Blu-ray-Test: Argo – Extended Cut

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Blu-ray-Test: Argo – Extended CutBen Affleck wurde bei den "Directors Guild Awards" als bester Regisseur ausgezeichnet und war damit eigentlich der Favorit für den gleichen Preis bei der "Oscar"-Verleihung. Denn fast jedes Jahr holte der "Directors Guild"-Gewinner auch die "Oscar"-Trophäe. Dumm nur, dass Affleck dort als bester Regisseur nicht mal nominiert war. Als der 40-jährige dann auch den Golden Globe für die beste Regie gewann, konnten die Academy-Mitglieder fast nicht anders, als "Argo" zum bes­ten Film des Jahres zu küren – so kam es dann auch. Ob "Argo" wirklich der beste Film des Jahres ist, sei dahingestellt, einer der besten Filme des Jahres ist er aber allemal – und das sowohl in der Kinofassung als auch im neun Minuten längeren Extended Cut, in dem vornehmlich Szenen verlängert wurden (die Blu-ray enthält beide Versionen).

Unglaubliche Geschichte
1979: Um die Auslieferung des in die USA geflüchteten Schahs zu erzwingen, stürmt eine wütende Menge die amerikanische Botschaft im Iran. Sechs Amerikaner können unbemerkt entkommen und in die kanadische Vertretung fliehen. Mit Hilfe des CIA-Agenten Tony Mendez (Ben Affleck) sollen die Amerikaner als kanadische Crew-Mitglieder des vorgetäuschten Hollywood-Films "Argo" getarnt, ausgeflogen werden. Klingt absurd, hat sich aber seinerzeit genauso zugetragen – zumindest größtenteils. Denn natürlich spitzt Regisseur Affleck die Ereignisse dramaturgisch zu und die Stellen, wo sich "Argo" die größten künstlerischen Freiheiten nimmt, sind die spannendsten. 

Blu-ray-Test: Argo – Extended Cut

Sehr schön: Auch der neun Minuten längere Extended Cut wurde komplett synchronisiert.  

Aufschlussreiches Bonusmaterial
Aus all dem machen die tollen Extras auch gar keinen Hehl. So schildern die echten Geiseln im Bild-in-Bild-Track und dem Beitrag "Aus Teheran gerettet: Wir waren dort" ausführlich ihre unglaublichen Erlebnisse, selbst der damalige US-Präsident Jimmy Carter kommt zu Wort. Einige der Interview-Segmente doppeln sich allerdings.  Auch im aufschlussreichen, aber zum Teil etwas trocken vorgetragenen Audiokommentar mit Regisseur Ben Affleck und Autor Chris Terrio wird auf die Vermischung von historischen Fakten und fiktionalen Modifikationen ausführlich eingegangen. Und dann wäre da natürlich noch die 45-minütige TV-Dokumentation aus dem Jahr 2005, die zeigt, wie es sich wirklich zugetragen hat.

Optisch legt man hingegen großen Wert auf Echtheit. So erfahren wir in "Absolute Authentizität", dass man in Istanbul (im Iran durfte man natürlich nicht drehen) 2.000 Komparsen für die Massenszenen engagierte, in einer Nacht 4.000 Energiesparlampen in der großen Moschee gegen Glühbirnen tauschte und wie man den Flughafen von Ontario in den von Teheran verwandelte.

Bild wie aus den Achtzigern
Der Authentizitätsanspruch schlägt sich auch in der Bildqualität nieder, denn Regisseur Ben Affleck vermischt regelmäßig Realaufnahmen (gut zu erkennen am schmaleren Seitenverhältnis mit schwarzen Balken an den Seiten, Bild unten) mit Filmszenen. Doch auch diese wurden mittels Farb- und Kontrastfilter sowie einer Körnung auf 80er-Jahre getrimmt; selbst das computeranimierte Warner-Logo am Anfang wurde gegen das von vor 30 Jahren getauscht. Darüber hinaus drehte man mit einer Unmenge verschiedener Kameras (u.a. Arriraw 2.8K digital, Hawk Scope, Super 16, Super 35, Super 8), was eine Bewertung der Bildqualität zusätzlich erschwert. Unterm Strich bekommt man die meiste Zeit aber einen scharfen und detailreichen Cinemascope-Transfer zu sehen – nur halt einen, der aussieht, als hätte er schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel.  

Blu-ray-Test: Argo – Extended Cut
Die Realszenen erkennt man auch am schmaleren Seiten­verhältnis
von ca. 1,6:1 mit schwarzen Balken an den Seiten.

Fazit: Ben Affleckts dritte Regiearbeit ist seine beste: Der auf Tatsachen basierende Thriller über eine Rettungsaktion im revolutionären Iran von 1979 fesselt von der ersten bis zur letzten Minute. 

 

Bildqualität: Obwohl auf 80er-Jahre getrimmt (siehe Text) ist die Bildqualität des Cinemascope-Transfers überwiegend gut. Eine wie aus dem Ei gepellte Hochglanzoptik sollte man freilich nicht erwarten, wäre hier aber auch gänzlich fehl am Platze.

Tonqualität: Die 5.1-Abmischung ist hingegen auf der Höhe der Zeit und versorgt den Zuschauer an den passenden Stellen (Stürmung der Botschaft, Aufruhr auf dem Basar) mit einer überzeugenden Surroundkulisse.

Extras: Bild-in-Bild-Spur, Audiokommentar mit Regisseur Ben Affleck und Autor Chris Terrio, "Aus Teheran gerettet: Wir waren dort" (16:51), "Argo: Absolute Authentizität" (11:19), "Argo: Die Verbindung zwischen CIA und Hollywood" (6:05), "Flucht aus dem Iran: Die Hollywood-Option" (46:34), Digital-Kopie.

 

Blu-ray-Test: Argo – Extended Cut
Im Bild-in-Bild-Track kommen neben den echten Geiseln auch der
CIA-Agent Tony Mendez (Bild oben)
und der damalige US-Präsident Jimmy Carter zu Wort.

Blu-ray-Test: Argo – Extended Cut

 

Die Wertung   
Film 6 von 6 Punkten
Bildqualität 4 von 6 Punkten
Tonqualität 4 von 6 Punkten
Bonusmaterial 4 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Warner
Originaltitel Argo
Laufzeit 120 bzw. 129 Minuten
FSK ab 16 Jahren
Bildformat 2,35:1 (1080/24p)
Ton Deutsch Dolby Digital 5.1
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
BD-Live nein

 

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