BenQ W5800 (Test)

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Mit Laser-Array-Technologie und verbesserter HDR-Wiedergabe hat es der BenQ W5800 auf die 4KPlatzhirsche von JVC, Sony und Epson abgesehen. Wie sich der Neue schlägt, zeigt unser Test.

BenQ stößt mit dem W5800 in neue Preisgefilde vor. Das taiwanesische Unternehmen ruft für das 2024er-Beamer-Flaggschiff 5.000 Euro auf – und liegt damit preislich auf einer Ebene mit dem Epson EH-LS12000, aber noch gut 1.000 Euro unter den 4K-Einsteigern von JVC und Sony. Mit 10,8 Kilo gehört er nicht mehr zu den Leichtgewichten, auch die Standfläche von rund 50 x 40 Zentimeter ist vergleichbar mit der bereits angesprochenen Konkurrenz. Eine weitere Gemeinsamkeit mit den Mitbewerbern: Lautsprecher und integrierte Apps sind nicht an Bord.

Das Finish ist konsequent in Schwarz gehalten, um unnötiges Streulicht zu unterbinden, welches vom Projektor ausgehen könnte. Für etwas Farbe sorgt ein schicker goldener Ring, der die Aussparung für das Objektiv umfasst. Überhaupt versprüht das elegante Gehäuse viel Exklusivität, so dass es sich ob der flachen Bauform optisch unauffällig ins Heimkino integrieren lässt. Die Leistungsaufnahme liegt bei unserem Test-Sample mit 361 Watt geringfügig über der Herstellerangabe von 350 Watt.

Ausstattung und Technik
Der BenQ W5800 besitzt den bewährten 0,47 Zoll großen DLP-Chip mit Full-HD-Auflösung, der jedoch 3.840 x 2.160 Pixel via XPR-Shift sequenziell projizieren kann. Native 4K-Auflösung ist DLP-Heimkino-Projektoren weiterhin erst in der Preisklasse ab 90.000 Euro vorbehalten, während die LCOS-Beamer von JVC und Sony diese bereits in ihren Einstiegsmodellen bieten.

Die Fernbedienung besitzt eine rot hinterleuchtete Tastatur, so dass auch im dunklen Heimkino eine sichere Navigation möglich ist. Praktisch sind die Direktwahltasten für 3D, Lens (Zoom, Fokus, Lens-Shift), Filmmaker-Modus und Testbilder.

In den Menüs des Benq W5800 ist unter dem Reiter „Bild“ ein spannendes Tool in „Erweiterte Einstellungen“ nutzbar. Dieses heißt etwas nichtssagend: „Empfohlene Farbtemperatur Einstellung“.

Hiermit lassen sich in 11 Stufen Rot, Grün und Blau (RGB) anpassen. Einzelne Graustufen können mit diesem Gamma-Farben-Equalizer präzise angepasst werden. Das Feature funktionierte in unserem Test so gut, dass wir den kompletten Graustufenverlauf inklusive Weißpunkt innerhalb von fünf Minuten trimmen konnten. Das Resultat sind farbneutrale Grauabstufungen von 5 bis 100.

Im Graustufenverlauf sollen RGB um 100 Prozent verlaufen. Im Bildmodus „Filmmaker“ verzeichnen wir einen leichten Grünüberschuss und Blaumangel.

Mit dem Gamma/Farben-EQ erfolgt die Anpassung separat auf jeder einzelnen Stützstelle von 5 bis 100 IRE, anstatt an zwei Punkten wie mit Gain/Offset-Regler.

Für atemberaubende Farben und eine Maximalhelligkeit von 2.600 Lumen soll die neue Laser-Array-Lichtquelle sorgen. Hierbei handelt es sich um blaue Laserdioden und ein gelbes Phosphor-Element. Die Dauer, bis sich die Lichtausbeute mit dieser Hybrid-Technologie halbiert, beziffert der Hersteller mit 25.000 Stunden im Eco-Modus und 20.000 Stunden im hohen Laserlicht-Modus. „CinematicColor“ wurde entwickelt, um die HDR- und HDTV-Farbräume mit jeweils 100 Prozent abzudecken. Dank individueller Werkskalibrierung garantiert BenQ ein DeltaE unter 1,0 für Rec.709 und DeltaE bis 2,0 für den Graustufenverlauf. Auf diese Weise sollen präzise Kinofarben auch zu Hause möglich werden.

Eine isf-Zertifizierung bescheinigt darüber hinaus, dass ein isf-Fachmann eine optimale Anpassung vornehmen kann. Dafür gibt es ein passwortgeschütztes Menü. Wirklich nötig ist dieses Features aber nicht, weil der W5800 über ein vollständiges Sechs-Achsen-Farbmanagement, die üblichen Gain/Offset-Regler und einen Gamma/Farben- Equalizer verfügt (siehe Kasten).

Zudem ist ein Filmmaker-Modus hinterlegt, der Filme mit 24 Bildern pro Sekunde wiedergeben soll, ohne Ruckeln. Unser Testgerät wandelte 24-Hz-Signale allerdings in 60 Hz, was zum typischen Pulldown-Ruckeln führt. Beseitigen lässt sich dieses Ruckeln mit Hilfe der Zwischenbildberechnung, die bei BenQ „Bewegungsverstärker 4K“ heißt und im erweiterten Bildmenü zu finden ist. Das 1,6-fache Zoomobjektiv besitzt 14 Glas linsen, die in sieben Gruppen angeordnet sind und mit Materialien mit geringer Dispersion beschichtet sind. Dies gewährleistet eine überragende Transparenz und exzellente Color Uniformity. Die exklusive HDR-PRO-Technologie von BenQ verbessert das HDR-Erlebnis. Im Zusammenspiel mit dem „Local Contrast Enhancer“ ergibt sich ein eindrucksvolles Ergebnis (siehe Kasten). In Sachen High Dynamic Range werden HGL, HDR10 und HDR10+ unterstützt. Zudem gibt der W5800 3D-Inhalte wieder, die ab Werk mit Rot-Blitz (DLP-Link) dargestellt werden. Überdies kann die modernere RF-Technologie genutzt werden. In diesem Fall ist ein zusätzlicher Emitter nötig, den man im Fachhandel für 100 Euro bekommt.

Für HDTV und HLG/HDR10-Inhalte stehen im „Cinema Master“ hilfreiche Reiter für Farbanpassungen, Bewegungsschärfe und zur Kontrastverbesserung bereit.

Mit HDR10+-Filmen wie „Elvis“ sind die Parameter zur Kontrastverbesserung nicht verfügbar, weil die Anpassung dynamisch für jedes Bild durch HDR10+ erfolgt.

Die beiden HDMI-Eingänge werden von BenQ zwar mit HDMI 2.1 ausgewiesen, allerdings erfüllen sie nicht den vollen Funktionsumfang wie 4K@120Hz. Zwei USB-Schnittstellen, 3D-SYNC-OUT für den Anschluss eines externen Emitters und SPDIF komplettieren das Buchsenfeld. Die übrigen Anschlüsse sind Servicezwecken vorbehalten.

Messerscharf bis zum Rand stellt der W5800 das Bild dar. Darüber hinaus begeistern Tageslichtaufnahmen mit herausragender Plastizität.

Durch das zweistufige Tone-Mapping verbessert BenQ High Dynamic Range. Diese Technologie heißt: „HDR Pro“. Zunächst wird das Original-Signal einer HDR-Szene erfasst. Im Rahmen der anschließenden Postproduktion werden Farben und Kontrast an die Parameter des W5800 angepasst, die dieser darzustellen vermag. Hintergrund: Bildsignale von 10.000 Nits kann kein Heimkino-Projektor auf sinnvoller Bildgröße darstellen. Hier ist oftmals bei einer Lichtausbeute von unter 100 Nits Schluss. Genau in diesen Bereich werden die Signale nun verschoben, so dass der Beamer auch Inhalte zeigt, die zum Beispiel 1.000 Nits hell sein sollen.

Als Nächstes kommt der „Local Contrast Enhancer“ (LCE) ins Spiel. Dieser unterteilt ein Bild in über 1.000 Zonen und analysiert die Helligkeit in jedem Segment. Danach passt LCE das Gamma unabhängig an, um dunkle und helle Details besser zu definieren und die Bildtiefe zu erhöhen.

On Top kommt „Dynamic Black“. Hierbei wird die Lichtleistung des Benq W5800 dynamisch angepasst. In der Praxis harmonieren diese Tools so gut, dass sie „Frame Adapt HDR“ von JVC nahekommen und das in die Jahre gekommene HDR-Prozessing von Sony übertrumpfen.

Sind alle oben genannten Parameter ausgeschaltet, gehen Details in „West Side Story“ verloren (ganz oben). Das ändert sich, sobald alle Tools inklusive lokaler und globaler Kontrastverstärkung aktiv sind. Die Durchzeichnung von Details sowie Kontrast und Bildtiefe nehmen sichtbar zu (oben).

Installation und Bedienung
Dank des vollständig motorisierten Objektivs, was auch bei deutlich teureren DLP-Projektoren keine Selbstverständlichkeit ist, gestalten sich Aufstellung und Bedienung leicht. Zoom, Lens-Shift und Fokus werden bequem mit der Fernbedienung eingestellt. Der Projektor kann eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand vollständig aus einer Distanz von 3,80 bis 6,12 Meter ausleuchten. Leider ist der vertikale Lens-Shift gering bemessen. Wird der Lichtwerfer auf Höhe der Leinwandunterkante oder über Kopf auf Höhe der Oberkante installiert, reicht der Verschiebebereich nicht, um die Leinwand komplett auszufüllen. Dafür muss der Beamer auf Höhe der Leinwandmitte platziert werden, weil das Objektiv zentrisch abstrahlt. Eine Lens-Memory-Funktion wie die Beamer von JVC und Epson besitzt der BenQ nicht.

Die Navigation durch das On-Screen-Menü ist angenehm einfach. Alle Bezeichnungen sind selbsterklärend. Einmal eingestellt, greift der W5800 selbstständig auf die zuletzt genutzten Parameter, wenn von SDR auf HDR oder HDR10+ gewechselt wird. Die Nachlaufzeit beträgt nur drei Sekunden, wenn der Beamer ausgeschaltet wird. Für das Hochfahren braucht er hingegen rund eine Minute.

Licht und Farbe
Mit 2.610 Lumen im Bildmodus „Hell“ übertrifft unser Testgerät die beworbene Maximalhelligkeit geringfügig, ohne einen Grünfarbstich zu erzeugen. Da uns die Farbtemperatur allerdings zu kühl ist, wechseln wir auf den Filmmaker-Modus. Hier wird der Rec.709-Farbraum zu 100 Prozent abgedeckt. Es sind nur geringe Anpassungen nötig, um Perfektion zu erhalten. HDR steht dem nicht nach und deckt den DCI-P3-Farbraum ebenfalls zu 100 Prozent ab. Da BenQ vor Auslieferung jeden W5800 individuell kalibriert, entfällt eine aufwändige Nachkalibrierung. Weitere Anpassungen sind im Grunde nicht nötig, weil Farben und Graustufen sehr gut passen. Mit rund 1.800 Lumen ist der W5800 hell genug, um Leinwandbreiten bis 4,30 Meter in SDR, respektive 3,10 Meter in HDR optimal zu befeuern. Der statische Kontrast fällt mit 1.420:1 (On/Off), 1.250:1 (Inbild) und 280:1 (ANSI) nur mittelmäßig aus. Dynamisch kann der Kontrast allerdings auf 4.220:1 fast verdreifacht werden. Der Schwarzwert ist mit 0,42 Lumen (dynamisch) und 1,26 Lumen (statisch) verbesserungswürdig. Die Farbtemperatur erfüllt mit 6.500 Kelvin die Vorgabe exakt nach unserer Kalibrierung. DeltaE 0,4 (Graustufen) und DeltaE 0,5 (Farbraum) im Durchschnitt bestätigen die Top-Farbdarstellung des W5800. Die Ausleuchtung überzeugt ebenfalls mit 97 Prozent, weil weder Helligkeitsabfall noch Verfärbungen von der Mitte zu den Seiten sichtbar sind.

In „West Side Story“ werden alle Farben originalgetreu reproduziert. Auch dunkle Bereiche weisen alle Details auf.

Neben den üblichen Tools zur Farbanpassung unterstützt der Projektor den „BenQ Color Calibrator“. Mit dieser externen Kalibrierungssoftware kann das Gerät nachträglich eingestellt werden. Ähnlich den Vorbildern von JVC und Sim2 benötigt man dazu ein Notebook, Sensor (Calibrite Display Pro) und Stativ. Die Kalibrierungs-Software bietet BenQ kostenlos zum Download an.

Bildqualität
Als Erstes fällt uns auf, wie leise der BenQ W5800 läuft. Bereits im hohen Laserlicht-Modus ist er mit 28 Dezibel kaum zu hören. Bis in die Ecken bietet er ein messerscharfes Bild. Die Bewegungsdarstellung ist angenehm flüssig mit hinzugeschalteter Zwischenbildberechnung, ohne dass wir einen Seifenoper-Effekt ausmachen. In SDR bietet der Beamer bereits präzise Farben. Mit HDR-Inhalten zeigt er dann, was in ihm steckt. Im Remake von „West Side Story“ erleben wir eine herausragende Farbbrillanz, Schärfe und viel Zeichnung in dunklen Bereichen. Im Sekundentakt tun sich wahre HDRWow- Momente auf. Das satte Rot in der Nachtaufnahme von New York begeistert uns. Über dem „Frankfurters“ sind nicht nur alle Fenster an der Häuserfront erkennbar, sondern auch die Applikationen über der Markise des kleinen Ladens (siehe Bild). Die lokale und globale Kontrastverbesserung leistet hier ganze Arbeit. Ein leichter Grauschleier liegt nur dann auf dem Bild, wenn in Nachtaufnahmen wenige Inhalte ohne Vollaussteuerung vorhanden sind. Sobald beleuchtete Fenster dazukommen oder helle Straßenlaternen, lichtet sich der Schleier vollständig. Tageslichtaufnahmen sprühen nur so vor Farbenpracht. HDR-Inhalte werden von 0 bis 1.000 Nits im Rahmen des Tone Mappings reproduziert. Lediglich in „Sully“ überstrahlen Inhalte auf den Displays ins Weiß, wenn Captain Sully nachts über den Broadway joggt, weil diese oberhalb von 4.000 Nits angesiedelt sind.

„Elvis“ in HDR10+ wird zuverlässig erkannt. Mit unseren Einstellungsempfehlungen für High Dynamic Range gibt es satt leuchtende Goldfarbtöne und strahlende Spitzlichter während der Konzerte. Als Elvis seine Show abliefert, knallt der W5800 die Szenerie in atemberaubender Brillanz und Farbenpracht auf unsere 3,20 Meter breite Cinemascope-Leinwand. Erfreulicherweise kann bei HDR10+ der „Bewegungsverstärker 4K“ hinzugeschaltet werden, ebenso bei 3D-Inhalten. In dreidimensionalen Filmen gibt es keine Crosstalk-Effekte und der Rotblitz zur Synchronisation der 3D-Brille wird zuverlässig geschluckt. In aktuelle Blockbuster wie „Avatar: The Way of Water“ können wir quasi eintauchen.

Der Testbericht BenQ W5800 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 5.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 Sehr gut

BenQ präsentiert mit dem W5800 einen eleganten Heimkino-Beamer mit Laserlichtquelle, der hinsichtlich Schärfe, HDR und Bewegungsdarstellung zur 4K-Konkurrenz von Sony, JVC und Epson aufschließt – zu einem vergleichbaren Preis.

Michael B. Rehders

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