Der AVR-X3300W ersetzt den AVR-X3200W (Test in 10-2015), den Denon schon damals mit Dolby Atmos, DTS:X und 4K-Video samt HDR-10 aufgerüstet hat. Bahnbrechende Entwicklungen auf dem Receiver-Sektor gab es seitdem nicht, so dass sich der Nachfolger vornehmlich mit einer Neuerung profilieren kann: Audysseys bestem Einmess-System „MultEQ XT 32“, das für akkuratere Ergebnisse mit engmaschigeren Filtern arbeitet als die „MultEQ XT“-Automatik des Vorgängers.
Das trotz dieser Neuerung insgesamt schlanke Update schlägt sich auch im Preis nieder, denn mit 1.000 Euro kostet der Neuling nicht mehr als das alte Modell.
Ausstattung und Technik
Die 7 diskret aufgebauten Endstufen sind auch für stromhungrige 4-Ohm-Lautsprecher ausgelegt, den Verbrauch reduzieren per Knopfdruck die beiden effizienten Eco-Modi. Optional versorgen die Leistungsverstärker einen zweiten Raum mit einer beliebigen Stereo-Quelle (Zone 2), auch Bi-Amping der Frontboxen ist möglich. Die Lautsprecher-Konfiguration ist allerdings auf 7.2- bzw. 5.1.2-Set-ups beschränkt, 4 Höhenboxen oder 2 in Kombination mit Back-Surround-Speakern lassen sich nicht betreiben. Damit steht der AVR-X3300W in seiner Preisklasse jedoch nicht alleine da. Wer mehr will, muss bei Denon zum größeren Modell AVR-X4300H (Test in 11-2016) greifen, der mit 9 Endstufen und 11.2-Processing aufwarten kann – allerdings auch 600 Euro mehr kostet.
Das Menü des AVR-X3300W erlaubt 5 Positionen für die beiden Höhenstrahler, neben vorderen „Height“-Speakern sind auch die „Top Front“- und „Top Middle“- sowie Dolby-Aufsatzboxen vorn und auf den Rears vorgesehen. Sound von oben liefern die Decoder Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X; auch das Cross-Format-Upmixing zwischen DTS- und Dolby-Signalen ist mit der aktuellen Firmware möglich. Das dritte 3D-Tonformat Auro gibt es bei Denon erst ab dem AVR-X4300H. Die älteren, doch noch immer überzeugenden 2D-Upmixer Dolby ProLogic II und DTS Neo:6 haben die Japaner aus ihren Receivern leider verbannt. Für die automatische Klangoptimierung und Boxenkonfiguration ist wie schon erwähnt Audysseys bestes Einmess-System „MultEQ XT 32“ zuständig, das bis zu 8 Positionen im Raum berücksichtigt. Wer lieber selbst Hand anlegt, darf die Boxen-Distanzen in 1-Zentimeter-Schritten und die Pegel in 0,5-dB-Einheiten justieren, was optimal ist. Auch die Speicherung aller Kanalpegel pro Eingangsquelle verdient Lob. Kritik muss sich dagegen der 9-Band-Equalizer gefallen lassen, der nicht die beiden Subwoofer regelt und sich nicht parallel zu Audyssey aktivieren lässt.
Bild und Ton gelangen über 8 HDMI-Eingänge in den Receiver, je 2 Koax- und Toslink-Buchsen nehmen Digitalton entgegen. Analog via Cinch-Stecker darf man 5 Geräte verkabeln, ein Phono-Eingang fehlt aber.
Video & Multimedia
Das Videoboard des Denon ist für die UHD-Wiedergabe mit Kopierschutz HDCP 2.2, 4:4:4-Farbraum, BT.2020 und HDR-10 gerüstet. Ein Firmware-Update für die Unterstützung der HDR-Formate HLG und Dolby Vision hat Denon zum Jahresende angekündigt. Auf Wunsch skaliert der AVR-X3300W FBAS-, YUV- sowie HDMI-Signal auf bis zu 4K/60p und kann diese dank flexibler Bildregler optimieren. An Vernetzungsmöglichkeiten offeriert der Receiver WLAN, AirPlay, Bluetooth, DLNA, Spotify und einen USB-Audioplayer, der auch Hi-Res-Dateien mit bis zu 192 kHz / 24 Bit spielt. Das gut bedienbare Internet-Radio rundet die gute Ausstattung ab. Das hauseigene Multiroom-System HEOS (Test in Ausgabe 10-2016) unterstützt Denon leider nur bei den teureren Brüdern.
Alternativ zur übersichtlichen und mit großen Tasten bedachten Fernbedienung kann die Steuerung auch über das Web-Interface und Denons Remote-App für Smartphone und Tablet erfolgen (siehe Kasten „Steuern per Smartphone“); damit lässt sich der Receiver auch außerhalb der Fernbedienungs-Reichweite navigieren. Die Verarbeitung des Gehäuses überzeugt für ein 1.000-Euro-Gerät, die beiden stramm sitzenden Drehregler laufen mit leichter Rasterung.
Das Browser-Interface erreicht man durch die Eingabe der IP-Adresse ins Adresszeilenfeld des Browsers. Erstere findet man im Setup-Menü des Receivers unter „Netzwerk/Informationen“. Auf der übersichtlichen Oberfläche gelingt die Einrichtung dank Maussteuerung fast genauso schnell wie mit Fernbedienung und Bildschirmmenü. Die aktuelle Konfiguration kann man speichern und bei Bedarf per „Laden“ wiederherstellen. Anfang letzten Jahres brachte Denon seine „2016 AVR Remote“-App auf den Markt, die mit den Receivern des 2016-Jahrgangs sowie den meisten 2015er-Modellen kompatibel ist. Die optische Erscheinung wurde für eine bessere Übersichtlichkeit auf das Wesentliche reduziert. Zur Steuerung der meisten Receiver-Funktionen wird kein weiterer Bildschirm benötigt, so dass man auch bei fehlendem Sichtkontakt zum Receiver diesen steuern kann; zur Boxenkonfiguration ist man allerdings noch auf das Onscreen-Menü angewiesen. Verbesserungspotenzial sehen wir vor allem beim Lautstärkeregler, der sich ausschließlich durch Schieben justieren lässt. Zwar ist die Gefahr eines zu weiten Aufreißens des Pegels gering, Plus/Minus-Tasten halten wir trotzdem für komfortabler, präziser und sicherer.
Tonqualität
Im Stereo- und 5.1-Betrieb förderte unser Testgerät etwas weniger Leistung als der AVR-X3200 zutage, an 7.1-Kanälen mit insgesamt rund 550 Watt (6 Ohm) aber gleich viel. Für die Beschallung ausgewachsener Heimkinos reicht die Power allemal. Der sparsame Eco-Modus reduziert den durchschnitt-lichen Stromverbrauch von 319 auf gute 141 Watt.
Beim Hörtest spielte der AVR-X3300W im „Direct“-Modus mit unserem Dauerbrenner Steely Dan selbst bei gehobenen Pegeln frei von Härten sowie Schärfen und schob den dynamischen 5.1-Mix von „Two Against Nature“ selbst ohne Subwoofer locker und druckvoll in den Raum. Auch der Atmos-Mix auf der „Smoke + Mirrors Live“-Blu-ray der Rocker „Imagine Dragons“ schallte weiträumig, geschlossen und löste sich gut von den Boxen.
Die 8-Punkt-Einmessung war nach 12 Minuten erledigt und ermittelte alle Boxen-Parameter tadellos. Die beiden Equalizer-Kurven „Flat“ und „Reference“ hellten uns den Klang aber zu sehr auf. Zudem spielten Bässe ohne Audyssey etwas druckvoller und über den Bassfrequenzgang homogener als mit aktiver Einmess-Automatik, wie der „Powerfull Bass“ in Dolbys „Amaze“-Trailer aufdeckte. Davon abgesehen beflügelte der Denon Film-Sound mit einer großen, präzisen wie greifbaren Klang-kulisse, die sich hören lassen konnte.
Bei der Wiedergabe von Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus – der zugunsten höchster Rauscharmut die analoge Videoelektronik und das Display abschaltet – überzeugte uns der Japaner bei Jazz-Klängen von Christy Baron mit seinem musikalischen, ja fast sanften Charakter, wusste aber trotzdem an den richtigen Stelle zuzupacken.
Der Testbericht Denon AVR-X3300W (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der AVR-X3300 überzeugt als flexibler Allrounder mit gutem Klang, hoher Leistung und vielseitiger Ausstattung. Wer 11.2-Processing will, muss jedoch zum nächstgrößeren Modell greifen.