Denon AVC-X4700H (Test)

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Seit einer gefühlten Ewigkeit warten Heimkino- Fans auf die ersten AV-Receiver bzw. AV-Verstärker mit HDMI 2.1, schließlich will man bei einer neuen Surround-Zentrale bestens für die Zukunft gerüstet sein. Denon geht nun voran und stattet seine komplette Modellreihe des Jahrgangs 2020 damit aus – und führt damit unter anderem Features wie 8K-Unterstützung, VRR, QMS und QFT ein.

Das ist uns schon mal eine „Innovation“- Auszeichnung wert. Auch jenseits von HDMI 2.1 gibt es Neuerungen, zwei Audio-Funktionen stechen dabei hervor: zum einen die Speicherung eines zweiten Lautsprecher-Setups, zum anderen Auro 11.1. Trotzdem blieb der Preis im Vergleich zum Vormodell AVR-X4500H (Test in 4-2019) bei 1.500 Euro. Allerdings wurde auch der Rotstift angesetzt. So präsentieren sich die neuen Modelle mit Ausnahme des AVR-X2700H als AV-Verstärker, also ohne klassisches Radio-Empfangsteil.

Das Einmess-Mikrofon von Audyssey lässt sich dank seiner viereckigen Sockelform auf viele Kamera stative passgenau aufstecken. Mit der Fassung an der Unterseite kann man es aber auch aufschrauben. Wer kein Stativ besitzt, kann die beiliegende Papp-Version im Design einer Rakete verwenden.

„Dies folgt einer Strategie, die Denon schon einige Jahre erfolgreich in den Top-Modellen 6500H und 8500H eingeführt hat, nicht zuletzt auch, um Störeinfl üsse zu minimieren. Unsere Nutzungsstatistiken zeigen zudem, dass der Rundfunktuner in Geräten dieser Klasse immer seltener verwendet wird und viele die Bequemlichkeit und Sendervielfalt von Internetradio zu schätzen wissen“, teilte uns Technical-Marketing- Manager Roland Krüger im Gespräch mit. Das gesamte Interview lesen Sie hier zum Ausklappen:

Roland Krüger, Head of Technical Marketing

Der HDMI-2.1-Standard wurde bereits 2017 verabschiedet, warum hat es so lange gedauert, bis ein Receiver/Verstärker mit HDMI 2.1 auf den Markt kommt?

Nach der Vorstellung eines neuen Standards und seiner Funktionen vergeht immer eine gewisse Zeit, um die Details auszuarbeiten, Spezifi kationen zu finalisieren, Chips zu entwickeln und diese in Serie herzustellen sowie Testspezifi kationen für Geräte und Kabel zu finalisieren. Im Falle von HDMI 2.1 war das nicht anders. Einige Funktionen aus dem Standardkatalog, wie der eARC und ALLM wurden schon in Geräte im Jahre 2018 verbaut und aktiviert, sobald es Testspezifi kationen dafür gab. Für viele andere Funktionen inklusive der höheren Bandbreite sind neue Chips erforderlich und hier dauerte die Entwicklung relativ lange. Auch da muss man unterscheiden nach Chipsätzen für TV-Geräte, Quellen und Repeater wie AV-Receiver. Letztere sind erst seit kurzer Zeit lieferbar und wurden jetzt nach umfangreichen Tests implementiert.

Welche Bedeutung kommt HDMI 2.1 bei den neuen AV-Verstärkern/Receivern zu?

HDMI 2.1 ist ein wichtiger Bestandteil unserer neuen AV-Receiver und trägt zur Zukunftssicherheit der Geräte bei. Das Paket enthält ja viele nützliche Funktionen wie VRR und HDR10+ Kompatibilität, die sich sofort mit einigen aktuellen Geräten nutzen lassen, und andere Funktionen wie etwa die hohe Bandbreite werden in Zukunft eine Rolle spielen, daher muss ein neuer AV-Verstärker eine solche Konnektivität aufweisen.

Warum spricht Denon selbst nicht von HDMI 2.1, sondern führt nur die Funktionen auf?

Das hat schlicht und ergreifend zur Ursache, dass es auch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine fi nalen Testspezifi kationen für HDMI 2.1 für Repeater-Geräte gibt. Die einzelnen Funktionen wurden durch uns verifi ziert und getestet. Sobald diese Testspezifi kationen verfügbar sind, werden wir die Geräte auch umgehend entsprechend zertifi zieren lassen.

Überträgt der 8K-Eingang die volle HDMI-2.1-Bandbreite von 48 Gbit/s?

Nein, alle aktuell verfügbaren Repeater-Chipsätze unterstützen eine Bandbreite von maximal 40 Gbit/s. Allerdings gilt dies unseren Informationen zufolge auch für die Quellchips. Dies bedeutet, dass sich unkomprimiert 8k-Material mit 60 Hz in maximal 10 Bit statt 12 Bit übertragen lässt. Es sind hierdurch also praktisch keinerlei Einschränkungen zu erwarten.

Werden sich ältere Denon-Modelle auf HDMI 2.1 upgraden lassen?

Wir haben eARC und ALLM aus dem Standard HDMI 2.1 in viele unserer älteren Modelle per Firmware-Update implementiert, sofern dies möglich war. Ohne HardwareÄnderung können bei älteren Modellen keine weiteren HDMI-2.1-Features hinzugefügt werden. Wir werden jedoch ein kostenpflichtiges Hardware-Upgrade für den AVCX8500H zu Beginn 2021 zur Verfügung stellen, mit welchem sich dieser auf die HDMI-Funktionalität eines 4700H oder 6700H aktualisieren lässt.

Verbesserungen im Detail

Die HDMI-2.1-Schnittstellen werden sich vor allem mit der Markteinführung von Sonys Playstation 5 und Microsofts XBox Series X am Jahresende bezahlt machen, die ebenfalls über HDMI 2.1 verfügen. 4K-Gaming mit 120 Hertz und variablen Bildwechselfrequenzen kann dann auch über den AV-Receiver laufen, ebenso wie 8K/60Hz- Videos von Youtube mittels auf den Spielekonsolen installierten Apps – sofern das unterstützt wird. Allerdings bietet der AVC-X4700H neben 2 HDMI-Ausgängen nur einen HDMI-Eingang nach der HDMI-2.1-Spezifikation.

8K bei Fernsehern ist kein Novum mehr, bei AV-Verstärkern hingegen schon. Denon implementiert erstmals HDMI-2.1-Schnittstellen in seine Sound-Zentralen und öffnet damit ein neues Kapitel. 8K-Bilder mit 60 Hertz sind jedoch nicht die einzige Innovation, die der AVC-X4700H mitbringt. So erlaubt das neue Video-Board erstmals auch die Durchleitung von HDR-Metadaten für erweiterte Kontraste und Farben in den Formaten HDR10+ und dem kommenden Format Dynamic HDR – und das an allen 8 HDMI-Eingängen und 3 HDMI-Ausgängen. Auch Features wie QFT, QMS, ALLM und VRR sind an allen HDMI-Buchsen verfügbar. Spielefans profi tieren zudem von hohen und variablen Bildwiederholraten mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und niedrigen Latenzraten.

Im Video-Menü darf man die Ausgabe des Bildsignals an die Fähigkeiten des TV-Apparats anpassen.

Die Video-Features im Überblick:

• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der AVCX4700H ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4KInhalte können zudem auf 8K skaliert werden.

• 4K/120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.

• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.

• HDR: Der AVC-X4700H unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.

• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.

• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virual Reality Vorteile bringt.

• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.

• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).

• HDCP 2.3: Der AVC-X4700H versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.

Der Denon AVC-X4700H verfügt über einen HDMI-2.1-Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgänge.

Ein Beinbruch ist das aber nicht wirklich, denn 3D-Sound kann auch über den eARC vom Fernseher an den AV-Verstärker geleitet werden. Die restlichen Eingänge arbeiten nach der HDMI-2.0-Norm, beherrschen aber ebenso die neuen Video-Features wie VRR, QFT oder QMS. Neben Dolby Vision und HLG versteht sich der Denon auch auf HDR10+ und das Dynamic HDR.

Denons AVC-X4700H verfügt über 8 HDMI-Eingänge (einer vorn) und 3 HDMI-Ausgänge. Mit 4 digitalen und 7 analogen Tonschnittstellen sollten auch beim Sound keine Engpässe aufkommen; selbst für den Plattenspieler ist ein Anschluss vorhanden. 4 der 17 Pre-outs sind den Hörzonen 2 und 3 zugedacht, die restlichen bedienen 11.2-Tonkanäle. Die aufschraubbaren Antennen sorgen für den Empfang von WLAN und Bluetooth.

Wer mit 8K und Gaming nichts am Hut hat, für den zaubert der AVC-X4700H einige Audio-Trümpfe aus dem Ärmel. Ein Highlight ist die Unterstützung von Auro 11.1. War die Wiedergabe von Back-Rear-Kanälen bei Auro-Ton bisher dem Flaggschiff AVC-X8500H vorbehalten, so beherrscht dieses Kunststück nun auch der weniger als halb so teure AVC-X4700H – entweder in 7.1.2-Konfiguration oder unter Nutzung von zwei Pre-outs und einer externen Stereo-Endstufe im 7.1.4-Modus. Apropos Boxen-Konfiguration. Hier hat Denon ein neues, nützliches Feature am Start, das wir bisher nur von Yamaha-Receivern kannten: das Speichern von zwei separaten Boxen-Setups, zwischen denen sich wechseln lässt. So darf man etwa für das Hören von Stereo-Musik oder 5.1-SACD ein anderes Setup anlegen als für 3D-Filmton mit 11.2-Kanälen. Im Kombination mit den Schnellwahl-Speichern lässt sich dann mit nur einem Knopfdruck auf der Fernbedienung zwischen den Boxen-Presets wechseln. Da auch Audyssey Bestandteil eines Boxen- Setups ist, kann man zudem zwei unterschiedliche Messungen vornehmen oder bei einem Boxen-Preset den Audio-Equalizer nutzen.

9 Endstufen & 11.2-Kanäle

Der AVC-X4700H hat 9 Leistungsverstärker verbaut, kann aber 11.2-Kanäle verarbeiten. Unter Zuhilfenahme einer Stereo-Endstufe lässt sich ein 7.2.4-Setup befeuern. Als Neuerung kann man alle internen Endstufen abschalten und den Verstärker quasi als reine Vorstufe nutzen, um separate Endstufen über die Pre-outs anzusteuern. Wie gewohnt lassen sich ungenutzte, interne Endstufen für das Bi-Amping oder zwei weitere Hörzonen verwenden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 und 3 auch Digitalströme der S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale mit bis zu 4K/60p.

Dank Bluetooth-Transmitter kann man Tonsignale an kompatible Lautsprecher und Kopfhörer senden.

Die Boxenkonfiguration fällt bei beiden Lautsprecher- Presets identisch und vorbildlich aus: Pegel und Distanzen aller Boxen lassen sich individuell mit 0,5-Dezibel-Schritten respektive 1-Zentimeter- Einheiten justieren. Im Bass-Management darf man für jeden Lautsprecher separat die Crossover- Frequenz bestimmen. In einem weiteren Setup lassen sich zudem für die 2-Kanal-Wiedergabe Bass-Management, Pegel und Distanzen unabhängig von den Einstellungen der Mehrkanalton-Wiedergabe konfigurieren.

3D-Sound und MPEG-H

Die digitale Audioverarbeitung des AVC-X4700H arbeitet mit zwei Dual Core DSPs mit SHARC+ Kern, wie sie auch im Denon-Flaggschiff AVCX8500H zum Einsatz kommen. An Decodern bietet der AVC-X4700H so ziemlich alles, was derzeit auf dem Markt ist: Dolby Atmos, DTS:X (inklusive IMAX-Enhanced), Auro 3D sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und die Auro-Matic. Hinzu kommen Dolbys Height Virtualizer sowie DTS Virtual:X für Höhen- und Surround-Sound auch ohne Höhen- und Surround-Boxen. Laut Roland Krüger wird voraussichtlich im Oktober per Firmware-Update das 3D-Tonformat MPEG-H integriert, das für den Einsatz in Streaming- Anwendungen und Rundfunksystemen entwickelt wurde.

Im Menü „Lautsprecher/Endstufen-Zuweis.“ legt man beim AVC-X4700H Art und Anzahl der Lautsprecher fest. Bei 3D-Tonformaten ist dies allerdings mit Einschränkungen verbunden. Zwar sind dank Pre-outs volle 11.2-Setups möglich, die definierte Position der Lautsprecher bestimmt jedoch die Verfügbarkeit der Decoder: Während Dolby Atmos und DTS:X stets parallel und bei allen Konfigurationen funktionieren, müssen für Auro 3D-Ton vordere Front-Height-Lautsprecher oder vordere Aufsatzboxen aktiv sein; für das hintere Boxenpaar kann man sich Height-, Decken- und Aufsatzboxen wählen. Surround-Height-Boxen (nicht zu verwechseln mit Back-Height-Boxen) schweigen bei Atmos-Ton, DTS:X nutzt sie aber.

Mit Front-Height- und Rear-Height-Boxen funktionieren Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X ohne Einschränkungen.

Dolby Enabled Boxen sind neben DTS und Dolby auch bei Auro-Ton möglich. Aufsatzboxen können vorne sowie auf den Rears oder Back-Reas sitzen.

Im 7.1.4-Betrieb benötigt der AVC-X4700H ein Paar externe Endstufen. Auro streikt wie gewohnt in der Konfi guration mit vier Deckenboxen.

Neu: Der AVC-X4700H kann Auro-Ton auch mit Back-Rear-Kanälen wiedergeben – sowohl bei nativen Streams (hier 13.1) als auch beim Upmixing.

In der Praxis ist uns das Format aber noch nicht über den Weg gelaufen. Ebenfalls an Bord sind 6 von Denon entwickelte Raumklang- Programme. Das Cross-Format-Upmixing, das bei den Modellen des Jahrgangs 2019 temporär eingeschränkt wurde, ist wieder im vollen Umfang möglich; Ausnahmen bilden wie immer die nativen 3D-Streams. Als Einmess-Automatik fungiert das bewährte „MultEQ XT32“ von Audyssey, das bis zu 8 Messpunkte unterstützt. Zum Funktionsumfang gehören auch die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti- Dröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von zwei Woofern („SubEQ HT“).

Für 20 Euro kann man sich zudem die „Audyssey MultEQ Editor“-App für Android- und iOS-Geräte herunterladen. Die Software erlaubt die Manipulation der Einmessung nach persönlichen Hörvorlieben, etwa durch das Ziehen einer eigenen Zielkurve, nach welcher der Frequenzgang optimiert wird. Kritik muss sich Denon nach wie vor beim Audio-Equalizer gefallen lassen, der keine Subwoofer regelt und für alle anderen Kanäle erst ab 63 Hertz greift. Für Klangtüfteleien ist man mit der optionalen Audyssey-App aber ohnehin besser beraten, mit der sich auch die Zielkurve des Subwoofers präzise anpassen lässt.

Erweitertes INFO-Menü: Neben den Audio-Daten gibt es nun auch eine zweiten Seite mit Video-Infos.

Auf unsere Frage, weshalb der Equalizer nicht bei aktivem Audyssey zuschaltbar ist, erklärte uns Krüger: „Eine solche Möglichkeit hätte negative Auswirkungen auf die Gesamt- Lautstärkeregelung und auch die auf Audyssey abgestimmten Zusatz-Funktionen Dynamic EQ und Dynamic Volume könnten nicht mehr zuverlässig arbeiten. Um dieses Dilemma zu verhindern, kann man jedoch entweder die Audyssey-Parameter für die ausgewählten Frequenzen in den graphischen EQ kopieren und dann den Graphik EQ alleine nutzen oder man führt die gewünschten Klang-Anpassungen an der Kurve, auch hier nach Audyssey- Einmessung, in der optionalen MultEQ-Editor App aus, wodurch dann auch wieder die Audyssey Zusatzfunktionen zur Verfügung stehen.“

Ähnliches Anschlussfeld

Bei der Anzahl der AV-Schnittstellen hat sich wenig getan: Statt der FM-Antennenbuchse gibt es nun Cinch-Eingänge für einen Tuner. Zudem fi el der Denon Link HD-Anschluss weg, der Jitter minimieren soll. Das erscheint logisch, denn der einzige Player mit diesem Anschluss war der Denon DBT-3313UD, der seit fast 3 Jahren nicht mehr gebaut wird. Und neue Blu-ray-Player wird es laut Krüger „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nicht geben.

Über Jitter in der Signalübertragung muss man sich aber trotzdem keine Sorgen machen: „In der aktuellen Generation der Geräte sind sogenannte Clock Jitter Reducer verbaut, die ein komplettes Reclocking des Signals durchführen und ebenfalls einen extrem geringen Jitter und somit beste Signalqualität von allen Quellen ermöglichen“, so Krüger. Der Blick auf die Alu-Front birgt wenig Überraschungen, blieb das Design doch identisch. Unter der großen Klappe findet man Tasten zur Gerätebedienung sowie Buchsen für HDMI (4K/60p), USB, Kopfhörer und Einmess-Mikro.

Multimedia & Bedienung

Alles über die neuen Video-Funktionen haben wir im Kasten oben zusammengefasst. Keine Erwähnung fand bisher der Video-Equalizer, der auch bei 4K-Material funktioniert und 6 Bildmodi mit sich bringt, darunter 2 nach ISF-Norm (Day, Night). Ebenso nützlich ist der Reiter „Video / 4K / 8K Signal Format“, in dem man Auflösung und Farbtiefe für die Ausgabe auf den TV-Apparat abstimmt. Die Bedienung des Verstärkers funktioniert für uns am komfortabelsten immer noch über die klassische Fernbedienung, die in Sachen Layout, Funktionalität und Übersichtlichkeit mit zu den besten am Markt gehört. Zwar fehlt eine Hintergrundbeleuchtung, was einen Punkt kostet, aber immerhin fluoreszieren viele der Tasten im Dunkeln, sofern sie vorher Licht „getankt“ haben.

Alternativ lässt sich der AVC-X4700H auch über die HEOSApp bedienen. Die Web-Control-Funktion erreicht man über einen gewöhnlichen Internet-Browser mit der IP-Adresse des Receivers, sie bietet ein übersichtliches grafisches Menü, mit dem sich der Receiver komplett und einfach bedienen lässt.

Für die Verschmelzung von Streaming und Multiroom
ist in allen aktuellen AV-Receivern von Denon das HEOS-System zuständig. Die HEOS-Technologie verteilt Musik aus dem Netz und von externen Quellen auf jedes HEOS-kompatible Gerät von Denon und Marantz – egal ob AV-Verstärker, Soundbar, Kompaktanlage oder Smart-Speaker. Der gleiche Sound im Wohnzimmer aus dem AV-Receiver sowie in der Küche auf dem Smart- Speaker ist gar kein Problem mehr. Der AVC-X4700H kann mehrkanalige Signale auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer etwa auf einem Denon Home-Speaker ein 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.

HEOS verbindet kompatible Lautsprecher und Geräte im ganzen Haus zu einem Streaming-Netzwerk.

Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt. HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AVReceiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker auch Bluetooth- Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer. Der AVC-X4700H verfügt über eine „Roon Tested“- Zertifi zierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.

Tonqualität

Mit 106 Watt im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 85 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) besitzt der AVCImX4700H in etwa genauso viel Power wie sein Vorgänger AVC-X4500H. Im Stereo-Modus kletterte die Leistung gar auf 201 Watt (4 Ohm). Bei normalem Betrieb zieht der Amp durchschnittlich 340 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) sinkt der Verbrauch auf gute 154 Watt.

Audyssey-App: Die Gestaltung individueller Zielkurven für die Einmessung gehört zu den Stärken der App.

Beim Sound darf man keine Experimente erwarten – der Denon klingt wie ein Denon, und das ist auch gut so. Kraftvoll und doch dezent, geschmeidig und doch klar, warm aber nicht verfärbt spielte der Bolide schon ohne Einmessung im Pure-Modus. Steely Dans 5.1-Mix auf dem Album „Two Against Nature“ stellte der Verstärker zudem räumlich präzise und dennoch luftig in unseren Hörraum. Auch große Orchester lagen dem Denon, greifbar wurden einzelne Instrumente großzügig im Raum verteilt, die trotzdem ein harmonisches Ganzes formten.

Löblich: Die Ergebnisse der Raumeinmessung mit Audyssey zeigt der AVC-X4700H auch grafi sch an.

Die Einmess-Automatik erledigte ihren Job gewohnt zuverlässig; die „Reference“-Kurve verlieh dem Verstärker noch mehr Räumlichkeit sowie einen leicht wärmeren Ton mit mehr Bass und Volumen. „Dynamic Volume“ eignet sich aufgrund der hörbaren und zudem 3-stufi g einstellbaren Dynamik- Komprimierung ausgezeichnet fürs Leisehören. Für das individuelle Feintuning bietet sich die gelungene „Audyssey MultEQ“-App an.

Eindrucksvoll hievte der 9-Kanäler (5.1.4-Betrieb) Sound-Objekte von Dolby Atmos-Trailern in den Hörraum, die groß und sehr realistisch aus den Boxen donnerten. Natürlich vermisst man die Back-Rear-Boxen im 5.1.4-Betrieb, für gelungene Überkopf-Effekte sind 4 Höhenboxen aber die bessere Wahl. Sound von oben reproduzierte der Denon dann auch tadellos, die Synthesizer in Dolbys „Audiosphere“ klangen präzise ortbar, greifbar und direkt von über unserem Hörplatz. Bei Filmton machte der Denon keine Ausnahme: Action wie in „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) ließ der Amp weiträumig und realistisch schallen, da fühlt man sich mittendrin. Effekte hatten zudem viel Wucht dank satter und druckvoller Bässe. Im Stereo-Betrieb (Direct-Modus) musizierte der AVC-X4700H mit klar durchgezeichneter Frontbühne, auf der Instrumente plastisch verortet wurde; Stimmen standen körperhaft mittig zwischen den Lautsprechern. Breite und Tiefe der Darbietung formten ein Ganzes für ein realistisch wirkendes Schallfeld.

Im Bass spielte der Denon klar und straff. Die 3-stufige „Restorer“-Funktion addiert dem Signal Bässe und Höhen für einen lebendigeren Sound hinzu, was besonders bei komprimierten Aufnahmen Vorteile bringen kann.

Der Testbericht Denon AVC-X4700H (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

86 sehr gut

Denons innovativer AV-Verstärker AVC-X4700H trumpft mit HDMI 2.1 und vielen neuen Video- Funktionen samt 8K-Aufl ösung auf. Auf Audioseite wurde mit 2 Boxen-Setups und Auro 11.1 ebenfalls aufgestockt. Für 1.500 Euro ist uns das einen Preistipp wert. Dass der AVC-X4700H einen Punkt weniger als sein Vorgänger einfährt, liegt an unseren jährlich verschärften Bewertungskriterien.
Andreas Oswald

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