Blu-ray-Test: Abraham Lincoln Vampirjäger

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Blu-ray-Test: Abraham Lincoln Vampirjäger "Die heißesten Literaturthemen 2009 waren Lincoln und Vampire", stellt Drehbuchautor Seth Grahame-Smith im hörenswerten Audiokommentar fest. Während einer Lesetour fand er immer wieder die gleichen Verkaufsstände vor: ein Tisch mit Lincoln-Biografien zu dessen 200. Geburtstag – und gleich daneben der Präsentationstisch mit "Twilight"-Horror-Romanen. Da lag es nahe, beides miteinander zu verknüpfen, zumal sich der Autor auf bekanntem Terrain bewegt. Einer seiner Romane heißt schließlich "Pride and Prejudice and Zombies".

Der Filmtitel "Abraham Lincoln – Vampirjäger" ist Programm, vom Leben des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten inspiriert, mutiert so Geschichte zum historisch angehauchten Horror-Thriller mit Vampir-Twist. Wem also Steven Spielbergs inszeniertes Kammerspiel über Abraham Lincoln zu trocken ist, sollte sich die "Vampirjäger"-Version anschauen. Trotz trashigem B-Movie-Titel spielte die 65-Millionen-Dollar-Produktion übrigens beachtliche 117 Millionen ein.

Axt schwingender Präsident
Als kleiner Bub muss Abraham Lincoln mit ansehen, wie ein Vampir seine Mutter umbringt. Um Rache üben zu können, nimmt der zukünftige Präsident als junger Mann (Benjamin Walker) Unterricht bei einem Vampirjäger (Dominic Cooper). Fortan killt Lincoln bei Nacht Blutsauger per Axt, tagsüber engagiert er sich in der Liebe (Mary Elizabeth Winstead) und der Politik. Auch als Präsident muss Lincoln seine Vampir-Killer-Talente beweisen. Denn der Süden verstärkt im Bürgerkrieg Truppen mit Vampir-Soldaten, die den Norden zu überrollen drohen.

Die Story ist zwar absurd, dennoch kann der geneigte Horrorfan dem bildgewaltigen Gemetzel einiges abgewinnen. "Wanted"-Regisseur Timur Bekmambetow liefert elegante Bilder und stimmige Sets, die zum Großteil in New Orleans entstanden. Die stilsichere Action samt blutigen Fights neigt zu comichafter Überzeichnung – kein Wunder, denn Tim Burton produzierte die Vampirjagd.

Wenige, aber gute Extras
"Stilgefühl ist unbezahlbar", meint Burton im ausführlichen Making-of (75:21) zu Bekmambetows bildgewaltiger Regie. Das trifft auch auf die Kampfchoreografie und Abes Axt-Akrobatik zu, die von asiatischen Kampfkünsten inspiriert und nicht selten mit "Phantom"-Highspeed-Kameras gefilmt wurden. Bei Aufnahmegeschwindigkeiten von über 1.000 Bildern pro Sekunde entstanden tolle Zeitlupen-Sequenzen. Zudem gewährt das Making-of Blicke auf die Drehbuchentwicklung, die Entstehung der Spezial-Effekte samt Prävisualisierungen, das Make-up und den visuellen Stil des Filmes.

Im Animationsfilm "Das große Unheil" (7:43) erzählt Edgar Allan Poe Präsident Lincoln Fantastisches über den Ursprung der Vampire in Europa und wie die Blutsauger nach Amerika kamen. Die separate 3D-Blu-ray enthält bis auf 3D-Filmausschnitte zu "Prometheus" und "I, Robot" keine weiteren Extras.                                 

Fazit: Absurder Filmtitel, verrückter Film. Timur Bekmambetow liefert eine actionreiche Fantasy-Geschichtsstunde mit viel Action und Schauwert. 

Blu-ray-Test: Abraham Lincoln Vampirjäger

Harte Ausbildung: Vampirjäger Henry Sturgess (Dominic Cooper, links)
verlangt seinem Schützling Abraham Lincoln (Benjamin
Walker, rechts) so manches Kunststück ab.

Bild: 2D: Der Cinemascope-Transfer erstrahlt mit kräftigem Kontrast, der in Lichtern aber noch nicht überstrahlt. Farben fallen gewollt etwas blass aus und wurden überdies oft bräunlich gefiltert. Nachtaufnahmen sind bisweilen in tiefes Blau getaucht, Szenen in New Orleans in schwüle Orange-Töne.  Auf den Bildern liegt ein weicher Schimmer, der den Film leicht verträumt, aber auch künstlich-digital aussehen lässt. Bisweilen wurden Einstellungen zu den Ecken hin auch weichgezeichnet. Die Kompression leistet sich hier und da Banding-Effekte (17:17). Rauschen ist nur selten sichtbar, dafür raubt ein dezenter Rauschfilter dem Bild etwas Schärfe und Feinzeichnung; nur Nahaufnahmen sind knackscharf.

3D: Die gelungene 3D-Konvertierung überrascht mit guter Raumtiefe und sauberer Staffelung von Objekten wie Personen in unterscheidbare Tiefenebenen. Actionszenen zeigen hier und da schöne Pop-out-Effekte wie umherspritzendes Blut und Funkenflug im Finale auf dem Zugdach. Großes Manko sind die flachen und wenig körperlichen Figuren, die aber noch keine Scherenschnitt-Effekte verursachen und so den 3D-Eindruck zerstören könnten.

Ton: Lincolns Vampir-Tötungen bieten räumliche Effekte mit guter Tiefbass-unterstützung und wuchtiger Dynamik; da schwingt einem die Axt schon mal druckvoll um die Ohren. Der aufbrausende Score spielt schön weiträumig, seidig und zieht den Hörer mitten ins blutige Geschehen. Der englische 7.1-HD-Sound bringt marginale Vorteile bei Räumlich­keit und Auflösung, spielt aber leiser als der deutsche 5.1-Ton.

Extras: Audiokommentar von Autor Seth Grahame-Smith, "Die Entstehung von Abraham Lincoln: Vampirjäger" (75:12), "Das große Unheil" (7:43), Musikvideo (2:54), 3D-Filmausschnitte zu "Prometheus" (1:16) und
"I, Robot" (1,25), Film auf DVD, Digitalkopie.
 

Die Wertung   
Film 4 von 6 Punkten
Bildqualität 4 von 6 Punkten
Tonqualität 5 von 6 Punkten
Bonusmaterial 3 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Fox
Originaltitel Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Laufzeit 105 Minuten
FSK ab 16 Jahren
Bildformat 2,35:1 (1080/24p)
Ton Deutsch DTS 5.1
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
BD-Live nein

 

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