Harman Kardons „Citation“-Serie umfasst eine Vielzahl von smarten Lautsprechern, die sich miteinander vernetzen lassen. Neben Streaming und Multiroom setzt die größte Soundbar der Amerikaner auch auf Höhen-Sound mit Dolby Atmos und der eigenen „MultiBeam“-Technik. Wie das klingt, klärt unser Test.
Die Soundbars „Citation MultiBeam 700“ und „Citation Bar“, die derzeit für 500 bzw. 800 Euro den Besitzer wechseln, hat Harman schon länger im Programm. Ganz neu hingegen ist das Flaggschiff-Modell „Citation MultiBeam 1100“ für 1.000 Euro – die einzige Dolby-Atmos-Soundbar der Amerikaner. Doch der Name verrät bereits, dass hier nicht nur Dolby-Technik, sondern auch eine Konstruktion aus eigenem Hause zum Zuge kommt – die „MultiBeam“-Technik.
Aufbau und Treiber
Hinter dem PR-Begriff steckt das Konzept, ohne zusätzliche Boxen vollen Surround-Sound zu erzeugen. Als All-in-one-Soundbar müssen daher Chassis-Aufbau und die digitale Singnalverarbeitung (DSP) auf dieses Ziel hinarbeiten. So kommt auf jeder Seite der Bar ein schräg zu den Wänden gerichteter Hochtöner mit Schallführung zum Einsatz. Der zu den Wänden „gebeamte“ Schall soll via Reflexion zum Hörplatz gelangen. Das Prinzip ist weder neu noch optimal, da das Hörergebnis von vielen Faktoren wie dem Aufstellort der Bar, der Beschaffenheit der Wände, Hindernissen im Schallweg oder schlicht von der Entfernung des Hörplatzes zur Soundbar abhängt. In der Praxis klappt das mit dem Surround-Feeling daher oft nicht so recht, weshalb viele Hersteller das Tonsignal zusätzlich via DSP bearbeiten, um mit psychoakustisch wirksamen Algorithmen dem Klang mehr Räumlichkeit zu verleihen.
Die 17 Zentimeter hohe Fernbedienung besteht aus Plastik mit gummierter Oberseite für ein samtiges Anfassgefühl. Die Lesbarkeit der winzigen, hellgrauen Schrift auf dunkelgrauem Hintergrund ist hingegen nicht optimal, auch die kleinen „Stege“ als haptische Markierung für die Druckpunkte könnten größer sein. – ein klassisches „Design-Victim“.
Der Atmos-Treiberaufbau mit 11 Chassis entspricht im Kern dem, was wir von vielen Soundbars kennen: Zwei Breitbänder mit je 70 Millimeter Durchmesser an der Oberseite werfen Schall zur Decke, der via Reflexionen zum Hörplatz gelangen soll – dasselbe Prinzip wie bei den Seiten-Treibern. Auf der Front übernehmen je zwei Breitbänder im Racetrack-Design mit 55 x 90 Millimeter (also in Form einer Stadionlaufbahn) die Kanäle Links, Rechts und Mitte. Der Center bekam einen zusätzlichen 25 Millimeter großen Hochtöner spendiert; das soll natürlich der besseren Sprachverständlichkeit dienen. Insgesamt 630 Watt Verstärkerleistung stehen den Treibern zur Verfügung.
Versteckt ist die Chassis-Parade hinter einer in Schwarz oder „Wintergrau“ erhältlichen Bespannung aus echtem Wollstoff des dänischen Textilherstellers Kvadrat, welche fast die komplette Soundbar umhüllt. Laut Harman ist das Material schmutzabweisend und schwer entflammbar – gut anfühlen tut es sich obendrein. Mit 115 x 6,5 x 13 Zentimeter (B x H x T) ist die Bar nicht die kleinste, dank schlankem Design kommt der Tonbalken trotzdem elegant daher.
Bei den Decodern gibt es PCM und alles von Dolby inklusive Atmos. Auf DTS verzichtet Harman, entsprechende Tonsignale müssen vom Zuspieler in ein kompatibles Format gewandelt werden. An Sound-Programmen stehen der „Smart Surround“-Modus für mehr Raumklang, „PureVoice“ für eine klarere Stimmwiedergabe sowie der „Nacht-Modus“ zur Dynamikreduktion bei Dolby-Ton bereit. Manuelle Klangjustagen kann man mit den Bass- und Höhenreglern vornehmen, ein automatisches Kalibriersystem zur Einmessung der Raumakustik ist auch vorhanden.
Denn nur so entkommt man den derzeit noch vorherrschenden Schwächen virtueller Schallquellen, die über Signalmanipulation (DSP) und von Wänden reflektiertem Schall dem Gehör Rundum-Sound vortäuschen wollen. In der Praxis klappt die Trickserei eher schlecht als recht.
Klanggewinn bringt auch ein externer Subwoofer, denn die Physik setzt den kleinen Basstreibern in Soundbars sehr schnell natürliche Grenzen bei Pegel und Tiefgang. Eine separate Bassbox fühlt sich hingegen dort erst so richtig wohl, wo die Soundbar bereits kapituliert und verzerrt. Und ein kräftiger, tiefer sowie sauberer Bass ist für ein realistisches Klangerlebnis bei Musik wie Film essentiell.
Konnektivität
Zu einem HDMI-Eingang mit Unterstützung für 4K/60p, HDCP 2.3, HDR (Dolby Vision, HDR10+, HDR) gesellt sich ein HDMI-Ausgang mit eARC (Auto Return Channel). Alternativ kann man auch über Toslink Ton zuspielen. Analoge Eingänge besitzt die Soundbar keine.
Ins Netzwerk geht es über WLAN und LAN, die Einrichtung der Soundbar erfolgt über Googles Home-App. Das Musik-Streaming gelingt via Bluetooth, AirPlay und Chromecast. Multiroom-Funktionen sowie die sprachgesteuerte Wiedergabe von Songs sind mit Hilfe der Apps von Amazon Alexa, Google Assistant und Apple Siri möglich; hierfür werden allerdings kompatible Smart-Speaker der jeweiligen Hersteller benötigt.
Tonqualität
Vor dem Hörtest führten wir die automatische Kalibrierung aus, was zügig und reibungslos klappte. 5.1-Musik von Steely Dan spielte so recht deutlich auf die Bar fokussiert und wenig luftig, mit Zuschaltung der „Smart Surround“-Funktion kam eine deutliche Schippe mehr Räumlichkeit ins Spiel. Dann klang die Box allerdings mehr nach „Lautsprecher“ und verlor an Natürlichkeit. Auch Gesang oder Sprechern in Dokumentationen fehlte etwas Authentizität. Beim Hören mit Stereo-Musik könnten audiophile Naturen grundsätzlich etwas musikalischen Schmelz und Natürlichkeit vermissen. Die Sprachverständlichkeit überzeugte trotzdem und ließ aus seitlichen Hörwinkeln kaum nach.
Weiter ging es mit Dolby-Atmos-Stücken. Effekte schallten rund 1,5 bis 2 Meter breit, das Tongeschehen spielte sich aber hauptsächlich vorn und mit Abstrichen auch zwischen der Bar und dem Hörplatz ab. Höheneffekte tönten ebenfalls vorne aus der Soundbar. Zum Gegen-Check aktivierten wir wieder „Smart Surround“, womit alles eine Ecke größer klang, sogar etwas Surround-Gefühl wurde vermittelt.
Der derbe Bass in Dolbys „Amaze“-Trailer tönte gut hörbar, wenn auch nicht in seiner ganzen Tiefe. Der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) vermochte ebenfalls keine Erdbeben zu entfalten. Als wir mehr Bass in den Sound schraubten, verzerrten bei gehobenen Pegeln die Treiber. Hier macht ein externer Subwoofer (siehe Kasten) Sinn.
Der Testbericht Harman Kardon Citation MultiBeam 1100 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Harmans „Citation Multibeam 1100“ macht sich schick im Wohnzimmer, besitzt gute Streaming-Optionen und lässt sich mit externen Boxen erweitern. Klanglich könnte es für den Preis etwas mehr sein.
Andreas Oswald