"Es war schon die Idee, dass der Zuschauer sich mit den Baader-Meinhof-Leuten identifiziert, aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt." Diese Aussage von Regisseur Uli Edel aus dem Making-of beschreibt perfekt den Balanceakt, den er beim Dreh erfolgreich bewältigte.
Spannend und authentisch rekonstruiert die 20 Millionen Euro teure Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Ex-Spiegel-Chef Stefan Aust die RAF-Terroranschläge gegen den westdeutschen Staatsapparat in den 70er-Jahren. Dabei entsteht ein beklemmendes Psychogramm der führenden Köpfe Ulrike Meinhof (Martina Gedeck), Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek). Zugegeben, das oscarnominierte Drama ist trotz zweieinhalbstündiger Laufzeit eine Geschichtsstunde im Expresstakt, aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sehenswert.
Ebenso sehenswert fielen die Boni aus. Das 28-minütige Making-of zeigt unter anderem die Originalschauplätze, an denen die Filmemacher drehen durften. Dazu gehörten die Deutsche Oper in Berlin oder die Mehrzweckhalle im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim, in der seinerzeit der RAF-Prozess stattfand. Überhaupt wurden die geschichtlichen Hintergründe möglichst penibel aufbereitet, wie der Beitrag "Über Authentizität" verdeutlicht. So unterhielt die Produktion eine eigene Rechercheabteilung und Regisseur Uli Edel durchforstete alte Polizeiberichte und Zeugenaussagen. Sein etwas zäher Regiekommentar gehört hingegen nicht zu den Bonus-Highlights. Ganz im Gegensatz zum 41-minütigen Interview mit Stefan Aust, der auch über seine persönliche Bekanntschaft mit Ulrike Meinhof spricht. HD-spezifische Extras wie einen BonusView-Track oder BD-Live gibt es nicht. (ce)
Bildqualität: Der 1,85:1-Transfer besticht durch tolle Schärfe sowie hohe Plastizität. Massenszenen oder Landschaftsaufnahmen verfügen über eine große Detailfülle (Uni-Auditorium bei 14:25, jordanische Wüste bei 48:55). Entsättigte Farben sowie ein erhöhter Kontrast visualisieren das Siebziger-Jahre-Flair. Noch nie sah ein deutscher Film auf Blu-ray so gut aus.
Tonqualität: Der 5.1-Mix birgt eine tolle Klangkulisse mit vielen Umgebungsgeräuschen (Demonstration, 6:02). Während der zahlreichen Schusswechsel zischen Geschosse von allen Seiten durch den Hörraum (52:13, 75:49). Auch der knackige Bass und der räumlich-dynamische Score gefallen.
Extras: Regiekommentar mit Uli Edel, Making-of (28:35), "Über Uli Edel" (13:01), "Über Authentizität" (20:43), "Die Musik" (11:59), "Die Schauspieler und ihre Rollen" (37:54), "Stefan Aust über die RAF und ihre Zeit" (41:45), "Bernd Eichinger über die Annäherung an den Film und die 60er und 70er Jahre" (14:51), "Bernd Eichinger über die Dramaturgie des Films" (10:22), Infotafeln, Hörfilmfassung.
Fazit: Mit einer packenden Inszenierung, einem Höchstmaß an Authentizität und hervorragenden Schauspielern arbeitet "Der Baader Meinhof Komplex" das deutsche RAF-Trauma perfekt fürs Kino auf.

Staatsfeinde: Ulrike Meinhof (Martina Gedeck, oben), Andreas Baader (Moritz Bleibtreu)
und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) sind die Köpfe der Roten Armee Fraktion.

Die Wertung | |
Film | 6 von 6 Punkten |
Bildqualität | 6 von 6 Punkten |
Tonqualität | 5 von 6 Punkten |
Bonusmaterial | 5 von 6 Punkten |
Die technischen Daten | |
Anbieter | Highlight |
Originaltitel | Der Baader Meinhof Komplex |
Laufzeit | 150 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Bildformat | 1,85:1 (1080p/24Hz) |
Ton Deutsch | DTS-HD High Resolution 5.1, Hörfilmfassung |
Ton Englisch | – |
Erhältlich | ja |
Dieser und viele weitere Blu-ray- und DVD-Tests sind in der audiovision 5/2009 erschienen.