesangsstimmen gibt es ebenfalls keinerlei Probleme, wie Jane Monheit und John Pizarelli beim Gershwin-Klassiker „They Can´t Take That Away From Me“ entspannt und unverfärbt unter Beweis stellen.

Dass die nuZeo 15 auch Stereo-Klänge aufs Angenehmste und mit lockerer Präzision wiedergeben können, haben sie schon im Einzeltest in Ausgabe 2-2024 (auch online auf audiovision.de abrufbar) gezeigt – weshalb wir an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen.

Der Testbericht Nubert nuZeo-Set (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 13.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 Sehr gut

Das nuZeo-Set ist mit seinem Preis von 13.700 Euro die teuerste Heimkino-Kombi von Nubert, die wir je getestet haben. Es ist aber jeden Euro wert. Hochwertige Verarbeitung, umfangreiche Ausstattung mit Drahtlos-Technik und ein hervorragender Klang. Heimkino-Herz, was willst du mehr!

Michael Nothnagel

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