Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre

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Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's EditionEine Gruppe junger Leute fällt im texanischen Hinterland einem von Wahnvorstellungen beseelten Familienclan zum Opfer. Was sich noch recht harmlos liest, entpuppte sich 1974 als Meilen­stein des Exploitation-Kinos und zählt auch heute noch zu den furchteinflößendsten Horrorfilmen aller Zeiten.

Probleme mit der Zensur
Deutschlands Jugendschützer interessierte der künstlerische Wert von Tobe Hoopers Vision aber herzlich wenig (eine Kopie des Films steht im Museum of Modern Art). Schon die Kinoversion, die noch unter dem Namen "Blutgericht in Texas" vermarktet wurde, musste trotz 18er-Freigabe Zensurschnitte hinnehmen. Die 1982 erschienene Video­kassette wurde kurz nach Erscheinen indiziert und 1985 beschlagnahmt – obwohl hier fast neun Minuten fehlten.

Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen erwarb Turbine Medien 2008 die Rechte für eine deutsche Vermarktung und setzte sich seitdem für dessen Rehabilitierung ein. Um eine FSK-Neuprüfung zu ermöglichen, musste zuerst gerichtlich die Aufhebung des Verbots erkämpft werden. Dies gelang durch ein Urteil des Landgerichts Frankfurt am 6. September 2011. Knapp zwei Monate später folgte die Streichung von der Liste der jugendgefährdenden Medien (Index). Ende 2011 erhielt der Film in seiner ungeschnittenen Fassung nach Neuprüfung den FSK-Segen mit der Kennzeichnung "ab 18".

Extras ohne Ende
Das umfangreiche Bonusmaterial dieses Vier-Disc-Sets (Film auf Blu-ray, Film auf DVD, zwei Bonus-DVDs) widmet sich der bewegten Zensurvergangenheit des Films anhand einer Expertenrunde (u.a. mit "Nekromantik"-Regisseur Jörg Buttgereit). Ein 50-seitiges Booklet enthält ebenfalls Details zur Zensurgeschichte sowie Gutachten und Abdrucke der Originalbeschlüsse zu Indizierung, Beschlagnahmung und deren Aufhebungen.

Die 73-minütige Doku "The Shocking Truth" lässt die gerade mal 80.000 Dollar teure Produktion Revue passieren. Anhand von Interviews mit Cast und Crew wird unter anderem auf die schwierigen Arbeitsbedingungen, das Make-up, den Schnitt und die aus Sicht der Schauspieler schlechte Vergütung eingegangen. In einer weiteren Dokumentation (71:42) werden sieben Geschichten von am Film Beteiligten erzählt, darunter Kameramann Daniel Pearl, Schauspieler Edwin Neal und "Texas Chainsaw Massacre"-Fanclub Präsident Tim Harden. Auch der 1988 produzierte Beitrag "TCM – A Family Portait" widmet sich dem Dreh, allerdings nicht annähernd so informativ und unterhaltsam wie "The Shocking Truth".

Wer jetzt noch nicht genug hat, der kann filmbegleitend zwei hervorragenden Audiokommentaren mit Cast und Crew lauschen, die Turbine Medien erfreulicherweise deutsch untertitelt hat.
 
Bild und Ton
Dank neuer HD-Abtastung vom Kameranegativ sieht der Film besser aus als je zuvor. Für HD-Verhältnisse ist die Qualität aber bescheiden. Dies liegt an der Tatsache, dass man aufgrund des Mini-Budgets nur auf 16 mm drehte. Hier ist die Schärfe geringer, das Rauschen stärker, die Farben blasser, der Kontrast instabiler und es gibt weniger Details.
Auch tonal übertrifft die Blu-ray alle bisherigen Versionen. Denn Turbine ließ eine neue 5.1-Abmischung anfertigen, inklusive Nachsynchronisation, dem Hinzufügen neuer Surroundeffekte und anderen akustischen Ausbesserungsmaßnahmen. Für Puristen gibt es einen 2.0-Mono-Track.

Fazit: Phänomenal effektiver Klassiker des modernen Horrorfilms. Obwohl fast komplett auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet wird, war der Film bis vor kurzem wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt.

Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's Edition

Leatherface (Gunnar Hansen) schnappt sich ein neues Opfer.

Bild: Dank neuer Abtastung vom Kameranegativ sieht der Film besser aus als je zuvor. Die optischen Limitierungen wie starkes Rauschen, blasse Farben, ein schwacher Kontrast und maue Detailzeichnung resultieren aus dem 16mm-Dreh und dem Mini-Budget.

Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's Edition
Neben dem 5.1-Upmix in DTS-HD enthält die Blu-ray auch die Originalabmischung in Mono.

Ton: Der zum Teil nachsynchronisierte 5.1-Upmix verteilt einige Effekte wie durch das Bild fahrende Autos über die gesamte Stereofront, in der zweiten Filmhälfte hört man hin und wieder die Kettensäge sogar auf den hinteren Boxen – meist spielt sich aber alles im Center ab. Auch ist die Klangqualität freilich nicht mit modernen Produktionen vergleichbar. Vorbildlich: Für Puristen hat Turbine Medien die Original-Mono-Spur mit auf die Disc gepackt.

Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's Edition
Cool: Bei deutscher Tonwahl ist die Texttafel zu Beginn in Deutsch, bei englischer Tonwahl in Englisch.

Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's Edition

Extras: Film-Discs (Blu-ray & DVD): zwei Audiokommentare. Bonus-DVD 1: "The Shocking Truth" (72:47), entfallene Szenen aus "The Shocking Truth" (7:38), "Fleischwunden" (11:39), Interview mit Teri McMinn (16:58), "Das TCM-Haus" (8:01), Outtakes (2:20), entfallene Szenen (25:21), Trailer, TV-Spots, Poster- & Fotogalerie. Bonus-DVD 2: "A Family Portrait" (60:30), Diskussionsrunde über Filmzensur in Deutschland (129:46), "Das Original von 1974 und das Remake von 2003 im direkten Vergleich" (5:31).   

Blu-ray-Test: The Texas Chainsaw Massacre – Ultimate Collector's Edition
Filmbegleitend hat man die Wahl zwischen zwei Audiokommentaren, die sogar deutsch untertitelt sind. 

 

Die Wertung   
Film 6 von 6 Punkten
Bildqualität 2 von 6 Punkten
Tonqualität 2 von 6 Punkten
Bonusmaterial 6 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Turbine Medien
Originaltitel The Texas Chainsaw Massacre
Laufzeit 84 Minuten
FSK ab 18 Jahren
Bildformat 1,78:1 (1080/24p)
Ton Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Mono
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Mono
BD-Live nein

 

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